Daniel Kehlmann über Leo Perutz – Daniel Kehlmann

AutorDaniel Kehlmann
HerausgeberVolker Weidermann
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 5. September 2024
FormatGebundene Ausgabe
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462004069

„Handlung ist das, was in einer Geschichte passiert – nicht Sprache, nicht Form, nicht Gestaltung, sondern das, was tatsächlich vor sich geht. Handlung ist also das in der Literatur, was selbst nicht Literatur ist.“ (Zitat Pos. 83)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist das sechste Buch aus der Serie „Bücher meines Lebens“, herausgegeben von Volker Weidermann. Daniel Kehlmann schreibt über den österreichischen Schriftsteller Leo Perutz, der ihn begeistert und geprägt hat. Im Vorwort, verfasst von Volker Weidermann, erfahren wir, dass Daniel Kehlmann in seinem Roman „Ruhm“ einer seiner Figuren bewusst den Namen Leo gegeben hat und diesen Roman in der Form des Werkes „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz verfasst hat.

Umsetzung

Leo Perutz wollte nicht durch die Biografie seines Lebens bekannt sein, sondern durch sein literarisches Werk. Dieser Einstellung folgt Daniel Kehlmann auch in diesem Buch. In neun Kapiteln bringt er uns Leo Perutz über vier seiner Romane wie „Der schwedische Reiter“ und vor allem „Nachts unter der steinernen Brücke“ näher, ein Roman, den Daniel Kehlmann als metaphysisches Puzzle bezeichnet. Daniel Kehlmann schildert, wie Leo Perutz an den einzelnen Romanen gearbeitet hat, definiert dessen Herangehensweise an die Stoffe, Handlung, Erzählformen und sprachliche Umsetzung. Punktuelle Besprechungen und Erläuterungen der Inhalte werden durch kurze Auszüge präzisiert und ergänzt. Eine Aufstellung der Lebensdaten von Leo Perutz, das Quellenverzeichnis und die Angaben zu den Fußnoten im Text finden sich am Ende dieses Buches.

Fazit

Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller. Dies bedeutet nicht nur viel interessantes, neues Wissen, das dazu anregt, die Romane von Leo Perutz zu lesen, sondern auch sprachliches Lesevergnügen.

Helga Schubert über Anton Tschechow – Helga Schubert

AutorHelga Schubert
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Herausgegeben vonVolker Weidermann
Erscheinungsdatum 5. April 2023
FormatGebundene Ausgabe
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003789

„Und Tschechow lesen: erst den letzten Satz und dann den ersten Satz, dann die letzte Seite, dann die erste, um diese wunderbare Brücke zu sehen. Die er auch für mich baute.“ (Zitat Pos. 859)

Thema und Inhalt

Dieses Buch ist der vierte Band der Serie „Bücher des Lebens“, herausgegeben von Volker Weidermann. Als Helga Schubert gefragt wird, ob sie ein kleines Buch für eine neue Buchreihe schreiben will, in der Schriftsteller über ihre Lieblingsschriftsteller nachdenken, fällt ihr sofort Tschechow ein. Kann sie so einen Text schreiben, während sie gleichzeitig an ihrem neuen Roman arbeitet? Sie kann, denn sie spürt in sich eine innere Brücke zu Anton Pawlowitsch Tschechow, zieht Parallelen zwischen seiner Tätigkeit als Arzt und Schriftsteller und ihrer als klinische Psychotherapeutin und Schriftstellerin. So wie sie über viele Jahre alle guten Erinnerungen gesammelt hat, Liebe, Wärme, Bilder und Musik, so pflegte Tschechow sich alles zu notieren, was er erlebte, Geschichten und Aussprüche, die er hörte, und wenn er etwas davon in einer Erzählung oder Theaterstück verwendet, streicht er es durch. Es ist eine sehr persönliche Reise durch ihr Leben als Schriftstellerin, auf die uns Helga Schubert mitnimmt, und gleichzeitig erschließt sie uns den Schriftsteller und das Werkt Tschechows in vielen Facetten.

Umsetzung

Einem kurzen Vorwort von Volker Weidermann folgt der eigentliche Text von Helga Schubert, der die Überschrift trägt: „Eine Brücke zu Anton Pawlowitsch Tschechow“. Helga Schubert beginnt mit jenem Buch von Tschechow, das sie schon viele Jahre lang begleitet. Es ist eine Kurzgeschichte aus diesem Buch, „Gram“, die sie als junge Studentin zum ersten Mal gelesen hat und die zur wichtigsten Erzählung im Leben der nun 83-jährigen Schriftstellerin wurde. Wir lesen hier die ganze Geschichte. Helga Schubert teilt sie in einzelne Abschnitte, erklärt und interpretiert diese mit ihren eigenen Sichtweisen und persönlichen Eindrücken beim Lesen. Den darum geht es Helga Schubert, sie will uns nahebringen, was sie von diesem Autor auch in Bezug auf Schreibtechniken und schriftstellerischer Disziplin gelernt hat. Gleichzeitig erzählt sie von ihren Reisen noch zu Zeiten der Sowjetunion auf Tschechows Spuren nach Moskau und zu seinem Haus in Jalta auf der Krim, heute Gedenkstätte und Museum, von ihrem Treffen mit einer Nichte Tschechows und von ihrer eigenen Tätigkeit als Schriftstellerin in der DDR. Ihr Text endet mit einem Nachsatz, es folgen Tschechows Lebensdaten und die Erklärungen der durchnummerierten Fußnoten. Den Abschluss bilden Kurzbiografien von Helga Schubert und Volker Weidermann.

Fazit

Dieses Buch zeigt Tschechow nicht nur als Schriftsteller, sondern auch seine vielleicht weniger bekannten Seiten als Familienmensch und macht sofort Laune darauf, seine Erzählungen (wieder) zu lesen, besonders die hier oft zitierte Erzählung „Gram“, über die Katherine Mansfield in ihr Tagebuch schrieb: „Sie ist eines der Meisterwerke der Welt.“ (Zitat Pos. 849)