Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung: Gedichte und Erzähltes aus vier Jahrzehnten – Jim Palmenstein

AutorJim Palmenstein
Verlag Klingenberg
Erscheinungsdatum 2. August 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten448
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3200055025

„und die Dunkelheit beugt sich/über das wispernde blaue Wasser/die Leuchttürme funkeln grell ins Kupfer der Dämmerung/der Wasser im Westen“ (aus „Der Leuchtturmwärter“, Seite 423)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist eine Sammlung von Gedichten und Erzählungen des Autors Jim Palmenstein, die im Laufe von vierzig Jahren, zwischen 1978 und 2018, entstanden sind. Schon die Herstellung, Material und Gestaltung, ich spreche von traditioneller Buchbindekunst des Klingenberg Verlages, ziehen Augen und Hände an und machen immer wieder Freude. Dieses besondere Kleinod umfasst zwischen Cover und Buchrücken eine bunte Vielfalt von  Geschichten, die uns der Autor in Gedichtform, als Prosa und allen sprachlichen Möglichkeiten dazwischen, erzählt und mit eigenen Schwarz-Weiß-Fotografien ergänzt. Wir finden alle Themen des Lebens, Gefühle, Erinnerungen, Sehnsucht, philosophische Gedanken, magische Momente ebenso wie Alltagserlebnisse.

Gestaltung

Die meisten der zwölf Kapitel beginnen jeweils mit einem aktuellen Prosatext, während die poetischen Texte, Gedichte in epischer Länge, in unterschiedlichen Formen einer besonderen Erzählsprache geschrieben sind. Frei von Reimzwängen und starren Versformen widersetzen sie sich dem Versuch einer sprachlichen Zuordnung, frei wie die Gedanken bringen sie diese zu Papier und damit auch zu uns. Groß- und Kleinschreibung setzt der Autor nach eigenem Empfinden ein, Lesende, die das stört, ermuntert er mit einem Augenzwinkern, „einen Pencil zu nehmen und ein bißchen zu korrigieren“ (Seite 97).

Im Kapitel IX, „Traumreisen“, finden wir die auch als eigenes Buch erschienene Erzählung „Der fliegende Teppich“, die fantastische Geschichte einer Reise, eine Mischung aus Fantasie und Magie, ein eindrücklich überzeichnetes Bild unserer Gesellschaft.

Genial zu lesen sind einige Erzähltexte, welche Momentaufnahmen aus dem Alltag seines zweiten Erzähl-Ichs Graufeder schildern und zu einer gedanklichen Zwiesprache führen, die der schreibende Autor, ebenfalls Graufeder, mit seiner Graufeder-Figur hält.

Fazit

„Es war die Nacht mit ihren vielen tausend Bildern, die mir immer unsichtbar   im Erwachen   täglich entschwindet   und mich mit mir selbst allein   zurückläßt.“ (aus „Die Nacht“, Seite 142) Ein auch handwerklich mit Liebe und Überzeugung zum Produkt Buch gestaltetes Lesebuch, ein magisches Füllhorn der Phantasie, dessen poetische, philosophische, nachdenkliche, skurrile, alltägliche Texte, Gedichte und Erzählungen dazu einladen, es immer wieder mit großem Vergnügen zur Hand zu nehmen.

So offen die Welt: Neue Gedichte – Ulla Hahn

AutorUlla Hahn
Verlag Deutsche Verlags-Anstalt
Erscheinungsdatum 10. August 2004
FormatGebundene Ausgabe
Seiten104
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3421058164

„Noch müssen wir es / einander nicht antun / dieses eine einzige / Nimmermehr / Wenn nur eines / meins oder deines / weiterschlägt“ (Zitat aus „Ruhig“, Seite 25)

Inhalt

Neue Gedichte, in vier übergeordnete Kapitel eingeteilt, die jeweils sechzehn bis einundzwanzig Gedichte enthalten.

Themen und Sprache

Themen des ersten Kapitels sind Liebe, Ehe, zeitlose Gefühle und Erinnerungen, Sehnsucht, auch hier beginnt in manchen Zeilen schon die Vorahnung des Alterns, leise Gedanken an Abschied schwingen mit.

Im zweiten Kapitel geht es vor allem um die Sprache, darum, Gedanken in Worte zu fassen, das Schreiben, eine Lesung und Geschichten.

