Forschungspoesie: Gedichte über das Menschsein – Antonia Löschner

AutorAntonia Löschner
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 9. Februar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten44
SpracheDeutsch
ISBN-13978-1973445708

„Ein Lyrikband, der kompakt enthält, worüber man sich Fragen stellt. (Zitat aus „Lyrische Einleitung“, Seite 1)

Inhalt

Die Autorin ist Ethnologin und schreibt ihre Gedanken über das Menschsein und seine unterschiedlichen Formen und Herausforderungen in Gedichtform nieder.

Thema und Sprache

Die Kernthemen dieser Lyrik sind Kultur, Gesellschaft und Psyche, wobei es sich um Gedanken zu Forschungsergebnissen aus Studien, Fachartikeln und Arbeiten handelt. Im ausführlichen Anhang sind diese Quellen angeführt und auch der Bezug zum jeweiligen Gedicht.

Es finden sich Themen wie Kunst und Kultur, Zugehörigkeit, soziale Aspekte und auch die damit verbundenen Konflikte.

Diese Gedichte wollen keine Lösungen anbieten, enthalten jedoch Vorschläge für mögliche Lösungen und regen zum weiteren Nachdenken an. Als Leser vergleicht man die eigenen Standpunkte und findet bekannte Denkmuster zum Bejahend-Nicken, aber auch neue Überlegungen und Betrachtungsweisen.

Als Lyrikform wählt die Autorin den Endreim, mit Hebungen und Senkungen geht sie eher unkonventionell um, was einerseits die Gedanken auf den Inhalt lenkt, andererseits manchmal auf Grund der etwas abrupten Sprachmelodie etwas ablenkt. Hier würde ich mir im nächsten Gedichtband eine Mischung aus sich reimenden Gedichten und freien, nur aus Gedankenbildern und Sprachmelodie entstandenen Gedichten wünschen.

Fazit

Ein besonderer, unkonventioneller Gedichtband zum Lesen und Nachdenken, der sich einmal nicht mit Liebe, Romantik und Natur beschäftigt, sondern mit dem Menschen als Individuum und doch Teil eines sozialen Ganzen und den damit verbundenen Herausforderungen, denen wir uns täglich stellen müssen.

Else Lasker-Schüler, Ausgewählte Gedichte, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Uljana Wolf

AutorElse Lasker-Schüler
Uljana Wolf
Verlag Fischer
Taschenbibliothek
Erscheinungsdatum 25. Februar 2016
FormatTaschenbuch
Seiten208
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596520992

„Und ich habe dir doch von grossen Sternen erzählt, Aber du hast nur Erde gesehn.“ (aus „Ich träume so leise von dir – – -„)

Inhalt

Eine vielseitige, chronologische Sammlung von Gedichten dieser expressionistischen Lyrikerin, ergänzt durch einen Lebenslauf und ein Nachwort.

Thema und Sprache

In ihren Gedichten lebt die Geschichte ihres Lebens. Es geht um Liebe, Schmerz,  Verlust, um Familie und Freundschaft, Religion, die eigenen Wurzeln, Heimat und Heimatlosigkeit. In den letzten Gedichten schwingt die Müdigkeit dieser Jahre mit. Doch immer wieder erfreut sie uns mit ihren Sprachspielereien und fröhlichen Nonsens-Kinderreimen.

Else Lasker-Schüler liebt die Sprache und egal, ob sie reimt oder durch ihre Sprachmelodien verzaubert, immer malt sie Bilder, in denen ihre Seele wohnt. Oft gibt eine neue Idee, ein neuer Gedanke, dem Gedicht eine überraschende Wendung. Lyrik kann weit mehr sein, als die wissenschaftlichen Interpretationen, einfach ein persönliches Eintauchen in die Kraft der Sprache, die Gefühlswelt des Autors und das eigene Mitschwingen. In der Melodie von Wortkreationen wie „Ich sehe dein Herz sternen“ (aus „Mein Liebeslied“) kann man sich verlieren und finden.

Fazit

Eine überzeugend zusammengestellte Sammlung von Gedichten dieser ausdrucks- und bildstarken Lyrikerin. Ich lege diesen besonderen Lyrikband auch Lesern ans Herz, die „niemals, auf keinen Fall“ Gedichte lesen wollten.

