Leuchtturmmusik – Andreas Séché

AutorAndreas Séché
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 20. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten252
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1549745904

„Zitronenfalter flatterten so lautlos über die Lichtung, als seien Geräusche ihnen peinlich, und ich verspürte plötzlich eine tiefe Sympathie für diese seidenen Geschöpfe, die die Welt kaum anrührten und nur hier und da an ihr nippten.“ (Zitat)

Inhalt

Ein Fischerdorf irgendwo am Meer, in das eines Tages eine Fremde kommt, eine junge Frau mit blonden Haaren – Emily. Sie scheint alle zu verzaubern, besonders Tristan, den Inhaber des Fischladens. Ihr erstes Treffen danach ist scheinbar zufällig, doch dann sucht Tristan bewusst nach ihr, während der Alltag im Dorfleben weitergeht. Das zweite Wiedersehen ist kein Zufall mehr und von da an verbringen sie so viel Zeit wie möglich zusammen, gemeinsame endlos scheinende Stunden am Meer, immer umgeben von der Natur. Emily hat eine alte Mühle in der Nähe des Dorfes gekauft, wo sie nun leben will. Doch nicht nur Tristans Leben wird durch Emilys Sicht der Dinge beeinflusst, auch die anderen Dorfbewohner scheinen eine neue Energie zu spüren. Es geschehen kleine, erstaunliche Dinge. Wer ist diese Emily, die so viel Liebe zu den kleinen Wundern des alltäglichen Lebens verbreitet, warum ist sie ausgerechnet in dieses Fischerdorf gekommen? Es ist nur ein verzauberter Sommer, oder mehr?

Thema, Handlung und Schreibstil

Der Autor lässt seine Geschichte in einem kleinen Fischerdorf spielen, das es so überall am Meer geben könnte. Wo genau, spielt für die Ereignisse keine Rolle, er spielt lieber mit Flurnamen wie „Julias Balkon“ und die Gaststätte im Dorf nennt er „Schwankende Schenke“. Was jedoch genau beschrieben wird, ist die Natur, so genau, dass sich im Kopf des Lesers sofort die Bilder dazu formen, andererseits in Metaphern, die immer einen Bezug zur Geschichte haben, die uns der Autor hier erzählen will. Es ist ein leiser, literarischer Roman, die einzelnen kurzen Kapitel zählt und bezeichnet er als Sandkörner.

Die Spannung, die den Leser zum immer weiter Lesen bewegt, ergibt sich nicht so sehr aus der Beziehung von Emily und Tristan, die von Beginn an sehr klar verläuft, ohne Plot-orientierte Umwege. Es geht um ein ganz anderes Thema, zuerst leise im Hintergrund, dann plötzlich im Vordergrund und man ist wirklich gespannt zu erfahren, welche Auflösung der Autor wählt.

Die Protagonisten in diesem Buch sind durch ihren Charakter und ihre Handlungen definiert, über ihr Aussehen erfahren wir gerade so viel, wie dem Autor unbedingt notwendig erscheint, um den Lesern auch einen möglichen optischen Eindruck zu bieten. Es sind Menschen in einem Dorf, alle durch ihre jeweiligen Eigenheiten fassbar und sympathisch. Einige von ihnen haben, genau wie Emily und Tristan, ihre eigene Geschichte, die sich parallel durch die Erzählung zieht, anfangs nur in kleinen Hinweisen, die sich im späteren Verlauf der Handlung erklären. Leon, der Leuchtturmwärter sagt auf Seite 167: „Dass ich loslassen muss und gleichzeitig etwas befreien, das im Sand verschüttet lag.“ (Zitat). Loslassen können ist eines der Kernthemen dieses Romans.

Fazit

„Leuchtturmmusik“ ist, wie schon der Titel sagt, eine poetische, literarische Erzählung, deren Handlung wie einzelne Sandkörner über dem Leser geworfen wird. Oder, wie der Autor selbst definiert: „Manche Augenblicke wirken über sich selbst hinaus“. Ein Buch für Leser, die nicht unbedingt eine detailverliebte Handlung erwarten, sich dafür auf eine sehr bildhafte Sprache einlassen können, die einige Male vielleicht zu barockem Überschwang neigt.

Das Café der kleinen Wunder – Nicolas Barreau

AutorNicolas Barreau ?
Verlag Piper Verlag
Erscheinungsdatum Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten368
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-492-31053-6

„In der Mitte der Nacht beginnt bereits ein neuer Tag“ (Zitat Seite 112).

Inhalt

Eleonore „Nelly“ Delacourt  ist 25 Jahre alt, schreibt an ihrer Masterarbeit und ist die Assistentin von Daniel Beauchamps, Mitte 30, Professor an die Philosophischen Fakultät.

Vor Weihnachten soll Nelly den Professor auf eine Fachtagung nach New York begleiten, aber auf Grund ihrer unüberwindbaren Flugangst lehnt sie unter einem Vorwand ab. Dies trifft sie umso mehr, als sie seit Monaten heimlich in den Professor verliebt ist. So begleitet ihn Isabella Sarti, eine Gastdozentin aus Italien, und zurück in Paris teilt der Professor seiner Assistentin Nelly mit, dass er eine Professur an der Universität Bologna annehmen wird, ihre Masterarbeit jedoch bis zum Abschluss begleiten. Isabella und er sind seit New York ein Paar.

Gebeutelt vom Liebeskummer und einer schweren Erkältung verbringt Nelly die Weihnachtstage. Ihre zielstrebige, bodenständige Cousine Jeanne umsorgt sie durch Zuhören und mit ihrer berühmten Birnen-Tarte.

Anfang Januar beschließt Nelly, mit einem Aufräumtag auch wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen. Dabei findet sie einen Karton mit den Lieblingsbüchern ihrer geliebten Großmutter, darunter auch einen alten Liebesroman mit einer erstaunlichen Widmung und den Spruch „Amor vincit omnia. Genau dieser Spruch ist auch in einem Granatring eingraviert – ein Geschenk von ihrer Großmutter – den Nelly immer trägt. Dieser seltsame „Zufall“ macht Nelly neugierig und sie beschließt spontan, mit dem Zug nach Venedig zu fahren und dort vier Wochen zu verbringen, auf der Suche nach Spuren, was es mit diesem Buch und der Widmung auf sich hat.

Wird sie das Rätsel lösen können und was soll sie von diesem charmanten Venezianer Valentino Briatore halten, der sie unbedingt wiedersehen will? Ist es nur ein Zufall, dass sie sich in das verträumte Café „Il Settimo Cielo“ verirrt?

Thema und Genre

Dieser Roman ist eine romantische Liebesgeschichte mit einer Spur Magie und spielt in Paris und Venedig. Die Handlung ist, wenn man in manchen Wendungen an die Macht Magie glaubt, nachvollziehbar.

Charaktere

Die Protagonisten sind sympathische Menschen, gut beschrieben, man lässt sich als Leser gerne auf sie ein.

Obwohl Nelly ängstlich und vorsichtig ist, was sich aus der Vergangenheit ableitet, wirkt sie nie larmoyant, sondern verfolgt ihre Ideen durchaus zielstrebig.

Handlung und Schreibstil

„Jede Reise hatte ihren Grund. Doch wenn man dann am Ziel angelangt war, konnte sich alles ändern.“ (Zitat Seite 181). Dieser Roman ist natürlich mehr, als nur die Frage, wie und wann die füreinander bestimmten Menschen zueinander finden. Es geht vielmehr um Ängste, um den Wunsch nach Sicherheiten eines geordneten Lebens und um die Frage, wie viel wir versäumen, wenn wir nicht bereit sind, uns spontan auf etwas Neues einzulassen. Sean O´Malley, ein Amerikaner mit irischen Wurzeln, der gerade sein Studium der Ingenieurwissenschaften abgeschlossen hat und mit seiner Gitarre durch Europa reist, versucht Nelly zu erklären, dass es falsch ist, sich dauernd Sorgen über Dinge zu machen, die noch gar nicht passiert sind. Der Autor will uns mit dieser magischen Geschichte zeigen, dass Leben oft erst dann passiert, wenn wir aufgehört haben zu planen.

Auch wenn es keine spannungsgeladene Geschichte ist und das Ende vorhersehbar, baut der Autor doch einige überraschende Wendungen ein.

Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen des Alltags in Paris und vor allem von Venedig. Hier gelingt es dem Autor, den Zauber der kleinen Plätze und Gassen abseits der Touristenströme einzufangen.

