Das Ritual der Toten (Ein Winter-und-Parkov-Thriller, Band 3) – Martin Krüger

AutorMartin Krüger
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 30. Oktober 2018
FormatTaschenbuch
Seiten656
SpracheDeutsch
ISBN978-2919803033

„Es sind nicht die Geister der Vergangenheit, vor denen ich mich fürchte, hatte Parkov gesagt, ich fürchte mich nur davor, nichts von ihnen zu lernen.“ (Zitat Seite 415) at Text

Inhalt

Eine schwer traumatisierte, verwahrloste Unbekannte irrt durch Frankfurt und es enthüllen sich neue Zeichen für das Ermittlerduo Marie Winter und Daniel Parkov. Sie müssen erkennen, dass auch nach der Verurteilung des gefährlichen Mörders, der sich selbst „Professor“ nennt, viele Fragen ungeklärt bleiben. Dann geschieht ein Mord, der einem bestimmten Ritual zu folgen scheint, dessen Wurzeln in Afrika liegen, und das tödliche Spiel eines Wahnsinnigen geht weiter.

Thema und Genre

Ein spannender Thriller, dessen Spuren tief in die Vergangenheit von Parkovs Familie führen. Es geht um Jugenderlebnisse, die prägend sind, aber auch um alte Rituale und vor allem um die Berufsethik in Forschung und Medizin. Rechtfertigen die enormen finanziellen Gewinne wirklich den Einsatz aller Mittel? Schauplätze sind diesmal neben Frankfurt auch London und der Kongo.

Charaktere

Die Ermittler Marie und Daniel mussten lernen, einander zu vertrauen. Wobei Parkov sich nie ganz in die Karten blicken lässt. Er ist unangepasst und der unangenehme neue Chef der Einheit macht die Zusammenarbeit nicht einfacher. Doch die Chemie zwischen Marie und Daniel passt und Marie hat Daniels Schutzschild längst durchschaut und die tiefe Menschlichkeit dahinter erkannt. Ein von den Lesern geschätztes Ermittlerteam aus zwei Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten und ihren eigenen Dämonen.

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung in Zeitrahmen von zwei Wochen ist sehr spannend, mit unvorhersehbaren Wendungen und Verknüpfungen. Als Leser kann man nur den Ermittlungen und Erkenntnissen von Marie und Daniel folgen, eigene Vermutungen anstellen, wird dann aber immer wieder überrascht. Diesmal ergänzt der Autor die Haupthandlung mit einem zweiten, untergeordneten Handlungsstrang, wo Marie dem Polizeitherapeuten einige Vorgänge aus ihrer Sicht schildert, knapp nachdem der Fall gelöst wurde. Tagebuchaufzeichnungen eines Forschers, die Marie liest, erklären die in der Vergangenheit liegenden Zusammenhänge, sodass der Leser ein umfassendes Bild erhält. Der Autor nimmt sich in seinem packenden, einem Thriller angepassten Schreibstil immer wieder Zeit für bildhafte, poetische Beschreibungen, zusammen ergibt das Lesevergnügen pur.

Fazit

Das Thema und die Handlung dieser packenden Thrillerserie sind sehr komplex und man sollte diese Serie von drei Bänden idealerweise in der richtigen Reihenfolge lesen. Auch wenn es genügend erklärende Rückblenden gibt, erhöht das Vorwissen die Freude an diesem sehr klug und gekonnt verknüpften Plot, der den Leser raten und vermuten lässt, aber kaum zu durchschauen ist. Für Leser, die neben der Hochspannung auch sprachliche Qualität schätzen.

Die Schwestern vom Ku’damm“ Jahre des Aufbaus (Die 50er-Jahre-Trilogie, Band 1) – Brigitte Riebe

AutorBrigitte Riebe
Verlag Rowohlt Verlag
Wunderlich
Erscheinungsdatum 23. Oktober 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3805203371

„Man kann die Zeit leider nicht anhalten, sosehr man sich das vielleicht wünscht. Sie zwingt uns in ihren Schritt, und manchmal dürfen wir tanzen, manchmal aber lässt sie uns stolpern.“ (Zitat Seite 259)

Inhalt

Im Juni 1932 wird das neu und großzügig umgebaute Modehaus Thalheim und Weisgerber am Berliner Ku’damm wieder eröffnet – im Mai 1945 ist das Kaufhaus nur mehr ein Trümmerhaufen. Doch Rike, die älteste der drei Thalheim-Schwestern, gibt nicht auf. Sie weiß, dass sich die Frauen gerade in dieser Zeit der Entbehrungen nach dem Luxus eines neuen Kleides sehnen. Als sie durch Zufall Miriam „Miri“ Sternberg, die Tochter von Ruth Sternberg, vor dem Krieg Chefin der Maßschneiderei, wiedertrifft, hat sie eine Freundin und Verbündete. Denn Miriam hat die Begabung ihrer Mutter für Mode geerbt. Nun sind Ideen und Kreativität gefragt, auch bei der Lösung der Familienprobleme.

Thema und Genre

Der vorliegende Familien- und Generationenroman ist der erste Band einer Trilogie, in deren Mittelpunkt jeweils eine der drei Schwestern Thalberg steht. Ort der Handlung ist hauptsächlich Berlin und es wird die Zeit unmittelbar nach Kriegsende geschildert, die politische Situation, der Überlebenskampf der Frauen und die gesellschaftlichen Auswirkungen, aber auch die allgemeine Hoffnung und Aufbruchsstimmung. Die sich anbahnende Teilung der Stadt Berlin ist ebenfalls ein Thema.  

Charaktere

In diesem ersten Band ist Rike die Hauptprotagonistin. Sie ist zielstrebig und ärgert sich, dass ihr Vater sie geschäftlich nicht ernst nimmt, da sie „nur“ eine Tochter ist. Trotz mancher Rückschläge gibt sie nicht auf. Auch Miriam, ihre Freundin, hat nicht nur kreative Ideen und eine Begabung für Mode, sondern arbeitet gemeinsam mit Rike an der Umsetzung. Auch Silvie, die lebenshungrige mittlere Schwester, wird mit langsam ernsthafter und unterstützt die ältere Schwester. Die unterschiedlichen Charaktere des Romans sind stimmig und realistisch geschildert.r

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen reicht vom Mai 1945 bis zum Sommer 1951, mit einem Prolog, der im Juni 1932 spielt. Rückblenden erfolgen in Erinnerungen und Gesprächen der Protagonisten. In einer angenehm zu lesenden Sprache beschreibt die Autorin das Leben der Menschen im zerstörten, hungernden Deutschland nach dem Krieg. Vor allem die positive Aufbruchsstimmung, die Hoffnung auf bessere Zeiten, schildert sie sehr lebendig. Innerhalb der Familiengeschichte gibt es ein Geheimnis, wo Rike plötzlich unlogisch agiert und einige Wendungen zu konstruiert wirken.

Fazit

Ein Familien- und Generationenroman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Am Beispiel der Familiendynastie Thalheim wird das Leben der Menschen in der zerstörten, geteilten Stadt Berlin nach Kriegsende gezeigt, gefolgt von Wiederaufbau und Aufschwung. Ein Frauenroman für entspannte Lesestunden.

Der Engel des Bösen (Ein Winter-und-Parkov-Thriller 2) – Martin Krüger

AutorMartin Krüger
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 17. Oktober 2017
FormatKindle
Seiten566 (Print Aisgabe)
SpracheDeutsch
ASINB072633NM5

„Verzweifelte Zeiten erfordern besondere Maßnahmen – manchmal auch solche, die das geltende Recht ein wenig beugen.“ (Zitat Pos. 1132)

Inhalt

Marie Winter, inzwischen Hauptkommissarin, wird zu einer Online-Liveübertragung gerufen. Eine junge Frau kündigt ihre eigene Ermordung in genau 60 Minuten an, wenn die Kommissarin die Frage „Warum muss diese Frau sterben“ nicht beantworten kann, oder sie innerhalb dieser Frist findet und befreit. Der Mörder trägt eine Clownmaske und es bleibt nicht bei diesem ersten Mord, das grausame Spiel hat begonnen. Bald ist für Marie Winter klar, dass der „Professor“ zurück ist und diesmal ganz Frankfurt in Panik versetzt. Erleichtert ist sie, als sich auch BKA-Hauptkommissar Daniel Parkov zurück meldet und sie in diesem tödlichen Wettkampf gegen die Zeit unterstützt.

Thema und Genre

In diesem zweiten Fall des Ermittlerteams meldet sich der „Professor“ wieder zu Wort, auch diesmal mit kaum lösbaren Rätseln, Zeitdruck und unter den Augen der Öffentlichkeit. In diesem Thriller geht es um Medienpräsenz, moderne Technologien, mentale Manipulation und mögliche Auswirkungen von traumatischen Kindheitserlebnissen.

