Vaterländer – Sabin Tambrea

AutorSabin Tambrea
VerlagGutkind Verlag
Datum29. August 2024
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3989410008

„Ein Mosaik aus seinen Farben ergoss sich durch das Zimmer, als wir die Kleidung ausräumten, schließlich der Kalender mit der Gravur 1990 aus der oberen Ablage herunterfiel, jeden Tag des Jahres bis zur letzten Seite mit der Zeichnung seiner Handschrift ausgefüllt, überschrieben mit den Worten: Memoiren, Horea Sava.“ (Zitat Seite 163)

Inhalt

In der Schule sitzt Béla Tambrea neben Rodica, beide sind ehrgeizig, abwechselnd Klassenbeste und beide wollen Violinisten werden. Später, als Ehepaar, kommen sie auf einer gemeinsamen Orchesterreise 1984 in die westdeutsche Stadt Marl. Erstmals spricht Béla es aus, dass er zuhause in Târgu Mureș in Rumänien keine Zukunft sieht und ein Jahr später trifft er während einer Konzerttournee in Frankreich im Juli 1985 eine Entscheidung. Es folgen schwierige Jahre der Trennung, bis am 19. März 1987 Rodica mit dem dreijährigen Sabin „Nuku“ und seiner acht Jahre alten Schwester Ai nach einer Reise über Ungarn und Wien in Köln eintrifft, wo Béla sie abholt und das neue Leben der Familie in Marl, Deutschland, beginnt.

Thema und Genre

Vaterländer ist ein autobiografischer Generationen- und Familienroman, gleichzeitig jedoch eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik in Rumänien, eine Schilderung des Alltagslebens der Menschen unter dem Druck und der Willkür der Securitate unter Gheorghiu-Dej, und anschließend im Ceauceșcu-Regime. Ein Thema sind Flucht und die Probleme eines Neubeginns in einem fremden Land, der teilweise Verlust der Heimat und das Leben in einem neuen Kulturraum, wo jedoch die Musik alle Grenzen überwindet. Es ist eine Geschichte über Familie, Mut, Zusammenhalt, Verzweiflung, Hoffnung und die Kraft der Liebe.

Erzählform und Sprache

Sabin Tambrea teilt seinen Roman in drei Abschnitte, im ersten Teil schildert der junge Sabin als Ich-Erzähler seine Kindheit und Jugend ab seiner Ankunft in Deutschland, den zweiten Teil bilden die persönlichen Aufzeichnungen seines Großvaters Horea Sava über die Jahre seiner Inhaftierung durch die Securitate. Der letzte Teil ergänzt den ersten Teil, nun erzählt Sabins Vater Béla die Geschichte der Familie aus seiner Sicht. Alle drei Teile verlaufen in sich chronologisch, um sich am Ende zu treffen und den Kreis zu schließen. Sabin Tambrea schreibt einfühlsam, poetisch, aber gleichzeitig lebhaft, packend und präzise.

Fazit

Ein beeindruckender, authentischer Generationenroman, spannend, interessant zu lesen und auch sprachlich überzeugend.

Lass die Sonne scheinen – José M de Vasconcelos

AutorJosé M de Vasconcelos
VerlagUrachhaus
Datum11. Februar 2020
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten304
SpracheDeutsch
ÜbersetzungWiebke Augustin, Carla Koeser
ISBN-13978-3825152062

„Ich hatte einen Freund gefunden, hatte eine Woche frei und konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie mein Leben sich verbessern würde.“ (Zitat Seite 24)

Inhalt

José „Sesé“ aus „Mein kleiner Orangenbaum“ ist inzwischen zehn Jahre alt und lebt als Pflegesohn bei einer begüterten Arztfamilie. Daher kann er die höhere Maristen-Klosterschule besuchen, doch er fühlt sich als Außenseiter und die strenge Einteilung seiner Tage in seiner neuen Familie engt ihn ein. „Sie wollen mich perfekt machen, wozu weiß ich nicht.“ (Zitat Seite 33) Die innere Traurigkeit nach seinen prägenden Verlusten der Kinderzeit ist geblieben, doch auch seine lebhafte Phantasie und die Ideen für besondere Streiche. Verständnis findet er bei Bruder Fayolle, bei Maurice und natürlich bei seinem besonderen Freund, der Cururu-Kröte Adão, der sich bemüht, endlich die Sonne in Sesés Herz zu bringen.  

Thema und Genre

In diesem Roman mit autobiografischem Hintergrund geht es um die Probleme von Jugendlichen, die Zweifel und Hoffnungen, ihre innere Einsamkeit und das teilweise Unverständnis der Erwachsenen.