Fazit

Ein romantischer Roman zum Träumen, den man an einem gemütlichen Wochenende liest und mit einem Lächeln aus der Hand legt. Leserinnen, die wie ich schon andere Bücher dieses Autors kennen, werden auch diesmal nicht enttäuscht. Aber selbst wenn man bisher noch kein Buch von Nicolas Barreau gelesen hat und eine unterhaltsame, gut geschriebene Geschichte sucht, eine gedankliche Reise aus dem Alltag ins verträumte, winterliche Venedig, ist dieser Roman eine gute Wahl. Dass dieser Autor gar nicht existiert, sondern ein Pseudonym samt fingiertem Lebenslauf ist, ändert nichts am Lesevergnügen.

Die Lichter von Paris – Eleanor Brown

AutorEleanor Brown
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 23. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten387
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-458-36304-0

„Ich hatte mir nicht vorgenommen, mir fremd zu werden“. (Zitat Madeleine)

Inhalt

Madeleine hatte schon als Kind gemalt und träumte von einer künstlerischen Laufbahn, was jedoch nicht ins traditionelle Gesellschaftsbild ihrer Familie in der amerikanischen Kleinstadt Magnolia passte. Als sie mit Ende Zwanzig den erfolgreichen Immobilien-Unternehmer Phillip Spencer heiratet und zu ihm nach Chicago zieht, erhofft sie sich mehr Freiheit, ein reges Kulturleben und weniger Zwänge. Doch hier irrte sie – ihr Ehemann erwartet von ihr, dass sie Repräsentationspflichen an seiner Seite wahrnimmt, dazu Wohltätigkeitsveranstaltungen weitere soziale Verpflichtungen ihrer privilegierten, vermögenden Gesellschaftsklasse; sie darf weder arbeiten noch malen, doch macht ehrenamtlich Führungen im Stabler Museum.

Diesmal ist sie beinahe froh über den schon länger geplanten Besuch bei ihrer Mutter in Magnolia. Dort erfährt sie, das ihre Mutter dabei ist, das große Haus der Familie zu verkaufen und bei den Räumungsarbeiten findet sie auf dem Dachboden einen Koffer mit Briefen, Aufzeichnungen und Tagebüchern ihrer Großmutter Margaret (Margie). Völlig überrascht liest sie, dass ihre Großmutter, die sie als strenge, immer beherrschte Dame in Erinnerung hat, den Sommer 1924 in der pulsierenden Künstlerstadt Paris verbracht und dort ein völlig anderes, freies Leben geführt hat. Gebannt beginnt Madeleine nachzudenken, ob für sie selbst ein unabhängiger Neuanfang möglich sein könnte…

Thema, Handlung, Schreibstil

Eleanor Brown erzählt die Geschichte der beiden Frauen abwechselnd, wobei die aktelle Zeitebene der Enkelin Madeleine das Jahr 1999 ist, jene der Großmutter Margie beginnt 1919, spielt jedoch vorrangig im Sommer 1924. Madeleine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form, während die Ereignisse des Sommers 1924 in der erzählenden dritten Person, mit Madeleine sozusagen als Beobachterin im Hintergrund, geschrieben sind.

„Ich hatte mir nicht vorgenommen, mir fremd zu werden“. (Zitat Madeleine). So beginnt dieser Generationenroman, dessen Kernthema der Wunsch von Frauen ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ihre eigenen Wünsche zu verwirklichen und sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist schon von den Gesellschaftsformen, insbesonders im Hinblick auf die Stellung der Frau, absolut verständlich, wie schwierig dies für die junge Margie, behütete Tochter aus gutem Hause, gewesen ist.

Nicht ganz so verständlich sind die gesellschaftlichen Zwänge, die im modernen Jahr 1999 von Madeleine noch akzeptiert werden. „Ich hätte frei sein können, war stattdessen aber geradewegs einem Leben in die Arme gelaufen, von dem ich wusste, dass es nicht zu mir passte“ (Zitat). Dennoch gelingt es der Autorin, die Thematik und die Entwicklungen stimmig und nachvollziehbar zu gestalten.

Die Figur der Margie überzeugt durch ihre Willenskraft und ihre Entwicklung im schon damals freien Paris der Künstler macht sie liebenswert und sympathisch. Man kann ihr anfängliches Staunen, genau so wie ihre anerzogene Unsicherheit, gut nachvollziehen und verfolgt mit Spannung wie sie beginnt, sich zu verändern.

Madeleine macht es der Leserin nicht immer einfach, sie und ihre Handlungen in diesem letzten Jahr des 20. Jahrhunderts zu verstehen. Manchmal zeigt sie eine große Unsicherheit und es gibt Phasen in ihrer Entwicklung, wo man sie aus diesen unsicheren Zweifeln befreien möchte. Der Gedanke der Gleichberechtigung scheint weder bei ihrem Ehemann, noch bei ihr selbst angekommen zu sein.

Die Figur und das Verhalten der Mutter und die insgesamt schwierige Beziehung zu ihrer Tochter Madeleine ist gleichsam ein Bindeglied der Handlung und erklärt sich der Leserin im Laufe der Geschichte.

Fazit

Die Sprache liest man mit Vergnügen und die Schilderungen von Paris in den 20er Jahren sind großartig, man merkt die gute Recherche und das Einfühlungsvermögen der Autorin.

Ein insgesamt gelungener Roman über ein noch immer aktuelles Thema, die Spannung ergibt sich aus der Entwicklung der Hauptprotagonistinnen. Für Leserinnen, die gerne Generationsromane auf mehreren Zeitebenen lesen und auch die sprachliche Qualität und Unterhaltung zu schätzen wissen.

Die Lichter von Paris – Eleanor Brown

AutorEleonor Brown
Verlag Insel Taschenbuch
Erscheinungsdatum 23. Oktober 2017
FormatBroschiert
Seiten387
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-458-36304-0

„Ich hätte frei sein können, war stattdessen aber geradewegs einem Leben in die Arme gelaufen, von dem ich wusste, dass es nicht zu mir passte“ (Zitat)

Inhalt

Madeleine hatte schon als Kind gemalt und träumte von einer künstlerischen Laufbahn, was jedoch nicht ins traditionelle Gesellschaftsbild ihrer Familie in der amerikanischen Kleinstadt Magnolia passte. Als sie mit Ende Zwanzig den erfolgreichen Immobilien-Unternehmer Phillip Spencer heiratet und zu ihm nach Chicago zieht, erhofft sie sich mehr Freiheit, ein reges Kulturleben und weniger Zwänge. Doch hier irrte sie – ihr Ehemann erwartet von ihr, dass sie Repräsentationspflichen an seiner Seite wahrnimmt, dazu Wohltätigkeitsveranstaltungen weitere soziale Verpflichtungen ihrer privilegierten, vermögenden Gesellschaftsklasse; sie darf weder arbeiten noch malen, doch macht ehrenamtlich Führungen im Stabler Museum.

Diesmal ist sie beinahe froh über den schon länger geplanten Besuch bei ihrer Mutter in Magnolia. Dort erfährt sie, das ihre Mutter dabei ist, das große Haus der Familie zu verkaufen und bei den Räumungsarbeiten findet sie auf dem Dachboden einen Koffer mit Briefen, Aufzeichnungen und Tagebüchern ihrer Großmutter Margaret (Margie). Völlig überrascht liest sie, dass ihre Großmutter, die sie als strenge, immer beherrschte Dame in Erinnerung hat, den Sommer 1924 in der pulsierenden Künstlerstadt Paris verbracht und dort ein völlig anderes, freies Leben geführt hat. Gebannt beginnt Madeleine nachzudenken, ob für sie selbst ein unabhängiger Neuanfang möglich sein könnte…

Thema, Handlung und Schreibstil

Eleanor Brown erzählt die Geschichte der beiden Frauen abwechselnd, wobei die aktelle Zeitebene der Enkelin Madeleine das Jahr 1999 ist, jene der Großmutter Margie beginnt 1919, spielt jedoch vorrangig im Sommer 1924. Madeleine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form, während die Ereignisse des Sommers 1924 in der erzählenden dritten Person, mit Madeleine sozusagen als Beobachterin im Hintergrund, geschrieben sind.

