Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern – Christine Westermann

AutorChristine Westermann
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 3. November 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003017

„Das Leben der anderen, da möchte ich reingucken, das ist es vielleicht auch, was mich zu Büchern hinzieht. Lesen, wie es auch gehen kann mit dem Leben.“ (Zitat Pos. 129)

Thema und Inhalt

In fünfzehn Kapiteln, von denen jedes als Überschrift ein Zitat von einem Schriftsteller oder einer Schriftstellerinnen zum Thema Bücher trägt, schreibt Christine Westermann über ihr Leben. Ihre Geschichte beginnt mit den zwei sehr unterschiedlichen Bücherregalen ihrer Kindheit und Jugend, eines in der Wohnung ihrer Mutter und das andere in der Wohnung ihres Vaters. Sie schildert ihren Werdegang als Journalistin, wobei sie ursprünglich nicht damit gerechnet hatte, dass ihre beruflichen Wege sie zu den Büchern führen würden und dass es ihr gelingen würde, Menschen für Bücher zu begeistern. Ihr Schwerpunkt waren immer Romane, in denen es um Menschen, Familien, Beziehungen ging und siebenundvierzig davon stellt sie in diesem Buch vor. Sie hat nie negative Bewertungen geschrieben, ihr war und ist es wichtig, Bücher zu empfehlen und dabei zu erklären, warum ihr ein Roman gefallen hat und ihre Gedanken und Eindrücke während des Lesens zu schildern.

Umsetzung

Mir gefällt die ungewöhnliche Art, wie Christine Westermann ihr Buch aufgebaut hat. Viele Jahrzehnte lang hat sie sich buchstäblich um den dicken Wälzer hinter Glas im Regal herumgeschlichen, „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Als sie begonnen hat, an diesem Buch zu schreiben, hat sie auch begonnen, „Der Zauberberg“ zu lesen, in kleinen Schritten, mit Unterbrechungen, knapp vor dem Scheitern und dies ist so etwas wie eine Rahmenhandlung zu den Geschichten ihres Lebens in Büchern. Christine Westermann berichtet über Erlebnisse während ihrer Lesereisen, über die vier Jahre als Mitglied des „Literarischen Quartett“, über ihre Sendungen in Radio und Fernsehen, ihre Kolumnen. Sehr spannend und interessant ist das Kapitel über ihre Teilnahme am Deutschen Literaturpreis als Mitglied der Jury. Ich konnte mir nie vorstellen, wie es funktioniert, im ersten Durchgang Hunderte von Büchern zu lesen, hier bekommt man einen Einblick und sieht die Arbeit der Jury und die komplizierten Auswahlverfahren der einzelnen Listen nun mit anderen Augen.

Die siebenundvierzig in diesem Buch besprochenen Romane sind je nach Stichwort in die Texte eingebunden, im Anhang findet sich eine Liste aller Romane, geordnet in der Reihenfolge, in der sie im Buch vorgestellt werden. Das Kapitel fünfzehn beginnt mit folgendem Zitat: „Wenn der Funke nicht überspringt, ist nichts zu machen. Die Klassiker liest man nicht aus Pflicht oder Respekt, sondern nur aus Liebe.“ Italo Calvino (Zitat Pos. 2159). Damit schließt sich der Kreis zu Thomas Mann und dem Zauberberg.

Fazit

Eine unterhaltsame, interessante Zeitreise durch die Geschichten eines Lebens als Journalistin, Moderatorin, Autorin, Leserin und Vorleserin. Die Art, wie sie Bücher vorstellt, macht neugierig auf jene Romane, die man noch nicht kennt, die persönliche Wunschliste wird auch mit diesem Buch wieder länger – und bei mir der Vorsatz, trotzdem, den Zauberberg auch aus meinem Regal zu nehmen und endlich zu lesen.

Die Überlebensbibliothek: Bücher für alle Lebenslagen – Rainer Moritz

AutorRainer Moritz
Verlag Atlantik
Erscheinungsdatum 27. Februar 2016
FormatGebundene Ausgabe
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3455370300

„Die Auswahl ist durch und durch subjektiv, doch jeder, der eine Wahl trifft, hofft insgeheim darauf, dass er Gesinnungsfreunde findet, sei es in Oberschwaben oder Griechenland. (Zitat Seite 11)

Thema und Inhalt

In der Einleitung dieser interessant zu lesenden, aber auch eigenwilligen, mit Humor erstellten Aufzählung von unterschiedlichen Lebenssituationen, überlegt der Autor, ob es Sinn macht, in Romanen und Erzählungen eine Art hilfreiche Anleitung für das eigene Leben zu suchen. Es sind insgesamt acht übergeordnete Situationen und Befindlichkeiten, welche der Autor dann in speziellere Themen unterteilt und zu jedem dieser Themen schlägt er ein passendes Buch vor.

Gestaltung

Unter den Buchvorschlägen finden sich ein Märchen von Hans Christian Andersen, Klassiker wie Gustave Flaubert, Theodor Fontane und natürlich Marcel Proust, aber auch moderne Autorinnen und Autoren wie Sibylle Berg, Karen Duve und Wolf Haas. Es ist eine breit gefächerte Auswahl und selbst wenn man einen Teil der Bücher bereits gelesen hat oder zumindest kennt, wird man auch auf bisher unbekannte Romane stoßen, die auf Grund der Beschreibung von Rainer Moritz sofort auf die persönliche Wunschliste kommen. Denn es ist genau die Vorstellung der empfohlenen Bücher, die dieses Buch selbst zu einer ansprechenden, interessanten Lektüre machen. Es wird nicht nur der Inhalt beschrieben, sondern auch die einzelnen Figuren und ihre Themen, Gefühle und Handlungsweisen. Er geht auf die Autoren und Autorinnen ein und verknüpft alle diese Informationen mit seinen eigenen Gedanken zum jeweiligen Buch und so wird jede einzelne Besprechung selbst zu einem lesenswerten, unterhaltsamen Text. Am Ende jeder Buchvorstellung finden sich genaue Angaben über Autor, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr. Am Ende des Buches sind nochmals alle Autoren und Autorinnen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet, mit dem hier vorgestellten Buch.

Fazit

Eine informative, unterhaltsame Reise durch die literarische Vielfalt der Romane und Erzählungen, und eine Aufzählung von möglichen Situationen im eigenen Leben, zu denen sie thematisch besonders passen.