Im dritten Kapitel schwingen mit den Gedanken zum Älterwerden auch die Beobachtungen des Lebenslaufes mit, Wehmut und Veränderungen. „Ja früher“, „Altern lernen“.

Im vierten Kapitel finden sich Texte und Gedanken, die ein kritisches Resümee ziehen über aktuelle Themen unserer Zeit „That’s life.

Immer wieder verbinden sich die Gedanken aus dem Leben und die eigenen damit verbundenen Erfahrungen mit Beobachtungen in der Natur, im ersten Teil ist es der Frühling, im zweiten Teil der Sommer, im dritten Teil lesen wir über einen „Tag im Herbst“ und im vierten Teil schließlich findet sich ein Text über einen „Vogel im Winter“.

Die Sprache probiert immer Neues aus, mal darf sie sich ganz traditionell reimen, dann wieder überrascht sie mit scheinbar willkürlich gesetzten Umbrüchen, lässt Satz- und Gedankenfragmente durch den Text wirbeln, spielt mit allen Möglichkeiten.

Fazit

Der vorliegende Gedichtband enthält Texte zwischen Lebensfreude, Erfahrung des Älterwerdens, Sehnsucht und Wehmut. In manchen Gedichten überwiegt die Neugier der Lyrikerin auszuloten, welche Möglichkeiten Sprache noch bieten kann, alles wird ausprobiert, und so unterliegen beim Lesen manchmal die Aussagen den kreativen Wortgefügen. „Alles fließt und Nichts an seinem Platz.“ (Zitat aus „Standort, Bestimmung“, Seite 68)

Standphotos: Gedichte 1962 – 1970 – Rolf Dieter Brinkmann

AutorRolf Dieter Brinkmann
Verlag Rowohlt Buchverlag
Erscheinungsdatum 2. Aufl. April 2012
FormatBroschiert
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3498004613

„Die Sätze / werden langsam wieder / schwerer. Es liegt / vielleicht an / der Luft, oder / daß ich nicht / fortgezogen bin / zur rechten Zeit?“ (Aus „Gedicht vor Anfang des Winters“, Seite 70)

Inhalt

Diese Sammlung enthält alle Gedichtbände, die zwischen 1962 und 1972 erschienen sind, und zwar: Ihr nennt es Sprache, Le Chant du Monde, Ohne Neger, &-Gedichte, Was fraglich ist wofür, Godzilla, Die Piloten, Standphotos, Gras. Dabei wurde auch die Reihenfolge der einzelnen Gedichte, wie sie in den jeweiligen Erstausgaben angeordnet sind, nicht geändert.

Themen und Sprache

„Dankbar bin ich dagegen den Gedichten Frank O’Haras, die mir gezeigt haben, daß schlechthin alles, was man sieht und womit man sich beschäftigt, wenn man es nur genau genug sieht und direkt genug wiedergibt, ein Gedicht werden kann, auch wenn es sich um ein Mittagessen handelt.“ (Zitat aus dem Vorwort zu „Die Piloten“, Köln, Frühjahr 1968, R.D.B., Seite 186, 187)

Besser als der Dichter selbst kann man die Vielseitigkeit und facettenreiche Themenvielfalt dieser Gedichte nicht beschreiben. Es gibt nichts, das er nicht in Worte fasst, jeden Augenblick einer Alltagssituation, er beobachtet, beschreibt, verbindet mit philosophischen Gedanken und spontanen Gefühlen, Erinnerungen, er teilt auf, ordnet und fügt neu zusammen, um plötzlich im letzten Satz in einer knappen Feststellung zu enden, bewusst provozierend. Die Themen reichen von Waschmaschinen und Waschmittel, gelb angestrichenen Schränken, Rosen, Natur, Politik, bis zu Beziehungen, Trennung, Frauen, Sex und immer sind es Momentaufnahmen der eigenen Befindlichkeit, Fragen und knappe Statements in einer kritischen Realität. Immer wieder geht es um die einfache, rhetorische Frage, ob das, war er gerade notiert hat, ein Gedicht ist, oder um die Feststellung, dass dies jetzt ein Gedicht ist. Auch die Länge der Gedichte reicht von wenigen, knappen Zeilen bis zu Notizen und Texten in Prosa-Länge.