„Ich hatte mir nicht vorgenommen, mir fremd zu werden“. (Zitat Madeleine). So beginnt dieser Generationenroman, dessen Kernthema der Wunsch von Frauen ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ihre eigenen Wünsche zu verwirklichen und sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist schon von den Gesellschaftsformen, insbesonders im Hinblick auf die Stellung der Frau, absolut verständlich, wie schwierig dies für die junge Margie, behütete Tochter aus gutem Hause, gewesen ist.

Nicht ganz so verständlich sind die gesellschaftlichen Zwänge, die im modernen Jahr 1999 von Madeleine noch akzeptiert werden. „Ich hätte frei sein können, war stattdessen aber geradewegs einem Leben in die Arme gelaufen, von dem ich wusste, dass es nicht zu mir passte“ (Zitat). Dennoch gelingt es der Autorin, die Thematik und die Entwicklungen stimmig und nachvollziehbar zu gestalten.

Die Figur der Margie überzeugt durch ihre Willenskraft und ihre Entwicklung im schon damals freien Paris der Künstler macht sie liebenswert und sympathisch. Man kann ihr anfängliches Staunen, genau so wie ihre anerzogene Unsicherheit, gut nachvollziehen und verfolgt mit Spannung wie sie beginnt, sich zu verändern.

Madeleine macht es der Leserin nicht immer einfach, sie und ihre Handlungen in diesem letzten Jahr des 20. Jahrhunderts zu verstehen. Manchmal zeigt sie eine große Unsicherheit und es gibt Phasen in ihrer Entwicklung, wo man sie aus diesen unsicheren Zweifeln befreien möchte. Der Gedanke der Gleichberechtigung scheint weder bei ihrem Ehemann, noch bei ihr selbst angekommen zu sein.

Die Figur und das Verhalten der Mutter und die insgesamt schwierige Beziehung zu ihrer Tochter Madeleine ist gleichsam ein Bindeglied der Handlung und erklärt sich der Leserin im Laufe der Geschichte.

Fazit

Die Sprache liest man mit Vergnügen und die Schilderungen von Paris in den 20er Jahren sind großartig, man merkt die gute Recherche und das Einfühlungsvermögen der Autorin.

Ein insgesamt gelungener Roman über ein noch immer aktuelles Thema, die Spannung ergibt sich aus der Entwicklung der Hauptprotagonistinnen. Für Leserinnen, die gerne Generationsromane auf mehreren Zeitebenen lesen und auch die sprachliche Qualität und Unterhaltung zu schätzen wissen.

Das Vermächtnis der Spione (Ein George-Smiley-Roman, Band 9) – John le Carré

AutorJohn le Carré
Verlag Ullstein Hardcover
Erscheinungsdatum 13. Oktober 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3550050121

„Das Vermächtnis der Spione“ von John le Carré ist ein klassischer Spionageroman aus der Welt der Geheimdienste während der Zeit des Kalten Krieges und nimmt direkten Bezug zu seinem Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“.

Inhalt

Der Roman beginnt im Jahr 2017. Peter Guillam, der ehemalige Assistent von George Smiley, einem der wichtigsten Spione des „Service“, des britischen Geheimdienstes, ist längst im Ruhestand und lebt auf seinem Bauernhof in der Bretagne. Da erhält er einen Brief aus London, er möge in einer wichtigen Angelegenheit und zum Zweck einer Stellungnahme sofort in die Zentrale des Service nach London kommen.

Was mit einem höflichen Gespräch beginnt, ist eine versuchte Aufdeckung der Operation Windfall. Damals, im Jahr 1961, war Alec Leamas, ein britischer Meisterspion,  zusammen mit seiner Freundin Elizabeth Gold bei einem angeblichen Fluchtversuch vor der Berliner Mauer erschossen worden.

 Auch wenn die Akten leer bis lückenhaft sind, versuchen Bunny und Laura, die Anwälte des Service, Peter Guillam dazu zu bewegen, ihnen die Wahrheit über diese Operation zu erzählen. Guillam war als Assistent von George Smiley in diese Operation mit einbezogen und außerdem war Alec Leamas nicht nur ein Kollege, sondern Peters Freund. Der britischen Regierung droht eine öffentliche Anklage samt Untersuchungsausschuss, veranlasst vom Sohn von Alec Leamas und der Tochter von Liz Gold. Da George Smiley selbst nicht auffindbar ist, soll Peter Guillam als Hauptschuldiger angeklagt werden.

Wird es gelingen, die in der Vergangenheit begrabene Operation Windfall und die wahren Hintergründe aufzuklären? Was ist damals wirklich geschehen – zu viele Fragen sind noch offen …

Thema, Handlung und Schreibstil

Der Roman „Das Vermächtnis der Spione“ erweckt die Ereignisse der Zeit des Kalten Krieges und insbesondere die Einsätze der britischen Spione in der damaligen DDR nochmals zum Leben. Der Zeitrahmen liegt zwischen 1957 und 1961. Erzählt wird aus Sicht von Peter Guillam in der Ich-Form. Da er natürlich viele Dinge in diesem Geflecht der Geheimdienste, sich konkurrierender Abteilungen und Personen, nicht wissen konnte, werden seine Erinnerungen durch Berichte, Akten, Briefe ergänzt. Dieser Wechsel der Perspektive wird vom Autor gekonnt als Spannungsmittel eingesetzt, aber auch, um viele menschliche Zwischennuancen zu erfassen.

„Wie weit können wir in der Verteidigung unserer westlichen Werte gehen, ohne diese Werte preiszugeben?“ Diese Grundfrage der Menschlichkeit in der grausamen, gefährlichen Welt der Spionage zieht sich durch alle Geschehnisse und Handlungen dieses Romans, der Operation Windfall.

Dem Autor John le Carré ging es nie darum, nur seine Erfahrungen aus seiner eigenen Zeit beim britischen Geheimdienst in spannende Thriller zu fassen, sondern er ist ein Meister der Zwischentöne, der Hintergründe seiner Geschichten, darauf bedacht, dass die komplexen Zusammenhänge ein realitätsnahes Gesamtbild eines möglichen Vorfalls ergeben. Spione werden hier nicht verherrlicht, sondern folgen ihren Aufträgen, müssen oft improvisieren und sind definitiv keine James-Bond-artigen Helden.

Der Hauptprotagonist ist diesmal eindeutig Peter Guillam, auch wenn George Smiley, der „rundliche, bebrillte, stets bekümmerte“ Spion, den ganzen Roman hindurch im Hintergrund präsent ist, bzw. durch die Rückblenden, Briefe, Akten, Erinnerungen immer wieder in den Vordergrund geholt wird. Zu Peter Guillam sagt er: „Sie waren ein loyaler Gefolgsmann. Es gehörte nicht zu Ihrem Job zu fragen, warum jeden Morgen die Sonne aufgeht.“

Das Coverbild weist auf eine weitere Hauptprotagonistin hin, Doris Gamp. Sie lebt in Ostberlin und gibt Informationen an den britischen Geheimdienst weiter, meistens über Peter Guillam. Ihr Codename ist TULIP.

Die handelnden Personen, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart, sind schnörkellos beschrieben und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Fazit

Ganz sicher ein Roman für Leser, die auch schon andere Bücher der Serien um den Spion George Smiley gelesen haben. Auf Grund der sich ohnedies aus den Rückblenden ergebenden Handlung kann „Das Vermächtnis der Spione“ natürlich auch von am Genre Spionage und Kalter Krieg Interessierten gelesen werden, die noch keinen anderen Roman von John le Carré kennen. Meiner Meinung nach sollte man jedoch zumindest „Der Spion, der aus der Kälte kam“ vorher lesen, einerseits um schneller mit der Geschichte vertraut zu werden, andererseits, weil diese völlig andere Sichtweise der damaligen Ereignisse dieses neue, finale Buch der Serie noch interessanter macht.

Der Stalker – Tania Carver

AutorTania Carver
Verlag Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum Januar 2013
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-548-28503-0

„Was, wenn keiner dir glaubt?“ (Klappentext)

Inhalt

Ein Stalker terrorisiert junge Frauen. Die Polizei interessiert sich mehr für das Privatleben der Opfer. Bis Profilerin Marina sich einschaltet. Doch sie kann die Fakten nicht zusammenfügen. Alles spricht gegen einen Einzeltäter. Dann gibt es das erste Mordopfer.

Thema und Genre

Dies ist der zweite Band um die Profilerin Marina Esposito und DI Phil Brennan. Es ist nicht unbedingt erforderlich, auch den ersten Band zu kennen, auch ich habe diesen nicht gelesen. Der Fall ist in sich abgeschlossen, auch wenn es einige wenige Rückblenden in Form kurzer Erinnerungen an den ersten Fall gibt.

