Das Letzte, was du siehst – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
Verlag Grafit Verlag
Erscheinungsdatum 28. Februar 2017
FormatTaschenbuch
Seiten476
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3894254827

„Seine Zweige nehmen die Vertraute in die Obhut, umschlingen und legen schützend ihr Blattwerk über sie. Der Kopf der Freundin ruht in einer Astgabel.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Die IT-Spezialistin Marie Wagenfeld wird von der Sega Invest, einer Bank mit Schwerpunkt Immobilien als Anlageobjekte, als externe Beraterin für die Einführung eines neuen IT-Systems herangezogen. Nach einem langen Arbeitstag bemerkt sie Licht im Projektraum und als sie es löschen will, sieht sie einen Kollegen an einem Schreibtisch sitzen, doch es ist sein Körper ohne Kopf. Kriminalkommissar Ben Kellermann, der die Ermittlungen leitet, findet rasch heraus, dass Marie früher selbst Polizistin gewesen ist und zieht sie immer öfter in die Ermittlungen mit ein. Doch Maries Interesse ist ohnedies längst geweckt, denn zeitgleich mit Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbereich der Sega Invest zeigen sich Parallelen zu nie geklärten Mordfällen und es muss einen Zusammenhang geben.

Thema und Genre

In diesem Wirtschaftsthriller geht es um internationale Anlageobjekte, Investmentfonds, Immobiliengeschäfte und moderne IT-Technologien. Auch Kunstwerke spielen eine Rolle und die SM Szene in Frankfurt.

Charaktere

Die selbstbewusste, unabhängige IT-Expertin Marie Wagenfeld und der ruppige,  Kommissar Ben Kellermann sind Figuren, die absolut glaubhaft und auf ihre eigenwillige Art sofort sympathisch sind. Großartig zu lesen ihre Dialoge, die Logik in den Schlussfolgerungen. Auch die anderen, sehr unterschiedlichen Charaktere dieses Thrillers sind interessant, realistisch und sehr gut vorstellbar.

Handlung und Schreibstil

Die im Zeitablauf straffe Handlung wird von Marie Wagenfeld als Ich-Erzählerin berichtet und spielt in der Jetzt-Zeit, hauptsächlich in Frankfurt und Berlin. Parallel dazu und völlig unabhängig von den Vorgängen rund um die Sega Invest schildert eine weitere Ich-Erzählperson Szenen, die ambitioniert und künstlerisch gestaltet und fotografisch festgehalten werden. Umfeld und Thema variieren, doch den Mittelpunkt bildet jeweils eine ansprechend drapierte Person, die das jeweilige Gesamtkunstwerk vollendet und eines haben alle diese Personen gemeinsam: sie sind tot. Es ist die besondere Erzählform, die diesen Thriller so packend und spannend macht, dennoch nimmt sich die Autorin Zeit für Beschreibungen von Museen, modernen Kunstrichtungen, typischen Örtlichkeiten, Lokalen und Milieuschilderungen. Da der Kommissar wenig Ahnung von den neuesten Technologien und dem internationalen Immobiliensektor hat, erklärt ihm Marie die Details in präzisen und durchaus humorvollen Dialogen und wir Leser erhalten so auf lebhafte Weise ebenfalls interessante Einblicke.

Fazit

Ein sehr spannender, vielschichtiger Wirtschaftsthriller mit aktuellen Themen. Die IT-Expertin und der Kommissar ergeben ein ungewöhnliches, eigenwilliges Duo, aus dem im Zuge der zeitintensiven Ermittlungen eine Art Team wird. Es handelt sich hier um den ersten von bisher drei Bänden einer Serie und man sollte auch mit diesem ersten Band zu lesen beginnen. Der nächste Band spielt ein Jahr später und man würde sich durch einige Hinweise und Rückblenden einen Teil der großartigen Spannung und unvorhersehbaren Wendungen in dieser ersten Geschichte nehmen.  

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