Insel der blauen Gletscher – Christine Kabus

AutorChristine Kabus
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 5. Januar 2015
FormatTaschenbuch
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404171545

„Das Licht brach sich tausendfach an den unzähligen Eiszapfen, die von der gewölbten Decke hingen, und ließ die glasklaren Wände glitzern, in denen sie eingeschlossene Luftblasen und Gesteinsbrocken erkannte.“ (Zitat Seite 279)

Inhalt

Ihr jüngerer Bruder Max studiert in Berlin, doch Emilies Eltern haben 1907 kein Verständnis für für den Wunsch ihrer Tochter, die gerade einundzwanzig Jahre alt geworden ist, auf die Kunstakademie zu gehen. Dann erhält Max die einmalige Chance, an einer Forschungsexpedition in das nördliche Polarmeer teilzunehmen, was ihn völlig überfordert. Die perfekte Gelegenheit für seine sportliche, abenteuerlustige Schwester. Als Max reist sie mit der Forschergruppe in die Arktis und meistert mutig und zupackend kritische Situationen. Doch bald erkennt sie, dass Kälte, Eis und Eisbären nicht die größten Gefahren darstellen.

Die Reisejournalistin Hanna Keller ist beinahe fünfundvierzig Jahre alt, als ihr Ehemann Thorsten sie verlässt, um mit der jungen Biggi auf Weltumsegelung zu gehen. Als man Hanna anbietet, nach Spitzbergen zu reisen und einen Bericht über die einzigartige  Landschaft zu verfassen, zögert sie nicht. Der sympathische Polarforscher Kåre Nybol zeigt ihr die großartige arktische Wildnis abseits der Tourismuspfade. Eine Entdeckung in einer Gletscherspalte und die damit verbundenen Recherchen führen Hanna und Kåre zurück in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Arktis, um spannende Abenteuer, aber auch um Gesellschaftsthemen, Gleichberechtigung, Familie und die Liebe.

Charaktere

Emilie und Hanna trennen auf ihrer Reise in die Arktis mehr als einhundert Jahre, doch für beide ist es eine einmalige Chance. Für Emilie als „höhere Tochter“ aus sehr begüterten Verhältnissen ist es eine Gelegenheit, den strengen gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit zumindest kurz zu entfliehen, für Hanna ein Weg, Abstand zu gewinnen vom Scheitern ihrer langjährigen Ehe.

Handlung und Schreibstil

Die spannende, unterhaltsame Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die einander abwechseln. Emilies Reise in die Arktis findet 1907 statt, Hannas Reise 2013. Die Figuren sind sympathisch, interessant und jede einzelne Figur hat ihre besonderen Eigenheiten. Die Beschreibungen der einmaligen arktischen Landschaft und des Lebens dort damals und heute sind intensiv und lebendig. In den Schilderungen von Rügen im Jahr 1907 gibt es jedoch gravierende Fehler, so spricht die Autorin zum Beispiel vom Seebad Bergen und dem Sandstrand, nun, die heutige Inselhauptstadt Bergen lag auch 1907 schon mitten auf der Insel, umgeben von Wiesen, Feldern und Hügeln. Die vier Kilometer lange Strecke zwischen Wissower Klinken und Victoriasicht legt Emilie in wenigen Minuten zurück und ärgert sich noch über ihren langen, engen Rock. Bei einer Autorin, die als Lektorin und Drehbuchautorin vom Fach ist, erstaunt mich, dass hier so achtlos recherchiert wurde. Dass man nicht mal einfach so nach Spitzbergen reisen kann, ist klar, aber Rügen ist nun wirklich leicht zu erreichen, um sich den Ort der Handlung anzusehen. Dennoch, es ist kein Reisebericht, sondern ein Unterhaltungsroman, und genau dies tut er auch.

Fazit

Ein unterhaltsamer, abwechslungsreicher Roman, der in der wilden, einsamen arktischen Landschaft spielt. Lesevergnügen mit Fernweh-Faktor.

Vergessene Gräber – Leo Born, Ein Mara-Billinsky-Thriller

AutorLeo Born
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2020
FormatTaschenbuch
Seiten496
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404180936

„Das schreckliche Gefühl, dass längst nicht alles vorüber war und ihnen noch einiges bevorstand, übermannte Mara mit jäher Wucht. Wie steckten mittendrin in diesem Spiel und hatten nicht die leiseste Ahnung, was der Einsatz war.“ (Zitat Seite 31)

Inhalt

Sie ist jung, unbeschwert, eine angehende Rechtsanwältin am Beginn ihrer Karriere – und sie wurde entführt. Sie ist überzeugt, dass es um Lösegeld geht, doch hier irrt sie. Auch er ist jung, hat gerade erfolgreich sein Studium beendet und auf ihn wartet eine erfolgversprechende Arztstelle. Es bleibt nicht bei diesen zwei Opfern und sie alle haben eines gemeinsam: sie sind jung, sympathisch, zielstrebig, erfolgreich. Mara Billinsky und Jan Rosen stehen unter Druck, es scheint weder Motive noch Zusammenhänge zu geben, denn diese jungen Menschen waren beliebt, hatten keine Feinde. Die betroffenen Eltern hüllen sich in Schweigen, doch Mara spürt, dass sie mehr wissen.