Charaktere

Marie und der exzentrische, unabhängige Daniel lernen, einander zu vertrauen. Die Kommissarin und ihre Mitarbeiter Isa und Jörg sind ein eingespieltes Team und Freunde. Die Protagonisten sind sehr gut beschrieben und authentisch, auch der wahnsinnige Mörder. Besonders zu erwähnen ist der Schweizer Profiler Urs Maythaler, der allen Kräuterzückerli anbietet und mit „in drei Sätzen“ einen berühmten niederländischen Kollegen, Vanilletee-trinkender Profiler beim BKA Wiesbaden, zitiert.

Handlung und Schreibstil

Der Roman umfasst zwei übergeordnete Teile und fortlaufende Kapitel. Diesmal spielt die Zeit eine wichtige Rolle, es sind zu Beginn insgesamt 54 Stunden und 17 Minuten „bis zum Ablauf des letzten Ultimatums“, in den Überschriften ist der Zeitablauf analog zur Handlung erfasst. Dieser extrem gestraffte Plot erhöht die Spannung zusätzlich. Dennoch nimmt sich  der Autor Zeit für poetischen Beschreibungen: „Die Stille zwischen den Jahreszeiten, ein Innehalten, das Luftholen kurz vor dem Sprung.“ (Zitat Pos. 1193).

Fazit

Auch wer den ersten Band nicht gelesen hat, wird an diesem packenden Thriller Freude haben, denn der Autor gibt genügend Hinweise, um den Leser sofort mit den Figuren und der Geschichte vertraut zu machen. Sicher kein Buch für schwache Nerven, wobei mir sehr gut gefällt, dass die Morde zwar beschrieben werden, der Autor jedoch auf seitenlange blutige Details verzichtet. Dies überlässt er der Phantasie der Leser, er beschreibt nur, soweit es für die Logik der Beweggründe und Zusammenhänge notwendig ist. Auch sprachlich konnte mich der Autor wieder begeistern, durch seine Stimmungsbilder und die humorvollen Dialoge.

Die Gaben des Todes (Ein Winter-und-Parkov-Th riller, Band 1) – Martin Krüger

AutorMartin Krüger
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 18. Juli 2017
FormatKindle
Seiten460
SpracheDeutsch
ASINB071XY47LZ

„Die Zeit lief ihnen davon, unablässig und in aller Stille, wie die Schneeflocken, die sanft in die Spuren des LKA-Dienstwagens auf dem Zufahrtsweg fielen und diese nach und nach verschwinden ließen.“ (Zitat Seite 199)

Inhalt

Es ist Dezember und in der Auslage eines Kaufhauses liegt die weihnachtlich dekorierte Leiche eines jungen Mädchens. Der Mörder nennt sich selbst Dezembermann und kündigt weitere Geschenke an. Er verlangt, dass Daniel Parkov, ehemaliger BKA Hauptkommissar, der vor Jahren aus dem Dienst ausgeschieden ist, die Ermittlungen führt. Marie Winter von der MK1 holt den schwierigen Exzentriker zurück ins Team und eine atemlose Jagd beginnt …

Thema und Genre

In diesem spannenden Thriller geht es um Schuld, Rache und Familie. Auch psychologische Elemente wie die Auswirkungen schwerer Traumata spielen eine Rolle.

Charaktere

In diesem ersten Teil einer neuen Serie lernt der Leser ein neues Ermittlerduo kennen, Marie Winter und Daniel Parkov. Beide kämpfen gegen innere Dämonen, sind zielstrebig und geben nicht auf. Die Charaktere sind stimmig und man fiebert mit ihnen und den anderen Mitgliedern des Teams MK1 mit. Mit Parkov, schweigsam, schräg und trickreich, präsentiert uns der Autor einen neuen sehr speziellen Ermittler.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte ist sehr spannend, realistisch und nachvollziehbar, mit überraschenden Wendungen. Immer wenn die Ermittlungen zwischendurch scheinbar zum Stillstand kommen, weil alle Spuren ins Nichts führen, meldet sich der Dezembermann und treibt die Handlung weiter voran. Ein gekonnt inszenierter Spannungsaufbau in einer flüssigen Sprache erzählt, mit überraschend poetischen Schilderungen.

Fazit

Ein deutscher Autor, ein Thriller  der in Frankfurt und Umgebung spielt, ein neues Ermittlerduo, eine packende Geschichte. Dieses Buch ist ein Pageturner und garantiert jedem Thrillerfan sehr spannende Lesestunden.

Slow Horses, Jackson Lamb Thriller 1 – Mick Herron

AutorMick Herron
Verlag John Murray
Erscheinungsdatum 8. Oktober 2015
FormatKindle, Englisch
Seiten336
SpracheDeutsch (Englisch)
ASINB00X61MZQC

„Things aren’t always black and white, River.“ (Zitat Seite 84)

Inhalt

Man nennt sie „Slow Horses“, jene Mitarbeiter des MI5, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem aktiven Dienst entfernt wurden und nun in den Büros im Slough House Akten sichten. Chef dieser eigenwilligen Gruppe ist Jackson Lamb, eine Legende, nun ebenfalls untätig, doch der Schein trügt. Dies erkennt auch River Cartwright, junger, aufstrebender Agent, der im Slough House frustriert Telefonprotokolle prüfen soll. Denn da wird ein junger Student mit pakistanischen Wurzeln entführt, der binnen 48 Stunden exekutiert werden soll und die Slow Horses werden aktiv.

Thema und Genre

Ein spannender Thriller in der Tradition der klassischen Spionageromane, aber modern und frech. Es geht um Politik, Geheimdienste und ihre Strukturen. „London Rules“ spielen eine wichtige Rolle in diesem Roman, gemeint sind die internen Intrigen, Macht um jeden Preis und mit allen Mitteln.

Charaktere

Mit Jackson Lamb präsentiert der Autor einen richtigen Antihelden, ein ekelhafter Zyniker, den man als Leser trotzdem oder gerade deshalb ins Herz schließt. River ist das junge Pendant, hartnäckig alle Spuren verfolgend, egal wohin sie führen. Sehr gut schildert der Autor, wie dieser Haufen von schwierigen Eigenbrötlern sich plötzlich zusammenfindet, als es darum geht, ein Menschenleben zu retten und auch die Gruppe zu verteidigen.

Handlung und Schreibstil

Kurz werden zu Beginn die einzelnen Mitglieder der „Slow Horses“ vorgestellt, doch damit ist man auch schon in einer sehr spannenden Handlung mit überraschenden Wendungen auch dort, wo man als Leser zu wissen glaubt, was als nächstes passiert. Sprachlich fallen besonders die großartigen Dialoge auf, immer auf den Punkt gebracht, sarkastisch und witzig. Kann ein Thriller auch in einer literarischen Sprachqualität geschrieben sein – dieser hier kann. Auch wenn ich das englische Original gelesen habe, bin ich überzeugt, dass es dem erfahrenen Diogenes Verlag gelungen ist, dies auch in der deutschen Übersetzung umzusetzen.

Fazit

Dieser moderne, spannende Spionagethriller ist die härtere, kompromisslosere Variante des „Kommando Abstellgleis“ der französischen Autorin Sophie Hénaff und macht genau so viel Spaß. Ein packender Pageturner nicht nur für Fans von  realistischen Spionageromanen. Band 1 einer Serie,

Rachewinter – Andreas Gruber

AuthorAndreas Gruber
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 17. September 2018
FormatTaschenbuch
Seiten592
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442486557

„Also nahm Pulaski seinen Anti-Stress-Knetball, den er nach dem letzten Mitarbeitergespräch von der Betriebspsychologin erhalten hatte, und warf ihn so fest gegen die Tür, dass diese zuschwang.“ (Zitat Seite 345)

Inhalt

Ein brutaler Mord an einem Geschäftsmann in Wien und ein junger Mann aus einer sehr begüterten Familie, der die Anwältin Evelyn Meyers bittet, ihn zu vertreten, da er als Mörder gesucht wird, den Mord aber nicht begangen hat.

In Leipzig wird Kommissar Walter Pulaski zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang gerufen. Da er den Toten, dessen Tochter Nina ist die beste Freundin von Pulaskis Tochter, persönlich gut kannte, glaubt er nicht an einen mysteriösen Unfall. Weitere Todesfälle an erfolgreichen Geschäftsleuten folgen und immer wird im Umfeld eine attraktive Frau in einem roten Kleid gesehen. Unabhängig voneinander recherchieren Pulaski und Meyers und lassen sich durch nichts und niemanden aufhalten.

Thema und Genre

Dieser raffinierte Thriller ist der dritte Band aus einer Serie um den Kommissar Walter Pulaski aus Leipzig und die Anwältin Evelyn Meyers aus Wien. Wie immer bei diesem Autor spielen auch psychologische Hintergründe eine wichtige Rolle. Ein Thema ist diesmal die mögliche Beeinflussung der Justiz, Interventionen auf Grund persönlicher Interessen. Es geht aber auch um Vorurteile und das Thema Transgender, denn auch diesmal sind dem Autor neben Spannung auch aktuelle, kritische Aspekte wichtig.