Erzählform und Sprache

Sesé ist das erzählende Ich seiner Geschichte, die er in chronologischen Episoden schildert, ergänzt durch seine Erinnerungen. Durch diese Erzählform erhalten wir auch tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt, seine Gedanken, Vorstellungen und natürlich auch in seine Zweifel und Konflikte. Immer wieder schildert er seine Ideen, wie es zu seinen zahlreichen Streichen in der Schule und auch in der Nachbarschaft kam und beschreibt auch, wie er seine Pläne dann ausführt, sowie die jeweiligen Folgen für ihn selbst. Teilweise beginnen diese Streiche die Geschichte zu dominieren und im Gegensatz zu seinen phantasievollen Geschichten, die er in einer Realität seiner Gedanken durchlebt, finden sie tatsächlich statt. Die Sprache übernimmt einfühlsam und authentisch die Gedankenwelt eines Heranwachsenden.

Fazit

Eine berührende, poetische, manchmal sehr traurige Geschichte über die schwierigen Jahre des Heranwachsens eines einsamen, durch frühe Verluste geprägten Jungen. Eine Zeit, die geprägt ist von Fragen, Sehnsüchten, der ersten Liebe, aber auch von phantasievoll ausgeheckten Streichen.

A Thousand Days in Venice: An Unexpected Romance – Marlena De Blasi

AutorMarlena De Blasi
VerlagAlgonquin Books
Datum11. Juni 2013
AusgabeTaschenbuch
Seiten256
SpracheEnglisch
ISBN-13978-1616202811

„It was as though Venice was more than a place. It was as though Venice was a person, someone familiar but not familiar at all, someone who caught me off guard.” (Zitat Seite 79)

Inhalt

Auch wenn Venedig sofort eine besondere Faszination auf Marlena ausübt, ist die amerikanische Chefköchin und Food-Journalistin nur eine von vielen Touristinnen. Das denkt sie zumindest an diesem 6. November 1993. Doch weniger als ein Jahr später hat die geschiedene Mutter von zwei erwachsenen Kindern ihr Haus in den USA verkauft, ihre gesicherte Existenz aufgegeben, und ist mit dem Venezianer Fernando verheiratet, lebt mit ihm in seiner Wohnung auf dem Lido di Venezia. Gleichzeitig mit dem Erkunden einer ihr, abgesehen von Lebensmittel-affinen Ausdrücken, fremden Sprache, macht sie sich daran, ihren Ehemann Fernando, den Lido, und dann auch Venedig zu erkunden, immer begleitet von ihrer Begeisterung für frische Lebensmittel vom Markt und genussvolles Kochen in einer Küche fernab von den Standards, die ihr in Amerika zur Verfügung standen.

Thema und Genre

Dieser biografische Roman erzählt von einer romantischen Liebe am Beginn der zweiten Lebenshälfte und einem spontanen, sehr mutigen Neubeginn. Natürlich geht es auch um den besonderen Zauber und Charme der Stadt Venedig, um die Menschen, die dort seit Generationen leben, und immer wieder um genussvolles Essen.

Charactere

Marlena ist eine selbstständige Frau, als alleinerziehende Mutter daran gewöhnt, ihre Probleme selbst zu regeln. Fernando lebte bisher ein wenig aufregendes Single-Leben als Bankangestellter, doch als typischer Italiener sieht er es als seine Aufgabe, nun alles für seine Frau zu regeln, manchmal auch gegen ihre Wünsche. “The stranger“, so nennt Marlena ihren Fernando, denn sie wissen kaum mehr voneinander, als dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben.

Erzählform und Sprache

Marlena de Blasi ist die Ich-Erzählerin dieser Geschichte, die ihre persönlichen Erinnerungen, Erlebnisse und Eindrücke mit uns teilt. Es handelt sich um einen biografischen Unterhaltungsroman, charmant, humorvoll und locker erzählt. Dennoch ist es kein romantisch-verklärtes Liebesmärchen, offen schreibt sie über ihre Probleme, mit denen sie besonders in den ersten Monaten, aber auch danach immer wieder konfrontiert ist. Am Ende der Geschichte finden wir einige ihrer Lieblingsrezepte und Tipps für Venedig-Besuche, acht Punkte „How to Fall in Love in Venice“, und die Adressen ihrer Lieblingsrestaurants, Bars und Geschäfte.

Fazit

Hier schreibt jemand, der Venedig inzwischen wirklich kennt, über den großen Obst-, Gemüse-, Fisch-Markt bei der Rialto-Brücke, versteckte Ecken, kleine Lokale, und über Menschen, die, zunächst verschlossen gegenüber dieser etwas exzentrischen Fremden, bald zu Freunden werden. Eine unterhaltsame Romanbiografie, die ich in der englischen Originalfassung mit Vergnügen gelesen habe.