Das Gelb des Herzens, Gedichte – Peter Budéus

AutorPeter Budéus
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 27. März 2018
AusgabeTaschenbuch
Seiten104
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3740745233

„Füller, schreib‘ mir alles auf, Dann setz ich mein Leben drauf … (aus “Füller schreibe“, Seite 89)

Inhalt

Es ist eine Auswahl aus dem lyrischen Werk vieler Lebensjahre, die uns der Autor in diesem Gedichtband vorlegt. Ein Leben in Gedichtform, mit Höhen und Tiefen, Enttäuschungen, Hoffnung, Erleben der Natur, Liebe, und dies alles verbunden durch die Erfahrungen daraus, an denen uns Peter Budéus nun teilhaben lässt.

Thema und Sprache

Der Autor teilt diese Gedichtsammlung in sechs Themenkreise ein, die jeweils zehn und mehr Gedichte umfassen. Doch wichtige Fragen wie zum Beispiel Erinnerungen finden sich in den Gedichten aller Kapitel wieder. Der letzte der sechs Abschnitte trägt den Titel „Die Seele ist frei“ und hier trifft Poesie auf Hoffnung und lässt auch die Gedanken des Lesers träumen und fliegen.

Gedichte von dieser Intensität lassen sich nicht den strengen sprachlichen Reimformen unterwerfen und so spielt der Autor oft auch innerhalb eines Gedichtes mit unterschiedlichen Vers- und Reimformen, Rhythmen. Hier muss man als Leser manchmal innehalten, nachspüren – und dann nochmals lesen.

Fazit

Für Gedichte, die über einfache Auszählreime hinausgehen und die Gedanken, Gefühle transportieren, die zum Nachdenken anregen wollen, muss man sich Zeit nehmen (wollen). Vielleicht schreckt dies manche Menschen ab, die bei dem Wort „Lyrik“ sofort die Flucht ergreifen. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, malen gerade lyrische Texte beeindruckende Bilder in die Gedanken des Lesers und können manchmal sogar helfen, Klarheit in das persönliche Chaos zu bringen.

Regentonnenvariationen – Jan Wagner

AutorJan Wagner
Verlag FISCHER Taschenbuch
Erscheinungsdatum 26. Mai 2016
FormatTaschenbuch
Seiten112
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3596035977

„wenn du am fluß stehst aber, suche im dunst nach den vertrauten schemen. rechne mit uns“ (Originalzitat Seite 54, „kentaurenblues“)

Inhalt

So vielfältig wie die Titel gebenden Regentonnenvariationen, die eine Regentonne im Jahresverlauf beschreiben, sind die in diesem Lyrikband gesammelten Gedichte. Ein weit gespannter Bogen durch die Natur, beginnend mit Giersch und endend in einem Bienenschwarm, dazwischen Stationen eine Weltreise.

Thema und Sprache

Der Autor beobachtet und verknüpft die Natur mit seinen Erinnerungen oder auch mit scheinbar zufällig gewählten Gegenständen und malt so seine Bilder in die Gedanken der Leser. Manchmal bleibt er beim Thema, er beobachtet einen Otter, dann wieder verknüpft er Maulbeeren und Fledermäuse und überrascht uns mit seiner Phantasie. Zäune, die mehr Eingang, als Begrenzung sind, vergessene Tennisbälle oder einfach Seife, seine Sprache erfasst alles, beschreibend, mit allen Sinnen, mit Bewegung, Geräuschen und Gerüchen. Er schickt uns auf die Reise ins Venedig Canalettos und zu den heißen Quellen von Rotorua, ein Gedicht, wo er mit wenigen Worten die Seele Neuseelands einfängt.

Nichts stört bei ihm die Melodie der Sprache, alle Worte in Kleinschreibung, manchmal wie leicht hingeworfen, Zeilenfragmente und scheinbar zufällige Umbrüche. Es ist die poetische Leichtigkeit der Sprache, die den Leser verzaubert.

Fazit

Eine Gedichtsammlung, die sicher auch Menschen begeistern wird, die Lyrik für langweilig halten und denen dazu nur Reime einfallen, die man an Geburtstagen zitiert. Hier kann man Sprache neu entdecken, einfache Dinge mit Schmunzeln und Staunen völlig neu betrachten, in Metaphern das eigene Leben finden – wenn man sich darauf einlässt.

