Lektionen in Dunkler Materie – Ursula Knoll

AutorUrsula Knoll
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 28. Februar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten248
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650684

„Dunkle Materie ist für alles der Grund. Ein Zeug, von dem man nur weiß, dass es Schwerkraft ausübt, dass es viermal so viel davon gibt wie von sichtbarer Materie und dass es durch seine Gravitation wie ein Kitt die Strukturen im Universum zusammenhält.“ (Zitat Seite 51)

Inhalt

Während Katalin gerade auf der Raumstation ISS im Weltall unterwegs ist und mit der KI Simon diskutiert, sorgt ihre Zwillingsschwester Eszeter als Polizistin für Ordnung im Alltag von Wien und als Managerin ihres Hedgefonds auch im internationalen Dschungel der Finanzwelt. Die Umweltaktivistin Dr. Milka Andrić ist Mitglied einer NGO und setzt sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Lebensmitteln ein, denn für sie ist das Gegenteil von Armut nicht Reichtum, sondern Gerechtigkeit. Seit beinahe zwanzig Jahren teilt Milka eine WG mit Martin und Ines. Ines Geiger, die in der Asylbehörde Anträge prüft und dabei laufend von ihrem Vorgesetzten mit internen Weisungen unterbrochen wird, zusätzliche Schulungen, Nachschulungen, Formulierungshilfen für ablehnende Bescheide. Fatima leitet einen Kindergarten, dessen Öffnungszeiten mit den Arbeitszeiten der seit ihrer Trennung von Katalin alleinerziehenden Mutter Heide unvereinbar sind – sie alle erkennen plötzlich, dass man immer etwas tun kann, und jede von ihnen trifft eine spontane Entscheidung.

Thema und Genre

Es ist ein Roman, der unterschiedliche Geschichten erzählt, mit einzelnen Situationen und Episoden als Auslöser für Veränderungen. Es geht um gesellschaftspolitische Probleme, Forschung, Wirtschaft, Finanzmärkte, doch auch um Themen wie zwischenmenschliche Beziehungen in ihren unterschiedlichen Formen, Freundschaft, Familie.

Charaktere

Im Zentrum dieses Romans stehen Frauen, jede auf ihre Weise individuell, mutig, zunächst der jeweiligen persönlichen Situation noch irgendwie angepasst, werden sie aktiv, als sie immer wieder an ihre Grenzen stoßen.

Handlung und Schreibstil

Dieser Roman spielt in Wien. Die Handlung greift viele brisante Themen unserer Zeit auf, konfrontiert die Protagonistinnen mit spontanen Konfliktsituationen und gibt ihnen Raum, Entscheidungen zu treffen, spontan und teilweise chaotisch. Nicht immer verlaufen die Ereignisse chronologisch und auch mögliche Beziehungen zwischen ihren Figuren deckt die Autorin nicht sofort auf, sondern lässt uns die Zusammenhänge erst nach und nach erkennen, manchmal treffen die Figuren unerwartet und zufällig aufeinander. Diese Geschichten sind keine Wohlfühllektüre, dennoch ist man ihnen und vor allem den einzelnen Protagonistinnen sofort verfallen, folgt ihrem Alltag, ihren Entscheidungen. Denn die Autorin schreibt engagiert, direkt, aber auch mit viel Einfühlungsvermögen und Humor. Es ist diese schwer zu beschreibende Mischung, die diesen Roman lesenswert und empfehlenswert macht.

Fazit

„Was also sollten sie mit diesem bisschen ungebetenen Glücks namens Leben in Zukunft anstellen?“ (Zitat Seite 247). Das Leben stellt unterschiedliche Anforderungen an die modernen Frauen in diesem Roman, doch sie haben eines gemeinsam: sie wollen etwas verändern, im persönlichen Umfeld, aber auch im großen Ganzen.

Die Schrecken des Eises und der Finsternis – Christoph Ransmayr

AutorChristoph Ransmayr
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 1. Januar 1987
FormatTaschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596254194

„Tatsächlich aufmerksam wurde ich auf Mazzini erst, nachdem er im Eis verschwunden war. Denn das Rätselhafte und Beklemmende an diesem Verschwinden begann seine Existenz rückwirkend und in einem Ausmaß zu durchdringen, daß allmählich alles, was dieser Mann getan und womit er sich beschäftigt hatte, rätselhaft und beklemmend wurde.“ (Zitat Seite 24, 25)

Inhalt

Anfang Juli 1872 erreicht die  „Admiral Tegetthoff“ Tromsø, von wo aus sie am 14. Juli 1872 die Segel Richtung Nowaja Semlja setzt. Damit beginnt die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition unter dem Kommando von Carl Weyprecht und Julius Payer, deren Ziel die Entdeckung und Erforschung bisher unbekannter Gebiete der Arktis ist. Bereits am 30. Juli friert die Tegetthoff zum ersten Mal im Eis fest, denn in diesem Jahr 1872 breiten sich die Treibeisfelder sehr früh und wesentlich weiter südlich aus, als erwartet. Der Mannschaft der Admiral Tegetthoff stehen Monate voller Gefahren, unvorstellbarer Kälte, Entbehrungen und die endlose Dunkelheit der langen arktischen Wintermonate bevor.

Mehr als einhundert Jahre später entdeckt Josef Mazzini in einer Wiener Buchhandlung den Expeditionsbericht aus dem Jahr 1876, verfasst von Julius Ritter von Payer. Er ist sofort fasziniert und sammelt alle Unterlagen über diese abenteuerliche Entdeckungsreise. Am 26. Juli 1981 beginnt Mazzini seine eigene Reise an Bord eines norwegischen Forschungsschiffes mit dem Ziel, den Spuren der österreichisch-ungarischen Eismeerfahrt zu folgen.

Thema und Genre

In diesem facettenreichen Abenteuerroman geht es um die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition, die wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Polarforschung erbrachte.

Charaktere

Die bekannten Teilnehmer der Expedition sprechen durch ihre Aufzeichnungen zu uns. Ihre Beweggründe, ihre Ängste und Gefühle werden vom Autor im Laufe der Handlung sprachlich umgesetzt und verdichtet, ebenso wie der Charakter und das Verhalten der fiktiven Figur Josef Mazzini.

Handlung und Schreibstil

Der Autor mischt Ausschnitte aus den vorhandenen Aufzeichnungen der Ereignisse in Logbüchern, Tagebüchern, Handschriften und Briefen und dem von Julius Payer später selbst verfassten Buch mit fiktiven Erzählelementen, welche diese Fakten ergänzen und sie sprachlich bildintensiv und beeindruckend darstellen. Parallel dazu lernen wir den 1948 in Triest geborenen, in Wien lebenden Josef Mazzini kennen, der immer mehr in den Bann dieser Expedition gerät und sich 1981 selbst auf den Weg macht, um diese Reise nachzuvollziehen. Die Erlebnisse dieser fiktiven Figur bilden einen zweiten Handlungsstrang, der abwechselnd zu der Handlung aus den Jahren 1872-1874 geschildert wird, wobei die einzelnen Ereignisse jeweils im Zeitablauf chronologisch  erzählt werden. Das Buch enthält auch ein Verzeichnis der Mannschaft und viele ganzseitige Abbildungen aus dem Originalwerk von 1876.

Fazit

Ein facettenreicher, interessanter Abenteuerroman, der durch die sprachliche Umsetzung und die gewählten Erzählformen packend zu lesen ist und durch Vielseitigkeit und Spannung überzeugt.

Violeta – Isabel Allende

AutorIsabel Allende
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 18. Juli 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten400
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinSvenja Becker
ISBN-13978-3518430163

„Verteidige deine Unabhängigkeit, lass nicht zu, dass jemand anders für dich entscheidet. Du musst lernen, alleine klarzukommen.“ (Zitat Seite 127)

Inhalt

Am Ende eines langen, nicht immer einfachen, aber in allen Facetten sehr intensiv gelebten Lebens, schreibt Violeta del Valle ihr Leben für ihren Enkel Camilo auf, chronologisch, als Ergänzung zu ihren zahlreichen spontanen und emotionalen Briefen an Camilo. 1920 während der Pandemie geboren, damals war es die Spanische Grippe, wird ihr Leben in diesen Tagen des Jahres 2020 enden, wieder während einer Pandemie, wie sie es selbst formuliert, diesmal ist es Corona. Violeta hat fünf ältere Brüder und als Jüngste und vom Vater ersehntes Mädchen wird sie während ihrer ersten Lebensjahre nicht nur vom Vater, sondern auch von den ebenfalls im Haushalt lebenden Tanten Pía und Pilar verwöhnt. Violeta ist eigenwillig, wild und störrisch, bis Miss Taylor als englisches Kindermädchen in die Familie kommt, mit der Violeta eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Josephine Taylor fördert ihre Wissbegierde, setzt ihr Grenzen, ohne jedoch ihren widerspenstigen Charakter einzuengen und bestätigt sie in ihrem Wunsch nach Freiheit und Eigenständigkeit, die Violetas späteres Leben prägen werden.