Fazit

Diese Gedichtsammlung hat wenig mit erbaulicher Lyrik und schönen Gedankenbildern zu tun, diese Texte fordern, sind wild, realistisch, unbequem, sie provozieren und es gibt kaum einen Gegenstand, sei er noch so einfach, keine Situation, die nicht von Rolf Dieter Brinkmann als einfache Tatsache unter Einbeziehung aller Sinne zu Papier gebracht wurde, oft mit einem knappen Statement, sein Resultat dieses Augenblicks. Man braucht Zeit für diese Texte, doch diese Zeit sollte man sich unbedingt nehmen.

Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen, Gedichte 2001-2008 – Silke Scheuermann

AutorSilke Scheuermann
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 13. März 2013
FormatGebundene Ausgabe
Seiten216
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895613753

„Manchmal fragst du dich wie / es dazu kam Dass du in einem Leben voller Türen / fest gezimmert steckst wie ein Einbauschrank (Zitat aus „Tür zur Außenwelt, Seite 165)

Inhalt

Dieser Gedichtband umfasst den 2001 erschienen Lyrikband „Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen“, den 2004 erschienenen Gedichtband „Der zärtlichste Punkt im All“, die Sonette „Vogelflüge“ und die Gedichte „Tür zum Geisterwald, 2002 – 2008“

Themen und Sprache

Immer wiederkehrende Themen kommen aus der Mythologie des Altertums. Besonders spannend ist es, wenn diese bekannten Figuren aus der Mythologie plötzlich in eine Jetztzeit katapultiert werden. Andere Gedichte befassen sich mit der Natur und hier treffen wir auf das Thema Vögel und Fliegen, oder sie führen uns kritisch in Situationen des Alltags, eingebettet in die damit verbundenen Gefühle. Es sind immer Gedanken und Gefühle, die der Autorin durch den Kopf gehen und diese Gedichte wirken ähnlich unstrukturiert, schweifen ab in spontane Wortspiele. Es ist eine ungezähmte Lyrik voller Umbrüche, Gedankensprünge wechseln in immer neue, nie vorhersehbare oder zu erwartende Bilder, man muss diese Texte öfter lesen, will man versuchen, ihnen zu folgen. Wo auch immer die Ideen von Silke Scheuermann beginnen, sie führen immer in Gefühle und in eine kritisch beleuchtete Gegenwart.

Fazit

Fachlich befasst sich Dorothea von Törne in ihrem 2013 geschriebenen Nachwort mit Silke Scheuermanns Gedichten. Als Leserin war es für mich keine einfache Reise, nicht immer konnte die direkte, konkrete Sprache mit dem raschen Wechsel an Eindrücken auch Bilder in meine Gedanken malen. Ich fand Gedichte, die mich sofort ansprachen und andere, deren unterschiedliche Ebenen und offene Fragen mich herausfordern und die ich wohl noch öfter lesen werde, bis sie sich mir – vielleicht – doch erschließen.

Stille Quellen – Norbert Hummelt

AutorNorbert Hummelt
Verlag Sammlung Luchterhand
Erscheinungsdatum 1. März 2004
FormatTaschenbuch
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3630620749

 „die tropfkerzen brannten gefährlich herunter

du hingst nur da u. drücktest auf repeat

kein blick nach draußen, keine fremdwahrnehmung

für eine weile, die sich endlos zieht“

(Zitat, Ausschnitt aus „entfernte musik ..“, Seite 81)

Inhalt

Dieser Gedichtband ist vier übergeordnete Abschnitte gegliedert, und endet mit einem Epilog. Der erste Abschnitt, „stille quellen“ gibt dem Buch den Titel. Die meisten Gedichte dieser Sammlung sind zwischen Dezember 2000 und September 2003 entstanden.

Themen und Sprache

Es geht um Erinnerungen, die eigenen Wurzeln, Momentbilder aus der Kindheit, ins Heute versetzt, um Liebe, Einsamkeit, Alter. Es sind besondere Augenblicke, ein Naturerlebnis, ein Alltagsgegenstand, welche die Gedanken auf die Reise schicken, die dann oft ernüchtert wieder in die Situation im Jetzt zurückkehren.