Charaktere

Die erfolgreiche Anwältin Evelyn Meyers hat ein untrügliches Gefühl für Lügen. Dies macht sie unangepasst und auf Druck von oben reagiert sie mit Hartnäckigkeit. Sie hat ein stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Unterstützt wird sie durch ihren ebenso hartnäckigen Assistenten Florian „Flo“ Zock. Kommissar Walter Pulaski, ein zynischer Vegetarier, ist eigentlich im ruhigen Kriminaldauerdienst tätig, da er als alleinerziehender Vater der siebzehn Jahre alten Jasmin kein Risiko mehr eingehen will. Doch wenn ein Fall sein Misstrauen weckt und man noch dazu versucht, ihn am weiteren Ermitteln zu hindern, wird er hartnäckig. Er hat noch Freunde beim LKA, die ihn unterstützen. Diesmal ist er besonders gefordert, da seine Tochter und ihre Freundin eigenmächtig ermitteln, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein.

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen umfasst wenige Tage, was die Handlung zusätzlich strafft. Ein Prolog, fünf Teile mit fortlaufenden Kapiteln und ein Epilog erzählen die Geschehnisse, wobei Zeitangaben den Ablauf zusätzlich strukturieren. Handlungsorte sind Leipzig und Wien. Glaubt man als Leser, die Fakten zu kennen, bringen überraschende Wendungen neue Zweifel und die Hintergründe enthüllen sich langsam, wie Puzzleteile. Gekonnt verknüpft der Autor schließlich die beiden Handlungsstränge. Der rasante Thriller ist packend erzählt, mit einer guten Prise Humor. Die drastischen Morde bleiben teilweise angedeutet und wem das zu wenig gruselig ist, dem bleibt genug Spielraum für die eigene Phantasie.

Fazit

Evelyn Meyers und Walter Pulaski sind nach drei Jahren zurück, noch immer eigenwillig, unangepasst und von einer gefährlichen Hartnäckigkeit. Man kann diesen spannenden Thriller mit Tiefgang auch als Standalone lesen, wird dann vermutlich aber auch die beiden vorhergehenden Bücher lesen wollen. Packende Lesestunden sind garantiert.

Schlüssel 17 (Tom Babylon-Serie, Band 1) – Marc Raabe

AutorMarc Raabe
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 9. Februar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548289137

„Seit dem Mord an Brigitte Riss überschlagen sich die Ereignisse wie in keinem anderen Fall, den sie miterlebt hat.“ (Zitat Seite 426)

Inhalt

Der Domorganist Bernhard Winkler entdeckt eine Tote, die in der Kuppel des Berliner Doms in zehn Metern zu schweben scheint. Kurze Zeit später ist auch Winkler tot.

Tom Babylon vom LKA wird zum Tatort gerufen, soll den Fall jedoch sofort an Jo Morten abgeben, was er jedoch auf keinen Fall tun wird. Denn Tom Babylon hat die Tote gekannt, die Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss, Mutter seiner Jugendfreundin Karin Riss und vor allem, er hat den Schlüssel gesehen, der um den Hals der Toten hängt. Genau diesen alten Schlüssel mit der Nummer 17 hatte seine kleine Schwester Viola in der Hand, als sie vor neunzehn Jahren verschwunden ist. Tom darf zwar weiter ermitteln, ist aber Jo Morten unterstellt. Auf Grund seiner bekannten Neigung zu Alleingängen bei Einsätzen wird ihm Dr. Sita Johanns, die externe psychologische Gutachterin für diesen Fall, als Partnerin zugeteilt, die auf ihn aufpassen soll. Der Fall führt in die DDR-Vergangenheit und einige einflussreiche Personen sind sehr daran interessiert, diese Vergangenheit ruhen zu lassen – um jeden Preis.

Thema und Genre

Dieses Buch ist ein spannender, politisch-psychologischer Thriller, dessen Themen vielschichtig sind. Es geht um vertrauliche Adoptionen in der DDR, Mitwisser, Rache und die psychologischen Nachwirkungen von erlebten Traumata.

Charaktere

Tom Babylon, der noch immer nach seiner Schwester Viola sucht, die man nie gefunden hat, und die Psychologin Sita sind starke, aber psychologisch schwierige Persönlichkeiten. Beide haben persönliche Erfahrungen gemacht, die sie nachhaltig prägen. Zwei misstrauische Einzelgänger, die sich jedoch aufeinander unbedingt verlassen können, wenn es darauf ankommt.

Handlung und Schreibstil

Die Sprache ist ebenso rasant, wie die Handlung. Die Ereignisse finden innerhalb weniger Tage im September 2017 in Berlin statt, wobei Ort und Zeit am Beginn eines neuen Kapitels als Überschrift angegeben sind, wodurch man als Leser den Überblick behält, ohne den Spannungsbogen zu verlassen. Auch die für die Handlung wichtigen Rückblenden tragen Ort und Datum und sind zusätzlich in Kursivschrift gedruckt.

Fazit

Ein Pageturner. Ein Ermittlerteam im Graubereich, jeder mit persönlichen Schwächen, geprägt von vergangenen Erfahrungen. Eine spannende Geschichte, die straff und mit überraschenden Wendungen erzählt wird, bis sich der Kreis schließt.

Das Revier der schrägen Vögel: Ein neuer Fall für Kommando Abstellgleis – Sophie Hénaff

AutorSophie Hénaff
Verlag carl’s books
Erscheinungsdatum 16. Oktober 2017
FormatBroschiert
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3570585726

„Ihre schrägen Vögel bringen ein bisschen Wind in die Sache.“ (Zitat Seite 62)

Inhalt

Nach dem Abschluss des ersten Falles wird diese spezielle Einheit unbequemer, sehr eigenwilliger Ermittler unter der Leitung von Anne Capestan wieder von allen Kollegen geschnitten. Da ruft ihr Mentor, Directeur Buron, sie zum Schauplatz eines neuen Mordes. Sie soll mit ihrer Abteilung parallel zum Team des BRI ermitteln. Als sie den Toten sieht, versteht sie den Grund dafür: es handelt sich um einen pensioniertem hohen Beamten des BRI und – es ist ihr Schwiegervater. Beinahe zeitgleich gab es in einem kleinen Ort in der Provence einen weiteren Mord. Das Team um Capistan, erweitert um ein neues Mitglied, das nicht ohne Grund den Spitznamen „D’Artagnan“ trägt, vermutet sofort einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Morden und ermittelt unbeirrbar weiter, als die BRI bereits einen Mordverdächtigen gefunden und verhaftet hat.

Thema und Genre

Bei diesem Kriminalroman handelt es sich um den zweiten Band einer Serie um eine Gruppe von Ermittlern, die man aus unterschiedlichen Gründen in ihren bisherigen Abteilungen nicht mehr haben wollte, die man aber auch nicht aus dem Polizeidienst entlassen konnte. Wieder geht es um einen Fall, der in der Vergangenheit stattgefunden hat, aber direkt in die Gegenwart führt.

Charaktere

Die Autorin stellt eine Gruppe von Außenseitern, die sie humorvoll und immer auch glaubhaft charakterisiert, in den Mittelpunkt ihrer Romanserie. Gerade diese einzelnen Protagonisten machen den Charme auch dieser Geschichte aus, die durch die Eigenheiten und Schicksale der einzelnen Personen Tiefe erhält.

Handlung und Schreibstil

Trotz der lustigen Szenen und die originellen Eigenheiten der Teammitglieder handelt es sich um eine spannende Geschichte mit bis zum Schluss überraschenden Wendungen. Etwas Besonderes ist das Kapitel 31, in dem es um den 24. Dezember 2012 geht. In Unterkapiteln mit der jeweils genauen Uhrzeit wird der Tagesablauf jedes einzelnen Mitgliedes des „Kommando Abstellgleis“ geschildert.

Fazit

Dieser zweite Fall für das eigenwillige Ermittlerteam bietet wieder spannende, sehr unterhaltsame Lesestunden. Die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe von schrägen Vögeln auf dem Abstellgleis werden auch im zweiten Band gut beschrieben, man muss nicht unbedingt auch den ersten Band gelesen haben.

Lautlose Schreie: Ein Mara-Billinsky-Thriller (Ein Fall für Mara Billinsky 2) – Leo Born

AutorLeo Born
Verlag beTHRILLED
Erscheinungsdatum 1. April 2018
FormatKindle
Seiten465 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB079DQMSR9

„Ich bin nicht hart, sondern faktisch.“ (Zitat Pos. 416)

Inhalt

Ein Mädchen irrt ängstlich durch Frankfurt. Sie ist aus einem Haus geflohen, wo Kinder und Jugendliche unter schlimmen Bedingungen gefangen gehalten werden.

