Eins + eins = drei – Lutz Flörke & Vera Rosenbusch

AutorLutz Flörke
AutorinVera Rosenbusch
Verlag BoD
Erscheinungsdatum 27. Februar 2024
FormatTaschenbuch
Seiten152
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3758330704

„Die Buchen sterben ja nicht aus, nur die Bücher. Gerade als ich damals, vor ewigen Zeiten mit dem literarischen Schreiben beginnen wollte, erreichte mich die Nachricht, das Gutenbergzeitalter sei vorbei.“ (Zitat Seite 9, 10 – Kollektivtext)

Thema und Inhalt

Die Idee dieser besonderen Zusammenarbeit ergab sich bereits vor vielen Jahren im Literaturlabor, daraus entstanden neben eigenen Veröffentlichungen gemeinsame Projekte wie Bühnenprogramme, Literarische Salons, Literarische Spaziergänge durch Hamburg. Nun liegt dieser erste gemeinsame Erzählband vor. Die Texte ergeben sich aus individuellen Zugängen zum Schreiben und Erzählen, kurze Geschichten, Fragmente in Fragen und überraschenden Antworten, Gedanken und spontane literarische Schilderungen von im Grunde alltäglichen Ereignissen.

Umsetzung

In diesem Jahrbuch Nr. I schreiben sich Lutz Flörke und Vera Rosenbusch einzeln oder im Kollektiv in insgesamt fünfundzwanzig Geschichten durch alle Monate eines Jahres, beginnend im April, endend mit zwei Märzgeschichten. Flörke & Rosenbusch sind genaue Beobachter, die sich Gedanken machen, kritisch, spontan, oft mich überraschenden Ergebnissen und mit einem großen Augenzwinkern. In jedem Satz, jeder Geschichte spürt man die große Lust am Erzählen und am Ausloten der vielfältigen Möglichkeiten, welche sich durch wechselnde Perspektiven und ebenso facettenreiche Ausdrucksformen ergeben.

„Eine Postkarte ohne Bild fällt heraus. Segelt, ganz langsam, durch den Bücherduft, gleitet, schwebt.“ (Zitat Seite 53 – Flörke)

„Ich bin eine Dichterin und brauche eine eigene Welt. Die schreibt mir der gestreifte Füller.“ (Zitat Seite 134 – Rosenbusch)

Fazit

Aus alltäglichen Situationen im Jahreslauf entstehen ungewöhnliche Geschichten mit unvorhersehbaren, überraschenden Resultaten. Eins + Eins = Drei = Lesevergnügen!

All die schönen Winter – ausgewählt von Clara Paul

AutorDiverse
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 11. September 2023
FormatTaschenbuch
Seiten190
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458682998

„Der Maronibrater war ein Bild aus dem Märchenbuch der Großstadt. Zwei Kastanien kosteten einen Kreuzer. Das war ein so unverrückbarer Preis wie etwa der der Semmel.“ (Zitat Seite 53, aus: Der Maronibrater, von Alfred Polgar)

Inhalt und Thema

Dieser Sammelband enthält zweiunddreißig Geschichten, die an eine Winterzeit, wie es früher war, erinnern. Das Buch ist in vier Abschnitte eingeteilt: Wundertage, Winterfreuden, Weihnachtszauber, Winterende

Gestaltung

Robert Walser eröffnet den Geschichtenbogen mit seiner Erzählung „Schnee“ und am Ende dieser Sammlung steht seine Geschichte „Winter“. Dazwischen finden wir alle bekannten deutschsprachigen Autoren und Autorinnen, von Thomas Bernhard über Max Frisch, Hermann Hesse, Peter Rosegger, Peter Handke, Elke Heidenreich, bis zu Robert Walser. Eine englische Autorin ist in dieser Sammlung auch vertreten, Katherine May.

Fazit

Es sind beschauliche Geschichten zum Wohlfühlen, Kindheitserinnerungen, die in eigene Erlebnisse zurückführen oder Geschichten, wir man früher schon gelesen hat, aber gerne wieder liest.