Thema und Genre

Dieser packende Thriller ist der fünfte Band der Mara Billinsky-Serie. Es geht um mächtige internationale Verbrecherorganisationen, ein brutales Verbrechen in der Vergangenheit und um das Frankfurter Milieu. Auch prägende Erfahrungen in der Kindheit, Beziehungen und Familie sind Themen.

Charaktere

Die Ermittlerin Mara Billinsky wird im Kollegenkreis immer noch „die Krähe“ genannt, aber inzwischen geschieht dies mit Anerkennung. Mara ist nach wie vor eigenwillig in ihren Ermittlungen, doch mit Jan Rosen bildet sie inzwischen ein Team. Ihr Vorgesetzter, Hauptkommissar Klimmt, lässt ihr weitgehend freie Hand. Dieser besondere Fall bringt Mara endlich auch ihrem Vater Edgar näher.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte ist in vier Hauptteile gegliedert und es sind mehrere Handlungen, die parallel verlaufen. Nicht nur diese Mordserie gibt den Ermittlern Rätsel auf, sondern auch der gewaltsame Tod eines alleinstehenden Mannes. Jan Rosen ist auch noch in einen persönlichen Fall verwickelt, während Mara ebenfalls eigene Wege in ihren Ermittlungen geht. Dieser Thriller ist spannend und rasant geschrieben, nimmt sich trotzdem Zeit für die persönliche Entwicklung der Hauptfiguren und die Schilderung der Hintergründe und Verflechtungen, bis sich langsam ein Bild dieses sehr komplexen Falles ergibt. Die gesamte Handlung bleibt stimmig und nachvollziehbar.

Fazit

Auch dieser fünfte Fall von Mara Billinsky ist ein packender, beklemmender Thriller, vielschichtig in der Themenwahl, geheimnisvoll und mit gekonnt entwickelten Charakteren. Besonders die leisen Veränderungen der bereits aus den vorhergehenden Bänden bekannten Hauptfiguren sind sehr interessant zu verfolgen und das macht sie mit allen ihren Eigenheiten noch sympathischer. Auch diesmal wieder ein sehr spannendes, facettenreiches Leseerlebnis.

Die Romanfabrik von Paris – Dirk Husemann

AutorDirk Husemann
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 30. Oktober 2020
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404183111

„Sie schloss für einen Moment die Augen. Dass ausgerechnet sie einem Kind so etwas vorlas! In Gedanken bat sie all ihre Lieblingsdichter um Vergebung und gelobte, diesem Jungen die wahre Literatur in ihren strahlendsten Farben nahezubringen, sobald die Gefahr vorüber war.“ (Zitat Pos. 3823)

Inhalt

Anna Moll, eigentlich Gräfin Dorn, kommt 1850 nach Paris, um die Kinder von Olaf Schmaleur zu unterrichten. Als sie Henriette und Jean für die deutsche Märchenwelt begeistern will, bringen diese ihr Zeitungen mit einer Fortsetzungsgeschichte, geschrieben von einem Alexandre Dumas. Die deutsche Lehrerin ist entsetzt über den freizügigen Inhalt und meldet den Autor der Zensurbehörde. Doch dann entdecken Anna und Alexandre, dass sie einen mächtigen gemeinsamen Feind haben. Eine gefährliche Reise durch Europa beginnt, zuerst geht es nur um drei wertvolle Amulette, doch bald geht es um das eigene Leben.

Thema und Genre

Dieser historische Abenteuerroman spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris, London und St. Petersburg. Es geht um Literatur, Freundschaft, Heilkunde, gefährliche Abenteuer und natürlich spielt Alexandre Dumas eine wichtige Rolle.

Charaktere

Anna, Gräfin Dorn, ist eine literaturbegeisterte Deutsche, die Alexandre Dumas auf Grund der Sittenlosigkeit seiner Romane verabscheut. Dennoch entscheidet sie sich, ihm zu helfen. Hier ist sie ebenso hartnäckig wie zuvor in ihrer Überzeugung, dass das, was er uns seine Mitarbeiter schreiben, die Bezeichnung Literatur nicht verdient. Mutig und einfallsreich lässt sie sich durch nichts und niemanden aufhalten.

