Küstenstill – Elias Haller (Finkel und Silber 1)

AutorElias Haller
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 9. Juli 2019
FormatTaschenbuch
Seiten380
SpracheDeutsch
ISBN-13978-2919801817

„James Bond war nie Profiler – und ich auch nicht. Im Übrigen heißt es Fallanalytiker.“ (Zitat Seite 63)

Inhalt

Hardy Finkel kehrt nach zwanzig erfolgreichen Jahren beim BKA Wiesbaden in seine alte Heimat an der Ostsee zurück. Sein erster Arbeitstag als Kriminalhauptkommissar beim KPI Anklam beginnt mit einem Mordfall. Die grausam präsentierte Leiche der Kindergärtnerin Julia Asmann ist die erste einer Serie und plötzlich steht Hardy Finkel persönlich im Mittelpunkt der eigenartigen Ereignisse, denn über Puzzleteile erhält er geheimnisvolle Botschaften. Was hat dies alles zu bedeuten und welches brutale Spiel inszeniert die Tatperson für die Ermittler?

Thema und Genre

In diesem Ostsee-Thriller geht es um eine Mordserie, die Vergangenheit, Rache, Erinnerungen und Kindheitserfahrungen. Orte der Handlung sind bekannte Hansestätte wie Anklam, Greifswald, Rostock, sowie die Insel Usedom.

Charaktere

Hardy Finkel ist mit einundzwanzig Jahren nach Wiesbaden gezogen, nun kehrt er mit seiner Lebensgefährtin zurück. Zunächst hält ihn die Kollegenschaft in Anklam für einen Besserwisser und begegnet ihm mit Zurückhaltung. Auch die eigensinnige Kommissarin Greta Silber, die privat Kriminalromane schreibt und der er als Ermittlungspartner zugeteilt wird, ist nicht immer einer Meinung mit dem neuen Kollegen. Doch beide sind engagierte, hartnäckige Ermittler, das verbindet sie.

Handlung und Schreibstil

Die rasante, aktuelle Handlung wird durch Rückblenden ergänzt. Die Geschichte führt weit in die Vergangenheit zurück, ist klar nachvollziehbar und schlüssig. Unvorhersehbare Wendungen erhöhen die Spannung. Nicht nur Finkel und Silber, sondern auch wir rätseln beim Lesen, was es mit den Puzzleteilen auf sich hat, die nach und nach auftauchen. Der Schreibstil ist spannend angenehm zu lesen und entspricht dem Genre. Lebendige, authentische Schilderungen der Schauplätze an der Ostsee ergänzen die Handlung.

Fazit

Der packende Beginn einer neuen Serie, die an der deutschen Ostseeküste spielt und durch eine interessant aufgebaute Geschichte, ein sympathisches Ermittlerteam und überraschende Wendungen für spannende Unterhaltung sorgt.

Die heilige Waffe – M.C. Roberts und R.F. Maclay

SerieEin Tom Wagner Abenteuer, Band 1
AutorM.C. Roberts
AutorR.F. Maclay
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 30. Juni 2019
FormatTaschenbuch
Seiten424
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1077190542

„Es waren Menschen dabei, die die Welt so sahen, wie sie ist. Nämlich, dass es kein Gut oder Böse gibt, sondern einfach nur verschiedene Wahrheiten und Wertesysteme.“ (Zitat Seite 397)

Inhalt

Nach einigen gewagten Aktionen wird Tom Wagner, Offizier der Cobra, österreichische Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung, von seinem Vorgesetzten zum Personenschutz anlässlich einer UNESCO Fachtagung in der Hofburg eingeteilt. Notre Dame, Terroranschläge, der Diebstahl des Turiner Grabtuchs und weiterer wertvoller christlicher Reliquien halten Europa in Atem und als Tom zufällig entdeckt, dass in der Schatzkammer die wertvolle heilige Lanze gestohlen werden soll, versucht er, den Raub zu verhindern – als Folge muss die Schatzkammer wochenlang komplett saniert werden. Daher schickt ihn sein Vorgesetzter endgültig in Urlaub. Doch Tom Wagner ist nicht bereit, seine Recherchen aufzugeben und zusammen mit seinem vertrauten Freund Noah, ein hochspezialisierter IT-Fachmann mit internationalen Verbindungen, entdeckt er eine Verschwörung, deren weitweites Ausmaß er nur ahnen kann. Im Mittelpunkt steht eine Legende, das Schwert des Heiligen Petrus, die Zeit drängt und die Gegner sind mächtig und skrupellos und nicht immer ist klar, wer nun auf welcher Seite steht.

Thema und Genre

In diesem actionreichen Abenteuerthriller geht es um Religion, Reliquien, Wertesysteme, Macht und die Möglichkeit einer weltweiten Kontrolle der sensiblen Bereiche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Charaktere

Tom Wagner, als Nummer eins seiner Cobra-Einheit entsprechend ausgebildet, lebt mit seiner Kindheitserinnerung an den Tod seiner Eltern, als er sechs Jahre alt war. Nun, zwanzig Jahre später, sieht er plötzlich den Täter im Zusammenhang mit den Anschlägen und Diebstählen der kirchlichen Relikte wieder. Grund genug für Tom Wagner, intensiv zu recherchieren und allen Spuren zu folgen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt in der aktuellen Zeit und wird durch Rückblenden ergänzt und mit weiteren Details vertieft. Die rasante Handlung führt von Wien in die Schweiz, nach Italien, Tunesien und in die kosmopolitische Hauptstadt Kataloniens, Barcelona. Das österreichische Autorenduo nimmt sich Zeit für interessante Schilderungen der Örtlichkeiten, Sehenswürdigkeiten, Landschaften und der historischen Hintergründe der Relikte. Überraschende Wendungen, immer jedoch im Bereich des nachvollziehbar Möglichen, erhöhen die Spannung. Die Actionszenen mit Tom Wagner im Mittelpunkt sind trotz seiner Ausbildung nicht immer realistisch, bleiben jedoch im logischen Rahmen der bekannten Actionfilme und so entsprechen auch die Schilderungen in dieser Geschichte dem Genre Actionthriller und einer sehr gelungenen Mischung aus spannender Unterhaltung und Lesevergnügen.

Fazit

Ein rasanter Actionthriller mit einem brisanten, realistischen Thema, legendären Relikten, interessanten Schauplätzen, facettenreichen Figuren und überraschenden Wendungen.

Tod auf Madeira: Comissário Torres löst seinen ersten Fall – Tomás Bento

AutorTomás Bento
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum 31. Mai 2021
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3548064314

„Dies war war kein spektakuläres Verbrechen in einem ihrer Bücher. Es war einfach nur ein tragischer Unfall. Nicht erfunden, sondern real.“ (Zitat Seite 72)

Inhalt

Laura Flemming, Autorin von Kriminalromanen, braucht eine kurze Auszeit von Hamburg. Ein Streit mit ihrer Co-Autorin beendet die Zusammenarbeit. Ihren Ehemann Matthias, Hochschulprofessor, überrascht sie im Ehebett mit einer Studentin, die etwa gleich alt ist, wie ihre gemeinsame Tochter Lily. Lily, die gerade ihr Studium abgebrochen hat und für ein Jahr Work+Travel nach Schottland entschwunden ist. Lauras beste Freundin Britta schlägt vor, Laura soll sie doch nach Madeira begleiten, eine Woche mit Britta und ihrem Freundeskreis, anschließend wird Laura alleine drei weitere Wochen Urlaub auf Madeira machen. Die Schönheit dieser Insel begeistert Laura sofort. Da geschieht ein Unfall, oder war es Mord? Laura wittert den Stoff  einen neuen Roman. Der schroffe, etwas überhebliche Comissário Mauricio Torres hält Laura für eine phantasiebegabte Nervensäge. Plötzlich wird im Zuge der Ermittlungen Britta verdächtigt und Laura muss handeln.