Ein von Schatten begrenzter Raum – Emine Sevgi Özdamar

AutorEmine Sevgi Özdamar
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 10. Oktobert 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten763
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518430088

„Der Rest des Raumes ist ohne Schatten. Deswegen sieht es nur dort, wo der Schatten gewachsen ist, wie ein Raum aus, wie ein von Schatten begrenzter Raum“ (Zitat Seite 90) „Der Rest des Raumes war ohne Schatten. Deswegen sah er nur dort, so unsere Schatten gewesen waren, wie ein Raum aus, ein von Schatten begrenzter Raum, der sich mit Leben füllte.“ (Zitat Seite 242)

Inhalt

Die junge Ich-Erzählerin aus Istanbul flüchtet vor der türkischen Militärregierung über das Meer nach Europa. Sie hat in Istanbul die Schauspielschule besucht und hält an ihrem Traum fest, als Schauspielerin zu arbeiten. In Berlin pendelt sie als Assistentin des Regisseurs Benno Besson zwischen West- und Ostberlin. Dann holt Besson sie für sein nächstes Projekt nach Paris, anschließend kehrt sie nach Deutschland zurück, zu Claus Peymann an das Schauspielhaus Bochum. „Die Bühne ist großherzig, dort reden die Toten, und jede Nacht kommen die Zuschauer, um diese Toten zu sehen und ihnen zuzuhören. Und die Toten mischen sich nur am Theater in des Leben der Lebenden.“ (Zitat Seite 506). In Bochum schreibt sie auch ihr erstes Theaterstück.

Thema und Genre

Dieser stark autobiografische Roman handelt von der Suche nach Heimat und eigener Identität in einem fremden kulturellen Umfeld, dem Wunsch, sich selbst auch in neuen, fremden Sprachen zu finden. Auch die politische Vergangenheit und Gegenwart Europas im 20. und aktuellen 21. Jahrhundert sind prägende Themen. Doch vor allem geht es um Kultur, um Literatur und das Leben am Theater.

Charaktere

Dieser Roman schildert das Leben und den Werdegang einer vielseitigen Künstlerin als Schauspielerin, Theaterregisseurin und Schriftstellerin. Damit verbunden sind Erinnerungen an befreundete Künstlerpersönlichkeiten, an Menschen, die sie begleitet und gefördert haben.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog auf einer namentlich nicht genannten Insel ähnlich Alibey Atasi, von der aus man nauf die griechische Insel Lesbos, nach Europa, sehen kann. Dort endet die Geschichte auch mit einem Epilog und dieser Kreis schließt sich wortgenau: „Über uns die Nacht hat aus de dunkelsten Ecken ihrer Erinnerungen etwas herausgeholt und hat dieses Etwas zwischen der Orthodoxkirche, dem Esel, der blinden Frau und mir in der Luft leise verteilt.“ (Zitat Seite 10 und Seite 754). Wortgleiche Wiederholungen wie diese finden sich öfter auf diesen insgesamt 763 Seiten.

Die von vielen Rückblenden unterbrochene Handlung der alltäglichen Ereignisse und Beobachtungen wird in einfachen Sätzen erzählt, ähnlich den Einträgen in einem persönlichen Tagebuch. Doch immer wieder gibt es Überblendungen, plötzlich eingeschobenen Fragmente, die Ort, Zeit und Realität durch- und überschreiten. Dies, und der überbordende Stil der Schilderungen und Beschreibungen fordert sprachlich. Die poetische Sprache, ergänzt durch zweisprachige Gedichte, ist bildintensiv wie ein Film, wie expressionistische Theaterkulissen, aber auch surreal und extrem verstörend und beklemmend, wo es um die Träume der Ich-Erzählerin geht, in denen immer Ängste, Traumata und Tod eine Rolle spielen.

Fazit

Dieser Roman ist eine Herausforderung, eine wilde, anstrengende Reise zwischen dem Wunsch, das Lesen auf Grund der langen, immer wiederkehrenden Gedankenschlingen, der ausufernden Schilderungen und in ihrem Chaos nicht nachvollziehbaren Gedankenbrüche abzubrechen, und der Faszination gerade dieser imposanten sprachlichen Ausdrucksformen der türkisch-deutschen Schriftstellerin.

Die dunklen Jahre – Friederike Manner

AutorFriederike Manner
Verlag Edition Atelier
HerausgeberinEvelyne Polt-Heinzl
Erscheinungsdatum 22. Februar 2021
FormatBroschiert
Seiten424
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650448

„Und wie oft dachte ich, ich sei erloschen, und dann kam ein neuer Brand und weckte mich zu unerhörter Wachheit. Das eine, glaub ich, hab‘ ich doch verstanden: was Goethe mit seinem „Stirb und Werde“ meinte.“ (Zitat Seite 403)