Alexandre Dumas lebt die Geschichten, die er schreibt und seine Einfälle sind unerschöpflich, auch, wenn es darum geht, seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. Doch plötzlich ist sein Leben tatsächlich in Gefahr und er kämpft wie seine Musketiere gegen einen skrupellosen, mächtigen Gegner.

Handlung und Schreibstil

Der Roman beginnt mit einer Vorstellung der Figuren der Handlung. Die Geschichte selbst ist in drei große Abschnitte eingeteilt, Teil I spielt in Paris, Teil II in London und Teil III in St. Petersburg. Die Reise führt, mit vielen Zwischenstationen, in die berühmten Museen dieser Städte und ist, dem 19. Jahrhundert entsprechend, beschwerlich und gefährlich. Die einzelnen Charaktere und das Leben in dieser Zeit sind sehr eindrücklich, bunt und lebhaft geschildert. Man erkennt das Fachwissen und die sorgfältigen Recherchen des Autors, denn obwohl es sich um eine fiktive Romanhandlung handelt, bewegen sich die Ereignisse glaubhaft nahe an der Biografie des berühmten Schriftstellers Alexandre Dumas. Auch die Sprache passt, obwohl modern, in die Stimmung des 19. Jahrhunderts.

Fazit

Ein spannender Abenteuerroman mit Flair und Esprit, der uns beim Lesen sofort in die Zeit und Geschichten von Alexandre Dumas versetzt. Eine unterhaltsame, packende Lektüre für vergnügte Lesestunden.

Der Attentäter – Ulf Schiewe

AutorUlf Schiewe
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 27. November 2019
FormatTaschenbuch
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404179039

„Ich danke Ihnen für die Besorgnis um unseren Thronfolger. Aber wegen ein paar Gerüchten können wir nicht die Reise absagen.“ (Zitat Seite 230)

Inhalt

Mlada Bosna ist eine serbisch-nationalistische Organisation junger bosnischer Serben, die mit allen Mitteln für ein vereinigtes Großserbien kämpfen. Auch der neunzehnjährige Gavrilo Princip und seine beiden gleichaltrigen Freunde Nedeljko und Trifko gehören zu dieser Vereinigung. Intensiv geschult und ausgebildet durch Mitglieder des serbischen Geheimbundes Schwarze Hand, bereiten sie ab März 1914 einen Anschlag auf das österreichische Thronfolgerpaar vor. Ausgerechnet am 28. Juni, dem serbischen Gedenktag an die Schlacht auf dem Amselfeld, werden Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie Sarajevo besuchen. Immer wieder hört Major Rudolf Markovic vom österreichischen Geheimdienst Gerüchte über ein geplantes Attentat, doch ein Thronfolger lässt sich nicht durch Gerüchte beeinflussen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Thema und Genre

Dieser historische Thriller handelt von dem Anschlag am 28. Juni 1914 auf das österreichische Thronfolgerpaar, auf die politischen Zusammenhänge und die massiven Fehleinschätzungen, die dazu geführt haben, dass dieses Attentat nicht verhindert wurde.

Charaktere

Ein Ereignis, das bereits ob seiner geschichtlichen Tragweite in zahlreichen Biografien, Sachbüchern und Dokumentationen geschildert und im Jahr 2014 nochmals intensiv diskutiert wurde. Ein Anschlag, bei dem Tatzeit, Täter, Opfer, Tathergang und Hintergründe bekannt sind, wir Leser wissen schon vorab, was passieren wird. Dennoch entwickelt der Autor aus diesen Tatsachen eine intensive, packende, neue Geschichte.  Unterschiedliche Perspektiven, eine personale Erzählweise, die abwechselnd Gavrilo Princip und die Vorbereitungen des Attentats, Erzherzog Franz Ferdinand und die Reise, sowie Rudolf Markovic und seine Recherchen in den Mittelpunkt stellt, sowie die straffen Zeitangaben mit teilweise minütlich gleichzeitigen Geschehnissen machen aus diesem Roman der Fakten, vermischt mit etwas Fiktion, ein Leseerlebnis, das man am besten mit „Geschichte lebt“ beschreiben kann.

Handlung und Schreibstil

Ein Ereignis, das bereits ob seiner geschichtlichen Tragweite in zahlreichen Biografien, Sachbüchern und Dokumentationen geschildert und im Jahr 2014 nochmals intensiv diskutiert wurde. Ein Anschlag, bei dem Tatzeit, Täter, Opfer, Tathergang und Hintergründe bekannt sind, wir Leser wissen schon vorab, was passieren wird. Dennoch entwickelt der Autor aus diesen Tatsachen eine intensive, packende, neue Geschichte.  Unterschiedliche Perspektiven, eine personale Erzählweise, die abwechselnd Gavrilo Princip und die Vorbereitungen des Attentats, Erzherzog Franz Ferdinand und die Reise, sowie Rudolf Markovic und seine Recherchen in den Mittelpunkt stellt, sowie die straffen Zeitangaben mit teilweise minütlich gleichzeitigen Geschehnissen machen aus diesem Roman der Fakten, vermischt mit etwas Fiktion, ein Leseerlebnis, das man am besten mit „Geschichte lebt“ beschreiben kann.