Ein Schweizer Geschäftsmann wird in einem Frankfurter Nobelhotel ermordet.

In einem abgelegenen Gelände bei Frankfurt werden sieben Kinderleichen gefunden – auffällig sind ihre Operationsnarben.

Mara Billinsky, die Frankfurter Ermittlerin vermutet Zusammenhänge und will diesen undurchsichtigen Fall unbedingt aufklären. Doch wer sind die mächtigen Drahtzieher im Hintergrund?

Thema und Genre

Der zweite Band einer sehr packenden Serie, die in Frankfurt spielt. Themen sind diesmal Menschenhandel und illegaler Organhandel. Man muss den ersten Band nicht unbedingt gelesen haben, ein paar gedankliche Rückbkenden erklären das Setting.

Charaktere

Mara Billinsky lebt ihre dunkle Gothic Seite, von den Kollegen wird sie „die Krähe“ genannt, doch inzwischen schwingt da Anerkennung für ihren kompromisslosen Einsatz als Ermittlerin mit. Auch die Gesprächsbasis mit ihrem Chef Klimmt bessert sich. Mit ihrem Kollegen Jan Rosen ist sie nun ein Team, wobei er das ruhige, besonnene Pendant zu ihr ist.

Handlung und Schreibstil

Das Buch ist in vier Teile mit kurzen Einzelkapiteln eingeteilt. Die spannende Handlung findet zeitlich fortlaufend statt, mit mehreren zusätzlichen Handlungssträngen als Teil der Geschichte. Jeder Wechsel erhält ein eigenes Kapitel, dadurch bleiben die Ereignisse chronologisch und übersichtlich. Die flüssig zu lesende Sprache, sowie die sehr realistischen Schilderungen passen zu diesem spannenden Thriller.

Fazit

Auch dieser zweite Fall der eigenwilligen Ermittlerin Mara Billinsky behandelt ein aktuelles Thema und ist sehr spannend geschrieben. Die klare Struktur und die Charaktere mit ihren dunklen Ecken und Kanten reihen Leo Born in die Liste meiner Lieblingsautoren in diesem Genre und ich warte schon auf den nächsten Mara-Billinsky-Fall.

Leuchtturmtage: Ein Nordseeroman (Ein Nordsee-Roman 2) – Anni Deckner

AutorAnni Deckner
Verlag Forever
Erscheinungsdatum 18. November 2016
FormatKindle
Seiten194 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB01MDTO7JT

„Verwundert stellte sie fest, wie einfach es war, ihren Weg zu gehen.“ (Zitat Pos. 634)

Inhalt

Stella Engel wird nach fünfzehn Jahren Ehe von ihrem Mann verlassen und muss innerhalb von zwei Wochen aus dem gemeinsame Haus ausziehen. Sie kehrt in ihren Heimatort Westerhever zurück, wo ihr Bruder Sam den elterlichen Hof führt. Auf der Fahrt nimmt sie den sympathischen Hauke Bergmann mit, dessen Auto eine Panne hatte. Als sie erfährt, dass Haukes Oma aus Gesundheitsgründen ihr beliebtes Cafe nicht mehr weiter führen kann, übernimmt sie es begeistert. Aus Hauke wurde inzwischen ein guter Freund – kann es mehr werden? Allerdings ist da auch ihr Schulfreund aus Kindertagen, der Tierarzt Michael.

Thema und Genre

Ein Wohlfühlroman, der an der Nordsee spielt. Es geht um Neubeginn, Veränderungen und natürlich Liebe.

Charaktere

Die Protagonistin lernt rasch, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und die Dinge positiv zu sehen. Insgesamt sind die Charaktere unkompliziert und easy going.

Handlung und Schreibstil

Der Ablauf der Ereignisse führt den Leser chronologisch und flott durchs Jahr. Fokus ist der Handlungsablauf, auf Details und Beschreibungen verzichtet die Autorin. Entsprechend einfach ist die Sprache, wobei auch der Humor nicht fehlt.

Fazit

Ein Frauen-Wohlfühlroman mit netten Charakteren, den man in wenigen Stunden gelesen hat. Entspannte Ablenkung vom Alltag, natürlich mit Happy End. Ich hätte mir mehr Sorgfalt bei den Details gewünscht und mehr Tiefgang.

Zwischen dir und mir das Meer (Farben des Sommers 2) – Katharina Herzog

AutorKatharina Herzog
Verlag Rowohlt E-Book
Erscheinungsdatum 24. April 2018
FormatKindle
Seiten341
SpracheDeutsch
ASINB077JK58QQ

„Zitronen reifen und blühen gleichzeitig. Ihr Duft hört nie auf.“ (Originalzitat)

Inhalt

Lena Sanders arbeitet im Hospiz auf Amrun. Als Lena noch ein Kind war, ist ihre Mutter eines Tages nicht mehr vom Schwimmen im Meer zurückgekommen und diese Erfahrung prägt ihr Leben. Als sie durch Zufall Jugendfotos ihrer Mutter erhält, beschließt sie, in der italienischen Heimat ihrer Mutter nachzuforschen. Ihre fünf Jahre jüngere, weitgereiste Schwester Zoe erkennt den Ort an der Amalfiküste, wo eines der Fotos aufgenommen wurden. Gemeinsam reisen Lena und Zoe nach Italien auf der Suche nach ihren Wurzeln.

Thema und Genre

Dieses Buch ist ein typischer Frauen-Wohlfühlroman. Das Setting an der Amalfiküste verspricht Urlaubsfeeling, auch der gut aussehende Italiener fehlt nicht. Es geht auch um das Leben der armen Zitronenbauern in den 70er Jahren in Süditalien und um Verlust.

Charaktere

Lena ist einerseits eine Krankenschwester mit der emotionalen Stärke, in einem Hospiz zu arbeiten, andererseits überängstlich, was für mich nicht stimmig ist. Ihre Schwester Zoe ist eine sympathische junge Draufgängerin. Matteo Forloni ist der typische gut aussehende italienische Frauenheld.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte entwickelt sich in zwei Erzählsträngen, Lena im Heute und ihre Mutter Mariella Mitte der 70er Jahre. Beide Geschichten werden abwechselnd erzählt, klar gegliedert durch die Überschriften der Kapitel. Die einfache Sprache liest sich schnell. Die Beschreibungen beschränken sich auf Aussehen und Kleidung der Personen, die wenigen Schilderungen der traumhaft schönen Amalfiküste findet man auch in jedem Reiseführer.

Fazit

Ein Unterhaltungs-Frauenroman für Leserinnen, die dieses Genre schätzen, Romantic Fiction für einen Nachmittag im Strandkorb. Die Handlung und Charaktere sind selbst für Trivia sehr vorhersehbar und bleiben im gängigen Klischee. Ich hatte mir doch etwas mehr erwartet.z

Strandmädchentod (Tony Braun 8) – B.C. Schiller

AutorB.C. Schiller
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 18. Juni 2018
FormatKindle
Seiten418
SpracheDeutsch
ASINB07DSKM4PV

„Du brauchst die Gefahr wie andere ihre Drogen.“ (Zitat Pos. 268)

Inhalt

Chefinspektor Tony Brown muss seinen geplanten Urlaub verschieben. Zwei Kinder finden am Strand von Tallinn eine Tote. Das grausam ermordete Mädchen Bea Hanstetten ist die Tochter eines bekannten österreichischen Unternehmes, die in Estland als Au-Pair gearbeitet hat. Als ein weiteres Au-Pair-Mädchen verschwunden ist, muss Tony Braun die Ermittler vor Ort in Tallinn unterstützen, während Franka Morgen und Jan Faber von Linz aus intensiv recherchieren. Dieser neue Fall führt Tony Brown direkt in die Szene der internationalen Drogen- und Waffengeschäfte, doch wie passt der Mord an Bea in das Gesamtbild?

Thema und Genre

Dieser packende Thriller spielt in Estland und es geht um die mächtige Ostmafia, um Drogen- und Waffenhandel im Milionenbereich. Doch auch die wirtschaftliche Situation der Menschen in Estland ist ein Thema.

Charaktere

Tony Braun ist ein charismatischer, kompromissloser Ermittler, der seine dunklen Seiten hat, jedoch im Umgang mit Jimmy und Kim sicherer und gefestigt wirkt. Eine positive Entwicklung. Sein Kollege in Tallinn, Arto Kaukonen, ist schwer zu durchschauen, da er Probleme hat, die auch seine Ermittlungen beeinflussen.

Handlung und Schreibstil

Wie von diesem kongenialen Autorenduo zu erwarten, ist auch diesmal die Handlung packend, spannend und sehr realistisch. Zwei Handlungsstränge, einer davon in der Ich-Form des Mörders, erhöhen die Spannung, wobei der Prolog des Mörder-Ichs direkt in die Ereignisse führt. Die Sprache beschreibt, wo notwendig, ohne den rasanten Lesefluss zu unterbrechen.

