Todesspur – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
VerlagGoldmann Verlag
Datum16. Oktober 2024
AusgabeTaschenbuch
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442494484

„Seit einem Jahr geistern Informationen über die Bildung einer vierten Generation der RAF durchs Darknet. Die Gruppe hat aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt und formiert sich gerade still und heimlich und völlig anonym.“ (Zitat Seite 40)

Inhalt

Dr. Paul Conrad hat Soziologie, Psychologie und Philosophie studiert und der ehemalige Universitätsprofessor ist dem BND als Sympathisant der RAF-Nachfolger bekannt. Jetzt, in dieser Gewitternacht auf Sonntag 19. Mai stellt er plötzlich fest, dass alle seine Konten gesperrt sind. Ein  Blitz erhellt das Heck eines Wagens, Kennzeichen WI, hinter einer Hecke auf dem Nachbargrundstück und Dr. Paul Conrad startet eine Reihe von blitzschnellen Aktionen. So gelingt es ihm, einem Spezialeinsatzkommando der BKA-Ermittler zu entkommen und damit verliert Maarten S. Sneijder die bisher wichtigste Spur zu der neuen RAF-Terrorgruppe Vierte Generation, deren erster Anschlag erst der Beginn einer geplanten großen Anschlagserie ist. Warum aber hält Dr. Paul Conrad unter dem Alias Ron D. Pacula Seminare für positives Denken ab, wie passt das zu einem RAF-Terroristen. Die Zeit drängt, Maarten S. Sneijder hat eine Idee, die ihn und sein Team in ein Luxusressort auf Mallorca führt.

Thema und Genre

In diesem achten Band der Thrillerserie um die BKA-Ermittler Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez geht es um eine drohende Serie von Großanschlägen einer neuen RAF-Terrorgruppe und um eine spezielle Idee, an persönliche Daten zu kommen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen auch diesmal wieder eigenwillige Profiler Maarten S. Sneijder und sein erfolgreiches Ermittlungsteam.

Erzählform und Sprache

Die rasante Handlung findet auch diesmal in einem straffen Zeitrahmen von nur einer Woche statt, mit einem kurzen Epilog eine Woche danach, und spielt in der aktuellen Zeit. Es sind zwei parallel verkaufende Fälle, die abwechselnd in neun Teilen, jeweils mit Tag und Datum versehen, und insgesamt 106 Kapiteln geschildert werden. Diese Form des Erzählens macht die Geschichte packend und enthüllt gleichzeitig viele kleine Details, die sich langsam immer mehr zu einem Ganzen fügen. Die Ereignisse sind nachvollziehbar, die einzelnen Figuren sind auch in diesem neuen, achten Fall des Ermittlerteams, interessant und stimmig charakterisiert, auch die persönliche Entwicklung entspricht der Realität des Lebens. Die Sprache passt perfekt ins Genre.

Fazit

Auch dieser achte Band um den eigenwilligen, erfolgreichen niederländischen Profiler und forensischen Kripopsychologen Maarten S. Sneijder überzeugt durch aktuelle Themen, eine präzise durchdachte Geschichte, facettenreiche Figuren und Spannung. Es empfiehlt sich, mit dem Lesen an einem Samstag zu beginnen, denn eine „durchlesene“ lange Nacht ist mit diesem Page-Turner garantiert.
 

Beinahe Alaska – Arezu Weitholz

AutorArezu Weitholz
VerlagGoldmann Verlag
Datum18. April 2022
AusgabeTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442492633

„Ich hatte das Gefühl, jetzt erst begann die Reise, jetzt geschahen Dinge, die nicht geplant waren, die nicht bedacht, besprochen oder geregelt worden waren.“ (Zitat Seite 115)itat Text

Inhalt

Diese Expeditions-Kreuzfahrt von Grönland nach Alaska unternimmt die Berufsfotografin im Auftrag ihrer Verlegerin, sie soll mit ihren Fotografien, Zeichnungen und Skizzen die Stimmungen in der Arktis einfangen. Doch erst als auf Grund der Witterungsverhältnisse und des Eises das Schiff die Route ändern muss, spürt die Fotografin, dass mit dieser neuen, nicht vorausgeplanten Situation, mit dem neuen Kurs auf Baffin Island und Labrador, die Reise für sie wirklich beginnt.

Thema und Genre

Dieser Roman ist eine Mischung aus Reisebericht, Beobachtungen der Natur, der Mitmenschen, und Gedankenströmen der Ich-Erzählerin. Themen sind neben den unvergleichlichen Eindrücken und der Schönheit der Arktis persönliche Verluste, Trauer, Stillstand im Leben und Aufbruch.

