Was uns kostbar ist – Kaouther Adimi

AutorKaouther Adimi
Verlag Lenos Verlag
Erscheinungsdatum 31. Mai 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHilde Fieguth
ISBN-13978-3857874857

„Es wird eine Bibliothek sein, eine Buchhandlung, ein Verlag, aber in erster Linie ein Ort für die Freunde, die die Literatur und das Mittelmeer lieben.“ (Zitat Seite 40)

Inhalt

Seit den 1990er Jahren ist es keine Buchhandlung mehr, sondern eine Außenstelle der Nationalbibliothek Algier, dennoch war sie zwanzig Jahre lang der Lebensmittelpunkt von Abdallah, ein alter Mann unbestimmten Alters. Nun ist die Buchhandlung endgültig geschlossen und verkauft. Abdallah beobachtet täglich den jungen Mann, er heißt Ryad und ist ein Student, der einen Praktikumsnachweis benötigt. Vierzehn Tage hat Ryad Zeit, die Buchhandlung vollständig zu räumen, die Bücher zu entsorgen und die Wände zu streichen, denn in Zukunft werden hier Beignets verkauft. Als Student der Fachrichtung Ingenieurswesen hat Ryad keine Ahnung, was für ein besonderer Ort der Literatur dies hier ist, auf dessen Stufen einst auch Albert Camus gesessen ist und er weiß nicht, wer Edmond Charlot war, der Mann auf dem großen Portrait, der ihm zusieht.

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen die Literatur und die legendäre Buchhandlung Les Vraies Richesses in Algier, ihre Geschichte von der Gründung 1936 bis heute. Eng damit verbunden ist das Leben des Verlegers Edmond Charlots. Gleichzeitig ist dieser Roman auch ein Streifzug durch die wechselvolle Geschichte Algeriens, mit Unterdrückung und Bürgerkrieg auf dem Weg in die Unabhängigkeit.

Charaktere

Edmond Charlot war ein Verleger und Literaturförderer, der sowohl in Algier, als auch in Paris im Verlagswesen tätig war. Er förderte bekannte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts vom Beginn ihrer Laufbahn an, lebte für die Literatur und das friedliche kulturelle Miteinander und ließ sich auch durch politischen Druck nicht beeinflussen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird, was interessant und in modernen Romanen eher ungewöhnlich ist, teilweise auktorial erzählt. Einerseits erfahren wir die aktuelle Geschichte mit Ryad und Abdallah, andererseits die Geschichte der Buchhandlung und des Verlages. Geschildert wird das ereignisreiche Leben von Edmond Charlot mit seinen Geschäftspartnern, Freunden und aufstrebenden Schriftstellern vor dem realen geschichtlichen Hintergrund, Algerien im Spannungsfeld der politischen Umbrüche im Mittelmeerraum zwischen 1930 und 1961. Parallel dazu lesen wir das fiktive Tagebuch, die persönlichen Aufzeichnungen von Edmond Charlot, beginnend 1935 und endend 1961.

Fazit

Eine einfühlsam und packend erzählte Geschichte eines legendären Verlegers und seiner besonderen Buchhandlung, wo Schriftsteller und Leser aus allen Mittelmeerländern willkommen waren, egal, welche Sprache sie sprachen und welcher Religion sie angehörten. „Das heisst eine Buchhandlung, die Neues und Altes verkauft, die Werke ausleiht und die nicht einfach ein Laden wäre, sondern ein Ort der Begegnung und Lektüre.“ (Zitat Seite 31)       

Der Buchspazierer – Carsten Henn

AutorCarsten Henn
Verlag Pendo Verlag
Erscheinungsdatum 2. November 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3866124776

„Wenn er die Bettdecke über sich zog, tat er es in dem Bewusstsein, dass er am nächsten Tag wieder ein paar ganz besondere Bücher zu einem ganz besonderen Kunden bringen durfte.“ (Pos. 307)