Inhalt

Der Arzt Ernst und seine Frau Klara, Verlagslektorin, haben gerade beschlossen, die längst gescheiterte Ehe durch Trennung zu beenden, noch überlegen sie, wie sie es den beiden Kindern Stella und Friedel sagen. Doch was 1934 begonnen hat, ist nun, im Frühjahr 1938 Realität geworden, Hitler und der Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich. Ernst ist Jude und für Klara ist es selbstverständlich, nun bei ihrem Ehemann zu bleiben, obwohl ihr wiederholt nahegelegt wird, die Ehe auflösen zu lassen. Vor allem jedoch geht es um die Rettung der beiden Kinder. Die erste Station ist ein strenges Kinderheim in der Schweiz, während Ernst endlich eine Ausreiseerlaubnis erhält und nach Belgrad ausreist. Doch Klara hält es in der Schweiz nicht aus und sie reist mit Stella und Friedel ebenfalls nach Belgrad, mitten in die von den Deutschen besetzte Stadt, in Hunger, Kälte, Gefahr, den täglichen Kampf um das Überleben, Alltag und die kleinen Freuden der frühlingshaft blühenden Natur, Freunde und gegenseitiges Helfen, wo sie, die Deutsche in Belgrad, es nicht erwartet hat. Belgrad wird vorübergehend so etwas wie Heimat für sie. „Voller Bitterkeit stellen wir fest, dass wir allen Grund haben, Hitler dankbar zu sein. Auf diese Weise sehen wir die Welt.“ (Zitat Seite 84)

Thema und Genre

Dieser autobiografische Roman beginnt im Februar 1934 und endet am letzten Tag des Jahres 1945. Themen sind Flucht, Exil, Krieg, Widerstand, Mut, aber auch Familie, Zusammenhalt, Freundschaft.

Charaktere

Klara ist eine starke Frau, die trotz aller Zweifel und Erschöpfung am Leben nicht aufgibt, sie kämpft für das Überleben ihrer beiden Kinder. „Ich mag mich nicht belügen. Lieber will ich verzweifeln – vielleicht ist Verzweiflung die einzige Form der Tapferkeit, die in so dunkler Zeit noch gilt.“ (Zitat Seite 232)

Handlung und Schreibstil

Klara schreibt als Ich-Erzählerin einen tagebuchartigen Bericht dieser Zeit, chronologisch gliedert sie die Handlung in die einzelnen Jahre, berichtet auch über die übergeordneten politischen Ereignisse. Doch vor allem geht es um ihre eigenen Gefühle zwischen Hass, Liebe und Verzweiflung, den Alltag im von den Deutschen besetzten Belgrad. In den Wintern Kälte, Hunger, Sorgen um den kranken Friedel, im Frühling und Sommer beinahe unbeschwerte Stunden in der blühenden Natur, ein gerettetes Katertier als Zeichen der Hoffnung, Momente der gemeinsamen Freude, um das Grauen irgendwie ertragen zu können. Klara schreibt offen, beobachtet genau, berichtet, sie schont niemanden, weder sich selbst, ihre noch ihre Mitmenschen. Immer wieder die Frage, wie es so weit kommen konnte, warum die Menschen in Deutschland und Österreich sich nicht rechtzeitig erhoben und gewehrt haben, denn anders als die Juden hatten sie die Wahl und konnten sich entscheiden. Erstmals ist dieser autobiografische Romanbericht von Friederike Manner 1948 unter dem Pseudonym Martha Florian im Wiener Verlag erschienen, am 22.02.2021 erfolgte diese Neuauflage durch den Wiener Verlag Edition Atelier.

Fazit

Ein zeitlos aktuelles Beispiel von Exil- und Erinnerungsliteratur, das sich eindrücklich und tief in unsere Gedanken prägt und die Vielschichtigkeit des Erlebten in dieser Zeit beleuchtet. Ein Buch, das mich sprachlos macht, man sollte es unbedingt lesen.

Der versperrte Weg: Roman des Bruders – Georges-Arthur Goldschmidt

AutorGeorges-Arthur Goldschmidt
Verlag Wallstein
Erscheinungsdatum 28. Juni 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten111
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3835350618

„Es ist ein sonderbares Gefühl, so nahe aneinander gelebt zu haben und so wenig vom älteren Bruder zu wissen.“ (Zitat Pos. 166)

Inhalt

Erich Goldschmidt ist fast fünf Jahre alt ist, als am 2. Mai 1928 sein Bruder Jürgen-Arthur geboren wird und dieses schreiende Baby ist für Erich ein Eindringling. Dennoch fühlt er sich später für seinen Bruder verantwortlich. Besonders ab diesem 18. Mai 1938, an dem die Eltern sie beide zu Verwandten nach Italien schicken, um sie in Sicherheit zu bringen, denn plötzlich sind sie keine Deutschen mehr, sondern Juden. Da ist Erich vierzehn Jahre alt, Jürgen-Arthur zehn. Bald ist auch Italien nicht mehr sicher und am 17. März 1939 werden sie nach Frankreich geschickt, wo sie die nächsten Jahre im Internat einer Privatschule verbringen. Nach dem Abitur ist Erich für die Résistance tätig, um seine neue Heimat Frankreich im Kampf gegen die Nationalsozialisten zu unterstützen. Dennoch wird Erich immer das Gefühl haben, irgendwo zwischen Deutschland und Frankreich zu stehen, in Deutschland verfolgt, weil er Jude ist, in Frankreich nach Kriegsende verfolgt, weil er Deutscher ist.