Fazit

Eine überzeugende Mischung aus Biografie und Roman, welche die Tage vor dem Attentat von Sarajevo und den Anschlag selbst facettenreich, straff und spannend schildert. Interessante, genau recherchierte Hintergrundinformationen ergänzen die packend und stimmig neu erzählte Geschichte.

Lazarus (Joona Linna 7) – Lars Kepler

AutorLars Kepler
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 28. Februar 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten640
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3785726501

„Joona hat mir meinen Bruder genommen, und du kannst dir sicher sein, dass ich mir alles nehmen werde, was sein ist.“ (Zitat Seite 327)

Inhalt

Eine Serie von grausamen Morden zieht sich durch Europa, die eines gemeinsam zu haben scheinen: alle Toten waren selbst Täter gewesen. Der bekannte Rechtsmediziner, Professor Nils Ahlén sucht seinen alten Freund Joona Linna auf. Bei einem Toten in Oslo wurde eine mit unterschiedlichen Leichenteilen gefüllte Gefriertruhe gefunden, darunter auch der Schädel von Joonas toter Ehefrau. Joona ist überzeugt, dass der brutale Serienmörder Jurek Walter noch am Leben ist. Seine frühere Kollegin Sara Bauer ist nach wie vor überzeugt, Jurek erschossen zu haben, bis Ereignisse auch sie in Zweifel versetzen.

Thema und Genre

Der Verlag schreibt auf dem Buchcover „Schwedenkrimi“, doch bei der Joona-Linna Serie handelt es sich ohne Zweifel um das Genre „Thriller“. Die Taten haben eine starke psychische und physische Komponente und es sind nicht nur Joona und Sara bedroht, sondern ihr gesamtes Umfeld. Ein wichtiges Thema ist neben der Psychologie von Tätern auch die Familie.

Charaktere

Joona taucht unter, um seine Tochter Lumi zu schützen, doch Sara weigert sich und ermittelt weiter, wobei sie eine intensive persönliche Komponente zu blockieren droht. Dann erkennt auch Joona, dass er sich der Situation stellen muss und sie zu Ende bringen. Hier agieren Ermittler, die keine Gefahr scheuen und keine Rückschläge.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung ist sehr spannend, wenn auch nicht immer realistisch. Ein beinahe allwissender Täter, der den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist. Die Taten sind sehr detailliert geschildert, hier bleibt nichts der Phantasie des Lesers überlassen.

Die Geschichte weist einige Längen auf, Dialoge, die sich im Kreis drehen. Geschrieben ist dieser Thriller in der dritten Person und in der Gegenwartsform. Durch die eher knappen Sätze, vor allem dort, wo es um Beschreibungen von Abläufen geht, liest sich das Buch wie ein Drehbuch.

Fazit

Ein spannender Thriller aus der Joona Linna-Serie mit einigen Längen in den insgesamt 640 Seiten. Durch die Gegenwartsform und die knappen Sätze liest sich der Ablauf von Aktionen eher wie ein Drehbuch, doch der entsprechende Film in den Gedanken stellt sich nicht immer ein, denn dieser Sprache fehlt die Intensität. Packende Lesestunden mit einigen Schwächen.

Als das Leben unsere Träume fand – Luca Di Fulvio

AutorLuca Di Fulvio
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 1. Oktober 201 8
AusgabeTaschenbuch
Seiten768
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3404176007

„Und zum ersten Mal, seit sie hier an Land gegangen war, hielt sie es für möglich, dass diese Stadt ein Herz hatte.“ (Zitat Seite 258)

Inhalt

Rosetta Tricarico aus Alcamo in Sizilien ist eine mutige Frau und weigert sich, dem Baron ihr Stück Land zu verkaufen, auf das er es abgesehen hat. Was sie jedoch zwingt aufzugeben ist die Tatsache, dass sie eine unverheiratete, unabhängige Frau in diesem von Männern bestimmten Ort ist. Rocco Bonafiglio hat in Palermo den Treueeid der Mafia abgelegt, er träumt jedoch von einem friedlichen Leben als Automechaniker. Die Jüdin Raechel Bücherbaum aus Sorotschinzy flieht nach der Ermordung ihres Vaters vor ihrer Stiefmutter. Die Sociedad Israelita sucht junge Mädchen, denen sie gute Ehen oder gute Stellungen als Dienstmädchen in Argentinien verspricht und Raechel schließt sich ihnen an. Rosetta, Rocco und Raechel reisen im Oktober 1912 auf demselben Schiff nach Buenos Aires, voll Hoffnung auf einen Neubeginn. Doch Buenos Aires ist eine schmutzige, arme und sehr gefährliche Stadt.