Inhalt

Carl Kollhoff ist zweiundsiebzig Jahre alt, doch sein Beruf als Buchhändler ist nach wie vor ein wichtiger Teil seines Lebens. Täglich macht er seine abendliche Runde und bringt bestellte Bücher persönlich bei seinen besonderen Kunden vorbei. Es sind Menschen, die schon auf ihn und das neue Buch warten. Oft stößt unterwegs „Hund“ zu ihm, eine streunende Katze, die sich aber Carls Meinung nach wie ein Hund benimmt. Dann plötzlich taucht auch Schascha auf, neun Jahre alt, neugierig, ein Mädchen, das sich viele Gedanken macht und beschlossen hat, Carl ab sofort auf seinem Spaziergang zu begleiten. Doch wie lange noch? Denn Sabine Gruber, die Tochter seines ehemaligen, langjährigen Chefs, hat die Buchhandlung „Am Stadttor“ übernommen und will den Auslieferungsservice einstellen.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Bücher und ihre magische Kraft, Menschen zu verbinden. Themen sind Einsamkeit, Alter, Schicksale, Freundschaft und die spontane Kreativität von Kindern.

Charaktere

Carl Kollhoff lebt zurückgezogen mit seinen Büchern in einem durch seine Spaziergänge definierten Umfeld. „Du bist der Buchspazierer. So nenne ich dich.“ (Schascha, Pos. 356). Seine Kunden brauchen ihn und seine Besuche ebenso, wie er sie. Doch erst durch die aufgeweckte, Schascha, die sehr genau beobachtet und sich viele Gedanken macht, lernt auch Carl, genauer hinzuschauen, hinter das Offensichtliche. Doch nicht nur diese beiden Hauptfiguren schließt man sofort ins Herz, auch die Menschen, die Carl besucht, schrullige Einzelgänger mit ihren eigenen Themen, nehmen uns beim Lesen sofort für sich ein.

Handlung und Schreibstil

Es ist eine ruhige Geschichte, der Autor nimmt sich Zeit, die einzelnen Figuren zu schildern, ihr Leben, ihre Gefühle, Erinnerungen. Carls Umfeld wird ausführlich und eindrücklich beschrieben, seine Wege, die er täglich zurücklegt, die dennoch nie eintönig sind. Dann tritt Schascha in die Geschichte, stört die einsame Ruhe, die Carl so schätzt und zunächst auf keinen Fall aufgeben will. Zuerst neugierig beobachtend, beginnt sie zunächst leise, aber hartnäckig, die Routine zu verändern, weil sie mit ihren neun Jahren manche Dinge anders sieht und lose Fäden erkennt, die sich verknüpfen lassen.

Fazit

Eine einfühlsame, poetische Geschichte über die Magie von Büchern, aber ebenso über Einsamkeit und Probleme, für die sich erst durch Hinschauen und Zuhören Lösungen finden lassen. Auch sprachlich überzeugt dieser leise Roman über einen alten, ruhigen Buchhändler mit einer großen Liebe zu Büchern und ein neugieriges, aufgewecktes Mädchen, das sagt, was es sieht und denkt. Lesevergnügen, das nicht nur Bücherwürmer verzaubern wird.

Ein Winter in Venedig – Claudie Gallay

AutorClaudie Gallay
Verlag btb Verlag
Erscheinungsdatum 11. August 2014
FormatTaschenbuch
Seiten256
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442747467

„So sehe ich Sie das erste Mal. Als sitzenden Mann. Beim Lesen, während draußen die Bora bläst und alles mit sich zu reißen droht.“ (Zitat Seite 43)

Inhalt

Sie ist gerade vierzig Jahre alt geworden. Ihr Freund Trevor, mit dem sie über ein Jahr lang zusammen war, hat sie verlassen. Es ist Dezember, Weihnachten mag sie nicht.  Spontan reist sie nach Venedig. In der Pension im Palazzo Bragadin freundet sie sich mit dem alten russischen Fürsten Wladimir Pofkowitschin an, der ihr an den langen Abenden seine Lebensgeschichte erzählt, und mit der jungen Balletttänzerin Carla und deren Freund Valentino. Eines Tages entdeckt sie zufällig am Campo Bruno Corvato eine Buchhandlung und lernt einige Tage später auch Dino Manzoni, den Buchhändler, kennen. Sie beginnt, sich langsam in ihn zu verlieben, doch das Licht am Abend in der Wohnung über der Buchhandlung zeigt ihr, dass er erwartet wird.