Thema und Genre

Dieses Familien- und Generationenepos ist gleichzeitig ein Bericht über einhundert Jahre der wechselvollen Geschichte Südamerikas mit Schwerpunkt Chile.

Charaktere

Im Laufe der Jahre begegnen wir unterschiedlichen Mitgliedern der Familie del Valle und ihren Freunden. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Violeta del Valle, eigenwillig, unangepasst, leidenschaftlich. Eine starke, gemeinsam mit ihrem ältesten Bruder auch geschäftlich sehr erfolgreiche Frau, die in ihren Aufzeichnungen auch offen über ihre Fehler, Schwächen und Zweifel schreibt.

Handlung und Schreibstil

Violeta verfasst diese Geschichte ihres Lebens für ihren Enkel Camilo und tut dies als Ich-Erzählerin. Daher schwingen in allen Schilderungen ihre persönlichen Gefühle mit, auch  dann, wenn sie über die wichtigen gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen dieser langen Zeitperiode schreibt, besonders über die auch für die Familie gefährliche Zeit der Diktatur, wo jeder Schritt und jedes Wort genau beobachtet wurden. Die Handlung wird chronologisch geschildert, mit einigen erklärenden Erinnerungen und ist in übergeordnete Kapitel eingeteilt, die jeweils zwanzig Jahre umfassen. Zusammen mit den besonders prägenden Erlebnissen, die immer auch mit jenen wichtigen Frauen und Männern verbunden sind, die sie über viele Jahre ihres Lebens begleitet haben, ergibt dies ein großartig zu lesendes Generationenepos, von der ersten bis zur letzten Seite interessant, spannend und überzeugend.

Fazit

Die Bücher der Schriftstellerin Isabel Allende haben eines gemeinsam: von der ersten Seite an folgt man gebannt der Geschichte ihrer Figuren, nicht gewillt, die Lektüre zu unterbrechen, bevor man den letzten Satz gelesen hat. Andererseits möchte man innehalten und wünscht sich, das Buch möge nicht so rasch zu Ende sein – doch dies ist mir auch diesmal nicht gelungen, einmal begonnen, konnte ich diesen packenden, vielschichtigen Roman nicht aus der Hand legen.

Im Atlas – Andreas Jungwirth

AutorAndreas Jungwirth
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 28. Februar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten296
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650677

„Im Laufe einer jeden Reise, gegen Ende hin, gibt es diesen Moment, wo alles, was David in einem Land erlebt hatte, in eine zeitliche Ferne gerückt scheint, sich weit in der Vergangenheit abgespielt hat, obwohl er sich noch in diesem Land befindet.“ (Zitat Seite 266)

Inhalt

David ist Bühnenbildner, sein Freund Stefan ist studierter Betriebswirtschaftler. Beide sind beruflich eingespannt, doch Anfang Oktober ist es so weit, acht Tage Marokko, von Marrakesch aus weiter in Richtung Süden. Stefan hat alles organisiert, inklusive Mietwagen und Fahrer. Obwohl am Tag vor Beginn ihrer Reise über die Ermordung von zwei jungen Touristinnen nahe Imhil berichtet wird, überredet David Stefan, die Reise nicht abzusagen. Rasch kommt es zu Spannungen, sie halten es für besser, in einem Land wie Marokko ihre Beziehung zu verheimlichen, aber ihren Fahrer Kalifa können sie mit ihren Geschichten nicht täuschen, doch ist das überhaupt wichtig? Es zeigt sich, dass im Hintergrund ihrer gemeinsamen Reise die Frage, ob und wie es mit ihnen beiden weitergehen soll, immer präsent ist. Als David ausgerechnet nach Imhil will, um mehr über die Hintergründe der beiden Morde zu erfahren, verschwindet ihr Fahrer samt Auto, und David und Stefan sind auf sich alleine gestellt.

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht eine Reise durch Teile Marokkos, doch dieser Roadtrip ist nur der vordergründige Rahmen für eine Reise in die jeweils eigene Vergangenheit von David und Stefan, es geht um Geheimnisse, Ehrlichkeit in einer Beziehung und den Mut, den Partner wirklich in das eigene Leben zu lassen.

Charaktere

David ist sechsundvierzig Jahre alt und hat bisher länger dauernde Beziehungen vermieden, hat immer für eine rasche Trennung gesorgt. Als Künstler hofft er immer noch auf den großen Durchbruch. Stefan ist ein Jahr älter, er ist der organisierte, erfolgreiche Geschäftsmann, provoziert David auch rhetorisch bewusst, fordert ihn heraus, endlich ehrlich Stellung zu beziehen.

Handlung und Schreibstil

Der Erzähler schildert diese Tage chronologisch, ergänzt durch Rückblenden in Form von Erinnerungen an prägende Ereignisse. Er berichtet personal, wird aber einige Male in seinen Andeutungen auch allwissend, was das Lesen abwechslungsreich, intensiv und interessant macht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht David, wir kennen seine Gedanken und Gefühle, seine Hoffnungen als Künstler, durch ihn erhalten wir Einblick in die Welt des Theaters, das Erarbeiten einer neuen Inszenierung, während wir von Stefan nicht mehr wissen, als David von ihm erfährt. Die Gedanken, die Stefan vor David geheim hält, kennen auch wir nicht. Mit jedem Tag dieser Reise lesen wir lebhafte Beschreibungen der Schönheiten und Eigenheiten des Landes Marokko, seiner Menschen, Landschaften und Natur. Andererseits tauchen wir immer weiter in die Hintergründe dieser noch relativ jungen Beziehung ein und verfolgen gespannt Seite um Seite nicht nur die abenteuerlichen Erlebnisse von David und Stefan, sondern fragen uns, ob die Erfahrungen dieser acht Tage sie verändern werden.

Fazit

Ein Roman mit vielen Facetten, die Schilderung einer Reise durch Marokko, ein Roadtrip, das Reisen aber auch als Metapher für die Wege in eine Beziehung und zu den Möglichkeiten, welche die Zukunft bietet, wenn man bereit ist, Entscheidungen zu treffen.

Das Glück im Großen und Ganzen – Teresa Kirchengast

AutorTeresa Kirchengast
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 30. Mai 2022
FormatBroschiert
Seiten200
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650707

„Sie war sich nur noch nicht sicher, wie interessant sie ihr Leben überhaupt haben wollte. Oder ob es ihr nicht besser ginge in einem Leben des Mittelmaßes mit den Extremen am Rand und freier Sicht auf einen unaufgeregten Alltag.“ (Zitat Seite 22)

Inhalt

Die drei Frauen Molly, Anke und Marie teilen sich eine Wohnung und staunen immer wieder, wie gut sie einander verstehen, obwohl sie so unterschiedlich sind. Sie sind Mitte zwanzig und dieser Sommer hat es in sich. Es gibt viel zu besprechen an den Sommerabenden auf dem Balkon mit der schönen Aussicht, auf den gerade drei Sessel passen und natürlich Himbeerkracherl für alle. Molly verliebt sich, zum ersten Mal in ihrem Leben bedingungslos, doch da gibt es ein Problem. Anke dagegen versucht, sich aus ihrer Beziehung zu lösen und Marie könnte sich verlieben, muss aber erst herausfinden, ob sie das überhaupt will. Es ist der Sommer der Fragen des Lebens. Würden sie Antworten finden, zum Beispiel auf die Frage, ob sie sich selbst als glückliche Menschen bezeichnen würden?

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die vielen Facetten von Beziehungen, Freundschaft, Familie, aber auch um gesellschaftskritische Themen wie Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.

Charaktere

Molly, aus einer Professorenfamilie stammend, liebt ihren Beruf als Schusterin, ist resolut, eigenwillig und meistens fröhlich und positiv. Anke arbeitet als Konditorin und Bäckerin, ist eher zurückhaltend. Marie studiert Kunstgeschichte, schreibt an ihrer Magisterarbeit über österreichische Schimpfwörter und macht sich sehr viele Gedanken, über alle und alles.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung spielt während eines Sommers und wird chronologisch erzählt. Geschildert wird der Alltag der drei Hauptfiguren und ihre unterschiedlichen Erlebnisse, ergänzt durch die Schilderung der gemeinsamen Abende und teilweise Wochenenden und durch Erinnerungen, die sie einander erzählen. Es ist die Geschichte einer Frauengeneration von heute im Wissen um die Probleme der aktuellen Zeit, teilweise noch auf der Suche, wie sie sich ihr Leben vorstellen, aber auch mutig, sich auf Erfahrungen einzulassen. Die Sprache ist modern, locker und angenehm zu lesen, passt in die Welt der Mitte-Zwanzigjährigen und durch das besondere Thema der Abschlussarbeit von Marie fließen originelle Wortkreationen locker in die Handlung ein.

Fazit

Eine entspannte Sommergeschichte zwischen nachdenklich und humorvoll, mit drei sehr sympathischen Protagonistinnen, mit denen man gerne befreundet sein würde.