Fazit

Es ist ein spannend geschriebener Thriller rund um das Ermittlerteam von Phil Brennan. Die Charaktere sind stimmig und die Twists sind meistens glaubhaft. Der Fall ist vielschichtig aufgebaut, auch wenn die Grundideen der Handlung nicht wirklich einmalig und neu sind.

Spannende Unterhaltung für Fans von Thrillern mit psychologischem Schwerpunkt.

Altes Land – Dörte Hansen

AutorDörte Hansen
Verlag Penguin Verlag
Erscheinungsdatum 13. März 2017
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3328100126

Klappentext

Das »Polackenkind« ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine andere liebt.

Handlung und Schreibstil

Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein altes Bauernhaus, das Vera von Kamcke als Flüchtlingskind zum ersten Mal betreten und nie wieder verlassen hat. Inzwischen gehört es ihr, sie hat es geerbt. Es geht um Fremdsein, Ankommen, manchmal Freundschaft und vor allem geht es um Familie, die wir trotz aller Verstrickungen, Verletzungen, vielleicht falscher Entscheidungen nicht einfach ignorieren können.

Dörte Hansens Schreibstil ist oft bildhaft-verschwenderische, da darf sich ein Satz schon mal über 7 Zeilen ausdehnen.  Über den Frühling schreibt die Autorin: „Die Felder sahen verheult aus, die Bäume tropften, zitterten, aber an ihren kahlen Zweigen schwollen schon die Knospen.“ (Zitat, Seite 159). ) Dann wieder kommen, wo es um Sachverhalte geht, kurze, prägnante Sätze. Dies macht es dem Leser einfach, diese Wortentspannungen zwischendurch. Dazu kommt noch ihr Sprachwitz, trotz der insgesamt ernsten Thematik.

Fazit

Warum ich dieses Buch nach der letzten Seite mit Bedauern geschlossen habe, liegt einerseits an den beiden starken Protagonistinnen Vera und Anna und andererseits daran, dass hier das Landleben völlig entromantisiert beschrieben wird, die Jugend, die in die Städte zieht, während die Väter bleiben. Doch anders als in dem zur Zeit viel beworbenen Roman „Niemand ist bei den Kälbern“ von Alina Herbig (ich fand ihn furchtbar und die Handlungen der Protagonistin nicht nachvollziehbar), bleiben Dörte Hansen’s Figuren trotz oder wegen ihrer Unzulänglichkeiten nachvollziehbar und sympathisch.

Ein lesenswertes Buch für Freunde von zeitgenössischer deutscher Literatur mit ernsten Themen, wie in diesem Fall das so gar nicht romantische Leben auf dem Lande.

OXEN Das erste Opfer – Jens Henrik Jensen

AutorJens Henrik Jensen
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 8. September 2017
FormatBroschiert
Seiten464
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423261586

„Wir haben auf der einen Seite einen toten Adeligen, Spitzendiplomaten, Mäzen, Thinktank-Gründer, Weltbürger – und Sägewerksbesitzer. Und auf der anderen den tapfersten Mann des Königsreichs, der mit Sicherheit ein bedauernswerter, psychisch kranker Teufel ist. Und von der Seitenlinie prescht das oberste Personal des PET heran, Mossman und Rytter. Also, wenn das kein Wespennest ist …“ (Zitat)

Inhalt

Inh

Niels Oxen, ehemaliger Polizeischüler und mehrfach ausgezeichneter Elitesoldat mit extrem schwierigen Auslandeinsätzen in Kriegsgebieten, hat den Dienst quittiert, ist untergetaucht  und lebt unerkannt als Obdachloser, bevor er sich in die Wälder Nordjütlands, Rold Skov, zurückzieht. Einzige Gesellschaft ist sein Hund Mr. White, ein weißer Samojede.

Das Waldgebiet, in dem Niels Oxen seinen Unterschlupf baut, gehört zu dem Ländern des herrschaftlichen Landsitzes Norlund Slot. Er hätte hier unentdeckt in der Natur leben können, hätte ihn nicht eines Tages die Neugierde auf die Idee gebracht, dem Park von Norlund Slot einen heimlichen Besuch abzustatten. Ausgerechnet in jener Nacht wird der Besitzer des Anwesens, Hans-Otto Corfitzen, ein reicher Geschäftsmann, Diplomat und Stifter, ermordet. Suchhelikopter finden den Unterstand, Oxen wird einvernommen und erkannt. Axel Mossmann, Chef des Inlands-Nachrichtendienstes PET, setzt Oxen unter Druck, Undercover und unabhängig von allen anderen Teams für ihn zu ermitteln, denn dieser Mord ist nur einer in einer Reihe von eigenartigen Unfällen und Morden an einflussreichen Persönlichkeiten. Es gibt keinerlei erkennbare Zusammenhänge, doch die nun toten Personen scheinen alle irgendwann in der Vergangenheit in eine Konfrontation mit Oxen geraten zu sein, was ihn für manche Ermittler zum Hauptverdächtigen macht. Er weigert sich zunächst, doch ein Ereignis bringt ihn dazu, umzudenken. Die ebenfalls in Einsätzen erfahrene Margarethe Franck, persönliche Assistentin von Mossmann, wird ihm zur Seite gestellt. Beide sind misstrauische Einzelkämpfer, müssen aber einen Weg finden, einander zu trauen und vertrauen, denn bei ihren Ermittlungen geraten sie ins Visier des mächtigen dänischen Geheimbundes Danehof, eine Vereinigung einflussreicher Personen, den es seit 1413 offiziell gar nicht mehr gibt. Sie sind Jäger und Gejagte und es ist für sie bald nicht mehr klar, wer Freund und wer Feind ist.

Charaktere

Oxen leidet unter PTBS, einer posttraumatischen Belastungsstörung, in seinen Träumen und Flashbacks muss er sich immer wieder einzelnen Kriegserlebnissen stellen. Die Beschreibung, wie er mit seinem  Hund umgeht, zeigt jedoch seine gefühlvolle Seite und nimmt den Leser für ihn ein. Dazu kommt, dass Oxen keine Rambo-artige Kampfmaschine ist, sondern nur dort präzise und rasch Gegner eliminiert, wo diese absolut skrupellos und kompromisslos ihre todbringenden Aufträge erledigen und Oxen seine Leute, Gefährten und sich selbst schützen retten bzw. schützen muss.

Auch Margarethe Franck kämpft mit Flashbacks, bei einem Einsatz hat sie ein Bein verloren. Ihr Vorgesetzter Axel Mossmann schätzt ihre kluge, präzise Denkweise und Kombiniergabe. Ihre zwischenmenschliche Beziehung zu Oxen wird langsam zu Wertschätzung und Vertrauen, je mehr sie durch ihre eigenen Recherchen über ihn, seine Einsätze und die wahren Hintergründe erfährt.

Handlung und Schreibstil

Jens Henrik Jensen ist ausgebildeter Journalist und er lässt Hintergründe aus realen Ereignissen in seine Geschichte einfließen. So würde ich diesen Roman einem Genre zwischen Thriller, und Politthriller einordnen. Die ersten etwa einhundert Seiten sind auf Grund der vielen Ereignisse, Personen, Hintergrundinformationen, mit denen der Autor den Leser konfrontiert, eher informativ, als spannend. Doch dann kommt die Geschichte plötzlich in Schwung, nimmt rasant an Fahrt auf und es folgt Hochspannung bis zur letzten Seite.

Die Figuren dieses Romans sind authentisch, präzise entwickelt. wobei der Autor besonders bei den beiden Hauptfiguren Niels Oxen und Magarethe Franck in Details geht, um ihre Problematik, Denkweise, Charakter für den Leser nachvollziehbar zu machen. Dies gibt dem Leser die Möglichkeit, diese beiden unangepassten und sehr eigenwilligen Protagonisten ins Herz zu schließen.

Fazit

Oxen, Das erste Opfer, ist ein dramatischer Thriller um Geheimdienste, Politik und Macht, geschrieben für Leser, die einen spannenden Politthriller suchen und den klaren Schreibstil der nordischen Autoren schätzen.

Der Kampf gegen den mächtigen Geheimbund ist noch nicht zu Ende und man darf auf die beiden Folgebände mit diesem eigenwilligen Ermittlerteam gespannt sein.

