Julius oder die Schönheit des Spiels – Tom Saller
Autor | Tom Saller |
Verlag | List Hardcover |
Erscheinungsdatum | 2. August 2021 |
Format | Gebundene Ausgabe |
Seiten | 368 |
Sprache | Deutsch |
ISBN-13 | 978-3471360422 |
„Mit unendlicher Ruhe verfolgte ich seine Flugkurve, nahm Maß, und noch bevor ich den Schläger nach vorn gebracht hatte, wusste ich – war gewisse – es wäre mir unmöglich, einen Fehler zu machen. Ich traf den Ball im perfekten Moment.“ (Zitat Seite 44)
Inhalt
Eines Tages wird der junge Julius von einem ungewöhnlichen Lärm geweckt, sein Großvater legt einen privaten Tennisplatz auf dem weitläufigen Areal der heimischen Burg im Rheinland an. Rasch begeistert sich die Familie für diesen Sport, doch für Julius bedeutet Tennis weit mehr. Als er für sein Jura-Studium nach Berlin zieht, genießt er das Nachtleben, tagsüber trainiert er hart, spielt erste Turniere und macht Tennis endgültig zum Mittelpunkt seines Lebens.
Am 1. Juli 1984 verfolgt ein alter Mann das Einzelturnier der Herren in Wimbledon. Ein junger Deutscher gewinnt und der alte Mann erinnert sich an seinen damaligen Rivalen Julius von Berg und ihr legendäres Match in Wimbledon 1937, als er selbst für die USA gegen Julius, der für Deutschland spielte, auf dem Platz stand. Sie waren einander ebenbürtig, doch Julius liegt im letzten, entscheidenden Durchgang in Führung.
Thema und Genre
Dieser Roman ist fiktiv, der zeitgeschichtliche Hintergrund ist jedoch real und einige der darin vorkommenden Personen sind mit ihren echten Namen genannt. Im Mittelpunkt steht der Tennissport. Auch für den fiktiven Julius von Berg gibt es ein reales Vorbild, den deutschen Tennisspieler Gottfried von Cramm, damals Platz 2 der Weltrangliste. Ein eleganter Sportler, überzeugt von der Haltung Fair play, Sportsmanship, der sich nicht von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ.
Charaktere
Julius von Berg liebt das Leben, auch das Berliner Nachtleben, doch sein Lebensmittelpunkt ist der Tennissport. Natürlich will er gewinnen, doch wichtiger als der Sieg ist für ihn die Schönheit des Spiels, sowie Respekt vor dem Gegner, Haltung, Anstand und Fairness. Er muss erkennen, dass sich Sport und Politik nicht trennen lassen. „Sag das nicht, Julius. Sobald du doch für ein Turnier meldest, bist du in den Augen der Öffentlichkeit nicht nur Sportler, sondern auch Deutscher und damit automatisch Vertreter deines Heimatlandes. Ob du willst oder nicht.“ (Zitat Seite 177)
Handlung und Schreibstil
Die angenehm und flüssig zu lesende Geschichte wird in drei Erzählsträngen erzählt, die einander abwechseln. Den ausführlichen Hauptteil, sein Leben bis zu den Ereignissen in Wimbledon 1937 schildert Julius als Ich-Erzähler, chronologisch, beginnend mit Episoden aus seiner Kindheit. Im zweiten Erzählstrang lässt uns Julius 1938 an seinen Gedanken teilhaben und die Erzählsprache wechselt ins Präsens. Der dritte Handlungsstrang findet 1984 statt und hier steht der damalige Finalgegner, nun ein alter Mann, personal im Mittelpunkt. Zusammengefügt ergeben diese drei Teile ein umfassendes Bild, schließen sich zu einer ganzen Geschichte mit allen Hintergründen und Details, die manche offene Fragen beantworten.
Fazit
Ein eindrucksvoller Roman, eine fiktive Geschichte mit einem realen zeitgeschichtlichen Hintergrund, deren Schilderungen der lebhaften Stadt Berlin in den Zwanzigerjahren, verbunden mit vielschichtigen Themen, dieses Buch nicht nur für Tennisbegeisterte zu einer interessanten, unterhaltsamen Lektüre machen.