Thema und Genre

Dieser facettenreiche Kriminalroman, Band 1 einer Serie, spielt auf der portugiesischen Blumeninsel Madeira.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird chronologisch erzählt und schildert Ereignisse, die innerhalb eines knappen Zeitrahmens stattfinden. Es ist ein klassischer Whodonit-Kriminalroman mit Tat, Ermittlungen, Suche nach dem Motiv und, damit verbunden, nach dem Täter oder der Täterin. Die beiden unterschiedlichen Charaktere und Mentalitäten, Mauricio Torres, der schroffe portugiesische Ermittler mit den sanften Augen und Laura, die deutsche Autorin, eine sehr aufmerksame Beobachterin mit schriftstellerischer Kombinationsgabe, sind stimmig und überzeugen. Interessante, lebhafte Beschreibungen von Madeira ergänzen die Handlung, die durch überraschende Wendungen spannend bleibt. 

Fazit

Eine unterhaltsame, packende Geschichte mit interessanten, facettenreichen Charakteren und Themen. Die perfekte Sommerlektüre mit Flair und hohem Fernwehfaktor, denn sie macht neugierig auf die prachtvolle Blumeninsel Madeira.

Das Buch des Totengräbers: Ein Fall für Leopold von Herzfeldt – Oliver Pötzsch

AutorOliver Pötzsch
Verlag Ullstein Paperback
Erscheinungsdatum 31. Mai 2021
FormatBroschiert
Seiten448
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3864931666

 „Ein Totengräber und eine neugierige Zimmerwirtin als Ermittlerkollegen, dachte er. Fehlt nur noch ein Wiener Schrammelgeiger, dann ist das Panoptikum komplett.“ (Zitat Pos. 4596)

Inhalt

Schon bevor der neue Kollege aus Graz, der ehemalige Untersuchungsrichter Leopold von Herzfeldt, seinen Dienst als Inspektor der Wiener Kriminalpolizei offiziell angetreten hat, kommt er an seinen ersten Tatort, ein totes Dienstmädchen. Der jungen Frau war die Kehle durchgeschnitten worden und in ihrem Körper steckt ein spitzer Holzpfahl. Bald gibt es weitere Tote, immer nach dem gleichen Schema. Gleichzeitig macht der Totengräber Augustin Rothmayer den neuen Inspektor auf einige eigenartige Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Bernhard Strauss, einem Halbbruder von Johann Strauss, aufmerksam und unterstützt ihn mit seinem unerschöpflichen Wissen im Zusammenhang mit dem Tod. Obwohl die Familie Strauss sofort interveniert und die Vorgesetzten Leo von Herzfeldt weitere Ermittlungen in diesem Umfeld verbieten, recherchiert dieser heimlich weiter. Ist es möglich, dass in Wien ein Vampirjäger sein Unwesen treibt und dass diese Fälle zusammenhängen?

Thema und Genre

Dieser erste Band der Totengräber-Serie ist ein historischer Kriminalroman mit Regionalbezug. Er spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Wien.

Charaktere

Die Figur des Leopold von Herzfeldt überzeugt als Ermittler, denn wir erleben hier einen Menschen im Graubereich mit einigen Geheimnissen in seiner Vergangenheit. Brillant in seinen Kombinationen, setzt er die neuesten technischen Ermittlungsmethoden ein, ist engagiert und hartnäckig, aber auch unangepasst, ein Einzelgänger, der sich an die starre, behäbige Beamtenmentalität der Wiener mit ihren Vorurteilen nicht gewöhnen kann und dem es schwerfällt, sich Vorgesetzten unterzuordnen. Ihm zur Seite, oder eher gegenüber, steht der Totengräber Augustin Rothmayer, ein Nachfahre des berühmten Wiener Augustin, der seine jahrelangen Erfahrungen und interessierten Beobachtungen in einem „Almanach für Totengräber“ niederschreibt. Zunächst hält Leo von Herzfeldt den schroffen Urwiener mit Schlapphut, der Mozarts Requiem summt, für einen Spinner, doch er muss seine Meinung ändern.

Handlung und Schreibstil

Die Ereignisse finden im Oktober 1893 statt und enden mit einem Epilog Anfang November 1893. Dieser straffe Zeitrahmen erhört die Spannung. Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus dem „Almanach für Totengräber“ und bietet interessante, durchaus makabre Informationen über die medizinischen Kenntnisse jener Zeit, vor allem im Zusammenhang mit dem Tod und den damit verbundenen Riten und Aberglauben.

Der Autor lässt seine Hauptfigur Leopold von Herzfeldt erst zu Beginn der Handlung von Graz nach Wien übersiedeln. Dies gibt ihm die perfekte Möglichkeit, uns beim Lesen auf die damalige Situation, Alltag, Örtlichkeiten und Menschen in Wien durch die Beobachtungen und Gedanken des Wien-Neulings blicken zu lassen, was diese Schilderungen authentisch, lebendig und unterhaltsam macht. Denn durch Leo werden wir sofort in die typischen Kaffeehäuser und einfachen Beisln versetzt, auf die prächtige Ringstraße und in die Armut und das Elend der Außenbezirke. Der Adel und das wohlhabende Bürgertum tanzen Walzer, die einfachen Leute vergnügen sich im Prater und zu Schrammelmusik. Strizzis und Verbrecher findet man überall. Wir erleben auch die Anfänge des bekannten Wiener Zentralfriedhofs, der erst zwanzig Jahr zuvor eröffnet worden war.

Fazit

Dieser spannende historische Kriminalroman spielt 1893 in Wien und zeigt ein sehr gut und umfassend recherchiertes Bild der berühmten Stadt zwischen Tradition und beginnender Moderne Ende des 19. Jahrhunderts. Originelle Figuren und eine gute Prise Humor vollenden das unterhaltende Lesevergnügen.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 8: Im Schatten junger Mädchenblüte 2 – Stéphane Heuet

AutorStéphane Heuet
Graphic Novel nachMarcel Proust
Verlag Knesebeck
Erscheinungsdatum 14. Juni 2011
FormatGebundene Ausgabe
Seiten48
SpracheDeutsch
ÜbersetzerKai Wilksen
ISBN-13978-3868732634

„Natürlich hatte er in seinem Atelier fast nur hier in Balbec gemalte Seestücke. Ich konnte in ihnen jedoch erkennen, dass der Reiz eines jeden von ihnen in einer Art Metamorphose der dargestellten Dinge bestand, entsprechend derjenigen, die in der Poesie als Metapher bezeichnet wird.“ (Zitat Seite 15)

Inhalt

In diesem zweiten Teil beobachtet der junge, schwärmerische Marcel täglich aus der Ferne eine Gruppe von Mädchen und überlegt, wer sie wohl sein mögen und wie er ihre Bekanntschaft machen könnte. Beinahe hätte er deswegen auch die Einladung des Malers Elstir, ihn im Atelier zu besuchen, nicht angenommen, was nicht nur wegen der Gespräche mit dem Künstler schade gewesen wäre, denn dort trifft er völlig überraschend auf Albertine Simonet und macht endlich ihre Bekanntschaft. Dann lernt er auch alle ihre Freundinnen kennen und verbringt nun jeden Tag mit den Mädchen, bis mit Kälte und Nässe der Herbst beginnt und alle Gäste abreisen.

Thema

1998 begann der französische Autor und Zeichner Stéphane Heuet, fasziniert vom Originalwerk von Marcel Proust, an einer Comic-Adaption zu arbeiten. Inzwischen liegen acht Bücher auch in einer deutschen Ausgabe vor.

Umsetzung

Diese Graphic Novel orientiert sich an Band 2 „Im Schatten junger Mädchenblüte“ des Werkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Es ist das siebente bisher in deutscher Sprache erschienene Buch der Graphic Novel Serie und Stéphane Heuet entwirft in seiner malerischen Umsetzung der sorgfältig ausgewählten Szenen ein großartiges Bild dieser Zeit. Das Leben in den Seebädern, die vielfältigen gesellschaftlichen Vergnügungen, Sport, Spiele, Ausflüge werden in den Zeichnungen lebendig. Der Besuch im Atelier des Malers Elstir schildert die Entstehung bekannter Gemälde des Impressionismus. Auch die Textpassagen schwelgen poetisch wie das Originalwerk.