Fazit

Auch dieser neueste Thriller von B.C. Schiller ist ein packender, rasanter Pageturner. Einerseits kann man das Buch nicht aus der Hand legen, andererseits möchte man die Story länger genießen. Für alle Leser, die einen spannenden, sehr gut aufgebauten Thriller mit markanten Charakteren schätzen. Dieser neueste Fall kann auch als Einstieg gelesen werden.

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie, Band 3) – Richard Dübell

AutorRichard Dübell
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 8. Juni 2018
AusgabeTaschenbuch
Seiten656
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548289663

„Träume tragen einen auch durch die finstere Nacht.“ (Zitat Seite 357)

Inhalt

Seit Max Brandow Weihnachten 1918, gerade vierzehn Jahre alt, der elfjährigen Luisa von Briest das Leben gerettet hatte und dabei nur durch ein Wunder überlebt, gehört auch er zur Familie und lebt auf Gut Briest. Die Wirtschaftskrise trifft auch Otto und Hermine von Briest, ihre Detektivagentur bekommt kaum mehr Aufträge und sie müssen damit rechnen, das Gut zu verlieren. Magda von Cramm wartet schon darauf, dieses zu erwerben, ganz im Sinne der verbitterten Feindschaft zwischen den beiden Familien. Ihr Sohn Sigurd von Cramm fährt Autorennen. Auch Max begeistert sich für Automobile, arbeitet als Mechaniker, aber träumt ebenfalls davon, selbst Rennen zu fahren. Luisa dagegen ist vom Film und den neuen Möglichkeiten begeistert, doch vor allem liebt sie Max. Doch sie leben in gefährlichen Zeiten, denn eine neue, extreme Partei ist dabei, Deutschland zu unterwandern …

Thema und Genre

Der dritte Teil der Jahrhundert-Trilogie spielt in der Zeit der Weimarer Republik. Dieser historische Roman umfasst die Jahre 1918 – 1934. Thema sind die extrem schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland mit Inflation und Weltwirtschaftskrise, vor allem jedoch die zuerst versteckt agierenden, dann immer offener und mächtiger werdenden Anhänger der Nationalsozialistischen Partei. Beschrieben wird auch in diesem dritten Band wieder eine wichtige technische Entwicklung, diesmal ist es das Automobil und hier besonders die Autorennen, doch auch die beginnende Filmindustrie ist ein Thema.  

Charaktere

Hauptprotagonisten sind die Mitglieder der beiden verfeindeten adeligen Familien von Briest und von Cramm. Unter den weiteren Protagonisten ist auch der bekannte Filmregisseur Fritz Lang, der sehr realistisch geschildert wird. Insgesamt jedoch sind die Charaktere sehr strikt in Gut und Böse eingeteilt, ohne die Graubereiche des menschlichen Charakters.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in 4 Bücher eingeteilt, dazu ein Prolog und ein Epilog. Jedes Buch trägt eine Überschrift und den entsprechenden Zeitraum und ist in nummerierte Kapitel unterteilt, die jeweils neu mit 1 beginnen.

Die Handlung ist spannend und in einem sich steigernden Bogen aufgebaut, wobei sich die Spannung einerseits durch die Familiengeschichte ergibt, die erzählt wird, andererseits durch die ohnedies aufregenden realen historischen Ereignisse.

Die Sprache erzählt angenehm und flüssig, ergänzt durch detaillierte Beschreibungen.

Fazit

Ein Familienroman und Abschluss einer Generationsgeschichte, eingebunden in eine Episode neuerer deutscher Zeitgeschichte. Eine interessante Lektüre für Leser von historischen Romanen, wobei man diesen dritten Band auch lesen kann, ohne die beiden anderen Bücher zu kennen. Die Charaktere konnten mich allerdings nicht vollkommen überzeugen, ich hätte mir mehr Facetten gewünscht und weniger „gut und edel“.

Immer wenn du tötest: Ein Fall für Targa Hendricks (2) – B.C. Schiller

AutorB.C. Schiller
Verlag Penguin Verlag
Erscheinungsdatum 14. Mai 2018
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3328101635

„Targa ahnt mit einem Mal, dass dieser Auftrag die dunkle Seite ihrer Seele zum Klingen bringt“ (Zitat Seite 84)

Inhalt

Nach ihrem ersten Einsatz ist Targa in Südfrankreich untergetaucht, als Volker Lundt sie anruft. Er ist ihr Vorgesetzter im Sonderdezernat K2 und er braucht sie sofort in Berlin für einen wichtigen Undercover-Einsatz. Man hat drei junge Menschen gefunden, blutleer, drapiert wir ein Gemälde – und tot. Hat die erfolgreiche Künstlerin Freya von Rittberg, die ihre Gemälde mit Blut malt, etwas mit diesen grausamen Morden zu tun? Doch sie hat einflussreiche Freunde. Gelingt es Targa, als persönlicher Bodyguard das Vertrauen von Freya zu gewinnen und heimlich Informationen zu sammeln?

Gleichzeitig ist Targa immer noch auf der Suche nach dem Namen ihres Vaters und als völlig überraschend eine Spur aus dem aktuellen Fall direkt in Targas Vergangenheit zeigt, gerät sie in einen gefährlichen Konflikt …

Thema und Genre

Das Autorenteam hat hier wieder einen spannungsgeladenen Thriller mit Tiefgang geschrieben.  Die Handlung führt in die NS-Vergangenheit und zu einer Institution, deren ideologisch-verbrecherischer Hintergrund auch Jahre später noch nicht umfassend erkannt worden war. Ein wichtiges Thema sind auch die Möglichkeiten, über Social Media bis in Bereiche des Darknet junge Menschen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Hier geht es um harte Mut-Challenges, die mit den bekannten Eiswürfel-Eimern nichts mehr zu tun haben, sich aber durch entsprechende Hypes ähnlich rasch verbreiten. Wieder hinterfragt auch dieser Roman, wie sehr gravierende Ereignisse in der Kindheit das Leben eines Menschen dauerhaft formen können.

Charaktere

Targa hat sich bereits im ersten Band dieser Serie durch ihre Eigenheiten, aber auch ihren Mut, unbeirrbar ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu leben, bei den Lesern einen fixen Platz als spezielle, aber liebenswerte Ermittlerin geschaffen. Diesen Platz teilt sie mit Hund. Doch auch Lundt, ihr Vorgesetzter ist sehr sympathisch, da er in jedem Fall und unerschütterlich für Targa da ist.

Mit der charismatischen Künstlerin Freya hat das Autorenteam hier einen extrem starken Gegenpol geschaffen, einen schillernden Charakter, wie Targa der dunklen Seite zugeneigt.

Diese beiden einprägsamen Frauenfiguren bilden den Kern dieser Geschichte, ergänzt durch weitere dominante und gefährliche Protagonisten, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

Handlung und Schreibstil

Der Thriller beginnt wieder mit einem kurzen Prolog in der Vergangenheit, um dann sofort in die Handlung, 30 Jahre später, einzusteigen. Die Geschichte findet an mehreren Schauplätzen statt, die oft gleichzeitigen Ereignisketten sind verknüpft. Durch die Einteilung in entsprechend kurze Kapitel bleibt der Lesefluss jedoch klar strukturiert und die extreme Spannung, die sich rasch aufbaut, bleibt erhalten. Die Handlung ist durch einige erklärende Rückblicke in den Gedanken des jeweiligen Protagonisten  verständlich und nachvollziehbar.

Der Schreibstil passt zum Genre, doch wird auf den Humor nicht vergessen, zum Beispiel durch die sympathische Nebenfigur Edgar, ein Schauspieler, der seine Rollen nur vor sich drehenden Waschmaschinen lernen kann.

Fazit

Autorenpaare sind immer ein Gewinn für den Leser, weil Geschichten und Figuren, entstanden aus zwei unterschiedlichen Gedankenkreisen, irgendwie anders sind. B.C. Schiller, das kongeniale Thrillerpaar, versorgt uns Leser mit extrem spannenden Page-Turnern, die eine schlaflose Lesenacht garantieren, uns aber gleichzeitig traurig stimmen, wenn das letzte Wort der letzten Seite gelesen ist. Es gab einmal einen Werbespot: „wenn i nur aufhörn könnt“ – dieser Thriller weckt ähnliche Gefühle.