Quatre-Bras – Michael Kanofsky

AutorMichael Kanofsky
Verlag Verlag duotincta GbR
Erscheinungsdatum 7. Juli 2022
FormatBroschiert
Seiten221
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3946086710

„Bringen Sie erst das zu Ende, was Sie begonnen haben, bleiben Sie dabei, und nur dabei, vor allem dann, wenn Sie glauben, zwischen den Worten und Sätzen festzustecken und nicht weiterzukommen und sich fragen, welchen Sinn es hat, Tag und Nacht in die Schreibmaschine zu hacken.“ (Zitat Seite 17)

Inhalt

Es war in diesem besonderen Sommer, als der Ich-Erzähler, wir kennen seinen Namen nicht, damals noch Student der Literaturwissenschaften in München, seine Sommersemesterferien in Paris verbrachte. Schreibend, schon damals mit dem brennenden Wunsch, Schriftsteller zu werden. In einer Buchhandlung erkennt er plötzlich sein großes Vorbild, den Schriftsteller Julio Cortazár und sie kommen ins Gespräch. Dies ist der Beginn einer jahrelangen Freundschaft. Angeregt durch die Gespräche mit dem erfahrenen Schriftsteller wächst im Ich-Erzähler die Idee, eine literarische Biografie über seinen ehemaligen Schulfreund, den erfolgreichen deutsch-brasilianischen Milliardär Antonio-Luiz Kleber zu schreiben.

Thema und Genre

Dieser Roman, der zweite Teil der Packeis-Trilogie, ist fiktiv, obwohl einige der handelnden Figuren real sind. Auch die Schilderungen aus dem Leben eines Schriftstellers, den täglichen Schreibprozess und die Tage, eingeschlossen zwischen Bergen von unbeschriebenen weißen Seiten, daher auch der Titel „Im Packeis“, zeigt einen deutlichen Bezug zum realen Leben des Autors.

Charaktere

Es sind sehr unterschiedliche Hauptfiguren, denen wir in diesem Roman begegnen. Den namenlosen Schriftsteller verbindet eine Jugendfreundschaft und Erinnerungen an diese unbeschwerte Zeit mit dem äußerst erfolgreichen Geschäftsmann Antonio-Luiz Kleber und andererseits eine Freundschaft mit dem berühmten, älteren Schriftsteller, der auch sein Mentor ist. Mir war Julio Cortázar bisher überhaupt kein Begriff, doch nun wurde ich neugierig auf sein Werk.

Handlung und Schreibstil

Quatre-Bras, ein Ort, wo sich vier Wege in vier unterschiedliche Richtungen kreuzen und die Entscheidungen getroffen werden, welcher Richtung man folgen wird. Wer den ersten Teil der Trilogie kennt weiß, dass man bei Michael Kanofsky keine einfache, chronologisch fortlaufende Handlung erwarten sollte. Auch diesmal entführt uns der Autor in Städte wie Berlin, München, Brüssel, Paris, in die Bretagne und zurück, dann sogar in die schillernde Weltstadt Rio de Janeiro. So folgen wir dem herrlich schrägen namenlosen Ich-Erzähler auf seinen Gedankenspaziergängen zurück in die Vergangenheit und sehen ihm an seinem aktuellen Schreibplatz in Berlin über die Schulter. Wie es nach dem Abitur, als sich ihre Wege trennten, mit seinem Freund Antonio-Luiz weiterging, erzählt ihm dieser während des Treffens in Rio. Dazwischen die phantastischen Ideenflüge und Gedankensprünge des Ich-Erzählers, die für Schmunzeln und Überraschungen sorgen, ebenso wie die lebhafte Sprache, die ebenfalls zwischen vielen Ausdrucksvarianten wechselt. „Wichtig ist, wie du erzählst. Du bist ein Maler: deine Leinwand ist das leere Blatt Papier vor dir. Du schafft eine Welt, die vorher nicht da war.“ (Zitat Seite 157)

Fazit

Eine ungewöhnliche Geschichte zwischen Coming-of-Age, Road-Trip, Literatur und Schreiballtag. Auch dieser zweite Teil der Packeis-Trilogie ist Lesevergnügen und macht schon jetzt Vorfreude auf den dritten Teil.

Die Lüge – Mikita Franko

AutorMikita Franko
Verlag HOFFMANN UND CAMPE VERLAG
Erscheinungsdatum 3. Mai 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten384
SpracheDeutsch
ÜbersetzungMaria Rajer
ISBN-13978-3455013672

„Und obwohl wir einer normalen Familie immer ähnlicher wurden, beschlich mich das Gefühl, dass irgend etwas nicht stimmte.“ (Zitat Pos. 324)

Inhalt

Mikita, doch alle nennen ihn Miki, ist fünf Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Sein Onkel Slawa, der Bruder seiner Mutter, ist nur sechzehn Jahre älter als Miki. Er war schon immer wie ein großer Bruder für ihn und nimmt Miki jetzt auf. Doch Slawa lebt nicht allein, er lebt mit dem Arzt Lew zusammen. So hat Miki eine neue Familie, ohne Mutter, dafür mit zwei Vätern und das darf niemand wissen. Je älter Miki wird, desto mehr bedrückt ihn die Situation und dazu kommen noch seine eigenen Gefühle, die ihn in Verwirrung stürzen. Sein Leben ist plötzlich ein wütendes Chaos und er erkennt sich selbst nicht mehr. Was ist nur mit ihm los?

Thema und Genre

In diesem modernen Coming-of-Age- und Gesellschaftsroman, der in Russland spielt, geht es um Freundschaft, Familie, Verständnis, Pubertät, Psychologie. Themen sind alle Facetten von Liebe und unterschiedliche Beziehungsformen.

Charaktere

Mikita verbringt seine Kindheit und Jugend in einer Familie mit zwei Vätern. Zunächst fällt ihm das nicht auf, doch im Schulalter beginnen die mit dieser Situation verbundenen Lügen und Geheimnisse. Dies, in Verbindung mit den Problemen der Pubertät führen zu einem Gefühlschaos zwischen Depression und Aggression.

Handlung und Schreibstil

Mikita wächst mit zwei Vätern auf und erzählt als Ich-Erzähler. Die Handlung umfasst chronologisch und zeitnah die wichtigen Jahre der Kindheit und Jugend. Ergänzt werden die aktuellen Ereignisse durch Erinnerungen an einzelne, prägende Episoden der frühen Kinderjahre. Die Form des Ich-Erzählens lässt auch Raum für die Schilderung der intensiven Gefühle und Stimmungen, Konflikte und Probleme dieser speziellen Familienform in der unterdrückten Öffentlichkeit des konservativen Russland. Mikita ist ein sympathischer, ehrlicher Erzähler und die Geschichte ist nachvollziehbar. Die Sprache passt zum Alter des Ich-Erzählers und wir glauben ihm.

Fazit

Ein einfühlsamer Roman zu einem zeitlos aktuellen Thema, geschrieben in der erfrischend direkten, offenen Sprache eines jungen Ich-Erzählers. Eine trotz zahlreicher Konflikte und Probleme sehr positive Geschichte.

Es ist ein Mädchen – Camille Laurens

AutorCamille Laurens
Verlag dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Erscheinungsdatum 18. Mai 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungLis Künzli
ISBN-13978-3423290166

„Morgens nach der Dusche klatsche ich im schummrigen Neonlicht des Badezimmers meine Haare nach hinten, spanne meinen Kiefer an und dort, unter den buschigen Augenbrauen, mit nackter Haut, gleiche ich meinem Vater, in meinem Gesicht steckt ein Junge. Ich kann mich nicht entscheiden.“ (Zitat Seite 138)

Inhalt

Laurence wird 1959 in Rouen geboren, als zweite Tochter der Familie des Arztes Jean-Matthieu Barraqué. Eine große Enttäuschung für den Vater, der nach der ersten Tochter Claude mit einem Sohn gerechnet hatte. Die Kommentare der Familie und Bekannten „Ah, das ist doch auch gut“ hört Laurence natürlich noch nicht, aber ihre Kindheit und Jugend in dieser gutbürgerlichen Familie sind geprägt von den Vorschriften, wie sich Mädchen zu verhalten haben. Ihre Schwester Claude entflieht Rouen und der Familie sofort nach dem Abitur, sie geht nach Kanada, um nie mehr zurückzukommen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester kehrt Laurence nach Studium und Heirat nach Rouen zurück, da sie ihr erstes Kind erwartet – einen Sohn.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die vielen Formen von Misogynie, verdeckt oder offen, denen Frauen schon ab ihrer Geburt als Mädchen in der zweiten Hälfte des modernen zwanzigsten Jahrhunderts ausgesetzt waren und auch heute noch sind.

Charaktere

Laurence lernt rasch, was es bedeutet, ein Mädchen zu sein. Auch später, als erwachsene Frau, kann sie sich den Zwängen ihrer Erziehung und Gesellschaft kaum entziehen. Ich hatte eine stärkere Hauptfigur erwartet, die sich früher und bewusster zur Wehr setzt.