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen – Torsten Sträter

AutorTorsten Sträter
Verlag Ullstein extra
Erscheinungsdatum 27. Oktober 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3864932274

„Denn geben Sie es ruhig zu: In den letzten Minuten, in denen Sie dies lasen, waren Sie nicht in der Lage, einen einzigen strukturierten Gedanken zu fassen – und das ist gut so. Es entspannt das Gehirn.“ (Zitat Seite 166)

Thema und Inhalt

Torsten Sträter ist  Autor, Satiriker und auf Grund seiner Vielseitigkeit auch noch vielen weiteren Genres zuordenbar, eine ungewöhnliche, facettenreiche Mischung, wie auch seine mit Preisen ausgezeichneten Bücher, Fernsehsendungen und Tourneen. Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von mehr als vierzig Geschichten des Autors, die in den letzten drei Jahren entstanden sind. Eine aktuelle Zeitreise vom Nibelungenlied über den Highlander bis zu Omikron, dazu im Januar 2022 die Anleitung für mehr Ruhe und Gelassenheit. „Nichts erwarten, viel bekommen. Weil man auch bei wenig bekommen viel bekommt, wenn man nix erwartet.“ (Zitat Seite 90)

Umsetzung

Das Buch ist in neun große Abschnitte und übergeordnete Themen unterteilt, darin die jeweils passenden Geschichten. Beginnend von Stories, über die Pandemie-Papiere, von sinnlosen Redewendungen, über Sträters Ansprachen ans Volk bis zu seinen speziellen Filmempfehlungen in Teil neun. Diese Sammlung von kurzen Texten ist kein Buch, das man unbedingt von der ersten bis zur letzten Seite lesen muss, man kann, muss aber nicht. Man kann es immer wieder zur Hand nehmen, einzelne Texte, oder Kapitel lesen. Denn eines funktioniert immer: man hat sofort das Bild von Sträters Fernsehauftritten und Live-Programm im Kopf, mit einem Unterschied, während man bei diesen Auftritten vor Lachen wohl immer mal die nachfolgenden Sätze verpasst, kann man beim Lesen in Ruhe lachen, noch mehr lachen und dann, ebenfalls in Ruhe, die Stelle nachlesen. Das alles kann man beliebig oft wiederholen, oder weiterlesen, perfekt.

Fazit

Diese Geschichten sind unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse während der letzten drei Jahre entstanden und zu einer speziellen Situation oder einem besonderen Thema, um mit vielen Schleifen und Umwegen dann bei einem oder auch mehreren völlig anderen Themen zu landen. Das alles zwischen sehr witzig, ziemlich schräg und satirisch-böse, aber immer auch sehr menschlich.

Wintergeschichten – Anton Čechov

AutorAnton Čechov
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 18. Oktober 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten272
SpracheDeutsch
ÜbersetzungPeter Urban
ISBN-13978-3257070767

„Von unseren Füßen bis hinab zur Erde erstreckt sich eine abschüssige Fläche, in der sich die Sonne betrachtet wie in einem Spiegel. An unserer Seite ein kleiner Schlitten, mit hellrotem Stoff ausgeschlagen.“ (Zitat Seite 17)

Inhalt

Dieses Buch enthält fünfundzwanzig Erzählungen von Anton Čechov. Es sind Geschichten, die in der Winterzeit spielen. Von der Entstehung her finden wir in dieser Sammlung frühe Erzählungen, entstanden zwischen 1880 und 1887, und Texte aus den späten Schaffensjahren von 1889 bis 1903.

Thema und Handlung

In diesen Geschichten, geschrieben in einer klaren Erzählsprache, erleben wir Schlittenfährten durch den tiefen Schnee und die Kälte des russischen Winters, aber auch fröhliche, üppige Feste zwischen gesellschaftlichen Pflichten und diversen Wirrnissen und persönlichen Eitelkeiten. Auch die tiefe Kluft zwischen Armut und Reichtum ist ein Thema dieser Geschichten, die eines gemeinsam haben: sie alle spielen in der einsamen, winterlichen Landschaft, in abgelegenen Dörfern und Kleinstädten der russischen Provinz. Es ist eine interessante Vielfalt von Charakteren und ihren Erlebnissen, von Alltagssituationen, Verhalten und Gefühlen, die Čechov aufzeigt, in einer Bandbreite zwischen komisch, traurig und hoffnungsvoll, aber immer knapp und realistisch. Oft ist es nur eine Episode, das Ende ist offen. Ausgewählt wurden die Erzählungen von Christine Stemmermann, wobei mir auch die Reihenfolge besonders gut gefällt, es beginnt mit Schlittenfahrten zu Winterbeginn, führt zu den besonderen Tagen vor Weihnachten, zum Fest selbst und schließt mit dem Jahreswechsel, den ersten Tagen des neuen Jahres. Der letzte Text, „“Die Dame mit dem Hündchen“, spielt zu Beginn im Sommer und ist eine seiner bekanntesten Geschichten. Alle Geschichten wurden von Peter Urban neu übersetzt und sind überzeugend angenehm zu lesen.