Fazit

Dieser achte Band der Graphic Novel nach „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust führt uns mit seinen Illustrationen und Textausschnitten direkt in den lebhaften, unbeschwerten Sommer des gesellschaftlichen Strandlebens am Meer, mit kulturellen Veranstaltungen, Einladungen, Ausflügen, und wir sehen den jungen, verliebten Marcel inmitten einer Gruppe von fröhlichen Mädchen.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 7: Im Schatten junger Mädchenblüte 1 – Stéphane Heuet

AutorStéphane Heuet
Graphic Novel nachMarcel Proust
Verlag Knesebeck
Erscheinungsdatum 3. März 2011
FormatGebundene Ausgabe
Seiten48
SpracheDeutsch
ÜbersetzerKai Wilksen
ISBN-13978-3868732627

„Ich war nicht alt genug und noch zu empfindsam, als dass ich schon auf das Verlangen hätte verzichten können, anderen zu gefallen und sie für mich zu gewinnen. Ich besaß nicht die noblere Gleichgültigkeit eines Mannes von Welt gegenüber den Personen im Speisesaal oder den jungen Herren und Damen auf der Strandpromenade …“ (Zitat Seite 13)

Inhalt

Um Marcels durch Asthma angegriffenen Gesundheit zu verbessern, fährt seine Großmutter mit ihm auf Sommerfrische in das Seebad Balbec. Endlich kann er im Ort Balbec selbst die Kirche besichtigen, von der ihm Swann erzählt hatte. Sie wohnen im Grand-Hotel von Balbec direkt am Meer und ordnen sich in den Tagesablauf der gesellschaftlichen Unterhaltungen, Ausflüge und gegenseitigen Einladungen ein.

Thema und Genre

1998 begann der französische Autor und Zeichner Stéphane Heuet, fasziniert vom Originalwerk von Marcel Proust, an einer Comic-Adaption zu arbeiten. Inzwischen liegen sieben Bücher auch in einer deutschen Ausgabe vor.

Umsetzung

Diese Graphic Novel orientiert sich an Band 2 „Im Schatten junger Mädchenblüte“ des Werkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Stéphane Heuet wählt bewusst die beiden wichtigsten Themen aus dem literarischen Vorbild aus, einerseits die impressionistischen Stimmungen des Meeres und der Landschaft des Seebades Balbec, andererseits die genauen, interessierten Beobachtungen des jungen Marcel. Detailliert wird das Verhalten der einzelnen Personen im Rahmen der strengen gesellschaftlichen Normen geschildert, die Mahlzeiten im Hotel, die Einladungen und der Tratsch. Bei diesen belebten Szenen mit vielen Figuren bleibt Stéphane Heuet dem Stil der Ligne claire treu.

Fazit

Dieser siebente Band der Graphic Novel nach „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust macht besonders durch seine Authentizität, die Vielfalt der Themen und Zeichnungen Spaß, da es immer wieder neue Details zu entdecken gibt.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 5: Im Schatten junger Mädchenblüte – Im Umkreis von Madame Swann Teil 1 – Stéphane Heuet

AutorStéphane Heuet
AutorMarcel Proust
Verlag Knesebeck
Erscheinungsdatum 8. April 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten48
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinAnja Kootz
ISBN-13978-3957284198

 „Meine Mutter jedoch verstand das sehr gut; sie wusste, dass ein großer Teil des Vergnügens, das eine Frau daran findet, in ein anderes Milieu als ihr bisheriges einzudringen, ihr abgehen würde, wenn sie nicht ihre alten Bekanntschaften von den verhältnismäßig glänzenden Beziehungen, die an ihre Stelle getreten sind, in Kenntnis setzen könnte.“ (Zitat Seite 41)

Inhalt

Marcel erinnert sich an seinen ersten Theaterbesuch. Mit seiner Großmutter sah er eine Aufführung mit der berühmten Schauspielerin Mme Berma als Phädra. Im Mittelpunkt dieses fünften Buches der Umsetzung des Werkes von Proust als Graphic Novel steht jedoch der kultivierte Herr Swann, der frühere Freund von Marcels Eltern, der durch seine Ehe mit Odette auf seinen gesellschaftlichen Status verzichtet hatte und vor allem das Mädchen Gilberte, die Tochter des Paares. Denn Marcel ist in Gilberte verliebt. Auch die gesellschaftspolitischen Schwerpunkte, die der junge Marcel sehr genau beobachtet und den vielen Gesprächen mit seinen Eltern und deren Gästen entnimmt, sind hier grafisch und textlich umgesetzt.

Thema

1998 begann der französische Autor und Zeichner Stéphane Heuet, fasziniert vom Originalwerk von Marcel Proust, an einer Comic-Adaption zu arbeiten. Inzwischen liegen sieben Bücher auch in einer deutschen Ausgabe vor.

Umsetzung

Diese Graphic Novel orientiert sich an den Bänden 1 und 2 des Werkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Auch in dieser Graphic Novel überzeugt Stéphane Heuet durch die Auswahl der Themen und Szenen und gibt es ein interessantes  Zeitbild der gehobenen Gesellschaft des Fin de siècle in Frankreich. Der Stil der Zeichnungen passt in diese Zeit, die Vorbilder sind die Impressionisten, vor allem die Sammlungen des Musée d’Orsay, die jedoch im Stil der Ligne claire umgesetzt werden.

Fazit

Auch dieser fünfte Band der Graphic Novel nach „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust macht viel Freude und überzeugt.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band I: Combray – Stéphane Heuet

AutorStéphane Heuet, Marcel Proust
Verlag Knesebeck
Erscheinungsdatum 19. August 2010
FormatGebundene Ausgabe
Seiten72
SpracheDeutsch
ÜbersetzungKai Wilksen
ISBN-13978-3868732610

„Es ist verlorene Liebesmühe, unsere Vergangenheit heraufbeschwören zu wollen. Alle Anstrengungen unseres Geistes sind vergeblich, Sie verbirgt sich außerhalb seiner Reichweite, in irendeinem unvermuteten Gegenstand.“ (Zitat Seite 13)

Inhalt

Viele Jahre lang erinnert sich Marcel, wenn er nachts aufwacht und nachzudenken beginnt, nur an sein Zimmer in Combray, die abendlichen Rituale des Zu-Bett-Gehens. Bis er eines Tages seine Mutter besucht, ein Stückchen einer Madeleine in seinen Tee taucht und plötzlich kehren die Erinnerungen an seine Jugendzeit lebhaft und mit allen Gefühlen und Gerüchen zurück.

Thema

1998 begann der französische Autor und Zeichner Stéphane Heuet, fasziniert vom Originalwerk von Marcel Proust, an einer Comic-Adaption zu arbeiten. 2012 waren sechs Bände als Graphic Novel in französischer Sprache erschienen, die seit 2014 auch in einer deutschen Ausgabe vorliegen.

Umsetzung

Diese Graphic Novel orientiert sich an Band 1 des Werkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Durch seine Auswahl der für ihn wichtigen Kernszenen, die er textlich und zeichnerisch umsetzt, und auch den Aufbau der Bildfolgen, gelingt es Stéphane Heuet, die Stimmung des Originalwerkes einzufangen. In der berühmten Szene, als Marcel plötzlich durch den Geruch und dann Geschmack eines in Tee getauchten Stückchens einer Madeleine auch in die Erinnerungen an seine Kindheit eintaucht, fühlen auch wir uns sofort in diese besondere Situation versetzt. Der Stil der Zeichnungen erfasst die damalige Zeit bis in das kleinste Detail, ist gleichzeitig modern und einfühlsam und verbindet sich mit dem Text zu einer Einheit, die mich von der ersten Seite an begeistert hat.

Fazit

Eine sprachlich und zeichnerisch überzeugende, interessante und lebendige Umsetzung des Originaltextes, in deren Bildersprache man sofort eintaucht, immer wieder neue Details entdeckend. Für mich ist es gleichzeitig eine späte Anregung, mich doch noch auf das Originalwerk einzulassen, denn diese Graphic Novel macht auch neugierig.

Der Kryptologe – Elias Haller, Arne-Stiller-Thriller Band 1

AutorElias Haller
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 13. April 2021
FormatKindle
Seiten380 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB08KH6LGW7

„Der Täter hatte vier Zahlen hinterlassen. Zweifellos handelte es sich um eine Botschaft. Eine Botschaft als Kryptogramm.“ (Zitat Seite 50)

Inhalt

Annalena Winzer liegt tot in einem Abwasserkanal nahe der Dresdner Oper. Bekleidet ist sie mit einem schwarz-roten Rüschenkleid, das auf die aktuelle Inszenierung der Oper „Der feurige Engel“ hinweisen könnte, und in ihre Fußsohlen und Handflächen sind Zahlenkombinationen eingeritzt. Zuletzt besuchte sie mit ihrer achtjährigen Tochter Liliana  ein Einkaufszentrum und das Kind ist seither verschwunden. So hat der unangepasste Kriminaloberkommissar und Kryptologe Arne Stiller, gerade erst nach einer einjährigen Zwangspause in den Dienst zurückgekehrt, sofort einen brisanten Fall  zu lösen. Die Zeit drängt, will man das Kind noch lebend finden.