Erzählform und Sprache

Dieser Roman beschreibt die Erlebnisse während einer Kreuzfahrt entlang der Nordwestpassage in Episoden, wobei die Kapitel die Orte der Reise als Überschrift tragen, und nicht das Datum. Für die Ich-Erzählerin, eine Frau Mitte vierzig, allein, aber nicht einsam, ist es eine Möglichkeit, in das Nichts einer unendlichen Weite und Weiße einzutauchen. Genau beobachtend, findet sie auch Zeit, sich mit ihrem bisherigen Leben, mit den immer in ihren Gedanken präsenten Themen zu beschäftigen. Genau und ironisch-kritisch beobachtet sie auch das Verhalten ihrer Mitreisenden, erfährt Schicksale, sehnt sich nach Ruhe, um auf das Meer zu schauen. Sie schildert die Besichtigungen und Entdeckungen während der Landgänge, beschreibt, ohne zu bewerten, aber auch ohne zu romantisieren. Dass die Fotografin ausgerechnet auf einem Kreuzfahrtschiff immer wieder auf der Suche nach einer ruhigen Ecke abseits der Mitreisenden ist, hat mich beim Lesen zum Schmunzeln gebracht.

Fazit

Die Fotografin bevorzugt in ihren Fotografien bewusste Unschärfen, so wie die Nebel über dem Meer an manchen Tagen und diese Unschärfen ziehen sich durch den gesamten Text. Wer Abenteuer, Krisen, einen Spannungsbogen der Handlung erwartet, wird von dieser ruhig fließenden Geschichte enttäuscht sein. „Unentschieden formte das Wasser Messerwellen, Schieferwellen, hier und dort ein bisschen Gischt.“ (Zitat Seite 156) Wer diese poetische Sprache schätzt, wird dieses Buch sehr gerne lesen.
 

Rachefrühling – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
VerlagGoldmann Verlag
Datum13. September 2023
AusgabeTaschenbuch
Seiten608
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442491087

„Dann sähe ich Sie wieder einmal in Aktion – außerdem denke ich, dass das mindestens genauso spannend ist, wie wenn Sie mir die Ringstraße, den Zentralfriedhof und den Stephansdom zeigen.“ (Zitat Seite 44)

Inhalt

Walter Pulaski ist zum ersten Mal in Wien und Evelyn Meyers freut sich darauf, ihm die Stadt zu zeigen. Daher lehnt die erfolgreiche Anwältin sofort ab, als ein internationaler Geschäftsmann sie beauftragen will, den bekannten True Crime-Podcaster Martin Kilian zu vertreten, der des Mordes an der Wiener Chirurgin Aleyna Al-Raschid verdächtigt wird. Doch Pulaski und Evelyns Mitarbeiter Florian überzeugen sie, das Mandat anzunehmen, denn die Tat und die damit verbundenen Nachforschungen, auch wenn er diese als Urlauber inkognito anstellen muss, interessieren Pulaski wesentlich mehr, als die Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt Wien. Je länger sie nach Zusammenhängen suchen und den Spuren und möglichen Motiven folgen, desto größer werden ihre Zweifel, denn manche Details fügen sich allzu offensichtlich.

Thema und Genre

Dieser Thriller ist Band 4 der Jahreszeiten-Serie um den Dresdner Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Themen sind Recherchen, Mordanklage, polizeiliche Ermittlungsarbeit und die damit verbunden spannenden Rätsel. Wie der Titel schon andeutet, geht es auch um Rache. Ort der Handlung ist diesmal Wien.

Charactere

Mit Evelyn Meyers, Florian Zock und Walter Pulaski treffen wir ein sympathisches, hartnäckiges Ermittlerteam wieder, das wir bereits aus den Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter kennen, oder aber, wenn man die Serie erst mit diesem Band Frühling zu lesen beginnt, mit Vergnügen kennenlernen wird. Was alle Figuren in diesem Thriller auszeichnet, ist die Nachvollziehbarkeit ihres Verhaltens, ihre Glaubwürdigkeit und ihr Facettenreichtum.

Erzählform und Sprache

Zu einem Thriller gehört eine rasante, packende Handlung, die hier schon durch den knappen Zeitrahmen von neun Tagen im Mai vorgegeben ist. Innerhalb dieser Zeit wechselt der chronologische Ablauf, geht mal einige Tage zurück, dann wieder vorwärts, was die Spannung erhöht, langsam immer mehr Details einfließen lässt und auch das eigene Miträtseln interessant macht. Durch genaue Datumsangaben als Überschrift der Kapitel ergibt sich die einfache Zuordnung innerhalb des Geschehens. Überraschende Wendungen mit völlig neuen Aspekten erhöhen die kriminalistische Unterhaltung beim Lesen, ohne konstruiert oder unglaubwürdig zu wirken. Das Verbrechen selbst mit den komplexen, rätselhaften Hintergründen verzichtet auf seitenlange, bluttriefende Schilderungen, was ich persönlich sehr schätze. Es ist ein sehr gekonnt und clever aufgebauter Plot mit vielen vernetzten Zusammenhängen, sie sich jedoch erst langsam ergeben und die Ermittler und auch uns Leser manchmal zu falschen Schlüssen verleiten. Die Sprache passt zum Genre und ergänzt mit humorvoll-charmanten Dialogen und Szenen. 