Im langen Schatten des Otto Dix: Das Leben des Kunstfälschers Rüdiger Faller – George Tenner / Tobias Faller

AutorGeorge Tenner
Tobias Faller
Verlag Schardt Verlag
Erscheinungsdatum 1. Juli 2015
FormatTaschenbuch
Seiten200
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-89841-825-6

„Als ihm Kunstkritiker vorwarfen, er sei ja nicht einmal in der Lage, den Zeitgeist zu malen, meinte Rüdiger Faller nur: ‚Ich danke Gott, dass ich das nicht kann‘“ (Zitat).

Inhalt und Thema

Rüdiger Faller, bekannt als der „Dix-Fälscher vom Bodensee“, gilt als einer der vier großen Fälscher der deutschen Nachkriegszeit, obwohl er sich selbst nicht als Fälscher sieht. Schwer beeindruckt von den Werken des Malers Otto Dix signiert er, ohne sich viel dabei zu denken, eines Tages ein eigenes Gemälde im Stil von Otto Dix mit dem Namen des Malers. Im Zuge der Medienberichterstattung rund um seine Verurteilung wird allzu leicht übersehen, dass Rüdiger Faller in ersten Linie eben kein Fälscher, sondern ein bedeutender Künstler des expressiven Realismus.

Fazit

Die vorliegende Biografie ist eine Erzählung in Ich-Form, informativ und spannend geschrieben. Sie basiert auf zahlreichen Tagebüchern, Prozessakten und dem umfangreichen Bildarchiv, Unterlagen, die er Maler persönlich George Tenner anvertraute.

Der Geschmack von Apfelkernen – Katharina Hagena

AutorKatharina Hagena
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum 2008
FormatGebundene Ausgabe
Seiten
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-462-04149

„Und ich stellte fest, dass nicht nur das Vergessen eine Form des Erinnerns war, sondern auch das Erinnern eine Form des Vergessens“ (Zitat aus dem Buch)

Inhalt

Iris erbt das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Bertha und erinnert sich an glückliche Sommerferien ihrer Kindheit.

Handlung und Schreibstil

Diese Geschichte umspannt das Leben von drei Frauengenerationen, erzählt Form von einzelnen Begebenheiten, bunt durcheinandergewürfelt aus den Erinnerungen von Iris und den damals erzählten Erinnerungen ihrer Großmutter, Mutter, Tanten. Ein einschneidendes Ereignis, immer wieder nur andeutungsweise erwähnt zieht sich als roter Faden durch das Buch, hier wird versucht, Spannung aufzubauen, bis Iris sich schließlich erinnert, was damals wirklich passiert ist.

Fazit

Das beinahe willkürlich scheinende Aneinanderreihen der Begebenheiten, verbunden mit zahlreichen Schilderungen, unterbricht teilweise den Lesefluss. Die Sprache schwankt zwischen banal und wirklich poetisch.

Ein Buch für einen angenehmen Lesenachmittag.

Durst (Ein Harry-Hole-Krimi, Band 11) – Jo Nesbø

AutorJo Nesbø
Verlag Ullstein Hardcover
Erscheinungsdatum 15. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3550081729

„Der vielleicht beste, vielleicht schlechteste, aber auf jeden Fall berüchtigtste Mordermittler der Osloer Polizei“ (Zitat)

Inhalt

Harry Hole, ist nicht mehr aktiv, sondern führt ein ruhiges Leben mit seiner Frau Rakel. Er hält Vorlesungen an der Polizeihochschule Oslo.

Da geschieht ein Mord: eine Frau wird ermordet und kurz darauf eine zweite. Eine erste Spur führt zur mobilen-Dating-App Tinder; über diese App nimmt der Mörder mit seinen Opfern Kontakt auf. Die bewusste Inszenierung deutet auf einen Serienmörder hin, aus Sicht des Psychologen Hallstein Smith handelt es sich um eine Form von Vampirismus.

Mikael Bellmann, Polizeipräsident und früherer Chef von Harry Hole setzt diesen unter Druck, die Suche nach dem Täter aufzunehmen. Harry Hole soll eine eigene kleine Gruppe zusammenstellen, welche parallel zum großen Ermittlerteam der Osloer Polizei tätig ist. Hole lehnt zuerst ab, doch immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Gesuchte genau jener einzige Serientäter sein könnte, der nie gefasst werden konnte „der Mörder will spielen“. Harry Hole is back und stellt sein Team zusammen: er selbst, Bjorn Holm, Anders Wyller, und Hallstein Smith, Psychologe. Die Zeit drängt, der Mörder kann jederzeit sein nächstes Opfer suchen.

Handlung, Genre und Schreibstil

Jo Nesbø bleibt seinem Stil des literarischen Kriminalromans treu. Die Sprache ist erzählend und die Handlungsschauplätze sind präzise beschrieben, seine Figuren gut durchdacht. Der Handlungszeitraum ist knapp gefasst, die Kapitel sind nicht nur in Tage, sondern sogar in Tageszeiten geordnet, was die Spannung erhöht und die Handlung vorantreibt. Der Autor nimmt sich Zeit für Ruhemomente, steigert dann wieder die Spannung und setzt überraschende Wendungen ein; wir Leser müssen unsere eigenen Vermutungen deshalb mehrmals überdenken.

Viele der Charaktere sind den Lesern aus früheren Harry Hole Fällen bekannt und vertraut, doch sie sind so genau beschrieben, dass man die früheren Bücher dieser Serie nicht unbedingt gelesen haben muss. Neu ist der junge Ermittler Anders Wyller, dessen großes Vorbild Harry Hole ist. Harry Hole selbst scheint teilweise etwas zur inneren Ruhe gekommen zu sein, doch der Schein trügt – er bleibt er selbst.

„Durst“ ist ein Musterbeispiel für eine Erzählung, welche alle Prinzipien des Storytelling  kennt, perfekt einsetzt, gelungen umsetzt, die einzelnen Figuren bewusst auf ihre Plätze stellt – und hier liegt für mich das Problem – es ist alles so perfekt, dass die einzelnen Charaktere mich nicht wirklich berühren, auch sind mehrere Details nicht ganz logisch, müssen aber so sein, damit der Plot weitergehen kann.

Fazit

Ein spannender, auch sprachlich sehr gut gelungener Kriminalroman, lesenswert nicht nur für Harry Hole Fans, sondern für alle Freunde skandinavischer Kriminalliteratur.

Kreuzschnitt (Ein Fall für Bogart Bull, Band 1) – Øistein Borge

AutorØistein Borge
Verlag Droemer TB
Erscheinungsdatum 1. September 2017
FormatTaschenbuch
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3426306048

„Es dauert weniger als zwei Sekunden, um alles zu verändern.“

Inhalt

Innerhalb von zwei Sekunden verliert Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, durch einen tödlichen Verkehrsunfall seine Frau und seine Tochter. Die folgenden sechs Monate vergehen mit Alkohol, Entzug und Rückkehr an seinen Schreibtisch. Nach sechs Monaten und zwanzig Tagen macht ihm seine Vorgesetzte den Vorschlag, in Zukunft als norwegischer Ermittler international für Europol tätig zu sein. Ein Vorschlag ohne wirkliche Alternativen. Bull sagt zu und ist im nächsten Augenblick schon auf dem Weg nach Sainte-Maxime, einem Küstenort in Frankreich. Ein erfolgreicher norwegischer Unternehmer und Kunstsammler war in seiner Villa ermordet worden. In den Rücken des Ermordeten ist ein Kreuz geschnitten.

Alles scheint auf einen Ritualmord hinzudeuten, wofür auch spricht, dass der Mörder aus der Villa nur einen einzigen Gegenstand mitgenommen hat – ein bisher unbekanntes Gemälde von Edvard Munch, das das Gesicht eines Dämons zeigt. Doch bald ergeben die ersten Erkenntnisse ein völlig anderes Bild, denn die Spuren führen in die Vergangenheit, genau gesagt ins Frühjahr 1943, wo im kleinen Ort Eymoutiers ein grausames Verbrechen stattgefunden hat.

Unterstützt durch Hauptkommissar Jean Moulin von der Kriminalpolizei in Marseille beginnt Bull mit den Ermittlungen und gemeinsam fügen sie Teil und Teil der Geschichte zusammen.

