Buchgeplauder 12
2024 – Caspar David Friedrich
„Denn der Himmel glüht wie Feuer, das Wasser steht majestätisch still, die Erde schweigt und die Luft flüstert uns ein Geheimnis zu. Friedrich lässt hier aus dem Tosen der vier Elemente plötzlich den Zauber der Stille entstehen.“ (Zitat aus „Zauber der Stille: Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ von Florian Illies, Seite 38)
Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich am 5. September 2024 lässt sich nicht nur mit Ausstellungsbesuchen, sondern auch mit Literatur feiern. Hier meine persönliche Auswahl zu diesem wichtigen Vertreter der deutschen Romantik. Florian Illies hat ein besonderes Buch über Caspar David Friedrich geschrieben, das ich gerade mit Begeisterung gelesen habe. Er erzählt die Geschichte Caspar David Friedrichs, indem er dem Spuren seiner Bilder folgt, von der Entstehung bis heute. Er spürt auch den Weg der nicht mehr vorhandenen Bilder auf, ergründet die Ursachen ihres Verschwindens. So ergibt sich ein breit gefächerter, poetischer und beeindruckender Spaziergang durch die Zeit.
Der junge Romantiker Friedrich schätzt Johann Wolfgang von Goethe sehr, diesem sind jedoch dessen Bilder zu düster. Lea Singer beschreibt in ihrem Roman „Anatomie der Wolken“ die Begegnung dieser beiden Künstler.
Ein interessanter und vielleicht weniger bekannter Bildband zu Caspar David Friedrich ist „Die Malerinseln – von Friedrich bis Feininger“ von Reinhard Piechocki, erschienen bei Rügendruck und eine facettenreiche Schatzkiste der Malerei von hier. Ungewöhnlich und spannend ist der Bildband „Natürlich romantisch“ von Birte Frenssen (Text) und Thomas Grundner (Fotos), erschienen im Hinstorff Verlag, denn für dieses Buch hat Thomas Grundner die Motive, Perspektiven und vergessenen Orte der Romantiker besucht, fotografiert und stellt diese nun den zeitlosen Gemälden und Ansichten gegenüber.
Rüdiger Safranski erzählt in „Romantik – Eine deutsche Affäre“, erschienen bei Fischer Taschenbuch, interessant und anschaulich die Geschichte der Romantik.
2024 – Franz Kafka
Das neueste Buch von Rüdiger Safranski ist am 19. Februar 2024 erschienen und es trägt den Titel „Kafka: Um sein Leben schreiben“, denn vor genau einhundert Jahren, am 3. Juni 1924, ist dieser berühmte Schriftsteller verstorben. Auch dieses zweite Jubiläumsdatum 2024 lädt zu einem Blick in die Regale und in die Buchhandlungen ein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit Kafka geht, ich hatte nach der Pflichtlektüre in der Schule, bei mir war es „Das Schloss“, Kafka viele Jahrzehnte lang sozusagen abgehakt. Doch dann kamen die Berichte über die Verfilmung von „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller, FISCHER Taschenbuch. In diesem Roman geht es um Franz Kafka und seine letzte große Liebe Dora Diamant. Zuvor hatte ich schon der auch optisch ansprechenden Ausgabe von Franz Kafkas Erzählungen „Forschungen eines Hundes“ und „Der Bau“, erschienen im Input-Verlag, nicht widerstehen können. Gerade habe ich „Die Verwandlung“ als Graphic Novel gelesen, erschienen im Knesebeck Verlag, welche nahe am Originaltext die ursprüngliche Stimmung der Geschichte perfekt einfängt, was durch Hornes Illustrationen beeindruckend umgesetzt und vertieft wird. Ich taste mich also auf Umwegen wieder an Kafka heran, auch mit Kafkas Reisetagebüchern, erschienen als Fischer Taschenbuch. Im Fischer Verlag sind auch Kafkas gesamte Tagebücher, soweit erhalten, in drei Bänden erschienen. Wer nun Lust bekommen hat, sich wirklich in Franz Kafkas Werke zu vertiefen, findet neben Einzelbänden auch Gesamtausgaben, zum Beispiel in elektronischer Form um enige Euro. Obwohl ich Papierform bevorzuge, sind solche extrem günstige e-Gesamtausgaben perfekt geeignet, um zu entscheiden, ob man mehr von einem Schriftsteller lesen will, was ich bei Franz Kafka inzwischen mit Ja beantwortet habe. Es gibt zwei Gesamtausgaben seiner Erzählungen und Romane, erschienen im Anaconda Verlag. Ich hatte in einer Buchhandlung beide Varianten in der Hand, die optisch ansprechende, gebundene Ausgabe und eine Dünndruckausgabe im Taschenbuchformat. Zu meiner Überraschung gefällt mir vom Schriftbild her die Dünndruckausgabe wesentlich besser, als die in Leinenstruktur gebundene Schmuckausgabe. Was wieder zeigt, in Besuch in der Buchhandlung lohnt sich.
Zwei unterschiedliche Jahrhunderte und Künstler, verbunden durch ein breites Angebot an Lesestoff.