Über uns die Nacht – Anat Talshir

AutorAnat Talshir
Verlag Diana Verlag
Erscheinungsdatum 8. Dezember 2014
FormatKindle-Version
Seitenca. 500
SpracheDeutsch
ÜbersetzungStefanie Fahrner
ASINB00KG67CZ4

„In den vergangenen Monaten hatte ihre unglaubliche Liebesgeschichte auf einem Fundament der Gewissheiten geruht: Sie wussten, dass unter ihnen die Erde und über ihnen der Himmel war – und alles andere in ihrer Hand lag.“ (Zitat Seite 103)

Inhalt

1947 lernen sie sich zufällig auf einem Empfang anlässlich einer Parade zu Ehren von King George VI kennen. Lila Cassuto ist eine junge, unabhängige Frau, arbeitet als Maniküre. Elias Riani ist ein junger, vermögender Teehändler. Doch ihrer Liebe bleibt nicht viel Zeit, denn die Jüdin Lila wohnt im Westteil von Jerusalem, der Araber Elias im Ostteil. Am 29. November 1947 wird die Teilung Palästinas beschlossen, der Staat Israel entsteht. Die Mauer, die bald darauf Jerusalem teilt, wird zu einem unüberbrückbaren Hindernis und trennt Lila und Elias für neunzehn Jahre. Sie vergessen einander nicht, doch ihr Leben entwickelt sich völlig unterschiedlich. Kann es einen Neubeginn geben?

Thema und Genre

In Roman geht es um die Problematik der Staaten Palästina und Israel, die geteilte Stadt Jerusalem, Politik, Kriege, Religion, vor allem aber um Familie und Liebe.

Charaktere

Lila ist eine engagierte, unabhängige Frau. Sie kann Elias nicht vergessen und hofft, ihn eines Tages wiederzusehen. Elias wählt seinen eigenen Weg, resigniert beugt er sich den Wünschen seiner Eltern. Nomi ist die Tochter von Lilas Freundin Margo, doch zu Hause wird das an allem interessierte Mädchen von allen übersehen, sie schließt sich Lila an und lernt später auch Elias kennen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte findet auf zwei Zeitebenen statt und wird abwechselnd erzählt. Der erste Erzählstrang spielt in der aktuellen Zeit, im Jahr 2006, der zweite Erzählstrang umfasst die Ereignisse in den Jahren 1947 bis 1967. Im Mittelpunkt stehen die Liebe zwischen einem Araber und einer Jüdin, das unterschiedliche Lebensumfeld und das weitere Schicksal. Die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat bleiben Hintergrundthemen, wie auch die damit verbundenen Probleme und Kriege. Ich hatte etwas mehr Zeitgeschichte und weniger romantische Liebe erwartet. Die Sprache ist poetisch, leicht zu lesen und passt zum Genre.

Fazit

Ein romantischer Liebesroman, in dessen Mittelpunkt eine Jüdin und ein Araber stehen und ihre Liebe in Israel, in der durch eine Mauer geteilten Stadt Jerusalem.

Das Haus der Winde: Asta Nielsen und ein Sommer auf Hiddensee – Sylvia Frank

AutorSylvia Frank
Verlag Rütten & Loening
Erscheinungsdatum 15. März 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten328
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3352009570

 „Sie schloss für einen Moment die Augen und spürte dem Windhauch nach, der direkt von der See herüberwehte und sich auf ihre erhitze Haut legte. Er brachte Kunde von den Verlockungen, die der Sommer auf Hiddensee in den nächsten Wochen für sie bereithalten würde.“ (Zitat Seite 67)

Inhalt

Am 3. Juni 1934 ist Asta Nielsen zusammen mit ihrer Schwester Johanne auf dem Weg auf die Insel Hiddensee. Gerade hat sie sich nach mehr als zehn Jahren von ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Grigori Chmara, getrennt. Sie will sich in ihr gemütliches Haus Karusel zurückziehen und zur Ruhe kommen, einfach den Inselsommer genießen. In Stralsund, knapp vor der Abfahrt des Dampfers, trifft sie Kai Henning zum ersten Mal. Kurze Zeit später haben sie und Johanne einen Bootsunfall und werden von Fischern gerettet. Einer von Ihnen ist Kai Henning, Fischer und Tischler. Sie verlieben sich, doch sie leben in unterschiedlichen Welten. Kann diese Liebe eine Zukunft haben?

