Kalt und still: Der erste Fall für Hanna Ahlander – Viveca Sten

AutorViveca Sten
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 19. Oktober 2022
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinDagmar Lendt
ISBN-13978-3423263382

„Durch die Glasscheibe sieht sie, dass es angefangen hat zu schneien, große, weiße Flocken, die der Wind vor sich hertreibt. Busse fahren jetzt nicht mehr, und zu Fuß braucht sie vierzig Minuten bis nach Hause.“ (Zitat Seite 63)

Inhalt

Als die achtzehnjährige Amanda Halvorssen nach der Luciaparty nicht nach Hause kommt, wartet Polizeikommissar Daniel Lindskog nicht die üblichen vierundzwanzig Stunden ab, sondern es wird sofort mit der Suche begonnen. Extrem tiefe Temperaturen und Teenager in dünner Partykleidung, dazu Alkohol, das ist eine gefährliche Kombination, in der jede Minute zählt. Doch die Polizeiwache von Åre ist auf Grund von Sparmaßnahmen unterbesetzt. Die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander, eine brillante Ermittlerin, der von ihrem Chef einige Tage zuvor dringend nahegelegt worden war, sich freiwillig versetzen zu lassen, wollte im Ferienhaus ihrer Schwester Lydia in Åre eigentlich nur zur Ruhe kommen und über ihre Zukunft nachdenken, da gerade auch ihre Beziehung gescheitert war. Doch sobald sie von dem vermissten Mädchen hört, nimmt sie zuerst an der Suche und dan auch an den Ermittlungen teil. Ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Einsatz sind hier in Åre sehr willkommen, die Chance auf einen Neubeginn?

Thema und Genre

In diesem Polarkreis-Krimi, der in den extrem kalten Dezembertagen vor Weihnachten in der bekannten schwedischen Schiregion Åre spielt, geht es um ein vermisstes Mädchen, um die Ermittlungsarbeiten der örtlichen Polizei in ländlichen Gebieten.

Charaktere

Hanna ist eine toughe Ermittlerin, ihr früherer Chef hat ihr Eigensinn und mangelnde Disziplin vorgeworfen, was so nicht stimmt, doch sie neigt zu Alleingängen. Besonders wenn sie auf Grund ihrer beruflichen Erfahrungen Gewalt an Frauen vermutet, beginnt sie unbeirrbar nachzuforschen.

Daniel war früher Kommissar beim Drogendezernat in Göteborg und ist froh, hier in Åre nun regelmäßige, ruhigere Dienstzeiten zu haben. So hat er auch Zeit für seine Partnerin und die erst drei Monate alte Tochter Alice. Als nun die intensiven Ermittlungen im Zusammenhang mit der verschwundenen Amanda einsetzen, hat er ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber, doch er nimmt seinen Beruf sehr ernst und dieser geht hier vor, denn die Zeit drängt.

Handlung und Schreibstil

Dieser Kriminalroman spielt in dem knappen Zeitrahmen zwischen 9. und 22. Dezember 2019 und wird auch chronologisch erzählt. Die fortlaufenden Kapitel tragen jeweils die neue Datumsangabe, wenn der nächste Tag begonnen hat. Viele Ereignisse mit unterschiedlichen Personen finden zeitgleich am selben Tag statt, was die gesamte Handlung rasant, packend und realistisch macht. Doch die Autorin nimmt sich auch Zeit, dieses beliebte Schigebiet am Fuße des Åreskutan zu schildern, die wilde Natur im Winter, und das Leben in einer Gemeinde in der Provinz mit den unterschiedlichen Menschen.

Fazit

Spannende Unterhaltung aus Schweden. Dieser erste, abgeschlossene, Band einer neuen Serie spielt im stürmischen, eisigen Dezember. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Hanna Ahlander.

Der rote Raum: Ein Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss – Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson

AutorRoman Voosen
AutorinKerstin Signe Danielsson
Verlag KiWi-Taschenbuch
Erscheinungsdatum 7. Oktober 2021
FormatTaschenbuch
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462001631

„Einen vergleichbaren Fall kenne ich nicht und ich habe nicht die geringste Ahnung, womit wir es hier zu tun haben.“ (Zitat Pos. 637)

Inhalt

Ingrid Nyström, Hauptkommissarin in Växjö und für die Region Kronoberg zuständig, ermittelt in einem beklemmenden Mordfall: Adam Arlemark, Unternehmensberater, alleinstehend, wird in seinem Appartement tot aufgefunden. Im Brustkorb der Leiche fehlt das Herz, es wurde durch einen besonderen Stein ersetzt. Ein neuer Fall von Kannibalismus? In diesem Fall müsste man mit einem Serientäter rechnen, doch wie passt der Stein ins Bild? Stina Forss, Stockholm, wird nach einem kritischen Alleingang in einem Einsatz ein neuer Fall zugeteilt. In Kiruna, im hohen Norden, wurde Matti Leinonen von einer Hebebühne zerquetscht. Ein Arbeitsunfall, denn die Hebebühne war alt, schlecht gewartet und der Mechaniker war allein in der von innen verschlossenen Werkstätte. Doch dann beweist ein Indiz, dass es kein Unfall, sondern Mord war, ein Mord, der Stina Forss und der Polizei Kiruno eine Reihe von Rätseln aufgibt.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman spielt in Schweden und ist der neunte Fall der Serie „Die Kommissarinnen Nyström und Forss ermitteln“.