Handlung und Schreibstil

Die Autorin schildert am Beispiel eines Frauenlebens alle Facetten von Misogynie, Erziehung, Ungleichbehandlung, Rollenbildern, bis zu Unterdrückung, sexuellen Übergriffen und Gewalt, denen eine Frau von Geburt an ausgesetzt sein kann und ist. Durch diesen Fokus auf eine einzige Beispielfigur, Laurence, ergibt sich eine Fülle von erlebten Situationen und Ereignissen, deren Realität und Glaubwürdigkeit man während des Lesens zu hinterfragen beginnt. Vom Verlag werden die Romane von Camille Laurens als autofiktional eingestuft, doch für mich war es an manchen Stellen schwierig, zwischen Phantasien, Fiktion und möglicher, nachvollziehbarer Realität zu unterscheiden. Entsprechend positiv und interessant ist für mich daher der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven, wenn die Ich-Erzählerin Laurence bei den Erinnerungen an besonders prägende Ereignisse auf Distanz zu sich selbst geht.

Fazit

Dieser Roman, oder eher eine dichte Beschreibung und Aufzählung der möglichen Diskriminierung von Frauen in Worten und Taten wurde und wird vor allem von Leserinnen mit zustimmender Begeisterung aufgenommen. Obwohl ich mir der Wichtigkeit dieses facettenreichen, zeitlos aktuellen Themas bewusst bin, wurde es für mich im Laufe der Geschichte too much, zu viel gewollt und damit zu konstruiert, um mich zu überzeugen. Dennoch ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt.

Stern 111 – Lutz Seiler

AutorLutz Seiler
Verlag Suhrkamp Verlag
Erscheinungsdatum 2. März 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten528
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3518429259

„Obwohl sein Leben hinter dem Bombenwäldchen in der Rykestraße 27 vielleicht schäbig und ärmlich aussah (das Matratzenfloß auf den kalten Dielen, ein toter Schwarzweißfernseher als Anlegestelle), hatte er das Wort Armut bisher nie gedacht. Und wenn schon: Ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war.“ (Zitat Seite 174)

Inhalt

Seine Eltern bitten Carl Bischoff, Student, sechsundzwanzig Jahre alt, nach Hause zu kommen, da sie mit ihm etwas besprechen wollen. Nach Hause, das ist Gera, gerade ist die Mauer gefallen und seine Eltern Walter und Inge, fünfzig und neunundvierzig Jahre alt, teilen ihm mit, dass sie weggehen. Er möge bitte auf die elterliche Wohnung aufpassen. Doch Carl kommt mit der Situation allein nicht zurecht und fährt nach Berlin. „Wie seine Eltern hatte er keine Adresse vor Augen gehabt, er war abgefahren ohne Ziel, nur mit irgendeiner Phantasie im Kopf, bei der man nicht wohnen konnte.“ (Zitat Seite 55). Er schließt sich einer Gruppe von Hausbesetzern an und bezieht selbst eine Wohnung in einem Abbruchhaus. Eine Werkbank, die jemand zurückgelassen hat, wird sein Schreibtisch. Dort verbringt er seine Zeit, schreibt an seinen Gedichten, hofft auf den Durchbruch, träumt davon, sein erstes eigenes Buch in Händen zu halten. Gleichzeitig hilft er mit, das Kellerlokal Assel als Treffpunkt, Kaffeekneipe auszubauen, als Asyl für die unterschiedlichsten Menschen, Außenseiter der Gesellschaft. Die Briefe seiner Mutter berichten ihm von der Reise seiner Eltern auf dem Weg zur Erfüllung eines jahrzehntealten Traumes.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Nachwendezeit in Deutschland, um viele Facetten von Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe, um Hoffnungen, Chancen und Träume, aber auch um die mit den raschen Veränderungen verbundene Unsicherheit und Ängste.

Charaktere

Carl hat in diesen Jahren direkt nach dem Wendejahr 1989 sein eigenes Leben noch nicht entdeckt, zutiefst unsicher, zweifelt er an seinem Erfolg als Schriftsteller und die Angst vor Absagen blockiert ihn. Obwohl Carl mit Mitte Zwanzig zu diesem Zeitpunkt längst ein eigenes Leben führt, fühlt er sich als Kind, von seinen Eltern im Stich gelassen. Inge, seine Mutter ist dagegen flexibel, passt sich jeder Situation aktiv an, sie entscheidet operativ (eines ihrer Lieblingsworte), will endlich ihren und Walters Traum verwirklichen. Wir lernen in dieser Geschichte viele unterschiedliche Charaktere kennen und neugierig folgen wir ihnen, gespannt, wohin sie der Weg führen wird. Kurz treffen wir auch Ed und Kruso in Berlin wieder.

Handlung und Schreibstil

Es sind zwei Geschichten, die uns der Autor hier erzählt. Die erste, in deren Mittelpunkt Carl, ein angehender, junger Schriftsteller steht, spielt im gerade wieder vereinten Berlin, wo nicht nur die Menschen selbst, sondern auch die Stadt auf der Suche nach einem Weg aus dem Chaos in die Zukunft zu sein scheint. Die zweite Handlung erzählt von den Problemen und der schwierigen Situation jener Menschen, die Ostdeutschland sofort verlassen und im Westen auf einen Neubeginn hoffen.

Stern 111, der Titel, ist die Marke eines Kofferradios, das damals die erste Anschaffung der jungen Familie Bischoff gewesen ist und die Familie all die Jahre begleitet hat, ein Symbol ihrer Zusammengehörigkeit. Damals waren es die gemeinsam gehörte Musik und Meldungen, nun ersetzt durch die Berichte in den Briefen seiner Mutter. Die Ereignisse in der Gegenwart werden ergänzt durch Erinnerungen. Es sind einzelne Situationen oder Worte, die Carl zurück in seine Kindheit führen, nach Gera und in die Geborgenheit der Familie, die plötzlich im Jahr 1989 zu Ende ist. Als er in Berlin seine Liebe Effi wiedersieht und von einer gemeinsamen Zukunft träumt, ist es daher für Carl nicht einfach für sich selbst zu definieren, wie „zusammen sein“ funktioniert.

Faszinierend ist auch in diesem Roman die eindrückliche, aber gleichzeitig unglaublich leichte, lebhafte Erzählsprache des Autors.

Fazit

Der Autor ist ein großartiger Erzähler, der seinen Figuren auf ihrem Weg viel Freiraum lässt, man hat den Eindruck, er folgt ihnen nicht nur mit Empathie, sondern er ist selbst neugierig, wie und ob sie ihre Konflikte und Probleme lösen können, den eigenen Lebensweg entdecken. Ein ungewöhnlicher, packender Nachwende-Roman, den man mit Begeisterung liest.

Kleine Wunder um Mitternacht – Keigo Higashino

AutorKeigo Higashino
Verlag Limes Verlag
Erscheinungsdatum 13. April 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten416
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinAstrid Finke
ISBN-13978-3809027102

„Jedenfalls sind wir da in etwas Unglaubliches verwickelt. So eine Gelegenheit kriegt man nicht zweimal im Leben.“ (Zitat Seite 43)

Inhalt

Die drei Freunde Shota, Atsuya und Kohei sind in einem gestohlenen Auto unterwegs, als plötzlich die Batterie leer ist. Es ist zwei Uhr früh und Shota hat zuvor in der Nähe ein altes, leerstehendes Haus gesehen, wo sie sich verstecken können. Vor vielen Jahren war dieser Gemischtwarenladen als Kummerkasten bekannt. Wer am Abend einen Brief durch den Briefschlitz im Rollladen steckt, findet am Morgen eine Antwort im Milchkasten hinter dem Haus. Doch das können die jungen Einbrecher nicht wissen. Daher wundern sie sich zunächst, als plötzlich ein Briefumschlag durch den Briefschlitz geworfen wird. Nur ein Wort steht darauf „Mondhase“. Neugierig geworden, lesen sie den Brief und es wird für sie eine magische Nacht, in der mehr geschieht, als nur „kleine Wunder“.

Thema und Genre

Dieser Roman spielt in Japan. Es geht es Traditionen und Familie, um wichtige Entscheidungen und ihre Auswirkungen, um die manchmal eigenartigen Wege, die das Leben nimmt, nennt man es nun Zufall oder Schicksal.

Charaktere

Es sind unterschiedliche Charaktere, alte und junge, die uns in dieser Geschichte begegnen. Sie alle sind auf der Suche nach Antworten auf ihre kleinen und großen Fragen, von Schulnoten bis zu wichtigen Entscheidungen, die, einmal getroffen, das Leben verändern können.

Handlung und Schreibstil

Ausgehend von einer einzigen Nacht in der Gegenwart entwickelt sich eine magische Geschichte. Es sind klug und fein gesponnene Fäden, die sich langsam zu einem Ganzen mit überraschenden Zusammenhängen verbinden. Hier zeigt sich die Erfahrung des Autors von bekannten Kriminalromanen, denn auch in dieser völlig anderen Handlung geht es um Details und unvorhersehbare Wendungen. Die Sprache erzählt poetisch und in der Übersetzung bleiben die japanische Kultur und Denkweise erhalten.

Fazit

Eine poetische, einfühlsame Geschichte, die zum Nachdenken anregt und verzaubert.