Thema und Genre

In diesem Thriller geht es um Kindheitstraumata, Psychologie, Gewalt, Rache, Dresden, die Oper und um die Kryptoanalyse.

Charaktere

Arne Stiller, Kryptologe, ist ein frustrierter, nicht teamfähiger Außenseiter. Er vertieft sich sofort intensiv und unbeirrbar in die Ermittlungen, für diplomatische Höflichkeiten hat er keine Zeit, wenn es um das Leben eines Kindes geht. Unterstützt wird er von seiner neuen Kollegin Inge Allhammer, sechzig Jahre alt, Alkoholproblem, ebenfalls eine schwierige Außenseiterin.

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung wird in sehr kurzen Kapiteln und im genauen Zeitablauf erzählt. Es stehen jeweils entweder die Ermittler oder die Täterperson im Mittelpunkt eines Kapitels. Die Ereignisse beginnen am Sonntag um 12.45 Uhr und enden mit einem rasanten Showdown, der am Donnerstag der selben Woche um 21.05 Uhr beginnt, am Freitag Vormittag folgt dann die Schlussbesprechung der Ermittler, welche die Ergebnisse mit noch fehlenden Details ergänzen. Parallel zu den aktuellen Geschehnissen führen Rückblenden zu Ereignissen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben. Überraschende Wendungen sorgen für Rätsel und zusätzliche Spannung, doch manchmal verlieren die Fakten dadurch an logischer Glaubwürdigkeit. Der Autor ist bekannt für seine deutlich bis ins kleinste Detail geschilderten Tatszenarien, diesen Stil behält er auch in dieser neuen Serie bei.

Fazit

Dieser packende psychologische Thriller ist der Beginn einer neuen Serie, in deren Mittelpunkt der Kryptologe Arne Stiller steht.

Die letzte Prophezeiung des Isaac Newton – Darius Quinn

AutorDarius Quinn
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 27. März 2021
FormatTaschenbuch
Seiten538
SpracheDeutsch
ISBN-13979-8728862574

„Er wird Apophis genannt und ist so groß wie das Empire State Building, hat eine Masse von rund 500 Millionen Tonnen und rast mit 25.000 Kilometern pro Stunde auf die Erde zu.“ (Zitat Seite 172)

Inhalt

2022, drei Jahre nach den Ereignissen um die letzte Prophezeiung des Nostradamus, ist Frank Fischer nach München gezogen und wieder mit Lena Gerber zusammen. Eines Tages wird sein gemütliches Frühstück durch zwei Kripobeamte gestört, die ihm eine Kopie eines sehr alten Schriftstücks zeigen, eng beschrieben, altenglisch – Isaac Newton sagt für 2029 das Ende der Welt voraus. Als Frank zu recherchieren beginnt, entgeht er knapp einem Anschlag. Agent Jack Cooper ist klar, dass es irgend einen Zusammenhang mit den vergangenen Ereignissen und der Guardia geben muss. Als Cooper dann die geheime Information erhält, dass CAIQOS, ein System modernster Quantencomputer, eigenmächtig die eigene Programmierung von vier Stunden auf sieben Jahre geändert hat und für das Jahr 2029 eine Weltkatastrophe voraussagt, wissen sie: es gibt wieder eine Prophezeiung, eine reale Bedrohung der Menschheit und einen mächtigen Gegner, der skrupellos die eigenen Interessen verfolgt.

Thema und Genre

Dieser Technothriller spielt in der nahen Zukunft ab 2022 und ist der zweite Band einer Serie. Themen sind wieder KI, modernste Forschung und neue Technologien, Raumfahrt und natürlich die Hinweise aus der Vergangenheit.

Charaktere

Frank tritt gerade eine neue Stelle im Deutschen Museum München an, während Jack Cooper noch immer nach dem erschwundenen Alberto sucht, Oberhaupt des mächtigen Geheimordens Guardia. Lena arbeitet als Laborleiterin in einem neuen Unternehmen, doch scheint sie das Abenteuer zu vermissen. Der neue Einsatz bringt rasch mehr Action, als Lena sich vorstellen konnte, und verlangt den sympathischen Hauptfiguren nicht nur großen  Mut ab, sondern sie müssen Entscheidungen treffen, die ihr gesamtes Leben nachhaltig verändern.

Handlung und Schreibstil

Die spannende Geschichte wird in mehreren Handlungssträngen erzählt, die an unterschiedlichen Orten spielen und teilweise bereits 2017 stattfinden. Zusammenhänge und Erklärungen können beim Lesen zunächst nur vermutet werden, bis sich die Ereignisse nach überraschenden Wendungen in die aktuellen Geschehnisse einfügen. Die Handlungsorte sind München, London, Jerusalem, Athen, die USA und noch weiter entfernt. Man merkt auch bei dieser zweiten Prophezeiung die genaue, ausführliche Recherchearbeit und wenn der Autor dann gekonnt Fakten, Daten und Fiktion zu einer komplexen Geschichte verknüpft, bleibt diese durchwegs logisch nachvollziehbar und glaubwürdig.

Fazit

Dieser packende Technothriller mit Science-Fiction-Elementen ist eine interessante Mischung aus historischen und aktuellen Fakten und wissenschaftlich theoretisch möglichen, aber fiktiven Zukunftsszenarien.

Der Schwur – Sunil Mann

AutorSunil Mann
Verlag GRAFIT
Erscheinungsdatum 24. Februar 2020
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894256760

„Die Madames zahlen ihren Schützlingen die Reise aus einem afrikanischen Land und schlagen großzügig Provision drauf. Hier werden sie dann mit der Realität konfrontiert.“ (Zitat Seite 162)

Inhalt

Als die Flugbegleiterin Marisa Greco durch Zufall Bashir Berisha kennenlernt, Türsteher in einem Klub und Privatdetektiv, erkennt sie das Potenzial, um mehr aus seiner Detektei zu machen. So entsteht die gemeinsame „Agentur für unliebsame Angelegenheiten“. Rasch haben sie erste, wenn auch sehr unterschiedliche, Aufträge. Dann kommt die Nigerianerin Joy zu ihnen. Ihre jüngere Schwester Faith ist auf dem Weg nach Europa und Joy will mit allen Mitteln verhindern, dass Faith hier ihr Schicksal teilt. Bashir muss Joys Koffer aus einer Wohnung holen, denn ihr Reisepass war ihr vor Jahren abgenommen worden und befindet sich, zusammen mit ihren alten Sachen, in diesem Koffer. Bashir bekommt den Schlüssel und muss pünktlich, auf die Minute genau, vor Ort sein. Alles geht glatt, doch als Bashir den beschriebenen Schrank öffnet, in dem Koffer auf Koffer gestapelt sind, sieht er zwei rosa Koffer. Bashir hört Schritte, die Zeit drängt, er nimmt einfach beide Koffer mit und löst damit eine Reihe von lebensgefährlichen Ereignissen aus.

Thema und Genre

In diesem politischen Kriminalroman geht es um aktuelle Themen wie die internationale Flüchtlingspolitik, Menschenhandel, Unterdrückung und Gewalt an Frauen, Politik und politischen Populismus, und die Szene der Verbrecherorganisationen in Zürich.

Charaktere

„Er eher wortkarg und ernst – manchmal zu wortkarg und ernst, wie Marisa findet -, sie lebenslustig und redselig – manchmal zu redselig, wie Bashir findet -, sie hat Fantasie, er analytisches Denkvermögen, sie hat den guten Geschmack, er verfügt über technisches Geschick.“ (Zitat Seite 48) Besser als der Autor selbst kann man die beiden Hauptfiguren nicht beschreiben. Seine unterschiedlichen Figuren werden beim Lesen sofort lebendig, sehr treffend beobachtet und realistisch ist zum Beispiel auch Andrea Graf beschrieben, die ehrgeizige Politikerin.