Thema und Genre

Dieser Roman handelt vom Verlust, Erinnerungen, der Liebe, von Literatur und vor allem von der Stadt Venedig im Winter, wenn sie, abseits der sommerlichen Touristenströme, wieder den Venezianern gehört.

Charaktere

Wir wissen wenig über die Hauptfigur, eine namenlose Frau. Wir kennen ihr Alter, aber nicht ihren Beruf, doch sie ist erstaunlich ungebildet, aber interessiert. Wir wissen jedoch, dass sie bisher über die Trennung von Trevor nicht hinweggekommen ist. Sie spricht wenig, hört aber umso besser zu.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman beschreibt Venedig im Winter, die Stimmungen dieser einmaligen Stadt, die in diesen Wochen im Dezember zur Ruhe kommt. Es ist eine leise, fließende Handlung, getragen durch die Gedanken der Ich-Erzählerin und den Ablauf ihrer Tage, in denen sie durch Venedig streift. An den Abenden teilt der alte Fürst, von Beruf Lehrer, seine Erinnerungen und sein Wissen mit ihr. Durch ihn und den Buchhändler beginnt sie zu lesen, besucht Museen und entdeckt die verborgene Schönheit Venedigs.

Fazit

Eine leise Geschichte von einer zarten, ähnlich brüchigen Schönheit, wie die Stadt Venedig im Winter. Die Ich-Erzählerin erlebt Tage, die ruhig fließen, während sie sich in den Gassen der Stadt neu findet.

Die geniale Buchhandelsidee

Für alle, die nicht in einer Stadt mit Buchhandlungen vor Ort wohnen, ist dies eine sehr praktische Möglichkeit, dennoch in einer Buchhandlung in der Nähe einzukaufen.

lassen oder elektronische Medien downloaden, die Lieblingsbuchhandlung vor Ort ist ein Teil davon.
(Auszug aus dem Originaltext der Seite https://www.genialokal.de/ und ein entsprechendes Bild, jedoch selbstverständlich unbeauftragt, ich teile dies persönlich, weil ich es für eine wirklich geniale Möglichkeit halte, online Bücher zu kaufen).

Über uns
genialokal ist eine starke Gemeinschaft von ca. 700 Buchhändlerinnen und Buchhändlern, die ihren Kunden ein breites literarisches Angebot vor Ort und einen zeitgemäßen Onlineshop bieten.

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Meine Inselbuchhandlung – Petra Dittrich und Rainer Moritz: Zwischen Bodden und Brandung (Sehnsuchtsorte, Band 10)

AutorPetra Dittrich
AutorRainer Moritz
Verlag Eden Books
Erscheinungsdatum 6. März 2020
FormatBroschiert
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3959102476

„Nein, mit der liebevoll verklärten Bullerbü-Heimeligkeit aus Astrid Lindgrens Büchern hat mein Alltag nicht viel zu tun. Es ist eine schöne, aber keine heile Welt in meinem Gingst. Und in ihr steckt sehr viel Arbeit.“ (Zitat Seite 128)

Inhalt

Petra Dittrich ist auf Rügen geboren, doch als sie achtzehn Jahre alt ist und die Grenzen offen sind, zieht es sie in die Großstadt Berlin. Im Jahr 2000 kommt sie auf die Insel zurück, hilft, in Gingst eine Buchhandlung aufzubauen, doch dann erhält sie ein Angebot einer Buchhandlungskette in Hamburg. 2008 dann hat sie das Gefühl, dass es Zeit ist, irgendwo wirklich anzukommen und dieses Irgendwo kann nur Rügen sein. Die Buchhandlung aus dem Jahr 2000 in Gingst gibt es nicht mehr, doch dies hält sie nicht von ihren Plänen ab, weiterhin als Buchhändlerin tätig zu sein, selbstständig, in ihrem eigenen Buchladen, wieder in Gingst. Ihre Idee: eine Buchhandlung, gemütlich wie ein Wohnzimmer, kleine Verlage, außergewöhnliche Bücher abseits des Mainstream. Ihre Umsetzung: nicht einfach, aber erfolgreich.