Hundepark – Sofi Oksanen

AutorSofi Oksanen
Verlag Kiepenheuer&Witsch
Erscheinungsdatum 13. Januar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinAngela Plöger
ISBN-13978-3462000115

„Wort für Wort schlug sie einen Stein nach dem anderen aus den Fundamenten meines sorgfältig aufgebauten Lebens. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das geschehen würde.“ (Zitat Pos.233)

Inhalt

2006 ist Olenka als aufstrebendes Model in Paris gescheitert und sie lebt wieder bei Mutter und Tante in einem kleinen Dorf in der Oblast Mykolajiw im Süden der Ukraine. Sie fühlt sich verantwortlich und braucht Geld, um für die beiden Frauen zu sorgen. Durch Zufall entdeckt sie eine Anzeige und nach einem Vorstellungsgespräch erhält sie den Job. Sie macht rasch Karriere. Dann verliebt sie sich zur falschen Zeit in den falschen Mann. Sie muss untertauchen, beginnt in Helsinki ein neues Leben, doch 2016 holt sie ihre Vergangenheit ein und jetzt geht es um mehr, als nur um ihr eigenes Leben.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um die Ausbeutung junger Frauen aus ärmsten Verhältnissen, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Skrupellose Organisationen im eigenen Land, hier geht es konkret um die Ukraine, werben die Frauen als Leihmütter und Eizellenspenderinnen für reiche kinderlose Ehepaare aus Ost und West an. Es sind  international tätige, weit verzweigte und sehr lukrative Geschäftszweige. Wichtige Themen sind Politik, Wirtschaft, Kinderwunsch und moderne Medizin, die ukrainische Mafia, die Familie, und prägende Ereignisse in der Vergangenheit.

Charaktere

Olenka ist zielstrebig, hartnäckig, übernimmt die Verantwortung, ihre Mutter und Tante zu unterstützen. In ihrer Tätigkeit muss sie skrupellos handeln, macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen, doch man fühlt und hofft mit ihr. Es sind unterschiedliche Figuren, denen wir in diesem Roman begegnen, authentisch bis ins Detail, und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil

Die aktuellen Ereignisse finden im Jahr 2016 statt und beginnen auf einer Parkbank in Helsinki. Geschildert werden sie von der Ich-Erzählerin Olenka. Gleichzeitig unterbricht Olenka diesen Handlungsstrang immer wieder und erzählt in Gedanken ihre eigene Geschichte, ihre Kindheit, die Geschichte ihrer Familie. Diese Abschnitte, ergänzt durch Schilderungen von besonders prägenden Erlebnissen und Situationen, verlaufen nicht chronologisch, sondern ergeben sich aus einem Stichwort, einer spontanen Erinnerung in der Gegenwart, die ihre Gedanken spontan zurück in die Vergangenheit führen, zu dem Mann, den sie immer noch liebt und auf dessen Verständnis sie immer noch hofft. Diese Art des Erzählens, die Stück um Stück, Detail um Detail mehr von den Zusammenhängen aufdeckt, garantiert in Verbindung mit den Themen eines Kriminalromans ein sehr spannenden Leseerlebnis. Die Autorin schreibt schonungslos und offen, klagt jedoch nicht an, sondern folgt ihren Figuren mit Empathie, die sich auf uns Lesende überträgt.

Fazit

Dieser Roman, erschienen im Jahr 2019, überzeugt durch fundierte, kenntnisreiche Einblicke in die Situation in der Ukraine und erhält durch die heutige Situation zusätzliche Aktualität. Eine besondere Form des Erzählens, authentische, nachvollziehbar handelnde Figuren, eine facettenreichen Sprache von poetisch, einfühlsam, bis rasant und packend, und brisante Themen ergeben eine eindringliche, sehr spannende Geschichte.

Mary Shelley: Freiheit und Liebe – Barbara Sichtermann

AutorBarbara Sichtermann
Verlag Osburg Verlag
Erscheinungsdatum 22. Februar 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten300
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3955102777

„Zu ihrer Liebe gehörten auch der Geist, die Lektüre und das Schreiben, gehörte die schaffende und interpretierende Arbeit an Texten, und damit sparten sie nicht.“ (Zitat Pos. 825)

Inhalt

1814 bricht Mary Godwin, erst sechzehn Jahre alt, mit ihrer großen Liebe, dem Dichter Percy Bysshe Shelley, heimlich nach Frankreich auf, obwohl dieser verheiratet ist. Ihre Stiefschwester Claire Clairmont begleitet die beiden auf ihren Reisen durch Europa. Es ist ein unruhiges Leben, oft geprägt von Geldsorgen, das diese beiden unangepassten, zutiefst dem liberalen Gedanken verbundenen Künstler führen. Den Sommer 1816 verbringen sie am Genfer See, in der Gesellschaft des damals schon berühmten Dichters Lord Byron, der dort für sich und den Schriftsteller und Arzt John Polidori die Villa Diodati gemietet hat. Es ist ein kalter, verregneter Sommer. Die dunklen, nur von Gewitterblitzen erhellten Abende in der Villa Diodati verbringen sie mit Diskussionen und dem gemeinsamen Lesen von Schauergeschichten. Dann hat Lord Byron die Idee zu einem Wettbewerb, wer von ihnen schreibt die beste Schauer- oder Gespenstergeschichte. So entstehen zwei Werke, welche Jahrhunderte prägen sollten: The Vampyre von John Polidori, ursprünglich Lord Byron zugeordnet und Frankenstein or The Modern Prometheus von Mary Shelley, anonym erschienen und ursprünglich Percy B. Shelley zugeordnet. 1822 stirbt Percy bei einem Segelunfall und Mary kehrt mit ihrem Sohn nach England zurück, wo sie sich bewusst entscheidet, als unabhängige Schriftstellerin vom Schreiben leben zu wollen.

Thema und Genre

Diese Romanbiografie schildert das Leben einer eigenwilligen, ihren Idealen verbundenen Frau. Beim Lesen sollte man immer vor Augen haben, wann diese Ereignisse stattgefunden haben, nämlich während der ersten zwanzig Jahre des 19. Jahrhunderts, und damit war sie ihrer Zeit weit voraus.

Charaktere

Die biografischen Daten und Quellenangaben zeigen die intensive Recherchearbeit der Autorin und ergeben so nachvollziehbare, authentische Darstellungen der einzelnen Personen, ihrer Handlungen und ihres Lebens.

Handlung und Schreibstil

Mary Godwin, geboren am 30. August 1797 in London, ist die Tochter des Philosophen William Godwin und der bekannten Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft. Ihre Mutter stirbt jedoch wenige Tage nach der Geburt und Marys Leben ist durch ihre strenge Stiefmutter oft schwierig, bis Mary auf den charmanten Freigeist Percy Bysshe Shelley trifft, einen Bewunderer ihres Vaters. Damit beginnt das turbulente, unabhängige, aber niemals einfache Leben der Schriftstellerin Mary Shelley. Diese Romanbiografie folgt ihrem Leben chronologisch, beschreibt auch die persönlichen Rückschläge durch tragische Verluste, Perioden, in denen sie nur das Schreiben und ihr Wille aus drohenden Depressionen ziehen. Auf Grund der genauen Daten, Originalzitate und Textauszüge, der umfangreichen Recherchen, Quellenangaben und Sekundärliteratur würde ich dieses Buch als Biografie, verfasst in einer sehr angenehm zu lesenden Romansprache beschreiben. Die Spannung liegt im Leben von Mary Shelley selbst, auch hier musste nicht fiktiv nachgeholfen werden.

Fazit

Eine sehr gut recherchierte Biografie, verfasst in der angenehm zu lesenden Sprache eines Romans. Mary Shelley war eine starke Frau, in ihren Ansichten ihrer Zeit weit voraus, und ihr Leben verlief in der Realität schon so packend und facettenreich, dass nichts hinzugedichtet werden muss, um alle Wünsche nach einer interessanten, spannenden Lektüre zu erfüllen.

Der Aufgang – Stefan Hertmans

AutorStefan Hertmans
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 27. April 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten480
ÜbersetzungIra Wilhelm
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071887

„Im ersten Jahr des neuen Jahrtausends fiel mir ein Buch in die Hände, aus dem ich erfahren sollte, dass ich zwanzig Jahre im Haus eines ehemaligen Mitglieds der SS gewohnt hatte.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Im Spätsommer 1979 sieht Stefan Hertmans das Haus in Gent, im Stadtteil Patershol, zum ersten Mal. Es wirkt verwahrlost, feucht, stand schon längere Zeit leer. Dennoch lässt es den Autor nicht mehr los und er kauft es. Mehr als zwanzig Jahre später sieht er ein Buch, verfasst von Professor Adriaan Verhulst, Historiker, bei dem auch Hertmans studiert hatte. Er entdeckt, dass Adriaan Verhulst seine Kindheit in genau diesem Haus verbracht hatte. Dies weckt sein Interesse und er beschließt, die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner zu erzählen.