Handlung und Schreibstil

Der Zeitrahmen ist straff und knapp, die Abläufe nachvollziehbar. Die packende Handlung zeigt die intensive und extrem genaue Recherche, das Fachwissen, nicht nur die Situation in der Schweiz betreffend, sondern auch im Hinblick auf die internationalen Vorgänge. Die Geschichte wird in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt, im ersten wird der Weg von Faith geschildert, einem Mädchen aus Nigeria auf dem beschwerlichen, von Schleppern organisierten Weg nach Europa, die versprochene Arbeit als Friseurin gibt Hoffnung. Diese Ereignisse beginnen bereits Monate vor der zweiten Geschichte, in der es um das aktuelle Geschehen in Zürich geht, wo einerseits das Detektivteam Marisa und Bashir, sowie Joy im Mittelpunkt stehen, andererseits, davon getrennt, eine weitere Geschichte, in deren Mittelpunkt Andrea Graf steht, die nach einer Pause politisch wieder durchstarten will. Die einzelnen Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt und ergeben, in Verbindung mit erklärenden Fakten und privaten Episoden der beiden Ermittler, eine komplexe, sehr spannend zu lesende Geschichte.

Fazit

Ein packender, komplexer politischer Kriminalroman mit brisanten aktuellen Themen und kompetent recherchierten Hintergründen.

Das Gebot – Sunil Mann

AutorSunil Mann
Verlag GRAFIT
Erscheinungsdatum 23. März 2021
FormatTaschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894257743

„Sie müssen ihn aufhalten, unbedingt! Der Mann ist eine tickende Zeitbombe, eine Gefahr für das ganze Land!“ (Zitat Seite 128)

Inhalt

Die Agentur für unliebsame Angelegenheiten der Geschäftspartner Marisa Greco und Bashir Berisha hat nach dem coronabedingten Lockdown kaum Aufträge. Beide Privatermittler nützen diese Zeit, in der die Agentur ruht, für persönliche Recherchen. Bis Marisa einen Anruf von Bashir erhält, sie haben einen neuen Auftrag. Das vermögende Ehepaar Bodmer hat zuletzt vor drei Jahren und vier Monaten etwas von ihrem Sohn Erich gehört, einige Monate zuvor war er auf eine Weltreise aufgebrochen. Nun hat er in Zürich Geld abgehoben. Marisa und Bashir sollen Erich finden. Rasch ergeben erste Ermittlungen in Erichs Freundeskreis, dass Erich sich plötzlich intensiv und verbissen mit dem Islam beschäftigt hat, neue Freunde gefunden, und seither in Syrien für den IS kämpft. Jetzt ist er zurück, untergetaucht, und je näher die beiden Privatermittler seinen Spuren kommen und Schritt für Schritt die Zusammenhänge aufdecken, desto gefährlicher und realer wird die Bedrohung für sie, und nicht nur für sie.

Thema und Genre

In diesem politischen Kriminalroman geht es um die Radikalisierung junger Menschen und um die Hintergründe, die dazu führen, dass diese zu fanatischen Kämpfern für den Islam werden. Auch Politik und Waffenlieferungen sind Themen.

Charaktere

Die verwitwete Marisa sorgt alleine für ihren Sohn Luca. Der Unfalltod ihres Mannes vor mehr als zwei Jahren hat sie mit einigen offenen Fragen zurückgelassen. Bashir war fünfzehn Jahre alt, als er von seinem gewalttätigen Vater aus der elterlichen Wohnung geworfen wurde und heute noch versucht er, seine Mutter vor diesem Mann zu schützen, auch gegen ihren Willen. Die beiden sind ein sympathisches Team und sind, ebenso wie alle weiteren Figuren dieser Geschichte, authentisch und realistisch, ihre Handlungen nachvollziehbar. Man spürt beim Lesen, dass sich der Autor einfühlsam und intensiv mit menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle Handlung spielt in der Zeit zwischen Ende März und der zweiten Aprilhälfte in Zürich und wird durch einen parallel verlaufenden Erzählstrang ergänzt, der Episoden in Syrien schildert. Auch die aktuellen Ereignisse betreffen zunächst unterschiedliche Themenkreise, einerseits die Vorbereitungen des IS-Rückkehrers, die Ermittlungsarbeit des Agentur-Teams, und andererseits die Tätigkeit der Politikerin Andrea Graf, die heuer Ehrengast beim Zürcher Sechseläuten ist und in einer anderen Sache ebenfalls die Agentur mit Nachforschungen beauftragt hat. Der knappe Zeitrahmen und die in Details einfließenden, immer neuen Informationen, bis sich schließlich die Handlungsstränge schließen, ergeben eine packende, brisante, sehr genau recherchierte Geschichte. Ausführliche Dialoge, in denen der Autor auf die Problematik seiner Themen aufmerksam macht, und die interessanten Erklärungen zum Sechseläuten, dem traditionellen Frühlingsfest in Zürich, ergänzen die straffe Handlung.

Fazit

Ein vielschichtiger, interessanter gesellschaftspolitischer Kriminalroman mit aktuellen Themen und einem authentischen, sympathischen Ermittlerteam, packend erzählt.

Höllenkind – Veit Etzold

AutorVeit Etzold
SerieClara-Vidalis-Thriller
Verlag Knaur Taschenbuch
Erscheinungsdatum 1. April 2021
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-342652409

„Doch das, war jetzt über ihn hereinbrach, war deswegen so perfide, weil es ebenfalls eine Konstanz hatte. Eine Konstanz des Bösen.“ (Zitat Seite 178)

Inhalt

Clara Vidalis, Hauptkommissarin und Expertin für pathopsychologische Serienmörder, wird nach dem Blutgott-Fall vorübergehend suspendiert und nützt diese Gelegenheit, sich endlich Florenz anzusehen. Doch der Urlaub währt nur kurz, denn Kardinal Julio Valera bittet sie um Hilfe. Es hätte ein großartiges gesellschaftliches Ereignis werden sollen, die Hochzeit zwischen den beiden mächtigen alten Adelshäusern Sforza und Visconti, in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Doch einige Schritte vor dem Altar bricht die Braut blutüberströmt zusammen und stirbt. Ein Fall für die Expertin Clara Vidalis, die im Auftrag des Vatikans den offiziellen Ermittler Commendatore Adami aus Florenz, unterstützen soll. Es bleibt nicht der einzige Mord im Umfeld der berühmten Familie Visconti und immer nimmt der Täter Bezug auf Verse aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Der alte Patriarch, Paolo Visconti, spricht vom Satan, doch an den glauben weder Clara noch ihr Mann, der erfahrene Profiler Dr. Martin „MacDeath“ Friedrich, der mit ihr gemeinsam ermittelt.

Thema und Genre

In diesem Thriller, dem Band 8 der Serie um die Patho-Psychologin Clara Vidalis, geht es um Familiengeheimnisse, Macht und Rache. Auch Dantes bekannte Dichtung „Divina Commedia“ spielt eine Rolle. Hauptschauplätze sind Florenz und Rom.

Charaktere

Obwohl sie vom Dienst beurlaubt ist und sich auf zwei Wochen Sightseeing und Einkaufen gefreut hatte, ist die erfahrene, sympathische Clara Vidalis sofort bereit, den Ermittler in diesem ungewöhnlichen Fall zu unterstützen und zieht auch ihren Ehemann MacDeath hinzu. Alle Figuren diese Geschichte sind komplex, aber im Zusammenhang mit den Hintergründen ist ihr Verhalten realistisch und nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Kurze Kapitel, drastische Schilderungen und zwei Handlungsstränge erzählen eine packende Geschichte. Der zweite Erzählstrang, ebenfalls aktuell und zeitnah geschildert, spielt in Rumänien und ergänzt die Hauptgeschichte, welche die in einem straffen Zeitrahmen ablaufenden Ereignisse und Ermittlungen zum Inhalt hat. Die Sprache passt zum Genre, die Taten werden, wie wir es von diesem Autor kennen, gekonnt bis ins Detail zelebriert. Die psychologischen Aspekte und Überlegungen sind interessant, unterbrechen aber nie die Spannung. Dies gilt auch für die fachlichen Details zu den betreffenden Versen in Dantes berühmtem Werk, das dem Täter als Vorbild dient.