Thema und Genre

In dieser autobiografischen Geschichte geht es um eine Buchhändlerin und vor allem um ihre besondere Buchhandlung auf der ebenso besonderen Insel Rügen.

Autoren

Petra Dittrich erzählt uns ihre eigene Geschichte, ihren Werdegang, ihre turbulenten Großstadt-Jahre. Sie schildert ihr Konzept für ihre Buchhandlung und die Realisierung. Wir erhalten Einblicke in den Alltag einer engagierten Buchhändlerin, die ihre Energie und Einsatz zwischen dem Laden und der Organisation von Lesungen zu einem nunmehr erfolgreichen Gesamtpaket bündelt.

Rainer Moritz, Germanist, promovierter Literaturwissenschaftler, leitet das Literaturhaus Hamburg, ist Autor, Literaturkritiker und Übersetzer. Als ich gelesen habe, dass er auch eines meiner Lieblingsbücher übersetzt hat, „84, Charing Cross Road“ von Helene Hanff, wusste ich, dass sich hier, in „Meine Inselbuchhandlung“ ein Autorenpaar getroffen hat, dessen Herzen für Bücher schlagen, kraftvoll, engagiert, aber mit wunderbar leisen Tönen.

Umsetzung

Petra Dittrich beginnt mit der Situation im Jahr 2019, schildert die für sie so wichtigen Lebensjahre ab 2008 chronologisch, ergänzt durch Erinnerungen. Vor allem jedoch ist dieses Buch eine bunte, lebhafte Mischung, in der zum Beispiel auch die geliebten Bücher ihrer Kindheit nicht fehlen, ihre Lieblingsbücher, die Autor*innen und Lesungen, ihr Garten, ihre Katzen, Lieblingsplätze auf Rügen und besondere Tipps mit ihren Lieblingslokalen. Zeit nimmt sie sich auch für die Beschreibung von Gingst, vom Marktplatz und seinen Läden, und malt mit Worten die Stimmung auf dem wöchentlichen Grünen Markt im Museumshof. Ehrlich und ohne falsche Romantik erzählt sie mit Herz, Verstand, Freude, Überzeugung und Humor und lässt auch Schwierigkeiten nicht aus.

Fazit

Die Geschichte der Inselbuchhandlung in Gingst auf Rügen, erzählt von der Buchhändlerin selbst. Ein besonderes Lesevergnügen, in dem mit jedem Wort die Liebe zum Beruf, zu Büchern, zu den Menschen und zum Leben überhaupt mitklingt.

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ (Die Inselbuchhandlung-Reihe, Band 3) – Janne Mommsen

AutorJanne Mommsen
Verlag Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum 18. Februar 2020
FormatTaschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3499276613

„Er spürte, dass gerade etwas Bedeutendes in seinem Leben passiert war, dessen Folgen er noch nicht abschätzen konnte.‘ (Zitat Seite 110)

Inhalt

IIhre Kindheit und Jugend auf der kleinen Nordseeinsel verbrachten sie als enge Freunde: Hauke, Wiebke, Nicole, Kai, eine untrennbare Clique. Doch nach dem Abitur waren sie plötzlich unterschiedliche Wege gegangen, nur Wiebke ist als Landwirtin auf der Insel  geblieben. Nach zwanzig Jahren kehrt der erfolgreiche Autor Hauke für eine Lesung in der Inselbuchhandlung in seine Heimat zurück und unter den Zuhörern sitzen auch Wiebke, Nicole und Kai. Können sie zu ihrer Freundschaft der unbeschwerten Kindertage zurückfinden?

Thema und Genre

Dieser unterhaltsame Roman hat die Wahl zwischen Stadtleben und Landleben, hier auf einer Insel, zum Thema. Vor allem jedoch geht es um Freundschaft, Entscheidungen und mögliche neue Wege.