Thema und Genre

Dieser Roman handelt von Hoffnungen und Träumen, zeigt aber vor allem die Lebensumstände der armen Einwanderer am Beispiel von Buenos Aires in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Korruption, Unterdrückung und von allem die absolute Rechtlosigkeit der Frauen werden geschildert, aber auch die gegenseitige Unterstützung von Menschen, die sich dem widersetzen und neue Wege gehen wollen.

Charaktere

Die Hauptcharaktere sind die junge Raechel, die langsam und nach vielen Rückschlägen ihre Bestimmung findet. Rocco, der Gewalt verabscheut und sich daher den Gesetzen der Mafia nicht unterordnen will. Rosetta, die ihre selbstbewusste Haltung als Frau auch an andere Frauen weitergeben will und trotz vieler Rückschläge und gefährlicher Feinde langsam ein Umdenken erreicht. Die Charaktere überzeugen nicht immer. Besonders Raechel handelt trotz ihrer harten Erfahrungen immer wieder erstaunlich naiv, was zwar für Spannung sorgt, aber irgendwann unlogisch wird.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman ist ein lebhaftes Bild der Zeit, der Stellung der Frau und spielt in den gefährlichen Armenvierteln von Buenos Aires, wo die Einwanderer zu überleben versuchen. Der Roman umfasst 75 Kapitel und ist in vier Teile eingeteilt, die zeitliche Abfolge ist chronologisch. Erzählt wird in der dritten Person, wobei die Erlebnisse der drei Hauptprotagonisten gleichzeitig, aber in getrennten Handlungssträngen stattfinden, die jedoch zusammentreffen. Der Leser wird wiederholt mit sehr brutalen Szenen konfrontiert, während die Sprache selbst romantisch bleibt, an manchen Stellen etwas schwülstig wird.

Fazit

Ein Roman für Leser, die Luca Di Fulvio schon kennen, wieder eine flüssig und spannend aufgebaute Geschichte mit dem zu erwartenden guten Ende. Die Charaktere konnten mich nicht restlos überzeugen, ebenso wenig wie die sprachliche Qualität der Übersetzung.

Blinde Rache (Die Ermittlerin) – Leo Born

AutorLeo Born
Verlag beTHRILLED
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2017
FormatKindle
Seiten465
SpracheDeutsch
ASINB0747MWG7H

„Mitten im Geschehen zu sein, die elektrisierende Gefahr und das jederzeit Unvorhersehbare, das zog sie gewaltig an.“ (Zitat Pos. 2612)

Inhalt

Mara Billinsky ist nach vier Jahren Kripo Düsseldorf zurück bei der Kripo Frankfurt, ihrer Heimatstadt. Mara folgt ihren eigenen Regeln, das macht sie zur Außenseiterin. Auch ihr Chef bei der Kripo Frankfurt will sie mit Kleindelikten beschäftigen, doch dann wir Ivo Karevic, einer der mächtigen Bosse der kroatischen Mafia, grausam ermordet. Ein weiterer Mord geschieht und Mara sucht nach Zusammenhängen, wo es keine Gemeinsamkeiten zu geben scheint ….

Thema und Genre

Ein spannender Thriller, der in Frankfurt spielt. Themen sind Traumata durch einschneidende Kindheitserlebnisse, Hilfe für Jugendliche, die bereits in die Kriminalität abzugleiten drohen und Gewalt an Frauen.

Charaktere

Mara Billinsky lebt ihre dunkle Gothic Seite und ist nicht teamfähig. Doch für den Leser macht sie gerade dies zu einer sehr interessanten Hauptprotagonistin. Der introvertierte, vorsichtige Ermittler Jan Rosen wird ihr als Kollege zugeteilt, da auch er nicht in das Team der anderen Ermittler passt. Doch durch Mara wacht er auf und unterstützt sie bei ihren Alleingängen.

Handlung und Schreibstil

Das Buch ist in drei Teile eingeteilt mit durchnummerierten Kapiteln. Die spannende Handlung findet zeitlich fortlaufend statt, jedoch wechseln die einzelnen Ereignisse und Protagonisten einander ab, sodass sich kleine zusätzliche Handlungsstränge ergeben, die sich dann zu einem Ganzen fügen. Da jeder Wechsel in einem neuen Kapitel erfolgt, ist es einfach, beim Lesen den Überblick zubehalten. Die Sprache passt zum Thriller und garantiert flüssiges Lesen.