Handlung und Schreibstil

Mit der Figur des Europol-Ermittlers Bogart Bull ist Oisten Borge eine stimmige Figur gelungen, man kann als Leser Bulls Persönlichkeit und Gedankengänge gut nachvollziehen. Bull zeigt eine sehr gute Kombinationsgabe, Spürsinn, aber der Autor erlaubt ihm auch, Fehler zu machen, lässt seine Gedankengänge Umwege machen, wodurch er glaubwürdig bleibt. Zwischen Bull und seinem Partner in diesem Fall, dem ebenfalls sehr erfahrenen und kompetenten Hauptkommissar Jean Moulin, stimmt die Chemie, sie sind ein Team. 

Das Buchcover nimmt angedeutet Bezug auf den Vorfall in der Vergangenheit, wobei mir der norwegische Originaltitel „Den syvende demonen“ besser gefällt und zutreffender scheint, als „Kreuzschnitt“.

Die Handlung auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, 1943 und 2014, mit einer zusätzlichen kurzen Episode im Jahr 1906, ist sehr gut und übersichtlich durch entsprechende Kapitel mit Zeitangaben gegliedert. Dies erlaubt dem Leser, gedanklich allen Erklärungen und Hinweisen zu folgen, ohne dass die Handlungsbögen unterbrochen werden.  Dadurch bleibt die Spannung dieses beeindruckenden Kriminalromans von der ersten bis zur letzten Seite erhalten. Das Erstlingswerk des norwegischen Regisseurs und Texters überzeugt auch sprachlich und lässt gespannt auf die nächsten Einsätze von Bogart Bull warten.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman, wie ihn nur Skandinavier schreiben können. Eine Geschichte, die den Leser in die Vergangenheit und in der Zeit der aktuellen Handlung durch mehrere Länder Europas führt. Ein Buch für Freunde der skandinavischen Kriminalliteratur, in diesem Fall mit zwei zusätzlichen Pluspunkten: mehrere Schauplätze und mehrere Zeitebenen.

Herzmuscheln – Elaine Winter

AutorElaine Winter
Verlag beHEARTBEAT
Erscheinungsdatum 1. September 2017
FormatKindle
Seiten268 (Print-Ausgabe
SpracheDeutsch
ASINB07124325X

„Tief in ihrer Kehle lauerte ein glückliches Lachen, und sie konnte nicht anders, als den Kopf in den Nacken zu legen, um dieses Lachen hinauf in den blauen Himmel zu schicken. Obwohl eine Menge Arbeit auf sie wartete, bis das Guesthouse so aussehen würde, wie sie es sich vorstellte, wusste sie in diesem Moment, dass sie alles richtig gemacht hatte.“

Inhalt

Kyla O’Kelley zieht einen Schlussstrich unter eine gescheiterte Beziehung und den damit verbundenen Arbeitsplatz in Dublin. Ermöglicht wird dies durch eine unerwartete Erbschaft, die es ihr erlaubt, ein renovierungsbedüftiges Guesthouse in Loonhill, einem kleinen Ort in der Connemara, zu kaufen. Damit verwirklicht sich Kyla einen Lebenstraum.

Unterstützt wird sie von ihrer toughen neuen Freundin Joanna Whelan. Inhaberin der    Buchhandlung „Johanna´s Paradise“ in Loonhill und von Rupert Romney, einem eigenwilligen alten Iren, den sie gleichsam als Inventar mit dem Guesthouse übernommen zu haben scheint.

Da taucht noch während der Renovierungsphase der erste Gast auf, Ryan Cooper, der vor allem eines möchte, seine Ruhe. Weitere Gäste folgen, sogar eines der typischen Connemara Ponys steht eines Tages im Garten, bereit, hier zu bleiben.

Die besondere Magie der Connemara scheint auch im Mermaid Cottage zu wirken und beeinflusst die Entscheidungen und das Leben der Gäste und Bewohner. Wird der Zauber dieser Region auch Kyla den Weg zeigen können – und was haben Herzmuscheln vom Strand damit zu tun?

Thema und Genre

Diese romantische Geschichte spielt in einem fiktiven Ort in der Connemara, einem wildromantischen Landstrich an der Westküchste Irlands. Es handelt vom Guesthouse „Mermaid Cottage“, seinen Bewohnern, Gästen und Freunden.

Handlung und Charaktere

Dieser romantische Roman erfasst die prächtige Schönheit der Connemara und die Schilderungen lassen die Leser überlegen, wann der nächste Irland-Urlaub geplant werden kann. Man spürt die Natur – auch den Regen – und hört das Rauschen der Wellen.

„Sie hatte sich auf den ersten Blick verliebt. In Connemara, in das Meer und in ein altes Haus auf einem Felsen hoch über dem Strand.“

„Wenn ich aufgeregt oder traurig bin, sogar wenn ich mich sehr freue, backe ich Soufflés.“

Kyla, die neue Besitzerin des Mermaid Cottage, wird als eine selbstbewusste junge Frau geschildert, die weiß, was sie will und tatkräftig an dem Erfolg ihres Traumes arbeitet.

Sie hat ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen. Was ihre eigenen Gefühle betrifft, sieht sie nicht so klar, was in der zweiten Hälfte des Buches zu ein paar kleinen Längen im Text führt, wo ich mir gewünscht hätte, dass die Handlung zügiger fortgesetzt würde.

Ryan Cooper bleibt in der gesamten Geschichte stimmig und glaubhaft. Besonders ins Herz geschlossen habe ich den alten Iren Rupert, ein Charakter, so irisch, wie man nur sein kann.

Das bunte Buchcover deutet stilisiert den Bezug zu den herzförmigen Muscheln an, die in der Geschichte eine Rolle spielen.

Fazit

Ein Roman der unterhält, zum Träumen einlädt, trotzdem jedoch in einer möglichen, noch glaubhaften Entwicklung eines realen Lebens bleibt. Der Schreibstil ist angenehm und umfasst beides, lautes Lachen und leise Traurigkeit. Trotz der kleinen Längen gebe ich fünf Sterne und empfehle das Buch für unterhaltsame, entspannte Lesestunden.

Todesreigen – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
Verlag Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum 21. August 2017
FormatTaschenbuch
Seiten576
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-442-48313-6

„Von dem Wagen konnte nicht mehr viel übrig sein – ein verzogenes Gebilde aus Metall, Kunststoff, brennendem Benzin und etwas, das aussah wie ein menschlicher Körper.“

Inhalt

Dieser und eine Reihe von weiteren Selbstmorden von langjährigen Ermittlern des BKA, dazu zeitgleich eigenartige Todesfälle von engen Familienmitgliedern dieser Personen, bringen die beiden jungen Ermittlerinnen Sabine Nemez und Tina Martinelli zum Nachdenken. Zwischen diesen Todesfällen muss es einen Zusammenhang geben, nur welchen? Sabine und Tina stoßen trotz einer Mauer von Schweigen und Behinderungen ihrer Ermittlung auf allen Ebenen auf Zusammenhänge zu Vorfällen, die nunmehr zwanzig Jahre zurück liegen.

Auch der Name des vom Dienst suspendierten Maarten S. Sneijder taucht in diesem Zusammenhang auf und Sabine bittet ihn um Hilfe. Sein einziger Rat ist, diesen Fall sofort ruhen zu lassen, was seine Sabine Nemez natürlich keinesfalls tun wird. Erst als Sabine verschwindet, greift Maarten S. Sneijder ein. Wird er Sabine finden und vor allem, gelingt es ihm, diese Mordserie zu stoppen?

Thema und Genre

Ein Thriller mit Hochspannung vom Autor Andreas Gruber, der mit Maarten S. Sneijder einen äußerst eigenwilligen Ermittler geschaffen hat, welcher das Zeug zur literarischen Kultfigur hat.

Charaktere

Maarten S. Sneijder, der niederländische Profiler beim BKA Wiesbaden, Status suspendiert, aber nicht untätig, ist zurück mit einem gefährlichen Fall, in dem alle und alles hinterfragt werden muss und die Ermittlerin Sabine Nemez, während der Ausbildung Maarten S. Sneijders begabteste Schülerin, braucht seine Hilfe, um Zusammenhänge erkennen zu können, die tief in der Vergangenheit liegen, wo sie nach Meinung vieler Beteiligter auch bleiben sollten.

Sabine Nemez wird als engagierte, fähige Ermittlerin beschrieben, die sich durch Widerstände nicht aufhalten lässt. Sie ist durch die vergangenen Fälle erfahrener und eigenständig geworden, jedoch unterlaufen auch ihr noch Fehler, welche logisch und verständlich sind und so bleibt auch die Handlung logisch und realistisch.