Charaktere

Vier unterschiedliche Charaktere, die vor zwanzig Jahren eine eingeschworene Clique waren. Sehr stimmig ist die Entwicklung von Hauke, Wiebke, Nicole ind Kai geschildert, ihre Träume und die Situation der nun Erwachsenen.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in einer personalen Form erzählt, wobei abwechselnd  Wiebke oder Hauke im Mittelpunkt steht. Dadurch werden die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, was den Figuren Tiefe gibt. Erinnerungen ergänzen die aktuelle Situation, wo notwendig. Die angenehm zu lesende Sprache versetzt den Leser durch die lebendigen Schilderungen des Lebens und der Natur der Insel sofort in Urlaubsstimmung.

Fazit

Ein Wohlfühlroman mit Inselflair für unterhaltsame Lesestunden, der zum Träumen anregt und den man mit einem Lächeln liest.

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse – Frida Skybäck

AutorFrida Skybäck
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 29. September 2019
FormatTaschenbuch
Seiten540
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458364405

„Alles kam ihr seltsam vertraut vor. Gleichzeitig schien es ihr, als wäre sie hundert Jahre in der Zeit zurückgereist.“ (Zitat Seite 28)

Inhalt

Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat Sara das Riverside Bookshop geführt, nach ihrem Tod erbt es ihre Nichte Charlotte. Doch Charlotte, nach nur wenigen glücklichen Ehejahren plötzlich eine junge Witwe, hat in Schweden ihr eigenes Kosmetik-Unternehmen erfolgreich aufgebaut und so fliegt sie nur nach London, um das Haus samt Buchhandlung so rasch wie möglich zu verkaufen. Diese gemütliche alte Buchhandlung, die beiden engagierten Mitarbeiterinnen und der eigenwillige Kater Tennyson üben sofort eine besondere Anziehungskraft auf Charlotte aus. Auch der verstorbenen Tante Sara fühlt sie sich in dieser Umgebung eigenartig verbunden, obwohl sie diese nie kennengelernt hat, weil ihre Mutter nie über ihre Schwester gesprochen hat. Wird es ihr gelingen, die stark verschuldete Buchhandlung zu retten und vor allem, will sie es überhaupt versuchen?

Thema und Genre

In diesem Wohlfühlroman geht es um eine kleine Buchhandlung in London, um Verlust, Freundschaft, Vertrauen, Familie, ein Familiengeheimnis und Chancen auf einen Neubeginn. Natürlich ist auch die Liebe in unterschiedlichen Facetten ein Thema, und vor allem Literatur und Bücher.

Charaktere

Charlotte Rydberg ist jung, kinderlos und hat den plötzlichen Unfalltod ihres Ehemannes Alex vor einem Jahr noch nicht verarbeitet. Sie ist eine engagierte, erfolgreiche Geschäftsfrau. Dennoch agiert sie immer wieder zögerlich und hält wichtige Fakten vor ihren Angestellten geheim, was wiederum zu Missverständnissen führt. Ihre Selbstzweifel bringen Spannung in die Geschichte, passen aber nicht ganz ins Bild der cleveren Unternehmerin. Sam und Martinique, das Team der Buchhandlung, sind sehr sympathische, in ihrer eigenwilligen Art stimmige Charaktere.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Die aktuelle Handlung spielt in der Jetztzeit in London und betrifft die Situation der Buchhandlung, als Charlotte diese erbt. Sie beginnt Ende August und endet Anfang November. Der zweite Teil betrifft die Charlotte unbekannte Vergangenheit und beschreibt die Jugendjahre von Sara und Kristina, Charlottes Mutter. Beide Handlungsstränge werden abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt, durch Zeitangaben als Kapitelüberschrift ist die Zuordnung einfach.

Der Schreibstil ist dem Genre angepasst, angenehm zu lesen und mischt gekonnt Spannung und interessante Beschreibungen.