Fazit

Der Beginn einer neuen Serie mit der eigenwilligen Ermittlerin Mara Billinsky. Ein sehr spannender, realistischer Thriller zu aktuellen Themen, den man nicht aus der Hand legen kann, bis die letzte Zeile gelesen ist.

Das Morpheus-Gen: Wenn du schläfst, bist du tot – Tibor Rode

AutorTibor Rode
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 27. Juli 2018
FormatTaschenbuch
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3431040869

„Ich sehne mich nach dem Ende eines langen Tages, das es für mich niemals geben wird.“ (Zitat Seite 288)

Inhalt

David Berger ist Rechtsanwalt in einer bekannten New Yorker Kanzlei. Für seinen Vorgesetzten muss er die Firmenakten eines Genetik-Unternehmens prüfen, das in einem Millionendeal aufgekauft werden soll. Plötzlich sieht er ein altes Patent, lautend auf den Namen seines Vaters, der als Arzt in der Forschung tätig war. Er findet weitere wichtige Unterlagen, datiert einen Tag vor dem Unfalltod seines Vaters. David war damals gerade 13 Monate alt. Die Spuren führen nach Berlin. Doch gleichzeitig mit dieser Entdeckung wird Davids Freundin Sarah ermordet aufgefunden und kurz danach auch sein bester Freund, der Anwalt Alex Bishop. Da Sarah David kurz zuvor nach fünf Jahren Beziehung verlassen hatte, hält die Polizei ihn für den Täter. Doch David entkommt und fliegt nach Berlin, um die vielen Rätsel um das Vermächtnis seines Vaters zu lösen, eine lebensgefährliche Suche.

Thema und Genre

Der vorliegende Roman ist ein Wissenschaftsthriller mit mystischen Elementen. Es geht um Genetik-Forschung und hier besonders um das nach wie vor aktuelle Thema der Verwendung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen für militärische Zwecke. Daher spielen auch Geheimdienste und geheime Organisationen eine wichtige Rolle.

Charaktere

David Berger, der Hauptprotagonist, ist ein von den Ereignissen überraschter und getriebener Mensch. Oft muss er reagieren, statt agieren zu können. Durch seine Nachforschungen seinen Vater betreffend gerät er nicht nur bildlich ins Kreuzfeuer mächtiger Organisationen, von denen jede ihre eigenen Interessen verfolgt. Die Archäologin Nina bietet David ihre Hilfe an, bleibt jedoch auch für ihn schwer durchschaubar. Der Autor entwickelt seine Geschichte um sehr interessante, vielschichtige Charaktere, die sich vom Leser nicht eindeutig zuordnen lassen und so die ebenso facettenreiche Handlung tragen.

Handlung und Schreibstil

Hauptorte der Handlung sind New York und Berlin. Der Prolog schildert ein Ereignis, das in der Vergangenheit stattgefunden hat, sich jedoch später in die Geschichte einfügt. Weitere Rückblicke führen weit in die Vergangenheit und bilden einen eigenen, erklärenden Handlungsstrang. Der Autor bietet dem Leser viele, nie eindeutige Spuren, was die Handlung von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend macht.

Fazit

Dieser packende Wissenschaftsthriller mit einem interessanten Thema, vielschichtigen Charakteren und gekonnt verwobenen Handlungssträngen wird in der Hand des Lesers zum Page-turner, den man erst nach der letzten Seite aus der Hand legt.

Killer City – Wolfgang Hohlbein

AutorWolfgang Hohlbein
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 29. März 2018
FormatGebundene Ausgabe
Seiten496
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3785725986

„Sie wussten es noch nicht, aber der Tod war in ihre Stadt gekommen.“ (Zitat Seite 26)

Inhalt

Als Thornhill, damals noch Boy, in der Schlacht von Gettysburg für die Konföderierten kämpfend, verwundet wird, ist er erst zwölf Jahre alt. Ein sterbenden Indianer gibt das Geschenk des Großen Geistes, das er vor langer Zeit von einem Wendigo erhalten hatte, an ihn weiter. Wenn Thornhill einen Menschen tötet, geht dessen nicht gelebte Lebenszeit auf ihn über und seine eigene Lebenszeit wird dadurch verlängert. Viele Jahre später lockt die Weltausstellung auch Thornhill nach Chicago, wo er erwartet, in der Menschenmenge nicht aufzufallen. Doch die Ereignisse zwingen ihn zum spontanen Handeln – war es ein Fehler, nach Chicago zu kommen? …

Thema und Genre

Der Roman spielt in Chicago zur Zeit der Weltausstellung 1893, doch wird die Handlung von Rückblenden unterbrochen, die den Leser Kapitel für Kapitel durch das Leben des Hauptprotagonisten führen, von der Schlacht bei Gettysburg, über Little Bighorn und durch die Goldgräberzeit. Dadurch erhält der Thriller mehrere spannende Handlungsstränge, die sich im dichten, intensiven Finale in Chicago verbinden.