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieses autobiografischen Romans steht diesmal der ältere Bruder des Autors. Es geht darum, wie sehr die Verfolgung, Lebensgefahr und Flucht aus Deutschland das Leben eines jungen Menschen, im konkreten Fall das Leben von Erich, nachhaltig prägen.

Charaktere

Erich ist Deutscher, protestantisch erzogen und als er plötzlich aus dem Freundeskreis des Gymnasiums ausgeschlossen wird, weil er Jude ist, bricht für ihn die Welt zusammen, er versteht das nicht. Dieser Verlust der Heimat prägt sein ganzes Leben, obwohl er sich rasch in Frankreich zu Hause fühlt, bleibt eine innere Zerrissenheit.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt die Geschichte seines Bruders chronologisch, wobei Kindheit und Jugend im Mittelpunkt stehen, vor allem die Ereignisse ab dem Jahr 1938. Immer wieder müssen sie fliehen, entkommen nur knapp, werden versteckt und im Jahr 1943 trennen sich ihre Wege. Während Jürgen-Arthur bei Bauern untertaucht, beginnt Erich, für die Résistance tätig zu sein. 1947 treffen sich die Brüder kurz, aber die hier erzählte Geschichte erfährt der Autor von seinem Bruder erst, als sie sich Ende der siebziger Jahre in Deutschland wiedersehen. In leiser, eindringlicher Sprache schildert der Autor das Leben eines Menschen, der von seiner persönlichen Vergangenheit geprägt ist und sich selbst damit den eigenen Lebensweg zu versperren scheint.

Fazit

„Warum bin ich gerade der, der ich bin?“ (Zitat Pos. 812). Diese autobiografische Geschichte erzählt von einer Generation, die in Deutschland aufwuchs, um über Nacht plötzlich als Jude verfolgt, bedroht zu werden und gerade noch durch Flucht aus dem Land entkommt, das für sie bisher Heimat war.

Die goldene Ananas – Dennis Kornblum

AutorDennis Kornblum
IllustrationDila Bayar
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 8. Dezember 2020
FormatTaschenbuch
Seiten580
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3347122109

„Als er dieses Thema gedanklich einigermaßen zu seiner vorläufigen Zufriedenheit abgehakt hatte, schweiften seine Gedanken noch einmal zu dem, was Willi über die goldene Ananas gesagt hatte, eine ziemlich merkwürdige Metapher, die Elias zuvor noch niemals gehört hatte.“ (Zitat Pos. 1647)

Inhalt

Elias ist sechsundzwanzig Jahre alt, spielt Gitarre und kennt sich mit allen Varianten der Musikrichtung Death Metal aus. Seine bisherigen Umzüge führten ihn vom Elternhaus in ein Übergangs-Wohnheim, ein weiteres Wohnheim und jetzt bezieht er seine erste eigene Wohnung in einem Mehrparteienhaus. Einerseits freut er sich darauf, andererseits hat er Sorge, dass vielleicht sein genauer Tagesablauf gestört wird. Doch rasch lernt er die anderen Bewohner des Hauses kennen. Sie akzeptieren seine Eigenheiten, aber ermuntern ihn zu weiteren Schritten. Besonders der ältere Schreiner Willi kümmert sich um ihn. Im Juni ist er eingezogen und als es Herbst wird, ist er überrascht, was sich in einem halben Jahr alles verändert hat, nicht nur in seinem Leben.

Thema und Genre

In diesem Entwicklungsroman mit autobiografischem Hintergrund geht es um Ereignisse, die das Leben des Hauptprotagonisten, ein junger Mann mit Asperger-Syndrom, entscheidend prägen.

Charaktere

Elias ist ein guter und sehr genauer Beobachter, nicht nur seine persönlichen Eindrücke betreffend, einfühlsam blickt er auch hinter die gesellschaftliche Fassade seiner Mitmenschen und erkennt ihre Probleme. Sein Tagesablauf ist genau eingeteilt und täglich gleich. Abweichungen sind für ihn sehr unangenehm und machen ihn nervös.

Handlung und Schreibstil

Durch den autobiografischen Hintergrund der Geschichte, geschrieben in der personalen Erzählform mit Elias im Mittelpunkt, erhält man beim Lesen sehr interessante und wichtige Einblicke in das Leben von Menschen mit dem Asperger-Syndrom, die damit verbundenen Ängste, Zwänge und Unsicherheiten. Die Ereignisse während dieser Monate erklären nachvollziehbar wesentlich mehr, als jeder medizinische Bericht. Die absolute Ehrlichkeit macht Elias sympathisch und die Frage, ob es ihm gelingen wird, sich neuen Herausforderungen zu stellen, sorgt für Spannung.

