Nur der Tod ist unsterblich – Reinhard Gnettner, Ein mörderischer Literatur-Krimi

AutorReinhard Gnettner
Verlag Carl Ueberreuter Verlag
Erscheinungsdatum 30. März 2021
FormatBroschiert
Seiten180
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3800090068

„Diese Herren waren das Beste, was ihr hatte passieren können. Originell, sympathisch, unterhaltsam und sie hatten, wie es ihr schon beim Einstellungsgespräch aufgefallen war, ihr natürliches Ablaufdatum ganz ungeniert überschritten. (Zitat Seite 25)

Inhalt

Nach einem Symposium sitzen sie noch zusammen im Kaffeehaus: Heimito von Doderer, Erich Fried, Leo Perutz, Friedrich Torberg und Stefan Zweig. Doch das Café Central, wie sie es kannten, gibt es längst nicht mehr, nun füllen das berühmte Kaffeehaus in Wien die Hektik und der Lärm der Touristenströme. So beschließen sie an diesem 10. Oktober, ihre Idee endgültig in die Tat umzusetzen. Sie gründen eine Wohngemeinschaft und das gemeinsame Wohnzimmer wird ihr privates Kaffeehaus. Rasch ist eine geeignete Wohnung im 9. Wiener Gemeindebezirk, zu dem sie alle eine besondere Beziehung haben, gefunden, und Ella aus Krakau als Haushälterin und Pflegerin eingestellt. Nun wollen sie endlich wieder schreiben, bevor sie endgültig in Vergessenheit geraten, doch erst, als sie ein gemeinsames Buch planen, kehrt auch die Freude am Schreiben zurück. Da wird Heimito von Doderer tot aufgefunden und bald folgt der nächste Unfall – oder war es Mord? Schon spricht ganz Wien von einem gefährlichen Literatenkiller.

Thema und Genre

Dieser literarische Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in Wien. Im Mittelpunkt steht die Selbsthilfegruppe der vergessenen Literaten, fünf berühmte Schriftsteller, die eine WG gründen.

Charaktere

Die einzelnen Persönlichkeiten werden beim Lesen sofort lebendig, jeder auf seine Art authentisch und sofort erkennbar. Dies zeigt, wie intensiv sich der Autor mit den einzelnen Werken und Biografien beschäftigt hat. Gekonnt mischt er Fakten und überlieferte Zitate mit seinen eigenen Gedanken und Ideen.

Handlung und Schreibstil

Die aktuellen Ereignisse finden zwischen Oktober und April statt und spielen in unserer Zeit. Großartig zu lesen der Alltag und die Gespräche der alten Literaten, ihre Erinnerungen, die kleinen Streitereien. Dazu das Urwiener Ehepaar, in dessen Haus sie die Wohnung gemietet haben und der Kommissar, der in diesen letzten Wochen bis zur Pensionierung eigentlich seine Ruhe haben wollte. Wunderbar beschrieben sind das Servitenviertel, die Porzellangasse und die berühmte Strudlhofstiege. Der Fall ist eigenartig und geheimnisvoll und in Verbindung mit Humor und dem Charme Wiens ergibt dies eine Geschichte, die man mit einem vergnügten Schmunzeln liest. Ein Quellenverzeichnis und Kurzbiografien mit ausgewählten Werken der fünf Schriftsteller am Ende des Buches sind eine interessante Ergänzung.

Fazit

Eine geniale Idee und die Frage „Was wäre, wenn diese fünf großartigen Literaten noch lebten, wenn sie dank ihrer Werke unsterblich wären? Wie würde es weitergehen?“ (Zitat Seite 5) führen zu einer ebenso genialen Geschichte. Dieser Wiener Literaturkrimi ist ein literarisches, sehr unterhaltsames Lesevergnügen, ein Buch nicht nur für das eigene Bücherregal, sondern auch das perfekte Geschenk für Literaturfreunde.  