Dunkel Land – Roxann Hill

AutorRoxann Hill
Verlag HarperCollins
Erscheinungsdatum 13. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3959671385

„Wenn ich den Mörder nicht aufspüre, wird er weitermachen. Dann wird es noch zahlreiche solcher Fotos auf zahlreichen anderen Tischen geben.“ (Zitat Seite 136)

Inhalt

Die Literaturwissenschaftlerin Verena Hofer übernimmt eine befristete Anstellung auf Gut Wuthenow, da sie sich hier gleichzeitig um ihre 5 Jahre alte Nichte Amelie kümmern kann, Tochter ihrer verstorbenen Schwester. Sie soll Carl, den Neffen von Frau von Wuthenow auf deren Landgut betreuen und rechnet mit einem etwa 12 Jahre alten Jungen – der sich allerdings als Dr. Carl von Wuthenow, 37, international anerkannter Kriminalist und Profiler entpuppt. Nach einer gefährliche Schussverletzung ist sein Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. Carl hat jedoch keine Zeit für intellektuelle Diskussionen mit der Literaturdozentin, sondern er braucht eine Assistentin, da die Staatsanwaltschaft Berlin dringend seine Hilfe benötigt. So befindet sich Verena schon nach wenigen Stunden mitten in einem aufreibenden, gefährlichen Mordfall, der sie an ihre Grenzen bringt.

Thema und Genre

Dieser spannende Kriminalroman spielt in den Randszenen der Gesellschaft, zwischen Ideologien und Prostitution, legal und illegal. Auch psychologische Aspekte sind ein Thema, sowie der interessante Bereich Kriminologie.

Charaktere

Verena, die manchmal verträumte Literaturdozentin, ist manchmal etwas überbesorgt, wenn es um Amelie geht. Als sie jedoch durch die Ereignisse innerhalb weniger Stunden gezwungen ist, sich mit der harten, brutalen Realität von Ausbeutung und Verbrechen eines etwas anderen Berlin auseinanderzusetzen, wächst sie mit den Herausforderungen. Ihr logisches Denkvermögen beeindruckt rasch auch den anfangs skeptischen Profiler Carl.

Carl von Wuthenow wirkt zwar etwas arrogant und überheblich, aber wenn er diese Distanziertheit aufgibt, ist er einfühlsam und humorvoll.

Die Chemie stimmt zwischen diesen beiden Hauptprotagonisten und sie ergänzen einander bei den gemeinsamen Ermittlungen perfekt.

Auch die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft und Polizei verläuft in diesem Roman sehr positiv, die Autorin verzichtet hier bewusst auf Kontroversen.

Handlung und Schreibstil

Dieses Buch ist eine interessante Mischung zwischen einem hartem Thriller mit Realitätsbezug und einer romantischen Geschichte in einer Wohlfühlumgebung. Die Autorin erzählt die Handlung  in der Ich-Form, aus Sicht der Hauptprotagonisten Vera. Nur dort, wo es um die Morde geht, berichtet ein personaler Erzähler aus der Sicht des Mörders, natürlich ohne zu verraten, wer dieser „er“ ist. Dieser Wechsel der Erzählform ist jedoch gekonnt in den Handlungsverlauf eingebunden, erhöht die Spannung, ohne zu unterbrechen. Dazu kommen überraschende Wendungen, die den Leser in Atem und in Leselaune halten.

Der Zeitrahmen umfasst wenige Tage, wobei der neue Tag jeweils als  Überschrift über die durch das ganze Buch fortlaufend nummerierten, kurzen Kapitel gesetzt ist.

Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, direkte Reden beleben die Handlung, welche durch Schilderungen ausgewogen ergänzt ist.

Fazit

Ein packender Thriller, ein ungewöhnliches neues Ermittlerpaar: die Literaturwissenschaftlerin und der Profiler. Dazu ein Hauch von Romantik zwischen den beiden. Eine Mischung, die spannende Lesestunden und durchaus auch eine lange Lesenacht garantiert. Fortsetzung folgt – hoffentlich.

Die kleine Inselbuchhandlung – Janne Mommsen

AutorJanne Mommsen
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 27. März 2018
FormatTaschenbuch
Seiten228
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499291548

„Ich sehne mich danach, einfach hier zu sein und mitzuerleben, wie das Wasser kommt und wieder geht, jeden Tag aufs Neue.“ (Zitat Seite 148)

Inhalt

Greta Wohlert ist seit über zwanzig Jahren Flugbegleiterin, als sie nach einer plötzlichen Panikattacke spontan einige Tage bei ihrer Tante Hille auf einer kleinen Nordseeinsel verbringt. Tante Hille will sich von der umfangreichen Büchersammlung von Gretas Opa trennen, die in ihrem ehemaligen Ladenlokal gelagert ist. Spontan veranstaltet Greta einen Bücherflohmarkt. Aus den zwei Tagen auf der Insel werden vierzehn Tage und Greta denkt darüber nach, hier zu bleiben und eine Buchhandlung zu eröffnen. Sie trifft Claas wieder, den Freund ihrer Kindheitstage und da ist auch noch Florian, der Flugkapitän. Als sie in alten Geheimnissen forscht, sind nicht alle Inselbewohner begeistert …

Thema und Genre

Der Autor hat eine enge Beziehung zu Nordfriesland, insbesondere zur Insel Föhr, und dort siedelt er auch seine Geschichte von der Buchhandlung am Meer an. Durch seine lebhaften Schilderungen der Landschaft und der Menschen fühlt man sich sofort auf dieser Insel heimisch. Man schmunzelt über die Eigenheiten der wortkargen Friesen und hofft, dass sich die Pläne der Hauptprotagonistin Greta erfüllen.

Handlung und Schreibstil

Der Roman ist in der personalen Erzählform geschrieben, Bezugsperson ist Greta. Der Schreibstil ist unterhaltsam und vergnüglich wie ein Urlaubstag am Meer. Die Entwicklung der Buchhandlung von der ersten Idee bis zur Umsetzung sorgt für Spannung, ebenso wie ein altes Familiengeheimnis, das Greta durch Zufall entdeckt und ergründen will.

Die Inselbewohner schließt der Leser rasch ins Herz, nicht nur Tante Hille, Mitte 70, mit ihrer Vorliebe für T-Shirts, sondern auch die junge Pastorin Carola mit ganz speziellen Literaturvorlieben, die junge Polizistin Ellen, die am liebten Thriller liest, in denen das Böse siegt, die eigenwillige Sandra, die Bücher nach Farben ordnet und noch einige mehr, die Greta als Freunde bei ihrem Vorhaben unterstützen. Etwas Besonderes ist Greta, die ohne langes Zögern, aber dennoch überlegt, den Neubeginn wagt, sich den Traum von einer eigenen Buchhandlung erfüllen will. Auch wenn Schwierigkeiten auftreten und sie nicht immer ganz sicher ist, das Richtige zu tun, verharrt sie nie lange in ihren Zweifeln, sondern macht energisch weiter. Selbst wenn ihre Gefühle manchmal im Tangoschritt Achterbahn fahren, erkennt sie schließlich, was für sie wichtig und richtig ist. Eine wirklich sympathische Hauptprotagonistin, die man gerne durch ihre Geschichte begleitet.

Fazit

„Die kleine Inselbuchhandlung“ ist ein unterhaltsamer Roman für Inselliebhaber und für Leser, die wie ich Bücher aller Genre sammeln, die in Buchhandlungen oder Bibliotheken spielen. Es ist aber auch eine Geschichte für graue Tage, wo wir uns wenigstens in gemütlichen Lesestunden in einen Sommertag am Strand träumen können, in eine kleine Buchhandlung auf einer Insel, wo man sich am Tag der Sonnenwende gegenseitig Bücher schenkt.

Der Schlüssel des Salomon – J.R. Dos Santos

AutorJ.R. Dos Santos
Verlag luzar publishing
Erscheinungsdatum 15. März 2018
FormatTaschenbuch
Seiten
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3946621027

„Wenn es niemanden gäbe, der den Mond anschaut, würde er schlicht und einfach nicht existieren.“ (Zitat Seite 167)

Inhalt

Ein bahnbrechendes, wissenschaftliches Experiment im CERN in Genf muss auf Grund eines plötzlichen Alarms abgebrochen werden. Im Hochsicherheitsbereich liegt ein Toter: Frank Bellamy, Wissenschaftsdirektor der CIA. In der Hand hält er einen Zettel, welcher auf Tomás Noronha hinweist. Damit ist für die CIA klar, wer der Mörder ist: der portugiesische Geschichtsprofessor und Kryptologe.

Eine geheime Jagd auf Tomás Noronha beginnt. Dieser muss nicht nur vor seinen Verfolgern, Spezialagenten der CIA, fliehen, sondern gleichzeitig den Fall aufklären und den wahren Mörder finden. Dazu muss er das Pentakel entschlüsseln, das ihm ein Unbekannter geschickt hatte.

Doch worum geht es hier wirklich? Was genau ist das Quantenauge, das die CIA unbedingt in die Hände bekommen will?