Fazit

Dieser neue Thriller mit Hochspannung besticht durch die gekonnte Kombination zwischen Taten und Situationen in der Vergangenheit, jeweils im Kontext mit den aktuellen Vorfällen. Die Handlung in der Jetztzeit spielt sich während weniger Tage ab, was dieses Buch zu einem neuen Pageturner macht, wie man es von Andreas Gruber erwartet. Der Autor enttäuscht auch diesmal nicht, im Gegenteil, dieser erste Band der zweiten Trilogie um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez lässt, was Spannung und Handlungsfluss betrifft, keinen Leserwunsch offen.

Ein Buch für alle Freunde von Fällen mit speziellen Ermittlern mit Ecken und Kanten, nachvollziehbaren Handlungen und Charakteren. Auch wenn man bisher kein Buch von Andreas Gruber bzw. von diesem Ermittlungsteam gelesen hat, findet man sofort in die Handlung, da es ein paar kurze, erklärende Rückblenden zum letzten Fall gibt.

Herbstfunkeln (Cornwall Seasons 1) – Cara Lindon

AutorCara Lindon
Verlag Nova MD
Erscheinungsdatum 20. August 2017
FormatKindle
Seiten316 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07461X2B6

„Mr. Cat, ein schlecht gelaunter Kater“

Klappentext

Mann weg, Job weg, Wohnung weg – kurz vor ihrem 30. Geburtstag hat Alys alles verloren. Zutiefst unglücklich kehrt sie zurück ins romantische Cornwall, ins Haus ihrer Großmutter. Mit Schokolade, Büchern und ihren besten Freundinnen versucht sie sich zu trösten, aber das Leben erscheint ihr leer.

Um nicht mehr so allein zu sein, adoptiert sie Mr. Cat, einen missmutigen Kater aus dem Tierheim. Gerade hat Alys sich ihrem Dasein als einsame Katzenfrau abgefunden, da treten gleich zwei Männer in ihr Leben: der sympathische Jory, mit dem Alys lachen kann, und der erfolgreiche Daveth mit den stahlgrauen Augen, der sie verwöhnt.
Nun muss Alys sich entscheiden: Kann sie ihrem Herzen vertrauen oder steht ihre Vergangenheit ihrem Glück im Weg?

Thema, Handlung und Schreibstil

Cornwall, drei Freundinnen, ein Kater, ein Hund und Alys, eine der drei Freundinnen und in diesem Buch unsere Hauptprotagonistin mit der Wahl zwischen zwei Männern – das ist der Stoff, aus dem unterhaltsame Frauenliteratur gemacht wird. Theoretisch ja, in diesem Fall haben sich meine Erwartungen nicht erfüllt. Alys, die Hauptfigur in diesem ersten von drei Bänden, ist als eine unsichere Frau beschrieben, die auch Ende 20 nicht weiß, was sie will, noch nicht zu sich selbst gefunden hat, sondern Sicherheiten sucht, sei es bei der Berufswahl, sei es bei der Wahl ihrer Männer. Die Selbstsicherheit der mordernen jungen Frauen fehlt mir bei ihr und auch teilweise bei ihren Freundinnen. Cornwall bleibt touristisch-oberflächlich, die wunderbare Stimmung, die prächtigen Farben Cornwalls stellen sich beim Lesen nicht ein. Richtig gut beschrieben werden vor allem Haarfarbe, Haarfülle und Haarlänge der Frisuren aller auftretenden Charaktere, dazu noch der Körperbau – ist das wirklich so wichtig?  Wirklich treffend und witzig ist Mr. Cat beschrieben.

Fazit

Die Autorin schreibt unter einem Pseudonym, was ich bei einer Nora Roberts verstehe, die für ihre Krimis unter anderem Namen schreibt, daraus aber kein Geheimnis macht, bei Sarah Lark und anderen. Hier allerdings bleibt geheim, wer Cara Lindon ist und ich habe dafür nur eine Erklärung: sie ist selbst von diesem Werk nicht überzeugt.

Elefant – Martin Suter

AutorMartin Suter
Verlag Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum 18. Januar 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978 3 257 06970 9

Ein Wesen, das die Menschen verwirrt und bezaubert: ein kleiner rosaroter Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich ist er da, in der Höhle des Obdachlosen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat. (Zitat Klappentext)

Inhalt

Der Obdachlose Schoch übernimmt gemeinsam mit der Tierärztin Valerie Sommer die Verantwortung für diesen besonderen kleinen Elefanten, ebenso wie auch der Elefantenflüsterer Kaung. Der Genforscher Roux und sein  mächtiger Geschäftspartner, ein ebenso skrupelloser chinesischer Forschungskonzern geben nicht so leicht auf – sie wollen das Ergebnis ihrer Forschungen zurück, mit allen Mitteln.

Thema und Genre

Martin Suter greift in seinem neuesten Roman ein brisantes Thema auf: Gentechnologie, bedenkenlos auf Ruhm, vor allem aber auf die riesigen Geschäftsmöglichkeiten ausgerichtet.

Fazit

Ich habe alle Bücher von Martin Suter gelesen, nur die Kurzgeschichten nicht.  Hier zeigt uns der Autor eine neue Facette seines Könnens und erzählt uns eine Geschichte, die ebenso spannend, wie magisch ist. Man legt das Buch nach der letzten Seite mit einem Lächeln aus der Hand. Das Thema und Anliegen dieses Romans regen noch lange zum Nachdenken an.

Diesen Roman hat alles für jeden Leser: ein wichtiges Thema, klar gezeichnete, stimmige Charaktere, Spannung, Romantik, Poesie, Magie und die Sprache eines gewandten Erzählers.

Der Preis, den man zahlt (Lorenzo-Falcó-Reihe) – Arturo Pérez-Reverte

AutorArturo Pérez-Reverte
Verlag Insel Verlag
Erscheinungsdatum 10. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten295
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3458177197

„Du kennst das Spiel. Es ist oft nicht das, wonach es aussieht“. Im Grunde würde dieses Zitat genügen, um den Inhalt des Romans zu beschreiben.

Inhalt

Die Geschichte spielt 1936 in Spanien und der Bürgerkrieg zwischen der linken Volksfront und den politisch rechts orientierten Falangisten und Nationalisten ist in vollem Gang. Der weltgewandte, effizient agierende Spion Lorenzo Falcó erhält einen höchst brisanten Geheimauftrag: ein politisch hochrangiger Gefangener, eine bekannte Persönlichkeit, soll aus der Festung Alicante befreit werden.

Diesmal erhält Falcó, der es gewohnt ist, alleine zu arbeiten, ein kleines, aber effizientes Team zugeteilt. Zu diesem Team gehören auch zwei junge Frauen, Caridad  Montero und Eva Rengel. Falcó leitet die Mission, doch auch er erhält seine Weisungen und alle Einzelheiten in diesem Falle in mehreren Etappen. Um diesen Einsatz erfolgreich durchführen zu können, müssen die Mitglieder des Teams, die kaum etwas voneinander wissen, einander zu 100 Prozent vertrauen und sich auf jeden einzelnen verlassen können, das ist in diesen Tagen überlebensnotwendig.

Werden sie den Auftrag erfolgreich durchführen können, trotz der unterschiedlichen Interessen aller Grupperungen, die die Fäden in diesem riskanten Spiel ziehen?

Thema und Genre

Bei „Der Preis, den man zahlt“ handelt es sich um einen Roman, wobei der zeitgeschichtliche Hintergrund, der Bürgerkrieg in Spanien, real ist und aus der politischen Situation von Anschlägen, Verhaftungen der übergeordnet mit „national-rechts“ und „sozialistisch-links“  zuzuordnenden einzelnen Gruppierungen ergibt sich die Mission von Lorenzo Falcó und der ihn umgebenden Protagonisten. Auch international wurde dieser Schauplatz intensiv beobachtet und besonders Deutschland und Italien mischten hier kräftig mit.

Charaktere

„Ich sympathisiere mit mit verschiedenen Anliegen.“ (Lorenzo Falcó) „Wenn ich das hier richtig verstehe, vor allem mit dem eigenen.“ (sein Mentor). In Zeiten wie diesen war man nur als Wolf sicher (Falcó).

