Schreibtisch mit Aussicht: Schriftstellerinnen über ihr Schreiben – Ilka Piepgras

AutorIlka Piepgras
Verlag Kein & Aber
Erscheinungsdatum 3. November 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3036958262

„Von den vielen guten Gründen, trotz widriger Umstände zu schreiben, erzählt dieses Buch. So gesehen hat es sein Ziel erreicht: Es bricht das klischeehafte Bild der zeitgenössischen Schriftstellerin und zeigt ihre Kunst als das, was sie tatsächlich ist: harte Arbeit.“ (Zitat Seite 14)

Thema und Inhalt

Diese Anthologie enthält einen einleitenden Text der herausgebenden Autorin und weitere dreiundzwanzig Texte von dreiundzwanzig bekannten Autorinnen, in welchen sie offen über die beglückenden, kreativen Momente, aber auch über die Selbstzweifel in ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin, ihre Erfahrungen und ihre ganz persönliche Art des Schreibprozesses berichten. Die Liste der Namen beginnt mit Antonia Baum und endet mit Meg Wolitzer und wir finden zum Beispiel Beiträge von Sibylle Berg, Katharina Hagena, Siri Husvedt, Zadie Smith und weitere, ebenso bekannte Namen.

Umsetzung

So unterschiedlich wie das Leben und die Bücher der einzelnen hier präsentierten Schriftstellerinnen sind auch ihre Texte. In dieser Sammlung finden sich Essays, teilweise zum ersten Mal in deutscher Sprache, und Texte, die aus Interviews entstanden sind. Der Autorin ist es sogar gelungen, per E-Mail ein schriftliches Interview mit der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zu führen und von der Autorin Sheila Heti stammt ein ebenfalls schriftliches E-Mail-Interview mit Elena Ferrante.

Es ist diese interessante Vielfalt von unterschiedlichen Herangehensweisen, Routinen und Vorbildern, die dieses Buch zu einer begeisternden Lektüre macht, die reale Einblicke in das Leben von schreibenden Frauen zwischen Familienalltag und diszipliniertem Arbeiten gibt. Besonders informativ und spannend für alle Lesenden sind die unterschiedlichen persönlichen Auseinandersetzungen mit Erzählformen und den Erzählstimmen der Figuren, denn nicht jede Ich-erzählende Figur ist, wie oft beim Lesen eines Romans angenommen, auch autobiografisch. „In jedem Buch fehlt der Körper des Schreibers, und diese Abwesenheit macht die Buchseite zu einem Ort, an dem wir wirklich frei sind, dem Mann oder der Frau zuzuhören, die spricht. Wenn ich ein Buch schreibe, höre ich auch zu. Ich höre die Figuren sprechen, als wären sie außerhalb von mir, statt in mir.“ (Zitat Seite 66, Siri Hustvedt: Being a Man). Der Text von Zadie Smith trägt sogar den Titel „Das Ich, das ich nicht bin (Seite 184 – 202) und setzt sich intensiv mit diesem Thema auseinander.

Fazit

Ein inspirierendes, interessantes Buch, das zum ersten Mal in dieser komprimierten Form Einblick in den Alltag und das kreative Schaffen von Schriftstellerinnen gibt und auch sprachlich begeistert.  

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