Fazit

Eine spannende, vielschichtige Geschichte, gekonnt aufgebaut und sehr gut recherchiert, dazu interessante Themen – ein Lesevergnügen, das unterhält und Freude macht.

Todesrache – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
Maarten S. Sneijder – Sabine Nemez 7
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 21, September 2022
FormatTaschenbuch
Seiten592
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442491100

„Schon wieder dieses Wort. Grundsätzlich! Sneijders Bauchgefühl sagte ihm, dass die Ermittlungen nicht so einfach und zügig ablaufen würden, wie er sich das erhofft hatte.“ (Zitat Seite 98, 99)

Inhalt

Der letzte Einsatz von Maarten S. Sneijder, Profiler beim BKA Wiesbaden, hat einen hohen Preis gefordert. Auch die Ermittlerin Sabine Nemez, von ihm ausgebildet und seine engste Mitarbeiterin, ist in dem brennenden Wrack vor Kaliningrad umgekommen. Davon sind alle überzeugt, auch Maarten S. Sneijder, bis er plötzlich einen Anruf von ihr erhält, kaum verständlich, nur ein paar Worte. Ihm ist klar, dass er sie finden muss und das schnell. Er stellt ein kleines Team zusammen. Die erste Spur führt nach Polen. Eine andere Spur führt zu einem pensionierten Richter in Leipzig und damit auch zu Walter Pulaski, Kripo Leipzig. Schwierig, absolut kein Teamplayer, klärt er eigenmächtig und erfolgreich komplexe Fälle auf. Maarten S. Sneijder braucht Pulaskis Unterstützung, doch dieser hat sich gerade beurlauben lassen, um in einem Verbrechen zu ermitteln, das ihn persönlich betrifft. Er hat weder die Zeit noch die Nerven für den Profiler aus Wiesbaden, und hat generell für die BKA-Kravattenträger nichts übrig. Doch er hat nicht mit der Hartnäckigkeit von Maarten S. Sneijder gerechnet.

Thema und Genre

Dieser Thriller, Band sieben der Reihe um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez, führt das Ermittlerteam quer durch Deutschland und nach Polen. Es geht um Netzwerke, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und lukrative Geschäftsideen. Auch Cyberkriminalität ist ein Thema.

Charaktere

Diesmal lässt der Autor zwei seiner speziellsten Ermittlerfiguren aufeinandertreffen, den Profiler Maarten S. Sneijder und Kommissar Walter Pulaski, und dies ergibt ein geniales Feuerwerk an Dialogen und Ideen. Der vielseitig, versierte IT-Spezialist Marc Krüger „Marc wechselte zweimal den Benutzernamen, nahm ein paar nicht ganz legale Abkürzungen und war dann auch schon im Archiv der Justizvollzugsanstalt.“ (Zitat Seite 376) ist ebenfalls wieder Mitglied in Sneijders Team, das ergänzt wird durch junge, hochbegabte Kriminalkommissaranwärterin Miyu Nakahara. Die Unterschiedlichkeit dieser sehr präzise und konsequent entwickelten Figuren ist die perfekte Ergänzung zur Spannung der Handlung.

Handlung und Schreibstil

Von Beginn der Geschichte an entwickeln sich mehrere Handlungsstränge gleichzeitig, die zunächst keinen erklärbaren Zusammenhang erkennen lassen. Der straffe Zeitrahmen der aktuellen Handlung vom Prolog am 29. Mai bis zum 9. Juni sorgt dafür, dass die Geschichte rasant und sehr packend verläuft. Die Handlung ist in sieben übergeordnete Teile gegliedert, wobei jeder Teil einem Tag der Ermittlungen entspricht, beginnend am 3. Juni, und in übersichtliche Kapitel unterteilt ist. Die Schilderung der Ereignisse der Vergangenheit unterbricht mehrmals die aktuellen Handlungen und trägt als Überschrift das entsprechende Jahr und den Ort. Es sind einzelne, in sich abgeschlossene Fälle, ein weiteres spannendes Puzzleteil.  Es ist großartig, wie es dem Autor gelingt, die einzelnen Teile Schritt für Schritt zu einer sehr abwechslungsreichen und komplexen Geschichte zusammenzufügen, und dabei immer nachvollziehbar und glaubhaft zu bleiben. Die Sprache entspricht dem Genre und die witzigen, schrägen Dialoge lockern die Spannung auf, ohne jedoch den Spannungsbogen zu unterbrechen.

Fazit

Eine unglaublich facettenreiche, sehr gekonnt aufgebaute, komplexe Geschichte. Hochspannung und Lesevergnügen, ein Thriller, der begeistert.