Thema und Genre

Dieser Roman ist die Geschichte eines Hauses in Verbindung mit der Geschichte jener Familie, die es viele Jahre lang bewohnt hat. Er basiert auf historischen Fakten, die sich aus umfangreichen Recherchen in Dokumenten, Büchern, den Tagebüchern von Mientje Verhulst und Gesprächen mit noch lebenden Zeitzeugen ergeben, ergänzt durch fiktive Elemente. Themen sind der politische Konflikt zwischen Flamen und Wallonen, die Besatzung Belgiens durch die Nationalsozialisten und die Zeit danach, aber auch Kindheitserinnerungen, Familie und Beziehungen.

Charaktere

Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Leben von Willem Verhulst und seiner zweiten Ehefrau Harmina „Mientje“ Wilhers, die Eltern von Adriaan Verhulst.

Handlung und Schreibstil

Der Autor erzählt, berichtet, es ist ein Roman über Belgien, der auf genau recherchierten Erinnerungen von Zeitzeugen, noch lebenden Familienmitgliedern, aufbaut, in Verbindung mit der umfangreichen Dokumentation, die man dem Autor zur Verfügung stellt. Wo er in seinen umfangreichen Recherchen keine Aussagen und Unterlagen fand, erklärt er, dass dies heute niemand mehr weiß, lässt Lücken, statt diese Lücken durch fiktive Vermutungen zu schließen. Die Handlung ergänzt der Autor durch Anekdoten und seine persönlichen Erinnerungen. Wir folgen Menschen vom Beginn ihres Lebens bis zum Ende, gleichzeitig besichtigen wir das Haus, in dem die wichtigsten Ereignisse dieser Menschen stattfanden, mit dem Autor im Jahr 1979 in der entgegengesetzten Richtung. Vom Keller bis zum Dachboden betreten wir die einzelnen Räume, sehen sie jetzt und damals, als die Familie Verhulst das Haus mit Leben gefüllt hat. Der Aufgang, eine fließende Bewegung statt eines Spannungsbogens.

Fazit

„Vielleicht möchte man durch den Besuch eines Ortes der Erinnerung, selbst wenn diese nicht die eigene ist, den Lauf der Geschichte für einen Augenblick aufhalten.“ (Zitat Seite 186). Mit diesem interessanten Roman, der ruhig und sachlich der Geschichte dieser Familie folgt, gleichzeitig aber atmosphärisch dicht das Haus selbst während der ersten Besichtigung des Autors vor dem Kauf beschreibt, ist dem Autor dies gelungen.

Die Stille der Gletscher – Ulrike Schmitzer

AutorUlrike Schmitzer
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 23. Februar 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten144
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3903005259

„Das Spannendste ist, die Höhle gab es vorher noch nicht. Ich weiß das ganz genau.“ (Zitat Seite 41)

Inhalt

Im Auftrag einer Umweltschutzorganisation soll die Fotografin einen Gletscher fotografieren, um die jährlichen Veränderungen zu dokumentieren. Sie kontaktiert einen pensionierten Professor, dessen Langzeitmessreihen bereits fünfzig Jahre zurückreichen. Er ist beunruhigt, denn er hat Bohrlöcher von Probebohrungen im Gletscher entdeckt. Doch es läuft kein derartiges Forschungsprojekt, obwohl sich seit zwei Jahren eigenartige Teams für den Gletscher interessieren. Kurz darauf liest sie eine Meldung über den Fund einer Gletscherleiche aus dem ersten Weltkrieg, und kontaktiert den Gletscherarchäologen, denn gleichzeitig arbeitet sie an einer Porträtserie über Menschen, die sich mit Gletschern beschäftigen. Auch eine Biologin wird ihr empfohlen, eine bekannte Forscherin auf dem Gebiet der Schneealgen, doch diese ist von einer Expedition auf den Gletscher nicht zurückgekehrt. Vom Ehemann der Vermissten erhalten sie aktuelle Forschungsergebnisse, welche seine Frau im Safe aufbewahrt hatte. Nun erkennt das kleine, hartnäckige Team die Zusammenhänge, doch sie brauchen Beweise, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen – und genau das will jemand verhindern.

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um den Klimawandel, das Schmelzen der Gletscher, das sehr lukrative, weit vernetzte Geschäft mit der Umwelt und die Rolle der investigativen Medien.

Charaktere

Der Roman kommt mit verhältnismäßig wenigen Seiten aus, dennoch sind die einzelnen Figuren mit ihren Fachgebieten und besonderen Eigenheiten sehr genau und lebhaft beschrieben.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte findet innerhalb von wenigen Wochen statt, wird von der Fotografin als Ich-Erzählerin geschildert. Genau folgen wir ihren Gesprächen, hartnäckigen Recherchen und den kreativen Ideen auf der Suche nach Verbündeten. Diese straffe Handlung sorgt für Spannung und Überraschungen, gleichzeitig nimmt sich die Autorin Zeit für Details und Erklärungen der Fakten zu diesem interessanten, wichtigen Thema.

Fazit

Eine spannende, facettenreiche Geschichte mit brisanten Themen.

Die Verschwundenen – Wolfgang Popp

AutorWolfgang Popp
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 15. Januar 2015
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3903005020

„Seit der Reise war mir aber klar geworden, dass es Menschen geben musste wie Philip, die genau wussten, was sie wollten, aber auch solche, die für andere die Scherben aufsammelten, und dass ich der Mann für die Scherben war und daran nichts falsch war.“ (Zitat Seite 157)

Inhalt

In fünf Episoden berichten fünf unterschiedliche Ich-Erzähler über das Wiedersehen mit einem Menschen, mit dem sie vor Jahren in mehr oder weniger engem Kontakt waren, bis dieser Mensch plötzlich mit oder auch ohne jeden Abschied und Erklärung verschwunden ist. Warum haben sie damals alle Kontakte abgebrochen und wie ist ihr Leben in diesen Jahren verlaufen? Ist es möglich, nach all den Jahren einfach weiterzumachen, oder ist es eher ein Neubeginn? „Wir wären alle zurück in einer Zufriedenheit, von der wir ohnehin nicht wissen, warum wir sie jemals verlassen haben. Ganz ehrlich, war es irgendwann später noch einmal so gut wie damals?“ (Zitat Seite 182)

Thema und Genre

In diesem Roman in Episoden mit fünf unterschiedlichen Erzählern geht es um Varianten von Beziehungen, von Menschen, die plötzlich mit oder ohne Vorwarnung verschwinden und sich nach vielen Jahren ebenso plötzlich wieder melden.

Charaktere

Damals gingen sie noch zur Schule oder waren Studenten. Sie waren befreundet, oder standen in einer anderen Form von Beziehung zueinander, heute, viele Jahre später, sind sie längst erwachsen und nicht immer führen sie genau jenes Leben, das sie damals geplant hatten, was beim Wiedersehen zu Überraschungen führt.

Handlung und Schreibstil

Auf den ersten Blick wirken sie wie fünf in sich abgeschlossene Geschichten, doch immer begegnen wir irgendwo am Rande des jeweiligen Geschehens kurz einer Person, die später selbst im Mittelpunkt einer anderen Geschichte stehen wird und so verbinden sich die Episoden zu einem Roman, dessen Fragen und Vermutungen durchaus auch zu überraschenden Resultaten führen können. Die geschilderten Ereignisse nehmen uns von Wien aus mit auf eine Reise in andere, teilweise weit entfernte Länder und so werden die Erlebnisse der einzelnen Figuren durch viele interessante Details, Beobachtungen und lebhafte Schilderungen ergänzt.

Fazit

Ein facettenreiches, interessantes Lesevergnügen.

Ein Leben lang – Christoph Poschenrieder

AutorChristoph Poschenrieder
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 23. März 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071955

„Wir stehen für ihn ein, denn wir wissen etwas, was alle anderen nicht wissen: Wer er ist, woher er kommt.“ (Zitat Seite 95)

Inhalt

Schon in ihrer Kindheit sind sie eine eingeschworene Clique von sechs Freunden. Einer aus dieser Gruppe fehlt heute. Er war vor fünfzehn Jahren als Mörder zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Nun tritt eine Journalistin an die Freunde und den Anwalt heran, der den Angeklagten damals engagiert vertreten hatte. Sie will ein Buch über diesen Fall schreiben, recherchiert, kontaktiert die Mitglieder des Freundeskreises und aus vielen Erinnerungen und Aussagen der fünf Freunde, des verurteilen Freundes und des Anwalts fügt sich die Geschichte einer langjährigen Freundschaft, einer Anklage und eines langwierigen Indizienprozesses zusammen. Im Hintergrund immer präsent ist die Frage: Hat er, oder hat er nicht?

Thema und Genre

In diesem Roman geht es um Freundschaft, Loyalität und gegenseitiges Vertrauen. Was passiert, wenn plötzlich einer aus einer Freundesgruppe, eine Freundschaft seit Kindertagen, einen Mord begangen haben soll.