Die brodelnde Stadt Chicago in jener Zeit wird sehr realistisch beschrieben, wie auch die historischen Ereignisse, um die der Autor seine Geschichte entwickelt, sehr genau recherchiert sind. Thornhill sucht nicht den Reichtum, daher führt sein Weg den Leser in das Leben der einfachen Menschen und auch in Chicago ist sein Ziel das Hotel von Dr. Holmes in Englewood, dem Stadtteil mit dem schlechtesten Ruf.  

Charaktere

Der Hauptprotagonist Thornhill ist gezeichnet durch seine kurze Kindheit in Amerikas Südstaaten und daraus erklärt sich auch seine deutliche Abneigung gegen alle Menschen anderer Hautfarbe, auch wenn er im Laufe seine Abenteuer gerade von diesen Menschen Hilfe und Mitgefühl erfährt. Er selbst ist ein Getriebener, nicht immer ist er es, der die Ereignisse bestimmt, sondern oft muss er einfach reagieren. Kurz nach Gettysburg wird er Zeuge eines Verbrechens und er schwört Rache an allen Beteiligten, die er über die Jahre hin aufspürt. Diese Rache treibt ihn an und er kann das Versprechen, das er dem sterbenden Indianer geben musste, nur Menschen zu töten, die eine Schuld auf sich geladen haben, nicht immer einhalten. Keinesfalls ist Thornhill der typische Killer mit Freude am Töten, auch wenn, sobald er sein Rasiermesser zieht, das Dunkle in ihm die Oberhand gewinnt und er völlig unbeteiligt bleibt. In Chicago kommt es zum Show-down.

Handlung und Schreibstil

Durch die personale Erzählperspektive wird Thornhill als Charakter keinen Leser unbeteiligt lassen.  Natürlich ist er nicht der „Gute“, aber auch nicht wirklich der „Böse“. Hier hat der Autor einen Protagonisten mit vielen unterschiedlichen Facetten geschaffen und ich hatte als Leser von ihm keineswegs denselben negativen Eindruck oder Schauer, wie man ihn als Leser gegenüber Killern in einem Thriller empfindet. Teilweise hat man sogar Mitleid mit ihm, obwohl er unbestritten ein Mörder ist.

Fazit

Killer City ist ein dunkler, teilweise mystischer Roman. Die historischen Tatsachen sind eingebunden und nicht verfälscht, dann werden die Erlebnisse des Hauptprotagonisten eingefügt, sodass sich ein stimmiger Handlungsbogen ergibt. Allerdings blieben für mich einige Fragen unbeantwortet, es fehlte „das gewisse Etwas“ im Gesamtbild. Hier überlässt der Autor mögliche Deutungen der Phantasie der Leser.

Das Erbe der Rosenthals – Armando Lucas Correa

AutorArmando Lucas Correa
Verlag Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten432
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3785726020

„Es steht zu hoffen, dass das Problem mit den Hebräern, die aus europäischen Häfen zu uns kommen, heute gelöst wird.“ Diario de la Marina, Zeitung Havannas, 28. Mai 1939 (Zitat)

Inhalt

1939: Nach den Novemberpogromen 1938 beschließt Hannah´s Vater, Prof. Max Rosenthal, dass es an der Zeit ist, Deutschland zu verlassen. Hannah, die noch nicht ganz 12 Jahre alt ist, sieht dies völlig anders, sie will in ihrer Heimat bleiben, obwohl ihr ausser Leo, der ebenfalls Jude ist, keine Freunde mehr geblieben sind. Auch Hannah´s Mutter Alma erträgt es kaum, die Wohnung und alle Besitztümer verlassen zu müssen, um über die ihr völlig unbekannte, fremde Insel Kuba dann irgendwann nach Kanada auswandern zu dürfen. Als Hannah erfährt, dass auch Leo und sein Vater an Bord der St. Louis gehen werden, fühlt sie sich besser. An Bord der St. Louis ahnt niemand, dass in Kuba nur wenige Personen mit Visa eines kubanischen Konsulats an Land gehen dürfen. Dies trifft auf Hannah und ihre Mutter zu, jedoch nicht auf ihren Vater Max, Leo und dessen Vater. Die beiden Frauen müssen nun in einem ihnen völlig fremden Land, in dem sie sich auch weiterhin nicht willkommen fühlen, zurecht kommen und weiterleben. Wird Hannah ihren Vater und Leo wiedersehen und Kuba verlassen können?