Fazit

Ein packender Thriller, ein neuer, geheimnisvoller Fall für Clara Vidalis und MacDeath mit interessanten Hintergründen und italienischem Flair. Es handelt sich um das neueste Buch aus einer Serie, die Handlung ist jedoch in sich abgeschlossen und garantiert auch als Einzelthriller spannendes Lesevergnügen.

Das kleine Friesencafé“ (Die kleine Friesencafé-Reihe 1) – Janne Mommsen

AutorJanne Mommsen
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 16. Februar 2021
FormatBroschiert
Seiten272
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499003950

„In Wirklichkeit war der Gedanke, Backen und Malen an einem Ort zu verbinden, natürlich illusorisch, aber spinnen durfte sie ja.“ (Zitat Seite 69)

Inhalt

Julia Koslowski führt gemeinsam mit ihrer Oma Anita ein Blumengeschäft in Gelsenkirchen, doch jetzt braucht sie eine Auszeit. Julias jung verstorbene Mutter hatte mit der damals einjährigen Julia eine Mutter-Kind-Kur auf der Insel Föhr gemacht und daran erinnert sich ihre Oma, als sie ein altes Heft von Julias Mutter findet, das Tagebuch mit Zeichnungen aus diesem Urlaub. Julia reist auf die Insel Föhr, um die dargestellten Örtlichkeiten zu erkunden und zu malen. Zufällig entdeckt sie eine alte, restaurierte Scheune, das perfekte Atelier für sie, doch der Besitzer, der gerade pensionierte Kapitän Hark Paulsen will unbedingt seine Ruhe haben. In einem unbedachten Moment stimmt er jedoch zu und vermietet die Scheune an sie. Jetzt kommt auch noch Oma Anita nach mit alten, nie benützten Möbeln, in ihrer Jugend hatte sie davon geträumt, in Paris ein Café zu eröffnen. Rasch füllt sich die Scheune mit Bildern, Torten, Kuchen und vielen Gästen. Kann das gut gehen, denn für Kapitän Paulsen sollte diese Scheune ein Ort der Stille sein …

Thema und Genre

In diesem Wohlfühlroman geht es um die schöne Nordseeinsel Föhr, ihre Eigenheiten, um Familie, Mut zum Neubeginn in jedem Lebensalter und natürlich um die Liebe.

Charaktere

Als Julia auf die Insel kommt, hat sie das Gefühl, es sei vielleicht Zeit, mit ihren dreißig Jahren noch einmal etwas Neues zu beginnen. Andererseits war für sie immer klar, dass sie von ihrer Malerei nicht würde leben können und sie will auch ihre Oma, bei der sie aufgewachsen ist, nicht mit dem Blumengeschäft im Stich lassen. Rasch fühlt sie den Zauber der Insel, der schon ihre Mutter begeistert hatte. Alle Charaktere sind gerade wegen ihrer Eigenheiten sympathisch, der Autor beobachtet die Menschen sehr genau und dies macht seine Figuren natürlich.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt im Sommer auf der Nordseeinsel Föhr. Julia sucht anhand der Skizzen im Tagebuch ihrer Mutter die Orte, an denen diese Zeichnungen entstanden sind. Julia ist kaum ohne ihre Staffelei anzutreffen und gleichzeitig mit ihrer Entwicklung als Malerin werden wir durch die Schilderungen der Natur und der besonderen Plätze auf der Insel mitten in einen Sommer auf Föhr hineinversetzt. Es gibt auch Rückschläge, doch Julia beginnt sich zu fragen, ob es mehr werden könnte, als eine schöne Urlaubszeit.

Fazit

Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman, der beim Lesen direkt auf die kleine Nordseeinsel und zu seinen Bewohnern führt und uns mit entspannten Lesestunden zum Träumen bringt.

Das Böse, das du bist (Marie Wagenfeld 3) – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 28. Dezember 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten290 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB08RGJ96RC

„Jemand verfolgt und beobachtet mich. Jemand benutzt die Bilder, die ich ansehe, als Auswahl für seine nächste Mordszenerie.“ (Zitat Seite 38)

Inhalt

Die IT-Beraterin Marie Wagenfeld pendelt zwischen Berlin und Frankfurt, wo sie jeweils ein Beratungsprojekt leitet, in Frankfurt ist es nach wie vor die Sega Invest. Obwohl die Kunstkiller-Morde nun schon zwei Jahre her sind, recherchiert sie weiterhin, nach wie vor auf der Suche nach einem bisher unbekannten Komplizen. Da besucht Kommissar Kellermann sie in Berlin, denn es wurden zwei Frauen ermordet und jeweils zu Kunstwerken gestaltet. Es hat wieder begonnen und wieder steht Marie im Mittelpunkt, denn es sind Werke, die sie kurz zuvor in Ausstellungen besichtigt hat. Ihr wird klar, dass sich dieser grausame Serienmörder in ihrer unmittelbaren Umgebung aufhalten muss.

Thema und Genre

In diesem psychologischen Thriller geht es um den Tod und das Leiden als Kunstform, Edvard Munch und Zitate aus Les Fleurs du Mal von Charles-Pierre Baudelaire, neu interpretiert und umgesetzt, bilden Tathintergründe. Neueste Technologien werden zwar für die aufwändigen Recherchen eingesetzt, doch stehen diesmal die starken psychologischen Themen im Vordergrund.

Charaktere

Die psychologische Anspannung ist für Marie enorm, denn das Wissen, eine ihr völlig unbekannte Person kennt jeden ihrer Schritte, ist bedrückend und beunruhigend. Daher kann sie nicht aufgeben, selbst wenn sie es wollte, sie muss es endlich zu Ende bringen. Auch in diesem dritten Teil der Serie sind die einzelnen Charaktere überzeugend gestaltet und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Auch die Entwicklung und die zwischenmenschlichen Beziehungen der bereits bekannten Personen sind sehr gut überlegt und stimmig fortgeschrieben.

Handlung und Schreibstil

Die packenden Recherchen führen Maria Wagenfeld in diesem dritten Teil der Serie bis nach Lüderitz in Namibia, überall finden sich in der Vergangenheit Spuren ihres Bruders und eines Unbekannten, der unter wechselnden Namen agiert und alle sind falsch. Diesmal gibt es zwei Erzählstränge, beide spielen in der aktuellen Zeit und in beiden berichtet ein Ich-Erzähler, einerseits wieder Marie Wagenfeld, und parallel dazu die Täterperson, ebenfalls in der Ich-Form. So erhalten wir beim Lesen wesentlich mehr Informationen über die Gedanken, Gefühle und Handlungen der Täterperson und wir wissen, wie genau diese Person jeden Schritt Maries verfolgt. Diese Situation der Titelfigur ergibt, in Verbindung mit der Schilderung der Morde, eine auch sprachlich sehr intensive, beklemmende, eindrückliche Geschichte, die ich in Gedanken dem ebenso düsteren Thriller-Genre Nordic Noir zuordne, obwohl sie in Deutschland und Namibia spielt, beides keine einsamen, tief verschneiten, dunklen Handlungsorte.

Fazit

Eine psychologisch dichte, packende Handlung mit überraschenden Wendungen, welche die sympathische IT-Expertin Marie Wagenfeld und den ruppigen, aber sehr um sie besorgten Kommissar Kellermann an ihre Grenzen bringt und darüber hinaus. Ein intensiver, spannender Pageturner.

Der Zorn, der dich trifft (Marie Wagenfeld 2) – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag Grafit Verlag
Erscheinungsdatum 16. April 2018
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894255787

„Ich vertraue Ihnen und das ist mir wichtig. Ich möchte nicht mit irgendeinem x-beliebigen Ermittler zusammenarbeiten. Wir brauchen jemanden, der Rückgrat hat und sich auch vor unbequemen Fragen nicht scheut.“ (Zitat Seite 40)

Inhalt

Seit der Mordserie, in deren Mittelpunkt die IT-Beraterin Marie Wagenfeld geraten war, ist ein Jahr vergangen. In diesen zwölf Monaten hat Marie sich weitgehend zurückgezogen, denn sie hat diese Zeit gebraucht, zum Abstand zu gewinnen. Als Kommissar Kellermann sie um Mithilfe bei Recherchen zu einem neuen, ähnlich brutalen Mordfall bittet, lehnt sie ab. Doch in den Unterarm der Leiche war der Name „Wagenfeld“ eingeritzt worden. Die Spur führt wieder zu einem Immobilienfonds der Sega Invest. Einige Tage nach dem Mord hat der Fondsmanager Selbstmord begangen. Daher nimmt Marie Wagenfeld den vorgeschlagenen Beratungsauftrag an, um gleichzeitig intern zu ermitteln. Da bemerkt sie, dass jemand jeden ihrer Schritte verfolgt, doch nicht, um sie an ihren Recherchen zu hindern, im Gegenteil, sie wird massiv bedroht, ihre Ermittlungen fortzusetzen.