Fazit

Ein Wohlfühlroman für entspannte, vergnügte Lesestunden zum Träumen und Abschalten. London als Ort der Handlung ist detailliert und lebendig beschrieben und das Riverside Bookshop möchte man beim Lesen sofort besuchen. Sicher auch ein willkommenes Geschenk für Leserinnen, die gerne Romane über Bücher, Literatur und Buchhandlungen lesen.  

Herzensräuber – Beate Rygiert

AutorBeate Rygiert
Verlag Blanvalet Taschenbuch
Verlag
Erscheinungsdatum 17. Juli 2017
FormatTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3734104244

„Tobias wählt lange und sorgsam, ehe er einer Kundschaft einen Herzensräuber empfiehlt. Und doch. Wohin geht ihr Herz, ihr Verstand? Was erleben sie, während sie in ihrem Sessel sitzen und die Welt um sich vergessen?“ (Zitat Seite 46)

Inhalt

Er ist ein spanischer Straßenhund, sein Herrchen ist gestorben. Eines Tages trifft er am Strand den Buchhändler Tobias, der ihn Zola nennt, ihn mitnimmt in seine Heimatstadt Heidelberg und sein neuer Mensch wird. Zuerst ist Zola völlig verwirrt von den vielen verschiedenen Gefühlen, die ihm aus den Büchern, so nennt sein Mensch diese Herzensräuber, entgegenströmen und was sein Herrchen „mein Antiquariat“ nennt, ist für ihn die Höhle der Herzensräuber. Doch bald kann er die Geruchsgefühle, die Menschen ausströmen, die im Antiquariat nach einem Buch suchen, mit den Gefühlen vergleichen, die andere Menschen schon in den Büchern hinterlassen haben. Als dann Tobias von seiner Großmutter ein großes, altes Haus erbt und einige Bewohner mit, gibt dies nicht nur dem Buchantiquariat einen wichtigen Aufschwung. Zola ist unermüdlich im Einsatz, beim Auffinden des passenden Buches und beim Aufpassen auf seinen Menschen Tobias, auf die jetzt sechs verschiedenen Höhlen voll mit Herzensräubern und auf die kleine Emma. Doch wozu gibt es Freunde, allen voran Max und sein Mensch Moritz …

Thema und Genre

In diesem Wohlfühlroman geht es um die besondere Bindung zwischen Mensch und Hund, eine antiquarische Buchhandlung, um Bücher und um das Lesen. Doch es geht auch um Themen wie Enttäuschung, Alter, Schulprobleme, sowie um Hoffnung, Freundschaft, Mut und natürlich auch um die Liebe.

Charaktere

Zola, ein spanischer Straßenhund, lebt sich rasch in seiner neuen Heimat Heidelberg ein, er liebt die Stadt und vor allem die langen Spaziergänge am Neckarufer. Neugierig beobachtet er alles, was in seinem Umfeld passiert, macht sich so seine Gedanken über die Menschen und versucht schon mal, sie mit besonders intensiven Gedanken zu beeinflussen, das seiner Meinung nach Richtige zu tun.

Auch die Menschen im Mittelpunkt der Geschichte sind sympathisch und mit allen ihren Eigenheiten und Fehlern liebenswert. Alltagsprobleme und Konflikte sorgen für Realitätsbezug.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung verleitet zum Schmunzeln und Träumen, die Konflikte sind durchaus realistisch und bringen Spannung in die Ereignisse. Speziell ist diese Geschichte aber, weil sie mit viel Einfühlungsvermögen und Humor aus der Sicht eines Hundes erzählt wird. Besonders die Schilderungen von Zola und seiner Hundewelt zeigen, dass hier jemand mit Fellnasen-Erfahrung schreibt – und mit viel Liebe für unsere Vierbeiner.

Fazit

Ein Wohlfühlroman über Bücher und Buchhandlungen, über Menschen und das Leben. Obwohl ein Hund im Mittelpunkt steht, wird dieser Roman nicht nur Hundefreunde und Bücherwürmer verzaubern. Ein Buch für entspannte Lesestunden, unbestreitbar ein Herzensräuber.