Fazit

Eine interessante, stimmungsvolle Sammlung von fünfundzwanzig Erzählungen von Anton Čechov, die uns in kalte, schneereiche russische Winter Ende des 19. Jahrhunderts entführen.

Blick ins Regal – Geschichten für die dunkle Jahreszeit 2021

Lektüre für gemütliche Leseabende

Kurzgeschichten und Erzählungen lese ich eher selten, da ich Romane bevorzuge, aber gerade in diese dunkle, geheimnisvolle Jahreszeit passen sie perfekt, vor allem, weil es eine abwechslungsreiche Auswahl aller Genre gibt. Hier meine persönliche Wahl 2021, Cechovs Wintergeschichten habe ich gelesen, Rezension folgt demnächst. Gerade lese ich die Ghostly Winter Tales: A Fourth Collection of Classic Ghost Stories for Christmas (Black Heath Gothic, Sensation and Supernatural), English Edition, die vorhergehenden Sammlungen habe ich letztes Jahr gelesen. Es sind unheimliche Geschichten in der großartigen englischen Tradition, übersinnliche Erlebnisse, manche hilfreich, andere tödlich, klassische Gothic stories, für die es keine logische Erklärung gibt. Dann brauche ich etwas Romantisches von einer meier Lieblignsautorinnes dieses Genre, Patricia Koelle, und auch einige der Geschichten von Osang warten noch. Vielleicht eine Anregung?

Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung: Gedichte und Erzähltes aus vier Jahrzehnten – Jim Palmenstein

AutorJim Palmenstein
Verlag Klingenberg
Erscheinungsdatum 2. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten448
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3200055025

„und die Dunkelheit beugt sich/über das wispernde blaue Wasser/die Leuchttürme funkeln grell ins Kupfer der Dämmerung/der Wasser im Westen“ (aus „Der Leuchtturmwärter“, Seite 423)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist eine Sammlung von Gedichten und Erzählungen des Autors Jim Palmenstein, die im Laufe von vierzig Jahren, zwischen 1978 und 2018, entstanden sind. Schon die Herstellung, Material und Gestaltung, ich spreche von traditioneller Buchbindekunst des Klingenberg Verlages, ziehen Augen und Hände an und machen immer wieder Freude. Dieses besondere Kleinod umfasst zwischen Cover und Buchrücken eine bunte Vielfalt von  Geschichten, die uns der Autor in Gedichtform, als Prosa und allen sprachlichen Möglichkeiten dazwischen, erzählt und mit eigenen Schwarz-Weiß-Fotografien ergänzt. Wir finden alle Themen des Lebens, Gefühle, Erinnerungen, Sehnsucht, philosophische Gedanken, magische Momente ebenso wie Alltagserlebnisse.

Gestaltung

Die meisten der zwölf Kapitel beginnen jeweils mit einem aktuellen Prosatext, während die poetischen Texte, Gedichte in epischer Länge, in unterschiedlichen Formen einer besonderen Erzählsprache geschrieben sind. Frei von Reimzwängen und starren Versformen widersetzen sie sich dem Versuch einer sprachlichen Zuordnung, frei wie die Gedanken bringen sie diese zu Papier und damit auch zu uns. Groß- und Kleinschreibung setzt der Autor nach eigenem Empfinden ein, Lesende, die das stört, ermuntert er mit einem Augenzwinkern, „einen Pencil zu nehmen und ein bißchen zu korrigieren“ (Seite 97).

Im Kapitel IX, „Traumreisen“, finden wir die auch als eigenes Buch erschienene Erzählung „Der fliegende Teppich“, die fantastische Geschichte einer Reise, eine Mischung aus Fantasie und Magie, ein eindrücklich überzeichnetes Bild unserer Gesellschaft.