Thema und Genre

Ein spannender Thriller, in dem es um wirtschaftliche Hintergründe wie Immobilienfonds und neueste Blockchain-Systeme geht, vor allem jedoch stehen diesmal Cliquenbildung von Jugendlichen, Mobbing  und damit verbundene, starke psychologische Elemente und Themen im Mittelpunkt.

Charaktere

Marie Wagenfeld und Kommissar Kellermann bilden wieder ein Team, soweit es ihnen als erklärte Einzelgänger möglich ist. Gerade die vorsichtige Annäherung und Empathie zwischen dem wie immer eher ruppigen Umgangston machen das spezielle Ermittlerduo so sympathisch. Wie schon im ersten Band dieser Serie sind auch die weiteren Figuren sehr präzise entwickelt und handeln nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Die Schauplätze der straffen Handlung liegen in Frankfurt, Berlin, Hamburg und dem jeweiligen Umand. Erst im Zuge der Geschichte führen Spuren von der aktuellen Handlung sowohl zur ein Jahr zurückliegenden Mordserie, als auch weit zurück in die Vergangenheit, wobei sich hier in einem gekonnt aufgebauten Plot erst langsam völlig unabhängige Aspekte zu einem Ganzen fügen. Die packende Geschichte ist durchgehend stimmig, die Schilderungen eindrücklich und führen dort, wo es um das zentrale Anliegen geht, zu sehr intensiven Gedankenbildern. Wie im Thrillergenre zu erwarten, beschreibt die Autorin alle Ereignisse und Tathergänge detailliert, bleibt jedoch immer sachlich, was die sprachliche Intensität erhöht. Blut, das in diesem Genre manchmal in Strömen durch die Seiten fließt, hat diese intelligente, vielschichtige und sehr spannende Geschichte nicht nötig. Für mich ein weiterer Pluspunkt für diese Autorin.

Fazit

Eine packende Geschichte mit vielschichtigen, zeitlos aktuellen, nachdenklich stimmenden Themen und die durch ihre Eigenheiten sehr sympathischen Hauptfiguren machen auch diesen zweiten Teil der Serie zu einem spannenden Lesevergnügen.

Geheimakte Atlantis – André Milewski

AutorAndré Milewski
Verlag Neopubli GmbH
Erscheinungsdatum 19. Januar 2021
FormatTaschenbuch
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3753151243

„Mein alter Mentor, Sir William Rutherford, hat ein Stück Metall gefunden, von dem er sicher glaubt, dass es sich um Orichalcum handelt, das legendäre Metall, das den Atlantern ebenso wertvoll wie Gold gewesen sein soll und aus dem sie eine riesige Schutzmauer um ihre Hauptstadt errichtet hatten.“ (Zitat Seite 51)

Inhalt

Vor Jahren hatte Dr. Jody Wellesley am Trinity College bei Sir William Rutherford studiert. Nun führt eine Reise den bekannten Archäologen in die Vereinigten Staaten und er besucht seine frühere Studentin in Boston. Bei einem gemeinsamen Abendessen zeigt er ihr ein ungewöhnlich schweres Stück Metall. Es kann sich nur um das legendäre Orichalcum handeln und er will Jody und ihren Freund Max Falkenburg überreden, ihn auf eine Expedition zu begleiten und ihn bei seiner Suche nach Atlantis zu unterstützen. Am nächsten Tag ist Sir William verschwunden und Max ist überzeugt, dass der Archäologe entführt worden ist. Sie folgen seinen Spuren und erkennen rasch, wer ihre mächtigen Gegner sind. Diese Gruppe von Männern weiß genau, dass in dem verschwundenen Inselreich Atlantis die kostbarste, mächtigste Substanz der Alchemie verborgen ist.

Thema und Genre

Dieser spannende Roman handelt von der Suche nach dem legendären Atlantis, wobei der Autor genau recherchierte Fakten und wissenschaftliche Hintergründe mit einem fiktiven Abenteuer verbindet.

Charaktere

Alle Charaktere sind sehr anschaulich geschildert, ihre Beweggründe sind nachvollziehbar. Max, Jody, Joe und Professor Crichton suchen konzentriert und intensiv und geben nicht auf, auch als mächtige Gegner ihr Leben bedrohen. Sie treffen auf alte Bekannte, Freunde, Feinde und nicht immer ist der Unterschied klar erkennbar.

Handlung und Schreibstil

Nach einem kurzen Prolog, einem Ereignis, das beinahe zweihundert Jahre zurückliegt, beginnt die aktuelle Handlung, die im Jahr 1963 spielt. In kurzen Kapiteln, die zwischen den handelnden Personen und Orten wechseln, wird die Geschichte rasant erzählt. Die Handlung führt von Amerika nach Europa, von New York nach Paris, Athen, an die spanische Küste und dann nach Marokko. Humorvolle Dialoge, Informationen über wissenschaftliche Details und lebhafte Schilderungen der unterschiedlichen Örtlichkeiten wechseln einander mit spannenden Actionszenen ab. Es spielt keine Rolle, wenn man die bisherigen neun Geheimakte-Romane der Serie nicht gelesen hat. Es gibt zwar einige Hinweise auf vorhergehende Fälle, es tauchen alte Bekannte auf, aber dem Autor gelingt es, hier nur auf jene Details zu verweisen, welche für diese aktuelle Geschichte wichtig sind, ohne dabei zu viel zu verraten und dadurch die Spannung zu nehmen, im Gegenteil, es macht neugierig, auch die anderen Abenteuer zu lesen.

Fazit

Dieser packende Roman, in dessen Mittelpunkt die Suche nach dem mythischen Inselreich Atlantis steht, schildert das neueste Abenteuer des sympathischen Archäologenpaares Jody Wellesley und Max Falkenburg. Geschichtliche Fakten, interessante Informationen und spannende Action machen auch dieses zehnte Buch der Geheimakte-Serie zu einem Pageturner. 

Dunkeltot, wie deine Seele (Targa Hendricks, Band 3) – B.C. Schiller

AutorB.C. Schiller
Verlag Edition M.
Erscheinungsdatum 26. Februar 2021
FormatTaschenbuch
Seiten346
SpracheDeutsch
ISBN-13978-2496705263

„Nur das Licht ist wütend. Die Nacht ist ruhig. Ein Fehler wie dieser darf nie wieder geschehen.“ (Zitat Pos. 242)

Inhalt

Eine junge Frau taumelt aus dem dunklen Wald auf die Straße, genau vor einen fahrenden Lkw. Der Fahrer kann bremsen, doch die Frau stirbt trotzdem, an Hunger und Erschöpfung. Schon ein Jahr zuvor war in einem alten DDR Bunker in dieser Gegend eine beinahe verhungerte junge Frau gefunden worden. Auch diese hat nicht überlebt, nennt jedoch zwei Namen, Adam und Zoey. Es handelt sich um Adam und Zoey Yankowski, Waisen, Geschwister, hochbegabt, die das nahe gelegene Privatcollege Blumenthal besuchen. Obwohl die beiden ein Alibi haben, stehen sie unter Verdacht und Volker Lundt, Chef des K2, setzt seine beste Undercover-Ermittlerin, Targa Hendricks, ein. Diese spürt, dass dieser Auftrag eine Reise ins Herz der Finsternis ist.

Thema und Genre

In diesem psychologischen Thriller geht es um verstörende Geheimnisse, extrem traumatisierende Kindheitserfahrungen und Erlebnisse, die das Leben nachhaltig prägen.