Thema und Genre

In diesem Frauenroman geht es um Asta Nielsen, das Leben auf Hiddensee, die politische Situation 1934 und natürlich um die Liebe

Charaktere

Einige Personen in diesem Roman sind real, andere fiktiv. Die berühmte Stummfilmdiva und Schauspielerin Asta Nielsen, eine selbstbewusste, leidenschaftliche und empathische Frau, wird in diesem Roman sehr gut und authentisch beschrieben.

Handlung und Schreibstil

Die personale Erzählform stellt Asta Nielsen in den Mittelpunkt. Die Handlung findet im Sommer 1934 statt, beginnt mit einem Rückblick auf die Kindheit von Asta Nielsen als Prolog, und einem kurzen ersten Kapitel in Berlin. Die eigentliche Geschichte spielt dann auf der Insel Hiddensee, wobei der Schwerpunkt auf den Personen, dem gesellschaftlichen Leben und der Liebesgeschichte liegt. Leider kommen die einzigartige Schönheit und Flair der Insel Hiddensee dabei etwas zu kurz, andererseits schildert das Autorenteam Alltägliches sehr ausführlich, so wird zum Beispiel eine halbe Seite lang beschrieben, wir man Sonnenblumen hochbindet. Daneben erfahren wir aber auch sehr interessante Details über die Fischereitechnik in dieser Zeit und das Leben der Menschen auf Hiddensee.

Die Sprache ist einfach, leicht zu lesen, gleitet leider öfter ins Rührselige ab.

Fazit

Eine ambitionierte, ansprechende Idee für eine Geschichte, die eine elegantere Umsetzung verdient hätte.

Meteoriten – Éloise Cohen de Timary

AutorÉloise Cohen de Timary
Verlag Atlantik
Erscheinungsdatum 5. Mai 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMaja Ueberle-Pfaff
ISBN-13978-3455010848

„Sie waren allein auf der Welt. Nichts zählte außer der Gegenwart – ihrer Gegenwart. Sie waren bestrebt, sich möglichst nicht jeden Tag zu sehen. Um die Sehnsucht wachzuhalten, sie zu genießen wie ein Bonbon, das im Mund allzu schnell schmilzt.“ (Zitat Pos. 426)

Inhalt

Völlig überraschend erhält die junge Journalistin Marianne von Paul Wiazowski, ein bekannter, aber extrem schwieriger Schriftsteller, eine Zusage für ein Gespräch. Sie scheitert zwar dann an dem Versuch, ein ausführliches Interview zu erhalten, stattdessen lernt sie den Landschaftsarchitekten Virgile Lifar kennen. Diese hat sich erst kürzlich von seinem Freund getrennt, verliebt sich jedoch sofort in Marianne und sie sich in ihn. Gemeinsam entdecken sie Paris, fahren ans Meer, finden die perfekte gemeinsame Wohnung. Gerade als sie ihre weitere Zukunft planen, zu der auch Kinder gehören sollen, kommt der Tag, an dem sich alles ändert.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um das französische Lebensgefühl, Musik, Lebensfreude, aber auch um Abschied, Trauer, prägende Entscheidungen, um Freundschaft und vor allem um die Liebe.