Charaktere

Wir kennen nur die fünf Personen der Clique mit Namen: Sebastian, Unternehmer, dem eine alte Hütte an einem See gehört, wo sie sich oft treffen; Till, der Musiker; Sabine, die studierte Astronomin, die mir ihrer direkten Art die Dinge beim Namen nennt; Benjamin, der sachliche, präzise Wirtschaftsanwalt; Emilia, Lehrerin, ruhig und immer irgendwie dazwischen. Dazu kommen der „Anwalt“ und natürlich der angeklagte Freund, „der Gefangene“, sowie die Notizen der Journalistin unter „Memo“. Diese Figuren mit ihren Aussagen, den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Blickwinkeln und Widersprüchen bilden das Kernstück der Geschichte.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte ist in zwei Teile geteilt, diese wiederum in Kapitel, chronologisch erzählt. In jedem Kapitel werden die Aussagen, Erinnerungen, Meinungen, oft auch unterschiedlichen Gedanken, der zu den verschiedenen Themen und Eindrücken einzeln befragten Personen in der Ich-Form geschildert, jeweils mit dem Namen versehen und daher klar zuordenbar. Eine Journalistin recherchiert, führt die Interviews und schreibt ihre Notizen und weitere Hintergrundinformationen unter „Memo“. Somit besteht dieser Roman ausschließlich aus den Mitschriften von Aufnahmen, Mails, Notizen, Zeitungsausschnitten, von der Journalistin gesammelt, sortiert und zu einer geordneten, stimmigen Geschichte zusammengefasst. Durch diese Erzählweise gerät man sofort in den Sog dieser spannenden Ereignisse und Fragen, verfolgt mit Interesse die Entwicklung und Veränderung der einzelnen Figuren. Die Sprache des Autors überzeugt mit vielen feinen Zwischentönen, Andeutungen, Fragen und man liest diesen Roman mit Vergnügen.

Fazit

Dieser Geschichte liegt ein realer, noch heute heftig umstrittener Indizienprozess zugrunde, der, nahe an den Fakten, zu einem fiktiven Roman wurde. Eine packende Geschichte über Freundschaft, Vertrauen, unterschiedliche Facetten von Wahrheit, und damit verbunden die Frage, die sich die Freunde stellen: „Und geht uns die Wahrheit überhaupt irgendetwas an, solange wir Freunde bleiben wollen?“ (Zitat Seite 221)

Die Buchhandlung in der Amalienstraße – Heidi Rehn

AutorHeidi Rehn
Verlag Ullstein eBooks
Erscheinungsdatum 28. April 2022
FormatKindle Ausgabe
Seiten464 Seiten (Printversion)
SpracheDeutsch
ASINB09LNTD11X

„Die Zeiten ändern sich gerade grundlegend, und wir beide stecken mittendrin. Im letzten Herbst wurde hier in München der Schriftstellerinnen-Verein gegründet, jetzt waren wir auf einer Versammlung mit Rosa Luxemburg, was erwartet uns wohl als Nächstes?“ (Zitat Pos. 1853)

Inhalt

1910 ist Elly (Eleonore) Grafenstetter sechzehn Jahre alt, doch sie weiß genau, was sie will: sie will Buchhändlerin werden, nicht von einem Ehemann versorgt werden, sondern auf eigenen Beinen stehen. 1913 tritt Elly in der Buchhandlung von Theres und Ruth Lämmle in Münchner Amalienstraße ihre Lehrstelle an und auch ihre beste Freundin Henni wird dort als Ladenhilfe eingestellt. Diese Buchhandlung bietet als Schwerpunkt Münchner Literatur an, vor allem aber auch Literatur von Frauen für Frauen, und so kommen Elly und Henni bald mit der modernen Frauenbewegung in Kontakt. Doch dann beginnt der Krieg, ihre Freunde Leo und Zacherl melden sich freiwillig, und wer soll noch Bücher kaufen, wenn das Geld nicht für das nötigste Essen reicht? Es gibt kaum Papier und Zensur und Spitzel kontrollieren genau, ob verbotene Bücher angeboten werden, besonders in einer von Frauen geführten Buchhandlung. Doch Aufgeben kommt für die Buchhändlerinnen nicht in Frage.

Thema und Genre

In diesem historischen Roman geht es um München während der ersten zwanzig Jahre des 20. Jahrhunderts,  Freundschaft, den Wandel des Frauenbildes in der Gesellschaft, die Kriegsjahre, um Literatur und eine Buchhandlung.

Charaktere

Dieser Roman vereint fiktive und reale Personen. Die fiktiven Hauptfiguren sind Elly und Henni. Elly will Buchhändlerin werden und setzt dies auch zielstrebig um. Gegenüber ihrer Freundin Henni ist sie etwas besitzergreifend, egoistisch. Henni träumt davon, eines Tages einen eigenen Roman zu schreiben. Da sie aus einfachen Verhältnissen stammt, hat sie es schwieriger als Elly, geht aber selbstbewusst ihren Weg. Im Zusammenhang mit den tatsächlichen Ereignissen in diesen Jahren sind auch die entsprechenden Personen aus Politik, Kultur und Gesellschaft real, sowie die erwähnten Schriftsteller und Schriftstellerinnen und ihre Werke.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung spielt zwischen Mitte März 1910 und Mitte Juni 1919 und wird chronologisch erzählt, wobei die einzelnen Kapitel mit dem jeweiligen Datum versehen sind. Ort des Geschehens ist die Münchner Marxervorstadt und die Buchhandlung in der dortigen Amalienstraße. Die Ereignisse schildern die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, die Kriegsjahre und die politischen Aufstände nach Kriegsende. Gleichzeitig geht es um die Anfänge der Frauenbewegung und das Schicksal von vier eng befreundeten Menschen, Elly, Henni, deren zwei Jahre älteren Bruder Zacherl, und Leo, ebenfalls Buchhändler. Die Sprache ist leicht zu lesen, was dem Genre Unterhaltungsliteratur entspricht. Die realen Konflikte und Probleme dieser schwierigen Jahre werden im Rahmen der Handlung erwähnt, ohne allerdings in die Tiefe zu gehen. Bücher und die Buchhandlung stehen weniger im Mittelpunkt, als ich es auf Grund des Titels erwartet hatte.

Fazit

Ein Unterhaltungsroman mit geschichtlichem Hintergrund, der in einer Münchner Buchhandlung in der Zeit des Ersten Weltkrieges spielt.

Die Schrift – Simon Sailer

AutorSimon Sailer
IllustrationenJorghi Poll
Verlag Edition Atelier
Erscheinungsdatum 3. September 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten120
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3990650394

„Wer sich vor zehn Jahren für alte ägyptische Schriften interessierte, kannte Leo Buri. Heute will sich niemand mehr erinnern. Das heißt: abgesehen von mir.“ (Zitat Seite 7)

Inhalt

Dr. Leo Buri ist Ägyptologe und arbeitet im Archiv des Instituts für Ägyptologie in Wien. Alte Schriften faszinieren ihn, aber nicht wegen der Inhalte, sondern wegen der Schrift selbst. Er ist ein hervorragender Zeichner, vereinfacht Motive zu eigenen Symbolen, arbeitet an einer universell einsetzbaren Schrift. Eines Tages erhält er ein Kuvert mit einem vergilbten Blatt Papier, das von Zeichen einer geheimnisvollen, ihm völlig unbekannten Schrift bedeckt ist. Damit ist sein bisher beschauliches Leben in Wien abrupt zu Ende: seine Ehefrau verlässt ihn plötzlich, er muss Wien verlassen, landet in Brüssel, später in London und danach in den USA. Menschen wenden sich plötzlich von ihm ab, nur das Blatt Papier mit der unbekannten Schrift und das Rätsel um diese geheimnisvollen Zeichen und die Botschaft dahinter lassen ihn nicht mehr los.

Thema und Genre

In diesem modernen Schauerroman geht es um Sprache, Schriftzeichen, Zufälle, geheimnisvolle Botschaften und menschliches Verhalten.

Charaktere

Der Ägyptologe Leo Buri ist von Schriften und Schriftzeichen fasziniert. Sein zuvor ruhiges, zufriedenes Leben wird zur Obsession, als er in den Bann einer für ihn nicht deutbaren unbekannten Schrift gerät.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte von Leo Buri wird von einem Bekannten seines Freundes Peter erzählt und der Ich-Erzähler hält schon zu Beginn seiner Geschichte fest, dass sich außer Peter in Wien niemand mehr an den Ägyptologen erinnern kann. Peter war es auch, der dem Ich-Erzähler von Leos Verschwinden berichtete, Fragen nach Details jedoch nicht beantworten konnte oder wollte. Nach Peters Tod findet der Ich-Erzähler weitere Dokumente in dessen Nachlass und fügt diese Fragmente zu der vorliegenden Geschichte zusammen. Nicht nur die Geschichte wirft Fragen auf, auch der Ich-Erzähler selbst ist geheimnisvoll, denn wir wissen nichts von ihm, hat er die Geschichte erfunden, mit eigenen Gedanken und Vermutungen ergänzt, oder hat sie sich tatsächlich so ähnlich zugetragen. Greifbar und real ist jedoch die von diesem Verlag gewohnte, qualitativ und handwerklich hochwertige Gestaltung dieses Buches, gebunden, mit Lesebändchen. Jorghi Poll ergänzt den Text perfekt mit seinen aussagekräftigen, ganzseitigen Illustrationen.

