Die Lichter von Paris – Eleanor Brown

AutorEleonor Brown
Verlag Insel Taschenbuch
Erscheinungsdatum 23. Oktober 2017
FormatBroschiert
Seiten387
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-458-36304-0

„Ich hätte frei sein können, war stattdessen aber geradewegs einem Leben in die Arme gelaufen, von dem ich wusste, dass es nicht zu mir passte“ (Zitat)

Inhalt

Madeleine hatte schon als Kind gemalt und träumte von einer künstlerischen Laufbahn, was jedoch nicht ins traditionelle Gesellschaftsbild ihrer Familie in der amerikanischen Kleinstadt Magnolia passte. Als sie mit Ende Zwanzig den erfolgreichen Immobilien-Unternehmer Phillip Spencer heiratet und zu ihm nach Chicago zieht, erhofft sie sich mehr Freiheit, ein reges Kulturleben und weniger Zwänge. Doch hier irrte sie – ihr Ehemann erwartet von ihr, dass sie Repräsentationspflichen an seiner Seite wahrnimmt, dazu Wohltätigkeitsveranstaltungen weitere soziale Verpflichtungen ihrer privilegierten, vermögenden Gesellschaftsklasse; sie darf weder arbeiten noch malen, doch macht ehrenamtlich Führungen im Stabler Museum.

Diesmal ist sie beinahe froh über den schon länger geplanten Besuch bei ihrer Mutter in Magnolia. Dort erfährt sie, das ihre Mutter dabei ist, das große Haus der Familie zu verkaufen und bei den Räumungsarbeiten findet sie auf dem Dachboden einen Koffer mit Briefen, Aufzeichnungen und Tagebüchern ihrer Großmutter Margaret (Margie). Völlig überrascht liest sie, dass ihre Großmutter, die sie als strenge, immer beherrschte Dame in Erinnerung hat, den Sommer 1924 in der pulsierenden Künstlerstadt Paris verbracht und dort ein völlig anderes, freies Leben geführt hat. Gebannt beginnt Madeleine nachzudenken, ob für sie selbst ein unabhängiger Neuanfang möglich sein könnte…

Thema, Handlung und Schreibstil

Eleanor Brown erzählt die Geschichte der beiden Frauen abwechselnd, wobei die aktelle Zeitebene der Enkelin Madeleine das Jahr 1999 ist, jene der Großmutter Margie beginnt 1919, spielt jedoch vorrangig im Sommer 1924. Madeleine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form, während die Ereignisse des Sommers 1924 in der erzählenden dritten Person, mit Madeleine sozusagen als Beobachterin im Hintergrund, geschrieben sind.

„Ich hatte mir nicht vorgenommen, mir fremd zu werden“. (Zitat Madeleine). So beginnt dieser Generationenroman, dessen Kernthema der Wunsch von Frauen ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ihre eigenen Wünsche zu verwirklichen und sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist schon von den Gesellschaftsformen, insbesonders im Hinblick auf die Stellung der Frau, absolut verständlich, wie schwierig dies für die junge Margie, behütete Tochter aus gutem Hause, gewesen ist.

Nicht ganz so verständlich sind die gesellschaftlichen Zwänge, die im modernen Jahr 1999 von Madeleine noch akzeptiert werden. „Ich hätte frei sein können, war stattdessen aber geradewegs einem Leben in die Arme gelaufen, von dem ich wusste, dass es nicht zu mir passte“ (Zitat). Dennoch gelingt es der Autorin, die Thematik und die Entwicklungen stimmig und nachvollziehbar zu gestalten.

Die Figur der Margie überzeugt durch ihre Willenskraft und ihre Entwicklung im schon damals freien Paris der Künstler macht sie liebenswert und sympathisch. Man kann ihr anfängliches Staunen, genau so wie ihre anerzogene Unsicherheit, gut nachvollziehen und verfolgt mit Spannung wie sie beginnt, sich zu verändern.

Madeleine macht es der Leserin nicht immer einfach, sie und ihre Handlungen in diesem letzten Jahr des 20. Jahrhunderts zu verstehen. Manchmal zeigt sie eine große Unsicherheit und es gibt Phasen in ihrer Entwicklung, wo man sie aus diesen unsicheren Zweifeln befreien möchte. Der Gedanke der Gleichberechtigung scheint weder bei ihrem Ehemann, noch bei ihr selbst angekommen zu sein.

Die Figur und das Verhalten der Mutter und die insgesamt schwierige Beziehung zu ihrer Tochter Madeleine ist gleichsam ein Bindeglied der Handlung und erklärt sich der Leserin im Laufe der Geschichte.

Fazit

Die Sprache liest man mit Vergnügen und die Schilderungen von Paris in den 20er Jahren sind großartig, man merkt die gute Recherche und das Einfühlungsvermögen der Autorin.

Ein insgesamt gelungener Roman über ein noch immer aktuelles Thema, die Spannung ergibt sich aus der Entwicklung der Hauptprotagonistinnen. Für Leserinnen, die gerne Generationsromane auf mehreren Zeitebenen lesen und auch die sprachliche Qualität und Unterhaltung zu schätzen wissen.

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