Charaktere

Virgile, Marianne, Florence, Olive und Kamel und ihre versteckte Bar, es sind authentische Figuren, die man beim Lesen sofort ins Herz schließt, die man gerne auch im realen Leben kennen möchte.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung wird im Zeitablauf nicht durchgehend linear erzählt, geht manchmal in die Zukunft, blickt zurück, was die Geschichte besonders lebhaft macht. Es gibt keine Kapitel, sondern Abschnitte, manchmal steht Marianne im personalen Mittelpunkt, manchmal Florence, in einigen Virgile. Der leichte, französische Lebensstil, die Liebe zur Natur, zum Meer und zum Leben prägen diese Geschichte, dazu die Musik von Patti Smith, Janis Choplin und vielen anderen aus dieser Zeit, Songs, die auch durch ihre lyrischen Texte das damalige Lebensgefühl geprägt haben und zeitlos geworden sind. Die Sprache passt perfekt zu dieser Geschichte einer großen Liebe, erzählt einfühlsam, wird aber niemals kitschig.

Fazit

Ein Roman über die Liebe, die Menschen, und die Freude am Leben. Durch dieses Buch schwingt Musik und die vielseitige, besondere Atmosphäre von Paris. Tiefgang erhält die Geschichte durch ein brisantes, aktuelles Thema, eine Problematik im Zusammenhang mit mehreren Entscheidungen, die zum weiteren Nachdenken anregt.

Mittwochs am Meer – Alexander Oetker

AutorAlexander Oetker
Verlag Atlantik
Erscheinungsdatum 5. Mai 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten176
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3455010961

„Aber ja, sie waren wie ein Gedicht, sie schienen sich zu reimen, sie beide, sie passten wie zwei Puzzleteile, er hoffte in diesem Moment, dass sie ein langes Gedicht sein würden, er wollte das Ende nicht lesen, noch lange nicht.“ (Zitat Pos. 812)

Inhalt

Maurice van der Berge ist Anwalt in Paris, spezialisiert auf die Abwicklung von Insolvenzen. Einer seiner aktuellen Klienten ist eine Firma, die in dem kleinen bretonischen Hafenstädtchen Cancale Austernsäcke produziert und so fährt er jeden Mittwoch in die Bretagne. Obwohl er Ideen hat, die Fabrik zu retten, machen es ihm die sturen Arbeiter und einheimischen Fischer schwer, sie halten ihn für weltfremd und zu zögerlich. Im Hotel, in dem er zu übernachten pflegt, steht eines Mittwochs statt der ihm bekannten Rezeptionistin eine schöne Frau an der Rezeption, Dominique Vial. Plötzlich freut er sich auf seine wöchentlichen Reisen in die Bretagne.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um eine leidenschaftliche, intensive Liebesbeziehung am Meer in der großartigen Landschaft der Bretagne. Auch die Gedichte von Arthur Rimbaud spielen in dieser Geschichte eine Rolle.

Charaktere

Maurice van der Berge ist Anwalt, ein introvertierter, ernster Mann, den die Liebe zu Dominique völlig verändert. Die Beziehung beginnt mit einem Liebesbrief, den Dominique ihm schreibt, nachdem sie ihn an der Rezeption gesehen hat. „Wer war diese Frau, die so offen über ihre Gefühle schreiben konnte, ohne Angst vor einer Zurückweisung, ohne Angst vor Entdeckung?“ (Zitat Pos 353)  

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt einen Sommer lang in der Bretagne und ist in einzelne Abschnitte eingeteilt, die chronologisch jeweils als Überschrift das Datum des entsprechenden Mittwochs tragen und in Kapitel unterteilt sind. Rückblenden in Form von Erlebnissen, die Maurice und Dominique einander erzählen, ergänzen die eigentliche Handlung, von der ich mehr erwartet hatte. Denn diese wird durch die wiederholten Schilderungen der wöchentlichen Liebesszenen trotz der lebhaften Beschreibungen der großartigen, rauen Landschaft, der interessanten Sehenswürdigkeiten und der eigenwilligen Bewohner von Cancale etwas eintönig. Die Sprache erzählt flüssig und ist angenehm zu lesen.

Fazit

Eine leidenschaftliche, romantische Liebesgeschichte, die gerade in diesen Tagen die Gedanken sofort auf die Reise schickt, in die Bretagne, ans Meer und zur magischen Insel Mont-Saint-Michel.