Charaktere

Die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss, die früher ein Team waren, ermitteln nun voneinander unabhängig, denn Stina Forss hatte sich nach Stockholm versetzen lassen. Es sind Ermittlerinnen, die auch in ihrer eigenen Geschichte gefangen sind, besonders Stina ist eine unangepasste Einzelgängerin.

Handlung und Schreibstil

Die beiden Ermittlungen verlaufen unabhängig voneinander und werden in zwei Handlungssträngen abwechselnd geschildert. Parallel dazu wird eine dritte Geschichte erzählt, andere Personen, ein anderes Setting und man ist gespannt, wann sich hier ein Zusammenhang ergeben wird. Sehr interessant sind die Schilderungen der Landschaft und Menschen in und um Kiruna am nördlichsten Teil von Schweden. Die straffe, knappe Zeitrahmen, eine Woche von Samstag bis Samstag, wird durch Rückblicke erweitert. Die vielen unterschiedlichen Themen wie verstörende Morde, persönliche Befindlichkeiten, Spuren in die Red Rooms des Darknet, Psychologie und Sozialkritik machen sie facettenreich, obwohl gerade diese Vielschichtigkeit manchmal den Spannungsbogen unterbricht. Die Intention, weiterhin beide Ermittlerinnen in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, ist im Rahmen der Serie verständlich, führt aber zu etwas konstruiert wirkenden überraschenden Wendungen und Zusammenhängen.

Fazit

Dieser facettenreiche, düstere Kriminalroman ist der neunte Fall einer Serie, die in Schweden spielt und in deren Mittelpunkt zwei eigenwillige Ermittlerinnen stehen.

Kaltes Gold – Cilla Börjlind, Rolf Börjlind – Rönning/Stilton-Serie, Band 6

AutorCilla Börjlind, Rolf Börjlind
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 9. November 2020
FormatBroschiert
Seiten512
SpracheDeutsch
ÜbersetzungJulia Gschwilm,
Susanne Dahmann
ISBN-13978-3442758524

„Es war eine düstere Zeit, eine Zeit, in der eiskalte Echos aus der Vergangenheit widerhallen. Aber auch düstere Zeiten müssen durchlebt werden.“ (Zitat Seite 121)

Inhalt

Die Erderwärmung lässt auch Schnee schmelzen, der damals, vor zwanzig Jahren, als „ewiges Eis“ galt und einen Toten bedeckt hielt, nun aber eine Hand freigibt. Ein Detail erinnert Tom Stilton an einen alten, nie aufgeklärten Fall. Es ist der erste Fall, bei dem Olivia Rönning, gerade aus ihrem Urlaub in Mexiko zurückgekehrt, die Ermittlungen leitet. Als sie zum Fundort in der rauen, einsamen Natur fliegt, stürzt ihr Hubschrauber ab, doch dies ist nicht ihr größtes Problem, denn jemand will noch vor ihr alle Spuren vernichten und das um jeden Preis. Grund genug für Tom Stilton, nach Hause zu kommen und, zusammen mit Mette lsäter, Olivia in diesem Fall zu unterstützen.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman aus dem hohen Norden ist Teil einer Serie um die Ermittler Olivia Rönning und Tom Stilton. Diesmal geht es um einen Cold Case, Umwelt, globale Wirtschaftsinteressen, Beziehungen und intensive Recherche.

Charaktere

Olivia Rönning ist überzeugt, ihren Unfall und die damit verbundenen Ereignisse gut verkraftet zu haben. Sie stürzt sich mit entschlossener Intensität und ruhelos in ihre Ermittlungen, nicht immer einfach für ihr Team Lisa und Bosse. Ihre Beziehung zu Lukas belastet sie, da sie sich permanent Sorgen um ihn macht. Es ist interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Ermittler-Figuren und ihr Umfeld im Laufe dieser Serie charakterlich entwickelt haben, auch wenn dieser sechste Band genügend Rückblenden und Erklärungen enthält, um als eigenständiger Kriminalroman gelesen zu werden.

Handlung und Schreibstil

Dieser spannende, vielschichtige Fall spielt in Stockholm und in Arjeplog in Schwedisch-Lappland. Gleichzeitig führt ein Aspekt der Ermittlungen Tom nach Banjul, Gambia und somit in eine parallele Handlung. Die Geschichte findet  in der Gegenwart statt. Die Ermittlungen befassen sich jedoch auch mit den Ereignissen, die zwanzig Jahre zurückliegen und reichen dann plötzlich noch weiter in die Vergangenheit zurück. Dieser Fall birgt nicht nur zu Beginn viele Rätsel und offene Fragen, was immer wieder zu neuen Erkenntnissen und unvorhersehbaren Wendungen führt. Dennoch bleibt die Geschichte plausibel und nachvollziehbar. Wichtig ist dem Autorenteam auch die private Situation von Olivia, ihre Beziehung zu dem schwierigen, psychisch labilen Künstler Lukas. Die damit verbundenen Schilderungen der Befindlichkeiten unterbrechen in ihrer Ausführlichkeit leider manchmal den Spannungsbogen. Dies ist vermutlich gewollt, führt jedoch dazu, dass die Geschichte etwas Zeit in Form von Buchseiten braucht, um richtig in Schwung zu kommen.

Fazit

Ein vielschichtiger, spannender Kriminalroman aus dem kalten Norden, düster und intensiv.