Im Park der prächtigen Schwestern – Camila Sosa Villada
Autor | Camila Sosa Villada |
Verlag | Suhrkamp Verlag |
Erscheinungsdatum | 18. Januar 2021 |
Format | Broschiert |
Seiten | 220 |
Sprache | Deutsch |
Übersetzerin | Svenja Becker |
ISBN-13 | 978-3518471180 |
„Meine Freundinnen, die trans Frauen, die meine Familie bildeten, konnten nicht nachvollziehen, wie ich die Zurschaustellung aushielt, das Tageslicht, den heterosexuellen Blick auf mich, wie ich in der Lage war, Kurse zu besuchen und Prüfungen abzulegen bei Dozenten, die von meinem nächtlichen Dasein nichts ahnten.“ (Zitat Seite 126)
Inhalt
Zu Hause ist er Cristian, der Sohn. Mit fünfzehn Jahren näht er sich selbst Frauenkleidung, schleicht sich aus dem Haus, ist nun Camila, die tanzen geht. Früh zieht sie nach Córdoba, am Tag Student, in der Nacht schützt sie die Anonymität der Stadt, sie kann sein, wer sie wirklich ist, die trans Frau Camila. Im Park Sarmiento lernt sie eines Nachts eine bunte, fröhliche Gruppe von jungen trans Frauen kennen und die alterslose Tía Encarna, die sie alle in ihrem Haus aufnimmt und sich um sie kümmert. Sie alle sind Geschöpfe der Nacht, führen ein geheimes, gefährliches Leben, sie lachen, sie weinen, sie streiten, sie feiern und sie halten zusammen. In einer argentinischen Gesellschaft, die sie verachtet und verfolgt, träumen sie den Traum von einem freien, selbstbestimmten Leben als trans Frau.
Thema und Genre
Dieser moderne Roman beschreibt autobiografisch zwischen Fakten, Fiktion, Realität und märchenhaften Mythen das Leben der trans Frauen in Südamerika mit den Gewalterlebnissen, Drogen, Armut, Sehnsucht und Liebe und ihrer intensiven Lebensfreude, denn sie alle feiern das Leben.
Charaktere
Die Kindheitserinnerungen an den gewalttätigen Vater machen es Camila unmöglich, als Mann zu leben. Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin die prächtigen Schwestern mit ihren Eigenheiten, ihren Lebensläufen und dem gemeinsamen intensiven Wunsch, als trans Frau akzeptiert zu werden.
Handlung und Schreibstil
Die Handlung ist nicht immer chronologisch, es sind einzelne Episoden, Erlebnisse, Fragmente, besondere Situationen, fröhliche, ausgelassene Feiern, die Camila als Ich-Erzählerin schildert, und auch bittere Momente des totalen Zusammenbruchs. Wir erfahren Details aus den Lebensgeschichten der einzelnen trans Frauen, der Freier und exzessiv gelebten Nächte. Den Kern bildet die Geschichte der, wie sie selbst sagt, einhundertachtundsiebzig Jahre alten Tía Encarna und des Babys, das in einer kalten Winternacht im Park ausgesetzt worden war, um zu sterben. Sie nimmt den Jungen mit in ihr Haus, wo er aufwächst. Die Sprache umfasst das gesamte Spektrum zwischen der harten Realität der Prostitution, den mit einfühlsamer Wärme beschriebenen einzelnen Figuren und märchenhafter Poesie.
Fazit
Ein moderner, realistischer Roman, ein Bericht über die Lebensumstände der trans Frauen in Argentinien und zugleich eine eindrückliche Geschichte über Menschen, die das Leben trotz allem ausgelassen feiern und die einfach nur frei leben wollen, wie es ihnen gefällt. „Wir, die Vergessenen, wir sind schon ohne Namen. Als wären wir nie da gewesen“. (Zitat Romanende, Seite 220). Dieser Roman gibt den trans Frauen Namen.