Die besondere Sprache dieser Gedichte malt Bilder, verknüpft Dinge, Eindrücke, Gefühle völlig unerwartet neu, interpretiert mit einem oft überraschenden Schlussgedanken.

Fazit

Gedichte in einer modernen lyrischen Sprache, in der nicht die bekannten Vers- und Reimformen zählen, sondern die freie Entfaltung der Worte in einer besonderen Melodie der Sprache. Nachdenklich, mit einer leisen Melancholie, führen diese Gedichte auch in die eigene Erinnerung.

Sonnengesang – Norbert Hummelt

AutorNorbert Hummelt
Verlag Luchterhand Literaturverlag
Erscheinungsdatum 24. Februar 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten96
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3630876306

„immer geht du bei den kreidefelsen,

verschränkst die arme hinter deinem rücken,

hast deinen leichten linken fuß erhoben

u. an der Sohle ist der gleiche weiße staub.“

(Zitat aus „immer gehst du ..“, Seite 70)

Inhalt

Dieser Gedichtband ist sechs übergeordnete Abschnitte gegliedert. Die sechzig Gedichte dieser Sammlung sind in den Jahren zwischen 2016 und 2019 entstanden.

Themen und Sprache

Es geht um das Leben, Natur, Erinnerungen, Beziehung, Liebe, Sehnsucht, Verlust. Worte, die Bilder von Momentaufnahmen malen, Augenblicke während eines Spazierganges in der Natur, Sonne, Licht, Wind und die Erinnerungen daran, wie man diese Situation früher erlebt hat, damals zu zweit, heute allein. Thema im Abschnitt IV sind Kindheitserinnerungen, die Freiheit in der Natur, die so anders war als in der Welt der Erwachsenen. Manches wiederholt sich, wenn der damalige Sohn inzwischen selbst Vater ist. Es sind Themen, die uns zum Nachdenken bringen, Alltagssituationen, die wir selbst ähnlich erleben. Wer kennt nicht den Spaziergang, oder die Reise, die man zuvor mit lieben Menschen unternommen hat und nun alleine geht, und die leise Wehmut der Erinnerung in den Gedanken.

Die Besonderheit der Sprache, das scheinbar rasch hingeworfene Spiel der Sätze, begleitet diese Gedichte, bei aller Nachdenklichkeit, manchmal Trauer, mit einer fühlbaren Leichtigkeit. Jede Zeile birgt eine Überraschung durch ungewohnte Umbrüche, man fragt sich in einem Sekundenbruchteil „was kommt, was geschieht jetzt, was macht er da“? Ein Beispiel der Beginn des Gedichtes „der geist von locarno“

„der eine stuhl an ihrem tisch war frei ich passierte

die seepromenade warf einen blick u. ging vorbei“ (Zitat Seite 77)

Der schräge Humor in „echo“ brachte mich dazu, laut aufzulachen, denn das Gedicht beginnt so

„abends bei cosenza liegen

zwei zerbeulte turnschuhe,

wo es über die treppe runter

zum busento geht. ..“ (Zitat Seite 82)

Wer denkt da nicht sofort an August von Platen, den edlen Alarich und die Goten. Im Kopf die Ballade, dazu das Bild von den Turnschuhen und die vom Autor erfasste aktuelle Stimmung, diese Mischung ist ein Leseerlebnis, das man so nur schwer beschreiben kann.

Fazit

Wer Gedichte noch immer mit Vers- und Reimformen, mit Hebungen und Senkungen verbindet, wird hier eine völlig andere Form der Lyrik entdecken, wer interessante, neue Möglichkeiten des Ausdrucks sucht, wer Sprache liebt, die gleichzeitig auch Bilder malt, Impressionen, verstärkt durch Gedanken und Gefühle, der sollte sich für diesen Autor Zeit nehmen.

Else Lasker-Schüler, Ausgewählte Gedichte, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Uljana Wolf

AutorElse Lasker-Schüler
Uljana Wolf
Verlag Fischer
Taschenbibliothek
Erscheinungsdatum 25. Februar 2016
FormatTaschenbuch
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596520992

„Und ich habe dir doch von grossen Sternen erzählt, Aber du hast nur Erde gesehn.“ (aus „Ich träume so leise von dir – – -„)

Inhalt

Eine vielseitige, chronologische Sammlung von Gedichten dieser expressionistischen Lyrikerin, ergänzt durch einen Lebenslauf und ein Nachwort.