Gedichte schreiben: Von Akrostichon bis Sonett – Sabine Hartmann

AutorSabine Hartmann
Verlag Hottenstein
Buchverlag
Erscheinungsdatum 25. Januar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten84
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3935928823

Zit

Ein Sonett kann so nett sein, ein Limerick kann kokett sein, eine Ballade kann fett sein und Sie dürfen beim Reimen im Bett sein … (Zitat Klappentext) „Jetzt sind Sie dran …“ (Zitat S 34)

Inhalt

Dieses Büchlein wurde als Lehr- und Übungsbuch geschrieben. Es ist in zwei Teile geteilt. Teil I: In jedem Kapitel wird eine Gedichtform vorgestellt, kurz beschrieben, dazu ein Beispiel und freie Zeilen, um sofort zu üben. Der Teil II am Ende des Buches befasst sich mit der entsprechenden Theorie, Versformen, Fachausdrücken und bietet weiterführende Links an.

Thema und Genre

Es handelt sich hier um ein praktisches, kleines Buch, das man überall mitnehmen kann. Es beginnt mit der Praxis, mit einer einfachen Gedichtform, dem Elfchen. So kann man sofort kreativ werden. Will man mehr wissen, findet man am Ende des Buches einen theoretischen Teil, den man natürlich auch vorher lesen kann.

Das gesamte Büchlein ist sehr übersichtlich aufgebaut. Die einzelnen Kapitel und die freien Zeilen – wenn es um längere Gedichte geht, werden es freie Seiten – sind ansprechend gestaltet und laden zum Ausprobieren ein.

Dieses kleine Buch macht einfach Spaß. Einmal begonnen, entwickelt man Ideen und eine eigene Kreativität, von der man zuvor vielleicht gar keine Ahnung hatte. Besonders der Limerick gräbt sich in die Gedanken und man kommt auf immer neue Varianten, man kann buchstäblich nicht mehr aufhören, wenn die Verse erst mal fließen.

Fazit

„Gedichte schreiben“, dieses kleine Buch ist auch ein perfektes Geschenk für alle Menschen, die einfach mal probieren wollen, mit der Sprache zu spielen. Oder man schenkt es sich selbst, einfach zum Abschalten und etwas völlig Neues zu entdecken.

Immer wieder Licht ein Fenster – Friedrich Treber

AutorFriedrich Treber
Verlag Books on Demand
Erscheinungsdatum 6. Februar 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten100
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3743166714

Zit

„Verborgen träumen Wege, spottend Maß und Zahl. Nur geh, auf jedem Weg zählt ein Schritt viel.“ (Originalzitat aus dem Gedicht: In Zeiten des Verfehlens)

Inhalt, Thema und Sprache

Für Lyrik sollte man sich Zeit nehmen, sich darauf einlassen. Man wird die einzelnen Gedichte öfter lesen wollen und einerseits ergründen, was uns der Autor sagen will, aber auch die eigene Sichtweise, das eigene Gedankenbild dazu finden.

Der Autor Friedrich Treber ordnet seine Gedichte in diesem Band nach den vier Jahreszeiten an, er beginnt mit dem Frühling und misst die Frage nach noch verbleibenden Lebensjahren nicht nur in Nestbauzeiten der Vögel, sondern auch in Heizperioden. Es folgen Sommer, Nachsaison und Herbst. Weihnachten und das Ende eines Jahres schließen den Kreis. Dieser Vergleich mit den Jahreszeiten bedeutet jedoch nicht nur einen Bezug zur Natur, sondern vielmehr geht es um viele unterschiedliche Themen, aber immer wird der Umgang der Menschen miteinander hinterfragt.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Autor die in der Realität noch immer unlösbar zu scheinende Frage, wie wir verhindern können, dass der Zufall, in welches Umfeld ein Kind geboren wird – arm oder begütert, Krieg oder Frieden – schon über den Verlauf des späteren Lebens dieses Kindes entscheidet. Diese Problematik klingt in vielen dieser Gedichte durch.

Die Lyrik dieses Autors ist intensiv und manche Gedichte muss man über die Zeilenumbrüche hinweg laut lesen, damit sich der Sinn dann durch die Melodie der Sprache öffnet. Interessant ist, wie der Autor mit vielen Versformen spielt, Reim, klassische und ungewöhnliche Versformen und immer scheint erst der Rhythmus die Gedanken und die Aussage zu enthüllen.

Fazit

Ein Buch für Leser, die Lyrik schätzen, welche nicht nur durch Wortfragmente und Buchstabenspiele neue Wege sucht, sondern sprachlich ausgewogen zum Nachdenken und Mitdenken anregt. Doch auch für Leser, die seit der Schulzeit keine Gedichte mehr gelesen haben, lohnt es sich, sich für diesen Lyrikband Zeit zu nehmen. Es gibt keinen Spannungsbogen, der zum Weiterlesen antreibt, hier kann man sich zurücklehnen und in Ruhe jede einzelne Zeile auf sich wirken lassen.

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