Fazit

Eine rätselhafte, geheimnisvolle Geschichte über eine ebenso rätselhafte, geheimnisvolle Schrift mit viel Raum für einige Ideen, Interpretationen und Fragen, wie: was wäre eigentlich passiert, wenn … .

Das perfekte Grau – Salih Jamal

AutorSalih Jamal
Verlag Septime Verlag
Erscheinungsdatum 18. Januar 2021
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3991200017

„Wir waren Ausreißer mit nichts in der Tasche als Sehnsucht. Gefangen in der Gewissheit, dass alles Bleiben sinnlos und vor sich selbst wegzulaufen unmöglich ist. Aber das wusste ich damals noch nicht.“ (Zitat Seite 19)

Inhalt

Sie treffen einander in einem etwas abgewohnten Hotel in einem vor Jahren sehr bekannten, jetzt beinahe vergessenen Seebad. Ante, genannt Dante, arbeitet hier als  Hausdiener, Haustechniker, Mann für alles, Mimi ist für Küche und Service zuständig, Rofu ist der Hilfskoch und Novelle ist eines der Saison-Zimmermädchen. Was sie eint, ist ihre Flucht vor der Vergangenheit, der eigenen, keiner gemeinsamen. Dante liest viel, ist in der Enge eines Dorfes aufgewachsen, seinen Träumen gefolgt, und findet den Namen Dante für sein bisheriges Leben passend: Inferno, Misserfolg und Pleiten. Mimi ist Engländerin, würde aber auch nach Paris passen, versteckt ihre roten Haare unter einer Doris-Day-Perücke und hat sich mit einem Fischgericht aus ihrer Ehe befreit. Novelle ist erst zwanzig Jahre alt, hat ein Talent für schlechte Anfänge, ist impulsiv, liebt Mangas und auch den Alkohol. Rofu, Schwarz, groß, kräftig, fröhlich und trotzdem zurückhaltend, ist nach einer abenteuerlichen Flucht im Schlauchboot in der Nähe von Lampedusa gerettet worden. Es scheint ein gelassener, ruhiger Sommer zu werden, doch dann taucht die Polizei auf, Mimi muss fort und Dante, Rofu und Novelle gehen mit ihr. Eine abenteuerliche, manchmal beinahe magische Reise beginnt. Als Novelle verschwindet, beschließen  Dante, Rofu und Mimi weiter nach Alt-Ötting zu reisen, dem Heimatort von Novelle.

Thema und Genre

In dieser Geschichte eines Sommers der Veränderungen geht es um Zusammenhalt und Freundschaft, um die Facetten von Flucht, um Suche und den Traum, anzukommen.

Charaktere

„Du bist ein Leuchtfeuer, das sich selbst sucht und dabei verbrennt. Du hattest immer die Wahl, doch du vermeidest sie. Das ist der Unterschied.“ (Zitat Seite 157) Mimi über Dante. „Flucht ist wie Fallen. Ein nicht enden wollendes Stürzen in ein schwarzes Loch. Du brichst auf, willst zu den Sternen, aber du verschwindest im unendlichen Nichts.“ (Zitat Seite 36) Rofu. Mimi ist unnahbar, manchmal sogar abweisend, aber einfühlsam, während Novelle mit ihren unterschiedlichen Stimmungen sich nie einordnen lässt.

Handlung und Schreibstil

Dante schildert als Ich-Erzähler die Ereignisse dieser spannenden, abenteuerlichen Reise voller Überraschungen, und von den liebenswerten und weniger liebenswerten Menschen, die den Weg der vier Hauptfiguren kreuzen. Gespräche über die jeweilige persönliche Vergangenheit ergänzen die aktuelle Handlung mit weiteren Details und Informationen. Der Autor scheut auch ernste, aktuelle sozial- und gesellschaftskritische Themen nicht, die er offen anspricht. Philosophische Gedanken des Ich-Erzählers und entsprechende Diskussionen vor allem mit Rofu und Mimi ergänzen ebenfalls die Geschichte dieser Reise, unterbrechen manchmal den Handlungsbogen. Da der Ich-Erzähler Dante ein sechsunddreißigjähriger Alt-Hippie mit dem entsprechenden Lebensgefühl ist, kommt auch der Humor in einigen sehr lustigen, skurrilen Szenen nicht zu kurz.

Fazit

Eine Geschichte mit vielen Zwischentönen. Es ist eine Sommerreise mit brisanten Themen, umhüllt von Poesie und beinahe magischen Momenten, auf der wir vier sympathischen Figuren auf der Suche nach einem Platz zum Ankommen im eigenen Leben folgen.

Der große Fehler – Jonathan Lee

AutorJonathan Lee
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 23. März 2022
FormatGebundene Ausgabe
Seiten368
SpracheDeutsch
ÜbersetzungWerner Löcher-Lawrence
ISBN-13978-3257071917

„Ich möchte die Geschichte wichtiger Gesetze verstehen, ihre Entstehung, Entwicklung und was sie bewirken, um so herauszufinden, ob das Geheimnis, wie man einen Fall für einen Klienten gewinnt, manchmal nicht vielleicht in der Vergangenheit liegt.“ (Zitat Seite 253)

Inhalt

Der bekannte New Yorker Visionär, erfolgreiche Anwalt und kreative Stadtplaner Andrew Haswell Green ist tot. An diesem 13. November 1903 vor seinem Haus erschossen. Er hat die aufstrebende Stadt New York in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für immer verändert, indem er Schulen, Museen, die Bibliothek und den grünen Erholungsraum im Herzen der Stadt schuf und alles für alle Bevölkerungsschichten frei zugänglich. Der Täter stellt sich noch am Tatort. Inspector McClusky erhält die Aufgabe, die Hintergründe der Tat zu ermitteln, die Wahrheit zwischen wilden Spekulationen und Vermutungen zu finden.

Thema und Genre

Dieser Roman basiert auf einer wahren Geschichte und realen Personen. Im Mittelpunkt steht der “Father of Greater New York“ Andrew H. Green, eine der Schlüsselfiguren der New Yorker Stadtentwicklung, der nach seiner Ermordung mit den Jahren in Vergessenheit geriet, während die von ihm angeregten und mit seiner Unterstützung umgesetzten Objekte auch heute noch weltweit bekannt und berühmt sind.

Charaktere

Die meisten Personen der Handlung haben wirklich gelebt, der Autor ergänzt mit nur wenigen fiktiven Figuren dort, wo es in den Archiven keine Aufzeichnungen über die realen beteiligten Personen gab. Schmunzeln musste ich über den Text auf der Buchrückseite im Zusammenhang mit den Ermittlungen 1903 „Was wussten … der Präsidentschaftskandidat Tilden …“ denn Tilden ist bekanntlich bereits 1886 verstorben.

Handlung und Schreibstil

Die Idee und der Wunsch des Autors, den beinahe vergessenen „Father of Greater New York“ Andrew H. Green den Menschen wieder in Erinnerung zu rufen, überzeugt mich, auch seine genauen Recherchen, nicht jedoch die Umsetzung. Die Handlung besteht aus Einzelepisoden, welche abwechselnd die Herkunft, Jugend und den Werdegang von Andrew H. Green und seine langjährige Freundschaft mit dem bekannten Rechtsanwalt und Politiker Samuel J. Tilden schildern, und in einem zweiten Erzählstrang die Mordermittlungen von Inspector McClusky. In diesen nicht immer chronologischen Schnipseln aus dem Leben von Andrew H. Green und den bekannten Personen in seinem Umfeld, geht es vor allem um deren Eigenschaften, Gedanken und Gefühle. Greens unermüdlicher Einsatz für Bildung, Kultur und begehbare Freiräume für alle Bevölkerungsschichten kommt zu kurz, der Autor geht nur genauer auf die Errichtung des Central Parks ein. Die Sprache erzählt ruhig, scheint mir an die Ausdrucksweise der Zeit des späten 19. Jahrhunderts angepasst. Sehr gut gefällt mir die Idee, die einzelnen Kapitel mit den Namen der Eingangstore zum Central Park zu betiteln.

Fazit

Ich hatte eine spannende Geschichte in Anlehnung an die bekannten Fakten und wichtigen Ereignisse dieser für die Geschichte und Entwicklung New Yorks so prägenden Zeit erwartet, dieser Roman ist für mich eher eine Zusammenreihung von Szenen und Episoden aus dem Leben der beteiligten Personen. Der innere Klappentext verspricht einen mitreißenden Roman – ich habe ihn gerne gelesen, mich durchaus unterhalten gefühlt, aber er konnte mich nicht mitreißen. Für mich reiht sich dieses Buch in die lange Liste der in den letzten Jahren boomenden Romane ein, die sich fiktiv und romanhaft mit dem Leben von bekannten Persönlichkeiten beschäftigen, oder einem bestimmten Abschnitt aus dem Leben der jeweiligen Künstler, Künstlerinnen, ihrer Partner und Partnerinnen, und findet damit sicher begeisterte Leserinnen und Leser finden.

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