Thema und Genre

Dieser Roman ist ein Wissenschaftsthriller und beschäftigt sich mit den großen physikalischen Entwicklungen im Bereich der Quantenphysik, Teilchenexperimente im Mikrokosmos-Bereich und modernen Theorien in Bezug auf das Universum, was ist Zufall, was ist Realität. Wie passt das menschliche Bewusstsein tatsächlich in dieses Gesamtbild, ist ebenfalls ein Thema. Auf der Suche nach Antworten in Bezug auf den Mord an FRank Bellamy müssen sich Tomás und seine Freundin Maria Flor immer wieder mit den aktuellsten Entwicklungen in diesem Bereich auseinandersetzen.

Der Autor bindet die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik und Bewusstseinsforschung in eine spannende Verfolgungsjagd ein, Tomás wird von erfahrenen CIA Agenten gejagt und die Geschichte hält den Leser bis zum Show-down in Atem.

Charaktere

Tomás Noronha, den der Leser vielleicht schon vom Fall „Einstein Enigma“ kennt, ist ein sympathischer Hauptprotagonist und es fehlt ihm trotz seines umfassenden Wissens jegliche Überheblichkeit. Im Prinzip ist er ein friedlicher, begeisterter Wissenschaftler, doch wenn es die gefährlichen Situationen erfordern, reagiert er schnell und durchaus kreativ.

Handlung und Schreibstil

Wenn man „Das Einstein Enigma“ nicht gelesen hat, ist das kein Nachteil, der vorliegende Roman kann für sich alleine gelesen werden und es gibt einige Hinweise auf die Vergangenheit.

Die Sprache ist packend und liest sich sehr flüssig, aber auf Grund der Thematik ist dieser Thriller doch eine anspruchsvolle Herausforderung an den Leser. Auch wenn die Erklärungen der Schrödingergleichung, des Doppelspaltexperiments und weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Quantenphysik verständlich formuliert sind, kann man nicht so einfach darüber hinweglesen. Doch gerade dieses Thema macht diesen Roman nicht nur extrem spannend, sondern auch hochinteressant. Der Autor wirft hier Fragen auf, über die man bisher vielleicht noch wenig wusste und die zum intensiven Nachdenken anregen, die mit der letzten Seite dieses Romans noch längst nicht abgeschlossen sind.

Obwohl man Genre, Thema und Protagonist mit Dan Browns Büchern vergleichen kann, sind die Geschichten, die uns diese beiden großartigen Autoren erzählen, völlig unterschiedlich und ich sehe das auf jeden Fall positiv, da es noch zu wenig gute Bücher und Autoren in diesem speziellen Genre gibt. 

Fazit

Ein Buch für alle Leser, denen nur ein spannender Thriller zu wenig ist, die sich zusätzlich brisante, interessante Themen wünschen. Nur Leser, denen Origin, der neueste Dan Brown, „zu langweilig“ war, werden auch mit J.R. Dos Santos keine Freude haben.

Aisha (Axel Steen ermittelt, Band 4) – Jesper Stein

AutorJesper Stein
Verlag KiWi-Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. Januar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten560
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462050783

„Er war Axel Steen und er verstand die Prioritäten nicht, die es in ihrer Welt gab und auf die man Rücksicht nehmen musste.“ (Zitat S 382)

Inhalt

Kommissar Axel Steen ist seit neun Monaten zurück im Einsatz und wird an den Tatort eines Mordes gerufen. Erste Recherchen ergeben, dass der Ermordete ein Charmeur mit vielen Frauengeschichten war, doch Axel glaubt nicht an ein Eifersuchtsdrama, als er erfährt, das der Tote bis vor zwei Jahren als Spezialagent an Anti-Terror Einsätzen beteiligt war. Er muss in der Vergangenheit ermitteln, vier Jahre zurück, doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens, kaum vorhandene Unterlagen und immer wieder rät man ihm, sich nicht in Vermutungen und Gerüchte zu verrennen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Kann er seinem neuen Mitarbeiter trauen, Khalid Taleb, der ihm vom PET zu Seite gestellt wird? Wird diese Ermittlung seine persönliche Beziehung zu Henriette Nielsen beeinflussen, ebenfalls PET, die damals an diesem Einsatz beteiligt war? Doch er wäre nicht Axel Steen, ließe er sich durch irgend etwas oder jemanden aufhalten, wenn es darum geht, ein Verbrechen aufzuklären …

Thema und Genre

Dieser spannende Thriller, der vierte Band um Kommissar Axel Steen, ist im Umfeld der aktuellen Anti-Terror Einsätze angesiedelt und stellt auch die Frage, ob der Zweck wirklich alle eingesetzten Mittel entschuldigt. „Wir befinden uns im Krieg, und im Krieg gibt es Verluste.“ (Zitat S 387) Das persönliche Abwägen der leitenden Einsatzkräfte ist ebenfalls ein Thema und die Aufstiegschancen von Kollegen mit Migrationshintergrund wie Khalid, ungeachtet der Qualifikationen. Gesellschaftskritisch erfasst der Autor auch die Entwicklung einzelner Stadtteile von Kopenhagen. Unter der Fülle der Problematiken, die der Autor in dieser Geschichte unterbringen und weiterführen will, leidet die Logik der Handlung an manchen Stellen.

Charaktere

Der Hauptprotagonist Axel Steen, als Ermittler vielen Lesern schon aus den früheren Büchern bekannt, hat sich verändert, versucht weniger verbissen zu ermitteln und bemüht sich um seine Tochter Emma. Er ist aber auch ein von Selbstzweifeln bis hin zu depressiven Momenten Getriebener und genau diese Einblicke in seine Befindlichkeiten, die sich immer wieder in die Handlung schieben, unterbrechen den Handlungsfluss und nehmen dadurch leider auch mehrfach die Spannung aus dem Geschehen. Als bedingungslos korrekter Ermittler, der sich nicht beeinflussen lässt, gefällt er mir sehr gut, seine persönlichen Entscheidungen im Privatleben sind teilweise für mich schwer nachvollziehbar.

Insgesamt sind die Charaktere, sowohl im PET, als auch bei der Kriminalpolizei, gut beschrieben und die Geschehnisse sind durchaus glaubwürdig.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt die Geschichte abwechselnd in zwei Erzählsträngen, den Einsatz 2007 und die Ermittlungen 2011, sodass der Leser mit dem Fortschreiten der Ereignisse im Jahr 2007 ein genaues Bild darüber erhält, was damals tatsächlich vorgefallen ist, während Axel Steen im Zuge seiner Ermittlungen im Jahr 2011 mühsam nachforschen muss, was damals passiert ist und ob es einen Zusammenhang zum aktuellen Mordfall gibt.

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, mit notwendigen kurzen Rückblenden auf Axel Steens frühere Ermittlungen. Das örtliche und gesellschaftliche Umfeld in Kopenhagen ist interessant und gut beschrieben.

Fazit

Ein spannender Thriller, auf alle Fälle für Leser, die Axel Steen schon aus früheren Büchern kennen, jedoch ist es auch kein Problem, mit diesem vierten Band in die Thriller-Serie einzusteigen. Hier wird der Autor Leser ansprechen, die Thriller im Bereich von Geheimdiensten und mit unterschiedlichen, ermittelnden Interessensgruppen schätzen, auch wenn mich der Autor nicht vollkommen überzeugen konnte.

Verfolgung (Millennium, Band 5) – David Lagercrantz

AutorDavid Lagercrantz
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 7. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3453270992

„Erst musste man die Wahrheit kennen. Und dann konnte man sich rächen.“ (Zitat S 181)

Inhalt

Lisbeth Salander sitzt wegen des letzten Falles für zwei Monate im berüchtigten Frauengefängnis Flodberga ein und bemerkt, dass die Gefangene „Benito“ Beatrice Andersson und eine Gruppe rund um sie im Sicherheitstrakt B Mitgefangene terrorisieren. Besonders haben sie es auf Faria Kazi abgesehen, eine junge Frau aus Bangladesch und da auch die Aufsehen wegschauen, greift Lisbeth ein und macht sich Benito zur Todfeindin.

Mikael Blomkvist besucht sie jeden Freitag. Eines Tages erhält sie überraschend Besuch von ihrem alten Vertrauten und Mentor Holger Palmgren, der ihr von völlig neuen Spuren, ihre Kindheit betreffend, berichtet. Lisbeth beginnt zu recherchieren und Mikael unterstützt sie bei ihren Ermittlungen über in wichtiges Forschungsprojekt in der Vergangenheit. Was genau hat Leo Mannheimer, Chefanalyst bei einer Investmentgesellschaft, damit diesem Projekt zu tun? Jemand ist bereit, die Aufdeckung mit allen Mitteln zu verhindern und scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein …

Thema und Genre

Dieser Roman ist der insgesamt fünfte Band aus der Millennium-Serie und der zweite aus der Feder von David Lagercrantz. Auch diesmal gelingt es dem Autor wieder, die Geschichte vom charakteristischen Aufbau bis hin zu den Charakteren im Sinne von Stieg Larsson fortzusetzen.