Charaktere

Zoey und ihr ein Jahr jüngerer Bruder Adam haben eine enge Bindung. Attraktiv, aber hellhäutig und lichtempfindlich, fühlen sie sich nur in der Dunkelheit sicher. Targa Hendricks ist eine Einzelgängerin, eine sehr spezielle und gerade durch ihre Eigenheiten auch sehr sympathische Ermittlerfigur. Sie mag keine Überraschungen, doch inzwischen kann sie besser damit umgehen und hat auch ihre Ordnungszwänge im Griff, sobald sie im Einsatz ist, diesmal als Coach für Psychologie und Sport am Elitecollege Blumenthal.

Handlung und Schreibstil

Die aktuelle, straffe Handlung wird durch Rückblenden und Erinnerungen ergänzt, wodurch die komplexe Geschichte nachvollziehbar und stimmig bleibt. Die unterschiedlichen Figuren mit ihren eigenen Geschichten sorgen für zusätzliche Spannung und überraschende Wendungen. Die psychologische Komponente ist durchgehend präsent und sorgt für Beklemmung, aber auch Verständnis. Die Sprache ist dem Genre Thriller angepasst, packende Szenen wechseln einander mit stimmungsvollen, eindrücklichen Schilderungen ab. „Es ist die Zeit zwischen Mitternacht und Morgen, in der Mystik und Wirklichkeit aufeinandertreffen.“ (Zitat Pos. 510)

Fazit

Auch dieser dritte Fall der intelligenten, unkonventionellen Ermittlerin Targa Hendricks ist ein sehr dunkler, intensiver, sehr packender Page-Turner und das kongeniale Autorenpaar B. C. Schiller sorgt wieder für spannende, schlaflose Lesenächte.

Das Letzte, was du siehst – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag Grafit Verlag
Erscheinungsdatum 28. Februar 2017
FormatTaschenbuch
Seiten476
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894254827

„Seine Zweige nehmen die Vertraute in die Obhut, umschlingen und legen schützend ihr Blattwerk über sie. Der Kopf der Freundin ruht in einer Astgabel.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Die IT-Spezialistin Marie Wagenfeld wird von der Sega Invest, einer Bank mit Schwerpunkt Immobilien als Anlageobjekte, als externe Beraterin für die Einführung eines neuen IT-Systems herangezogen. Nach einem langen Arbeitstag bemerkt sie Licht im Projektraum und als sie es löschen will, sieht sie einen Kollegen an einem Schreibtisch sitzen, doch es ist sein Körper ohne Kopf. Kriminalkommissar Ben Kellermann, der die Ermittlungen leitet, findet rasch heraus, dass Marie früher selbst Polizistin gewesen ist und zieht sie immer öfter in die Ermittlungen mit ein. Doch Maries Interesse ist ohnedies längst geweckt, denn zeitgleich mit Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbereich der Sega Invest zeigen sich Parallelen zu nie geklärten Mordfällen und es muss einen Zusammenhang geben.

Thema und Genre

In diesem Wirtschaftsthriller geht es um internationale Anlageobjekte, Investmentfonds, Immobiliengeschäfte und moderne IT-Technologien. Auch Kunstwerke spielen eine Rolle und die SM Szene in Frankfurt.

Charaktere

Die selbstbewusste, unabhängige IT-Expertin Marie Wagenfeld und der ruppige,  Kommissar Ben Kellermann sind Figuren, die absolut glaubhaft und auf ihre eigenwillige Art sofort sympathisch sind. Großartig zu lesen ihre Dialoge, die Logik in den Schlussfolgerungen. Auch die anderen, sehr unterschiedlichen Charaktere dieses Thrillers sind interessant, realistisch und sehr gut vorstellbar.

Handlung und Schreibstil

Die im Zeitablauf straffe Handlung wird von Marie Wagenfeld als Ich-Erzählerin berichtet und spielt in der Jetzt-Zeit, hauptsächlich in Frankfurt und Berlin. Parallel dazu und völlig unabhängig von den Vorgängen rund um die Sega Invest schildert eine weitere Ich-Erzählperson Szenen, die ambitioniert und künstlerisch gestaltet und fotografisch festgehalten werden. Umfeld und Thema variieren, doch den Mittelpunkt bildet jeweils eine ansprechend drapierte Person, die das jeweilige Gesamtkunstwerk vollendet und eines haben alle diese Personen gemeinsam: sie sind tot. Es ist die besondere Erzählform, die diesen Thriller so packend und spannend macht, dennoch nimmt sich die Autorin Zeit für Beschreibungen von Museen, modernen Kunstrichtungen, typischen Örtlichkeiten, Lokalen und Milieuschilderungen. Da der Kommissar wenig Ahnung von den neuesten Technologien und dem internationalen Immobiliensektor hat, erklärt ihm Marie die Details in präzisen und durchaus humorvollen Dialogen und wir Leser erhalten so auf lebhafte Weise ebenfalls interessante Einblicke.

Fazit

Ein sehr spannender, vielschichtiger Wirtschaftsthriller mit aktuellen Themen. Die IT-Expertin und der Kommissar ergeben ein ungewöhnliches, eigenwilliges Duo, aus dem im Zuge der zeitintensiven Ermittlungen eine Art Team wird. Es handelt sich hier um den ersten von bisher drei Bänden einer Serie und man sollte auch mit diesem ersten Band zu lesen beginnen. Der nächste Band spielt ein Jahr später und man würde sich durch einige Hinweise und Rückblenden einen Teil der großartigen Spannung und unvorhersehbaren Wendungen in dieser ersten Geschichte nehmen.  

Hexenjäger – Max Seeck / Jessica-Niemi-Reihe, Band 1

AutorMax Seeck
Verlag Lübbe
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2020
FormatBroschiert
Seiten448
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinGabriele Schrey-Vasara
ISBN-13978-3785727126

„Gerade Koponens Buch ist der Schlüssel zu allem. Nichts, was damit zusammenhängt, ist ein Zufall. Das ist ausgeschlossen.“ (Zitat Seite 140)

Inhalt

Roger Koponen ist ein sehr erfolgreicher Schriftsteller, denn seine Hexenjagd-Trilogie wurde sofort zum Bestseller. Während er im über 300 km entfernten Savonlinna eine Lesung hält, geschieht in seinem Haus in Helsinki ein Mord. Detailgetreu wurde eine brutale Szene aus seiner Thriller-Trilogie nachgestellt. Auch die zweite Leiche, von der im entsprechenden Text die Rede ist, ist genau so gestorben, wie im Buch beschrieben. Rasch folgen weitere Morde, alle analog zu dieser Bestseller-Trilogie, doch nach weiteren Zusammenhängen sucht die Polizei zwar intensiv, aber vergeblich. Eines haben die Opfer gemeinsam, dunkelhaarige, schöne Frauen, die der Ermittlerin Jessica Niemi frappierend ähnlich sehen.

Thema und Genre

Dieser psychologische Thriller spielt in Helsinki. Es geht um Morde nach Romanvorlagen, Geheimbünde und den berüchtigten „Hexenhammer“ aus dem Jahr 1487.

Charaktere

Kriminalhauptmeisterin Jessica Niemi, Polizei Helsinki, ist die Hauptermittlerin in diesem Fall. Psychisch durch Flashbacks und Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit belastet, ermittelt sie verbissen, weil sie bewusst durch den Mörder in den Focus des Geschehens gestellt wird. Alle Figuren sind sehr präzise entwickelt, blieben für mich beim Lesen zwar in ihrem Verhalten logisch nachvollziehbar, aber auf Distanz.

Handlung und Schreibstil

Die straffe Haupthandlung wird rasant in kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei unterschiedliche Mitglieder des insgesamt sechs Personen umfassenden Ermittlerteams im Mittelpunkt stehen. Parallel dazu verläuft eine zweite Geschichte, ein Venedigaufenthalt der jungen Jessica. Viele Facetten und überraschende Wendungen führen zu ebenso vielen Fragen, die sich beim Lesen stellen, nicht nur die Ermittler, auch als Leser sucht man lange nach möglichen Zusammenhängen und Erklärungen. Dies sorgt für packende Spannung, allerdings nicht unbedingt für nachvollziehbare Logik, denn je näher man dem Ende des Buches kommt, desto unglaubwürdiger wird diese Geschichte.

Fazit

Ein sehr spannend geschriebener Thriller, dessen facettenreiche lose Fäden leider in ein enttäuschend unlogisches, nicht wirklich neues Setting als Showdown führen. Der Beginn einer Serie, die sicher ihre Fans findet.

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