Das Tartarus-Projekt – Gerd Schilddorfer

AutorGerd Schilddorfer
Verlag Carl Ueberreuter Verlag
Erscheinungsdatum 30. September 2020
FormatBroschiert
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3800090013

„Da war etwas, das im Hintergrund blieb, sich versteckte, wie unter einem Tarnmäntelchen, und sich ins Fäustchen lachte. Und Landorff hatte keine Ahnung, was es war.“ (Zitat Seite 84)

Inhalt

Natürlich geht der Journalist und Autor Michael Landorff auf die exklusive Party des erfolgreichen Unternehmers und Milliardärs Gregory Winter, auch wenn er keine Ahnung hat, warum er auf der Einladungsliste steht. Schon des großartigen Buffets wegen, denn obwohl seine Thriller die Leser begeistern, fehlt ihm noch immer ein Verlag. Dies will seine langjährige Bekannte Melissa Warttemberg ändern, die mit ihrer Agentur professionelle Kampagnen für bekannte internationale Großkonzerne durchführt. Als Gregory Winter am Morgen nach der Party grausam ermordet aufgefunden wird, sieht Melissa für Landorff als erfahrenen Journalisten eine einmalige Chance: er muss sofort mit der Suche nach dem Mörder beginnen, den Fall vor der Polizei aufklären und gleichzeitig darüber ein Buch schreiben. Bei der Durchsicht der Gästeliste trifft er auf Alexandra Buschmann, eine professionelle Pokerspielerin, die ebenfalls eingeladen war, ohne Gregory Winter zu kennen. Gemeinsam beginnen sie zu recherchieren, und dies wird binnen kürzester Zeit lebensgefährlich. Umgeben von Geheimdiensten mit unterschiedlichen Interessen und skrupellosen Gegnern, finden sie heraus, worum es eigentlich geht: um ein brisantes Forschungsprojekt mit dem Namen „Tartarus“, das die Welt verändern wird.

Thema und Genre

In diesem packenden Wissenschafts- und Politthriller geht es um die Forschungsbereiche KI, Drohnen als Kampfroboter, modernste Steuerungstechnik, Geheimdienste, Politik und internationale Wirtschaftsinteressen.

Charaktere

Michael Landorff ist Autor, doch er ist auch ein erfahrener Journalist mit einem entsprechenden Netzwerk. Die ersten Recherchen zeigen, dass wesentlich mehr hinter diesem Mordfall steckt, als zunächst angenommen. Jede Antwort wirft neue Fragen auf, doch er gibt nicht auf, obwohl er rasch erkennt, dass sein Einsatz sein Leben ist, denn bald weiß er zu viel. Alexandra Buschmann, studierte Mathematikerin und Wirtschaftswissenschaftlerin, recherchiert mit ihm, denn plötzlich erkennt sie ihre Verbindung zum Unternehmen des Ermordeten.

Handlung und Schreibstil

Ein Journalist und eine Pokerspielerin: die spannende Recherche führt die beiden Hauptfiguren von München aus durch Bayern bis nach Wien, und über Umwege wieder zurück, mit Gegnern aus aller Welt, die ihren Spuren folgen. Die Handlung wird in einer straffen Zeitspanne geschildert, Rückblenden ergänzen mit Details.

Man erkennt die genaue Recherche und das Fachwissen des Autors, die Geschichte ist realistisch und nachvollziehbar. Seine Geburtsstadt Wien schildert Gerd Schilddorfer, eingebunden in spannende, gefährliche Situationen, mit Charme und Schmäh abseits der Touristenrouten – wer Wien kennt, liest dies mit einem Lächeln, Wien-Neulinge finden hier ganz sicher Ideen für den nächsten Wienbesuch. Die Sprache passt perfekt zum Genre, spannend, mit einer guten Prise Humor. Die  wissenschaftlichen Erklärungen sind gekonnt in lockere Dialoge eingebaut, sodass sie verständlich und interessant zu lesen sind.

Fazit

Ein packender Thriller mit brisanten Themen und unvorhersehbaren Wendungen. Wem können wir überhaupt noch trauen?, fragen sich nicht nur die beiden sympathischen Hauptfiguren, sondern auch wir Leser*innen, denn es gibt immer wieder Überraschungen. Ein spannender Pageturner, der vergnügte Lesestunden bietet.