Diese Aussagen charakterisieren den Hauptakteur Lorenzo Falcó. Ein mutiger, versierter Einzelkämpfer, Frauenheld der Eroberung willen, keine Skrupel. Zugeben, kein Romanheld, mit dem man sich zu 100% identifizieren kann, doch darum scheint es dem Autor auch gar nicht zu gehen, sondern er will die Geschichte erzählen und darin von Menschen, die nicht in „gut“ und „böse“ einzuteilen sind und im Spiel Politik und Spionage nur handelnde Figuren bleiben.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung dieses Romans steht im stimmigen Kontext mit dem Umfeld und die Entwicklung der Handlung und der überraschenden Wendungen ist nachvollziehbar. Auch Leser, die selten Spionageromane lesen, werden sich rasch in die Welt der völlig unterschiedlichen Motive und  politischen Richtungen der handelnden Personen, Auftraggeber und im Hintergrund bleibenden Persönlichkeiten eingelesen haben und die bis zur letzten Seite spannende Geschichte nicht aus der Hand legen wollen.

Das Buchcover nimmt Bezug auf Züge, die mehrmals eine Rolle spielen, dazu der Rauch der Lokomotive, der viele Dinge im nebeligen Unbekannten lässt, dazu eine einsame Frauengestalt, stellvertretend auch für die persönliche Einsamkeit in gefährlichen Einsätzen wie diesem.

Fazit

Man kennt Arturo Pérez-Reverte aus seinen früheren Werken als sprachlich gewandten Erzähler, der auch das Umfeld seiner Geschichten in Bilder fasst, jedoch immer nur so weit, dass es nicht in überbordende Schilderungen abgleitet, was der Handlung die Spannung nehmen würde. Ein Buch für alle Leser, die sich neben einer guten aufgebauten, spannenden Geschichte auch eine genussvoll zu lesende Sprache wünschen.

Jasmin und Bittermandeln – Julia Freidank

„Jasmin und Bittermandeln“ von Julia Freidank

Verlag: Tinte & Feder

8. August 2017, Kindle Ausgabe, 352 Seiten (Printausgabe), ASIN: B0725FTPGY

Klappentext:

Lara reist nach Rom, um den geheimnisvollen Pasquino zu untersuchen, eine Statue, an der die Menschen anonyme Botschaften hinterlassen – über Politik, die Welt und das Leben in Rom. Kaum angekommen lernt sie in der ewigen Stadt Jasmin kennen. Eine unkonventionelle Femme fatale, die ihre Lebensweisheit mit der jungen Frau teilt und sie in ihre Wohngemeinschaft mit dem schüchternen Journalisten Francesco und dem Studenten Momus aufnimmt.

Eines Tages findet Lara eine Botschaft am Pasquino, die nur an sie gerichtet sein kann. Wer ist der geheimnisvolle Verfasser? Immer neue Zettel folgen und Lara verliebt sich in den Unbekannten, der sie inspiriert und ihre innersten Sehnsüchte weckt. Nach und nach wird die Suche nach dem geheimnisvollen Schreiber für Lara zu einer Suche nach sich selbst.

Fazit:

An dieses Buch muss man sich gewöhnen, aber wenn man die Ausflüge der Autorin in die Philosophie akzeptiert und sich eingelesen hat, ist es eine stilsicher, erfreulich zu lesende Geschichte.

Der Roman spiel in Rom, wobei Stadt, Menschen und Lebensgefühl sehr gut erfasst sind.

Die Studentin Lara entwickelt sich von einer unsicheren, angepassten jungen Frau zu einer selbstbewussten Persönlichkeit, die lernt, sich selbst zu akzeptieren, eigene Wünsche zu formulieren und danach zu leben. Diese Entwicklung wird beeinflusst von den Menschen in ihrem Umfeld und beeinflusst diese gleichzeitig.

Es ist Unterhaltungslektüre, aber mehr als nur die übliche Verwirrungen-Liebesgeschichte, sondern gibt auch einige wichtige Themen vor, die der Geschichte durchaus Sinn und Tiefgang geben. Die einzelnen Charaktere wachsen dem Leser mit all ihren Eigenheiten, Ecken und Kanten ans Herz. Natürlich gibt es für Lara nach einigen Umwegen und Zweifeln ein Happy End und man legt das Buch mit einem Lächeln zur Seite.

Ein Buch für Leserinnen, die ein paar entspannte, unterhaltsame Stunden genießen wollen.

Opferstein – Heidi Schumacher

AutorHeidi Schumacher
Verlag Emons Verlag
Erscheinungsdatum 29. März 2011
FormatTaschenbuch
Seiten180
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-89705-807-1

Rügen-Bezug

Inhalt – Klappentext

In einer idyllischen Bucht auf Rügen, in der Nähe des legendären Opfersteins, werden drei Touristinnen aus dem Westen erschlagen aufgefunden. Unfälle, behauptet die Polizei. Mord, sagt einer der Ehemänner der Toten und beauftragt Antonia Babe, eine junge Detektivin aus Hamburg, mit den Ermittlungen. Schon bald entdeckt Antonia im Dorf ein Geflecht von Beziehungen, das die Bewohner mit den Toten verband – und kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur.

Fazit

Krimis mit Ortsbezug gibt es viele und viele darunter sind insgesamt sehr einfach konstruiert  und lesen sich schnell – nicht unbedingt mein persönliches Genre. Da ich in meiner neuen Heimat Lohme auf Rügen sowohl die Kreidefelsen, als auch Opfersteine und Hünengräber sozusagen vor der Haustüre habe, wurde ich neugierig. Der Rügen-Bezug und die entsprechenden Schilderungen bleiben vage und sehr an der Oberfläche, da hatte ich mir mehr erwartet, das kann ich in jedem Touristenführer lesen. Aber die Story selbst ist gut entwickelt, liest sich flüssig und Antonia Babe, der Hauptcharakter des Buches, entwickelt sich für mich bis auf einige kleine Ausnahmen nachvollziehbar und sympathisch. Der Schreibstil gefällt mir ebenfalls und daher werde ich (trotz mancher negativer Kritik) auch den bereits erschienenen zweiten Band mit dieser Ermittlerin lesen und mir lieber selbst ein Bild machen. Ich empfehle diesen auf Rügen spielenden Küsten Krimi als unterhaltsame Ferienlektüre oder auch nach einem Rügen Urlaub zum Weiterträumen zu Hause.

Der Blogger – Patrick Brosi

AutorPatrick Brosi
Verlag Emons Verlag
Erscheinungsdatum 17. September 2015
FormatTaschenbuch
Seiten480
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3954516766

„Nichts geschieht zufällig“

Inhalt – Klappentext

Ein Ruderer verschwindet spurlos aus seinem Boot. Der Vermisste ist ein weltweit bekannter Enthüllungsblogger, der die Pharmaindustrie durch geleakte Insiderinformationen an den Pranger gestellt hat. Wurde er aus dem Weg geschafft? Und was geschah mit der jungen Journalistin, die dem öffentlichkeitsscheuen Blogger auf der Spur war?

Fazit

René Berger ist ein bekannter Enthüllungsblogger, der mit einer neuen Geschichte droht, welche das Ende für ein bekanntes Pharmaunternehmen bedeuten könnte. Marie Sommer, Journalistin bei einer Online-Zeitung soll ihn im Auftrag ihrer Zeitung an seinem Rückzugort im Schwarzwald suchen und versuchen, ihn zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Andreas Nagel ist der Leiter der Ermittler in diesem Thriller.

Der Aufbau dieses Kriminalromans ist etwas gewöhnungsbedürftig, da er in viele Abschnitte geteilt ist, in denen das gesamte Geschehen auf zwei Ebenen abgehandelt wird, Marie und Nagel, wobei die Ebene Marie zu Beginn einen Monat vor der Ebene des Ermittlers Nagel spielt und im Laufe der Geschichte erst bewegen sich die beiden Zeitebenen aufeinander zu.

In meinen Augen ist dies zwar ein interessanter Aufbau, geht jedoch zu Lasten wirklicher Spannung. Unter diesem gleichsam Zerschnipseln der Handlung leidet der Lesefluss und es wird teilweise mühsam, auch wenn mir der Sprachstil sehr gut gefallen hat. Die Auflösung scheint, gemessen an der Realität, zwar durchaus glaubhaft, wird aber ziemlich rasch abgehandelt, dadurch werden manche Zusammenhänge als Fakten dargestellt, ohne näher auf das „Warum“ einzugehen. Insgesamt dennoch ein interessantes Leseerlebnis, auch wenn ich mir etwas mehr erwartet hatte.

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