Fazit

Eine Geschichte über die unterschiedlichen Bewohner eines Wohnhauses und eine Katze, in deren Mittelpunkt der neu eingezogene Mieter Elias steht, ein junger Mann, dessen Tage nach einem strengen Muster und immer gleich ablaufen müssen, damit er sich wohl fühlt. Bis er beginnt, sich selbst Ausnahmen aus der täglichen Routine zu erlauben und sein Einsatz nicht mehr nur für die goldenen Ananas ist. Ein eindrücklicher, überaus positiver Roman.

Nächstes Jahr in Berlin – Astrid Seeberger

AutorAstrid Seeberger
Verlag Urachhaus
Erscheinungsdatum 10. Februar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten252
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinGisela Kosubek
ISBN-13978-3825152611

„Großvater wusste, was ich wollte, er wusste es, bevor ich es selber wusste. Schreiben war mein Leben.“ (Zitat Pos. 2471)

Inhalt

Nach dem Erscheinen ihres Buches „Goodbye Bukarest“ in Deutschland, meldet sich der Priester Alois, ein alter, enger Freund ihres Vaters, über den Verlag bei der Ich-Erzählerin, um ihr etwas über ihre Mutter zu erzählen. Fünf Jahre sind seit dem Tod ihrer Mutter vergangen und nun schreibt die Tochter die Geschichten über die Familie nieder, die ihre Mutter ihr erzählt hatte. Gleichzeitig denkt sie über die Zeit kurz vor und nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2007 nach, über ihre eigenen Erinnerungen an die Eltern und die Großeltern und verbindet diese mit ihrem aktuellen Leben, die Zeit des Schreibens zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013.

Thema und Genre

Dieser autobiografische Roman ist eher ein Erzählband, mit einer Familiengeschichte durch bewegte Jahre einer glücklichen Zeit in Ostpreußen, Vertreibung, Flucht, Krieg, das geteilte Deutschland und einer problematischen Mutter-Tochter-Beziehung als Verbindung  der einzelnen Fragmente aus Geschichten und Erinnerungen.

Charaktere

Durch den dichten, autobiografischen Hintergrund dieses Romans sind die handelnden Personen sehr realistisch und präzise beschrieben, ihr Verhalten im Rahmen der Ereignisse verständlich und nachvollziehbar. Andererseits bleiben sie gerade wegen dieser Realität auf Distanz zum Leser.

Handlung und Schreibstil

Es ist ein Roman in Fragmenten. Im ersten, sehr beklemmenden Teil wechseln die Erinnerungen an die Tage vor und nach dem Tod der Mutter im Jahr 2007 mit dem aktuellen Jahr zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013, in welchem die Tochter als Ich-Erzählerin in ihrem Haus auf einer Insel in einem See in Schweden an dem Buch über ihre Mutter schreibt. Den zweiten Teil bilden viele einzelne Erzählungen, nicht immer chronologisch, die in vier großen Kapiteln mit je einem übergeordneten Thema zusammengefasst sind. Es sind die Familiengeschichten, die ihre Mutter ihr erzählt hat, beginnend mit der Kindheit und Jugend der Mutter in Ostpreußen. Daran schließen die eigenen Kindheitserinnerungen der Tochter an. Das letzte dieser vier Kapitel hat jene der Ich-Erzählerin bisher unbekannte Geschichte über ein Ereignis aus dem Leben der Mutter zum Inhalt, die ihr der alte Freund ihres Vaters erzählt, und die den Übergang bildet zum nachfolgenden Roman „Goodbye Bukarest“, der aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen in deutscher Übersetzung jedoch als erstes Buch erschienen ist.

Fazit

Ein stark autobiografischer Roman, der sich aus vielen unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben von insgesamt drei Generationen der Familie der Ich-Erzählerin zusammensetzt. Es sind beklemmende Ereignisse, aber auch glückliche Kindheitserinnerungen, insgesamt eine sehr persönliche Aufarbeitung der schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung, geschrieben in einer poetischen, dichten Sprache. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, mich aber etwas ratlos zurücklässt. „Ich weiß es nicht. Er ist so schwer, alles in Einklang zu bringen.“ Dies schreibt die Ich-Erzählerin (Zitat Pos. 3164) und so geht es auch mir mit diesem Buch.