2014: Anna, die mit ihrer Mutter in New York lebt, ist beinahe zwölf Jahre alt, als sie ein dickes Kuvert mit alten Fotos erhält. Die Post kommt von der Familie ihres Vaters Louis, der 9/11, noch vor Annas Geburt, ums Leben kam. Hannah, die Tante ihres Vaters und somit Großtante von Anna, lebt in Havanna. Anna und ihre Mutter fliegen nach Havanna, um mehr über die Familie von Anna´s Vater zu erfahren. Werden sie in Kuba Antworten auf ihre Fragen erhalten und was werden sie über die Vorfahren ihres Vaters erfahren?

Thema und Genre

Dieser Roman präsentiert sich weniger als Geschichte jüdischer Auswanderer, sondern hauptsächlich als Geschichte Kubas, wobei die tragische Geschichte der St. Louis und das Verhalten Kubas gegenüber den 936 jüdischen Flüchtlingen aufgearbeitet werden soll. Es scheint hier mehr um eine Aufdeckung der Schuld Kubas zu gehen, als um die Situation der jüdischen Bevölkerung unter den Nationalsozialisten.

Charaktere

Die Hauptprotagonistinnen scheinen irgendwie mehr mit sich selbst und den eigenen Befindlichkeiten beschäftigt, als miteinander. Hannah und Anna werden von ihren Müttern meistens damit alleine gelassen, mit den Ereignissen in ihrem Leben klarzukommen. Besonders die Apathie, Unzufriedenheit und Mischung aus Hass und Larmoyanz Almas, mit denen diese ihre Tage ab der Landung auf Kuba füllt, sind nicht schlüssig. Daran können auch die weiteren Ereignisse nichts ändern. Deshalb sind für mich die entsprechenden Entscheidungen der jungen und später älteren Hannah nicht nachvollziehbar. Sympathisch ist die junge Anna, die mit großem Interesse in eine ihr bisher fremde Welt eintaucht.

Handlung und Schreibstil

Der Aufbau, die beiden Mädchen Hannah und Anna abwechselnd erzählen zu lassen, hat mich schon in der Leseprobe neugierig gemacht. Diese Erzählweise wird durch die gesamte Geschichte beibehalten.

Der Roman ist in einer sehr einfachen Sprache geschrieben, was wohl der Denkweise der  beiden Mädchen angepasst wurde, da ja beide in der Ich-Form erzählen und der überweigende Tei der Ereignisse tatsächlich 1939 und 2014 stattfindet, als beide Mädchen, wenn auch 75 Jahre getrennt, 12 Jahre alt sind. Die Geschichte Hannahs in den Jahren 1940 bis 2014 ist dann relativ straff gehalten, sprachlich jedoch unverändert. Die Handlung ist dennoch spannend erzählt, die Zusammenhänge klar strukturiert und schlüssig. Da es sich jedoch um geschichtlich bekannte Tatsachen handelt, sind die zahlreichen Cliffhanger, speziell während der Kapitel der Schiffsreise, entbehrlich. Dass der Autor die letzte Szene mit Hannah dann noch tief in Gefühlskitsch tauchen musste, passt für mich überhaupt nicht, besonders in Anbetracht des ernsten Themas dieser Geschichte.

Obwohl der Autor eine Liste mit Quellenangaben am Buchende beifügt, ist seine Sichtweise der jüdischen Auswanderer erstaunlich einseitig. Hannah´s Familie ist begütert und hat schon vor der Flucht ein Haus in Kanada und ein Haus in Kuba erworben. Alma, Hannah´s Mutter, reist mit sieben großen Koffern voll exquisiter Garderobe. Es wird hier ein winzig kleiner Teil von begüterten Juden auf der Flucht gezeigt, Feste und Abendkleider, Teatime und gesellschaftliche Arroganz an Bord der St. Louis. Was ist mit der Mehrheit der insgesamt 900 Flüchtlinge, zusammengepfercht im Inneren des Schiffes, kein Haus mit Bediensteten, kein Treuhandvermögen, das auf sie wartet, praktisch mit nichts als mit dem Leben und der Angst auf der lebensgefährlichen Flucht. Darüber verliert der Autor kein Wort, was in meinen Augen in einem Roman, der sich mit diesem Thema befasst, nicht fehlen sollte.

Fazit

Vom Verlag wird als Altersgruppe „ab 16 Jahren“ angegeben, also YA, junge Erwachsene. Da die Ereignisse und das Leben insgesamt aus Sicht von Zwölfjährigen in einem sehr einfachen Stil erzählt werden, würde ich die Altersempfehlung ebenfalls „Jugendliche, ab 14 Jahren“ ansetzen – ein Alter in dem in den Schulen auch das „Tagebuch der Anne Frank“ gelesen wird. Mir wurde dieses Buch für Erwachsene empfohlen, da ich kurz zuvor „The Nightingale“ gelesen hatte. Doch zwischen diesen beiden Büchern liegen Welten.