Genial zu lesen sind einige Erzähltexte, welche Momentaufnahmen aus dem Alltag seines zweiten Erzähl-Ichs Graufeder schildern und zu einer gedanklichen Zwiesprache führen, die der schreibende Autor, ebenfalls Graufeder, mit seiner Graufeder-Figur hält.

Fazit

„Es war die Nacht mit ihren vielen tausend Bildern, die mir immer unsichtbar   im Erwachen   täglich entschwindet   und mich mit mir selbst allein   zurückläßt.“ (aus „Die Nacht“, Seite 142) Ein auch handwerklich mit Liebe und Überzeugung zum Produkt Buch gestaltetes Lesebuch, ein magisches Füllhorn der Phantasie, dessen poetische, philosophische, nachdenkliche, skurrile, alltägliche Texte, Gedichte und Erzählungen dazu einladen, es immer wieder mit großem Vergnügen zur Hand zu nehmen.

Magischer Tigerwald – Anthologie

Autor13 Autorinnen
HerausgeberBettina Ickelsheimer-
Förster
Verlag Shadodex –
Verlag der Schatten
Erscheinungsdatum 1. Juli 2019
FormatTaschenbuch
Seiten264
ISBN978-3946381617

»Natürlich müssen wir hierzu das Geheimnis des magischen Waldes, den wir Tiere des Asyls „Tigerwald“ nennen, lüften. Aber ihr habt es einfach verdient, die Wahrheit zu erfahren.“ (Zitat Seite 10)

Inhalt

Diese Anthologie erzählt in dreizehn spannenden Geschichten die Abenteuer der Tiere, die im Raubtier- und Exotenasyls Ansbach/Wallersdorf eine neue Heimat gefunden haben. Doch Abenteuer sind immer auch mit Freiheit verbunden und so verlassen die Tiere immer wieder heimlich ihre Käfige und durchstreifen den angrenzenden Wald. Ein kleiner, wunderbar schillernder Tannenbaum schützt dieses magische Waldgebiet, das nur Tiere sehen und betreten können.

Thema und Genre

Eine Sammlung von Kurzgeschichten für junge und junggebliebene Leser, die das Träumen und Staunen nicht verlernt haben. Eine muntere Tierschar, das sind Tiger, Affen, Füchse, die Wüstenluchsdame Kalaharia und eine freche Frettchenbande, erleben spannende und gefährliche Abenteuer. Sie müssen lernen zusammenzuhalten und auf einander Rücksicht zu nehmen, obwohl sie so verschieden sind und oft völlig andere Meinungen haben.

Handlung und Schreibstil

Jede der Autorinnen erzählt ihre Geschichte anders, stellt andere Tiere in den Mittelpunkt. Es sind unterschiedliche Erlebnisse, lustig, manchmal auch etwas traurig, aber immer spannend, frech, zauberhaft und magisch.

Da geht es um verschwundene Bäche, eisigen Schnee, einen Geist aus der Antike, den Liliensee, aus dem man nicht trinken sollte, es geht um den Wald der Erinnerung und das Wiedersehen mit Tieren, die schon vorausgegangen sind und dort warten. Es geht um Mut, Wünsche, Abenteuer und einen schlecht gelaunten Waldkleeschratz. In der Bonusgeschichte steht plötzlich sogar eine alte Burg im magischen Wald.

Durch das Buch führt das Luchspärchen Anubis und Rokko. Die beiden stellen vor jeder Geschichte in einer kurzen Einleitung die Tiere vor, die jeweils im Mittelpunkt stehen.

Denn eines haben alle Geschichten gemeinsam: immer geht es um den magischen Tigerwald, den Waldwächter und die Tiere, die im Raubtier- und Exotenasyl leben und die man dort auch nach Voranmeldung besuchen kann.

Fazit

Eine magische Sammlung von Kurzgeschichten mit großartigen Fotos und Zeichnungen für junge Leser, doch auch Erwachsene werden sich gerne von den Abenteuern dieser ganz besonderen Tiere zum Träumen und Lächeln bringen lassen. Ein bezauberndes Buch, das man auch gerne verschenken wird.