Goodbye Bukarest – Astrid Seeberger

AutorAstrid Seeberger
Verlag Urachhaus
Erscheinungsdatum 11. Februar 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten244
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3825152307

„Erst als ein Windhauch herüberwehte, hörte er es: Jemand pfiff eine Melodie, die er wiedererkannte. Eine Melodie, die das schwarze Loch mit Musik füllte: Bachs Ich ruf zu Dir.“ (Zitat Seite 91)

Inhalt

Astrids Mutter erzählte Zeit ihres Lebens, dass Astrids Onkel Bruno in Stalingrad gefallen sei. Erst nach dem Tod der Mutter erfährt Astrid von einem alten Pfarrer dass dies eine Lüge war. Bruno hatte den Krieg überlebt, aber mit der Familie bewusst gebrochen. Schon Astrids Mutter hatte nach Bruno gesucht, und Astrid setzt nun diese Suche fort, weil sie die Wahrheit wissen will. Was ist damals wirklich geschehen, lebt ihr Onkel Bruno noch?

Thema und Genre

Dieser autobiografische Roman führt seine Erzählerin durch miteinander verflochtene Schicksale, ausgehend von Sibirien im Zweiten Weltkrieg, nach Bukarest, über Berlin und München in ein altes Haus in Münsing, Bayern. Eines der Hauptthemen sind die Geschichte Rumäniens, Heimat, Flucht und Vertreibung, Familie, die Kraft der Musik und die Liebe in ihrer Vielfalt. Es geht um die Suche nach den eigenen Wurzeln.

Charaktere

Astrid will Antworten betreffend das Schicksal ihres Onkels Bruno und einen Teil ihrer Familiengeschichte, über den bisher geschwiegen wurde. Beharrlich folgt sie auch der kleinsten Spur und sie kann vor allem eines: zuhören. Sie hört den Menschen zu, deren Schicksal auf irgend eine Weise mit dem Schicksal Bruno Seebergers verknüpft ist, all dies eingebettet in wichtige Episoden europäischer Zeitgeschichte.

Handlung und Schreibstil

Der Aufbau dieses Romans wurde für dieses vielschichtige, umfassende Thema perfekt gewählt. Die Ich-Erzählerin berichtet über ihre Recherchen in der aktuellen Gegenwart, dadurch erfährt der Leser auch mehr über sie und ihr Leben. Mehrere Menschen sind fest mit dem Schicksal von Bruno verbunden. Deren Geschichten erfährt Astrid im Zuge ihrer Recherchen von den betroffenen Personen selbst oder durch nahestehende Zeitzeugen. Eine überaus spannende Reise durch die jüngere Vergangenheit, beeindruckend auch durch die vielseitigen Aspekte, die diese Menschen, ihre Entscheidungen und Gefühle, geprägt haben. Die poetische Sprache überzeugt ebenso, wie der gekonnte Aufbau und die Erzählformen.

Fazit

Ein spannend und doch poetisch erzähltes Stück Zeitgeschichte, ein Puzzle von verschiedenen Einzelschicksalen, die dicht miteinander verbunden sind und letztendlich ein Rätsel in der Geschichte einer Familie lösen.

Wie auf Sand – Valeska Reon

AutorValeska Reon
Verlag A.P.P. Verlag (Nova MD)
Erscheinungsdatum 14. Dezember 2019
FormatKindle-Ausgabe
Seiten300 (Print-Ausgabe
SpracheDeutsch
ASINB082RZ7P86

„Spätestens an diesem Tag musste ich lernen, dass es Dinge gibt, die nie mehr in Ordnung gebracht werden können.“ (Zitat Seite 197)

Inhalt

Sie kennen sich schon aus der gemeinsamen Schulzeit in Hamburg, Maren, Markus und Stefan. Nun treffen sie einander beim Begräbnis ihres gemeinsamen Freundes Andreas. In einer Woche wäre er dreißig Jahre alt geworden, doch er hatte sich in seinem Keller erhängt. Auch Robert, von dem sie seit vielen Jahren nichts mehr gehört hatten, ist mit seiner Frau Lea angereist. Gemeinsame Erinnerungen, besonders an eine Klassenfete kurz vor dem Abitur und an den Selbstmord ihres Klassenkameraden Michael nach dem Abitur, steigen wieder auf. Damals hatte man die Gründe vermutet, doch niemand kann verstehen, warum der beliebte, erfolgreiche Andreas Selbstmord begangen haben sollte und die Umstände seines Todes sind sehr eigenartig. War es wirklich ein Selbstmord?

Thema und Genre

In diesem Roman mit autobiografischem Hintergrund geht es um die Frage, wer man ist, wer man nach der Meinung anderer sein soll und wer man für sich selbst sein will. Wichtige Themen sind der gesellschaftlich gepflegte, schöne Schein vom perfekten Leben, Schuld und Mitschuld durch Wegschauen, und natürlich auch die Liebe in ihren Facetten.

Charaktere

Die unterschiedlichen Charaktere sind pointiert gezeichnet, aber dennoch einfühlsam und mit Verständnis. Wie im realen Leben, das in diesen Roman sehr präsent ist, geht es bei den Figuren nicht um gut und böse, sondern um die vielschichtigen, tief menschlichen Grautöne. Besonders Maren schließt man als Leser trotz einiger Unsicherheiten ins Herz und vor allem natürlich Lea, die sympathische erfolgreiche Kinderbuchautorin, die mutig ihren eigenen Weg geht.