Diesmal geht es um zwei aktuelle Themen, einerseits die Stellung der Frau in einer traditionellen, muslimischen Familie und andererseits um wissenschaftliche Forschungsprojekte und vor allem um die Frage, wie weit man als Wissenschaftler gehen kann und darf, zählt wirklich nur der Erfolg und das Ergebnis. Was ist mit der ethischen Verpflichtung der Forschung? Ein wirklich zeitlos wichtiges Thema, um welches der Autor seine Geschichte aufbaut.

Charaktere

Char

Handlung und Schreibstil

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, der ein Gespräch zwischen Holger Palmgren und Lisbeth Salander vorausnimmt, welches später im Zusammenhang nochmals genauer geschildert wird. Der Zeitrahmen umfasst nur wenige Tage, er reicht vom 12. bis zum 30. Juni. Der Roman ist in drei Teile gegliedert, diese wiederum umfassen einzelne Kapitel, die jeweils durch eine Datumsangabe definiert und unabhängig von den drei Hauptteilen fortlaufend durch die gesamte Erzählung nummeriert sind. Ein kurzer Epilog beendet die Geschichte. Ergänzend dazu setzt der Autor Rückblenden ein, um den Verlauf mancher Geschehnisse zu erklären.

Der Autor verwendet die neutrale Erzählperspektive, nützt jedoch die einzelnen Kapitel dazu, um Ereignisse zu beschreiben, die mit wechselnden Hauptcharakteren im Mittelpunkt an völlig verschiedenen Orten, jedoch gleichzeitig, stattfinden. Durch diese dicht gedrängte Erzählform ergibt sich ein intensiver Spannungsbogen, der den Leser bereits mit dem Einstieg in seinen Bann zieht und auch diesen fünften Teil der Millennium-Reihe zu einem Page-Turner macht.

Fazit

Bereits beim vierten Band der Millenniums-Serie gab es durchaus kritische Stimmen, die meinten, der Autor käme nicht an Stieg Larsson heran, ich habe das damals schon anders gesehen und auch nach dem Lesen dieses fünften Bandes bleibe ich bei meiner Meinung: mit David Lagercrantz wurde in meinen Augen ein großartiger Nachfolger gefunden, diese spannende Reihe um den Millennium Verlag, den Journalisten Mikael Blomkvist und vor allem die einzigartige Lisbeth Salander weiterzuführen. Ein spannender Thriller, den man nicht aus der Hand legen wird, bis man das letzte Wort des Epilogs gelesen hat.

DNA – Yrsa Sigurdardóttir

AutorYrsa Sigurdardóttir
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 9. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442715756

Kommissar Huldar und Psychologin Freyja, Band 1

Inhalt

Helgi muss an diesem Morgen zu einem wichtigen Meeting. Da sieht er die beiden Söhne des Nachbarn mitten auf der Straße stehen. Seine Frau verständigt die Polizei. Kriminalkommissar Huldar und sein Kollege Ríkhardur werden gerufen, denn die Mutter der beiden Jungen ist grausam ermordet wurden. Unter dem Bett findet Huldar die kleine Tochter der Ermordeten, Margrét, die so zu einer wichtigen Zeugin für die Polizei wird. Kurz darauf wird eine weitere Frau ähnlich brutal ermordet.

Es ist der erste Fall, der Kommissar Huldar als leitendem Ermittler übertragen wird. Ein extrem schwieriger Fall, da es keinerlei Spuren gibt und auch keine Zusammenhänge zwischen diesen beiden Fällen zu finden sind, obwohl es sich um den selben Täter handeln muss. Beinahe unmöglich ist auch die notwendige Befragung von Margrét, erst die Psychologin Freyja kann ein gewisses Vertrauen zu ihr aufbauen.

Doch was hat der Chemiestudent Karl Pétursson mit diesem Fall zu tun, ein begeisterter Amateurfunker, der plötzlich über einen Zahlensender täglich Meldungen erhält, die nur aus Zahlenreihen bestehen, darunter seine ID und die ID Nummern von zwei ihm völlig unbekannten Frauen? …

Thema und Genre

Der bekannten isländischen Autorin ist hier wieder ein atmosphärisch dichter Thriller mit psychologischem Hintergrund gelungen. Thema sind Adoptionen und davon betroffene Kinder. Es geht aber auch im Kinder als Zeugen oder Opfer von Verbrechen, die nur mit äußerster Zurückhaltung und Fingerspitzengefühl von der Polizei einvernommen werden können. Sehr gut geschildert ist auch die Zusammenarbeit mit Kinderpsychologen in Bezug auf Fragenstellung, Interpretation und Glaubwürdigkeit. Themen, die mehrmals und in unterschiedlichen Settings auftreten, sind Familie, der Verlust der Mutter, Zusammenhalt unter Geschwistern.

Charaktere

Der ermittelnde Kommissar Huldar wurde eher durch Zufall mit diesem Fall betraut und ist so plötzlich der Vorgesetzte seiner bisherigen Kollegen. Ihm ist klar, dass es ihm unbedingt gelingen muss, den Fall zu lösen. Dieses Wissen im Hintergrund verunsichert ihn manchmal, lässt ihn ungeduldig werden und je deutlicher es wird, dass sie alle völlig im Dunkeln ermitteln, weil es kaum Spuren gibt, desto größer wird der innere Druck. „Es war sicher angenehm, ein Berg zu sein, der nie in Schwierigkeiten geriet oder Aufgaben übernehmen musste, denen er nicht gewachsen war.“ (Zitat Seite 182)

Auch wenn er in zwischenmenschlichen Beziehungen etwas tollpatschig agiert, ist er ein insgesamt sympathischer Ermittler, dessen Gedankengänge auf der Suche nach dem Täter und auch die Anstrengungen, aus seinen Leuten ein Team zu bilden, authentisch bleiben.

Der immer ernste, sehr korrekte, an den Folgen seiner gerade stattfindenden Scheidung leidende Ríkhardur ist sein Freund und engster Mitarbeiter, der sich vor allem mit der mühsamen Durchsicht aller Unterlagen und Recherchen beschäftigt. Auf Grund eines Vorfalls mit dessen damals Noch-Ehefrau Karlotta hat Huldar ein stetes schlechtes Gewissen gegenüber Ríkhardur, was auch die Zusammenarbeit beeinflusst.

Die junge Psychologin Freyja hat sich vor kurzer Zeit von ihrem Lebensgefährten getrennt und bewohnt die Wohnung ihres Bruders und versorgt seine Hündin Mollý, während dieser eine Gefängnisstrafe absitzt. Obwohl persönlich noch immer von Hulgar enttäuscht und zornig auf ihn, lernt sie seine Arbeit im Zuge der Ermittlungen schätzen.

Karl Pétursson könnte man als Loser bezeichnen, auch er selbst sieht das so. Durch den Tod seiner Ziehmutter aus der Bahn geworfen, quält er sich irgendwie durch sein Chemie-Studium, trifft sich mit seinen einzigen Freunden Börkur und Halli, ähnliche Einzelgänger wie er selbst. Er gibt jedoch die Hoffnung nicht auf, sein Leben ändern zu können, was ihn für den Leser sympathisch macht. Seine wirkliche Leidenschaft ist der Amateurfunk und als er zufällig einen geheimnisvollen Sender abhört, wo jemand eigenartige Zahlenreihen vorliest, scheint für ihn sein Leben endlich wirklich spannend und abenteuerlich zu werden.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt mit einem Ereignis, das 28 Jahre vor der aktuellen Handlung liegt und wo es zunächst keinen erkennbaren Zusammenhang gibt. Dieses Ereignis ist nur dem Leser bekannt, nicht den ermittelnden Kommissaren, sodass es der Phantasie des Lesers überlassen ist, mögliche Verbindungen zu den aktuellen Verbrechen herzustellen. Dadurch beginnt die Handlung spannend und die Autorin hält diesen Spannungsbogen bis zum Finale und Aufklärung aufrecht. Sie entwickelt mehrere mögliche Lösungen, denen sie auch die Ermittler folgen lässt, um sie dann durch einen Twist als falsch zu erklären und statt dessen neue Varianten anzubieten. Dennoch bleibt die Handlung nachvollziehbar und auch die Erklärung der Lösung des Falles ist stimmig.

Die Sprache ist dem spannenden, sachlichen Genre Thriller angepasst, mit detaillierten Beschreibungen der einzelnen Protagonisten, ihres Lebensumfeldes und auch der örtlichen Gegebenheiten. Bei der Schilderung der Morde ist es ihr wesentlich wichtiger, das verzweifelte Schwanken zwischen Angst und Hoffnung der Opfer zu zeigen, als verbale Blutbäder zu verfassen.

Fazit

Ein spannender Thriller einer bekannten Autorin, die Themen und Charaktere geben dem Plot den notwendigen Tiefgang, um ein umfassendes Lesevergnügen zu garantieren.

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