Thema und Sprache

In ihren Gedichten lebt die Geschichte ihres Lebens. Es geht um Liebe, Schmerz,  Verlust, um Familie und Freundschaft, Religion, die eigenen Wurzeln, Heimat und Heimatlosigkeit. In den letzten Gedichten schwingt die Müdigkeit dieser Jahre mit. Doch immer wieder erfreut sie uns mit ihren Sprachspielereien und fröhlichen Nonsens-Kinderreimen.

Else Lasker-Schüler liebt die Sprache und egal, ob sie reimt oder durch ihre Sprachmelodien verzaubert, immer malt sie Bilder, in denen ihre Seele wohnt. Oft gibt eine neue Idee, ein neuer Gedanke, dem Gedicht eine überraschende Wendung. Lyrik kann weit mehr sein, als die wissenschaftlichen Interpretationen, einfach ein persönliches Eintauchen in die Kraft der Sprache, die Gefühlswelt des Autors und das eigene Mitschwingen. In der Melodie von Wortkreationen wie „Ich sehe dein Herz sternen“ (aus „Mein Liebeslied“) kann man sich verlieren und finden.

Fazit

Eine überzeugend zusammengestellte Sammlung von Gedichten dieser ausdrucks- und bildstarken Lyrikerin. Ich lege diesen besonderen Lyrikband auch Lesern ans Herz, die „niemals, auf keinen Fall“ Gedichte lesen wollten.

Immer wieder Licht ein Fenster – Friedrich Treber

AutorFriedrich Treber
Verlag Books on Demand
Erscheinungsdatum 6. Februar 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten100
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3743166714

Zit

„Verborgen träumen Wege, spottend Maß und Zahl. Nur geh, auf jedem Weg zählt ein Schritt viel.“ (Originalzitat aus dem Gedicht: In Zeiten des Verfehlens)

Inhalt, Thema und Sprache

Für Lyrik sollte man sich Zeit nehmen, sich darauf einlassen. Man wird die einzelnen Gedichte öfter lesen wollen und einerseits ergründen, was uns der Autor sagen will, aber auch die eigene Sichtweise, das eigene Gedankenbild dazu finden.

Der Autor Friedrich Treber ordnet seine Gedichte in diesem Band nach den vier Jahreszeiten an, er beginnt mit dem Frühling und misst die Frage nach noch verbleibenden Lebensjahren nicht nur in Nestbauzeiten der Vögel, sondern auch in Heizperioden. Es folgen Sommer, Nachsaison und Herbst. Weihnachten und das Ende eines Jahres schließen den Kreis. Dieser Vergleich mit den Jahreszeiten bedeutet jedoch nicht nur einen Bezug zur Natur, sondern vielmehr geht es um viele unterschiedliche Themen, aber immer wird der Umgang der Menschen miteinander hinterfragt.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Autor die in der Realität noch immer unlösbar zu scheinende Frage, wie wir verhindern können, dass der Zufall, in welches Umfeld ein Kind geboren wird – arm oder begütert, Krieg oder Frieden – schon über den Verlauf des späteren Lebens dieses Kindes entscheidet. Diese Problematik klingt in vielen dieser Gedichte durch.

Die Lyrik dieses Autors ist intensiv und manche Gedichte muss man über die Zeilenumbrüche hinweg laut lesen, damit sich der Sinn dann durch die Melodie der Sprache öffnet. Interessant ist, wie der Autor mit vielen Versformen spielt, Reim, klassische und ungewöhnliche Versformen und immer scheint erst der Rhythmus die Gedanken und die Aussage zu enthüllen.

Fazit

Ein Buch für Leser, die Lyrik schätzen, welche nicht nur durch Wortfragmente und Buchstabenspiele neue Wege sucht, sondern sprachlich ausgewogen zum Nachdenken und Mitdenken anregt. Doch auch für Leser, die seit der Schulzeit keine Gedichte mehr gelesen haben, lohnt es sich, sich für diesen Lyrikband Zeit zu nehmen. Es gibt keinen Spannungsbogen, der zum Weiterlesen antreibt, hier kann man sich zurücklehnen und in Ruhe jede einzelne Zeile auf sich wirken lassen.