Handlung und Schreibstil

Schon der Aufbau des Buches ist interessant gewählt, ein Prolog führt den Leser kurz mitten in ein Ereignis, das vor zwölf Jahren stattgefunden hatte. Es folgt Teil 1, der in der knappen Zeitspanne zwischen Montag und Freitag in der Gegenwart spielt. Teil 2 mit den Kapiteln 9 bis 17 zeigt die Jahre dazwischen, wobei unterschiedliche Protagonisten ihre Erlebnisse in der Ich-Form schildern, Teil 3 führt den Leser zurück zum Freitag in der Gegenwart. Ein Prolog schließt die Handlung ab. Diese Einteilung bringt Spannung, langsam fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem Ganzen und auch die Antwort auf die Frage, Selbstmord oder Mord, kann lange nur vermutet werden. Als Geschichte in der Geschichte fügt die Autorin Ausschnitte und Bilder aus einem einfühlsamen Kinderbuch ein, „Charlotte Innendrin“, das innere Kind als beste Freundin der kleinen Charlotte. Die Sprache ist modern, mit einer guten Prise Humor und viel positiver Energie.

Fazit

Ein spannender autobiografischer Roman, der den Leser in den Bann zieht. Modern, nachdenklich, kritisch, mit einer guten Spur Romantik ist dies ein perfekter Roman für Frauen, aber kein typischer leichter „Wohlfühlroman“, dafür ist er zu dicht und intensiv.

Hausboot Lotte, Kater Emma und ich – Nicola Eisenschink

AutorNicola Eisenschink
Verlag Eden Books
Erscheinungsdatum 9. April 2018
FormatTaschenbuch
Seiten224
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3959101561

„Ein eigenes Haus zu besitzen, das nur mir gehörte, eines das schwankte, das stellte ich mir unfassbar schön vor,“ (Zitat Seite 33)

Inhalt

Dieser Roman ist eine wahre Geschichte, erzählt von der Hauptprotagonistin selbst. Mit viel Humor,  aber auch ehrlich und realistisch schreibt Nicola Eisenschink über diesen ganz besonderen Zeitraum in ihrem Leben, als sie dabei ist, sich den Traum vom Wohnen auf einem Hausboot zu erfüllen. Die Autorin berichtet von den schönen Seiten, aber auch von Rückschlägen und Problemen, vor allem in den Wintermonaten. Unvorhersehbare Ereignisse geben der Handlung die Spannung.

Thema und Genre

Vierlanden gehört zwar zu Hamburg, ist aber vom Charakter her Landschaft und Natur und so erleben wir als Leser mit, wie sich das Leben der Autorin verändert, mit dem Jahreslauf der Natur erdet. Man lernt einen Teil Hamburgs kennen, den man bisher vielleicht noch nicht kannte.

Charaktere

In diesem Buch lernen wir nicht nur die sympathische Hauptprotagonistin und Autorin kennen, sondern auch ihren Freundeskreis, Menschen, die sie immer wieder bestärken und unterstützen. Eine besonderen Platz nehmen ihre langjährigen Freundinnen Angela und die Wienerin Maria ein. Dazu erfährt der Leser auch die Eigenheiten der vierbeinigen Gefährten von Nicola, das sind Herr Emma, Peikko und Lotte. 

Handlung und Schreibstil

Die Sprache ist erzählend und die genauen Beschreibungen zaubern dem Leser gekonnt Bilder der Landschaft und des Hausboots selbst in die Gedanken. Hier zeigt sich die Erfahrung aus der Zeit der journalistischen Tätigkeit der Autorin. Auf den Seiten 91 und 92 beschreibt sie zum Beispiel nur die unterschiedlichen nächtlichen Geräusche des Wassers, der Natur und auch von anderen Booten, zu Beginn noch neu und schwer zuordenbar. Ein anderes Mal spricht sie vom „türkisfarbenen Himmel mit Goldrand“.

Wenn ich entspannte, „cosy“ Lektüre zum Abschalten und in die Ferne Träumen lesen will, greife ich meistens zu englischen Autorinnen. Die entsprechenden deutschsprachigen Bücher, auch wenn sie in Cornwall spielen und unter englischen Pseudonymen geschrieben werden, haben mich bisher immer enttäuscht. Doch diese Erzählung hat wirklich alles, das man sich als Leserin wünscht. Dass es sich um wahre Erlebnisse handelt, macht das Leseerlebnis noch interessanter.

Fazit

Ein Buch für genussvolle Lesestunden, zum Träumen, Mitfühlen und zugleich ein unterhaltsam zu lesender, interessanter Ratgeber für Menschen, die vielleicht auch über alternative Wohnideen nachdenken, wie zum Beispiel das Wohnen auf dem Wasser in einem Hausboot