Das Sissi-Feuerwerk: Ein Ischl-Krimi (Materna & Konarek ermitteln 2) – Jenna Theiss

AutorJenna Theiss
Verlag Piper Spannungsvoll
Erscheinungsdatum 4. Juni 2019
FormatKindle
Seiten312 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB07NS522W3

„Die sollten keine Operetten mehr aufführen, die Ischler, sondern glei den Tanz der Vampire oder die Rocky Horror Picture Show, wenn’s wegen dem Festival dauernd Mord und Totschlag gibt.“ (Zitat Position 850)

Inhalt

Operettenwochen in Bad Ischl und Chefinspektor Paul Materna hat einige unbeschwerte Urlaubstage mit seiner Freundin Josi Konarek in Bad Ischl geplant. Gezeigt wird eine geänderte Fassung der Operette „Das Feuerwerk“, in der auch die Kaiserin Elisabeth vorkommt. Für die Zirkusnummern auf Hochseil und Trapez wurden zwei erfahrene Akrobatinnen engagiert. Josi konnte bei den Proben zusehen, kennt beide Darstellerinnen, Yvonne und Antonella. Bei der Premiere tritt Yvonne auf und stürzt ab und gleichzeitig verschwindet Antonella. Bald ist klar, dass es kein Unfall war und der Urlaub ist für Materna zu Ende, bevor er richtig begonnen hat.

Thema und Genre

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug spielt in der oberösterreichischen Kaiserstadt Bad Ischl. Themen sind Operette, Sissi, Zirkus, aber auch Tierhaltung und Tierschutz. Natürlich geht es auch wieder um die schöne Stadt Bad Ischl und seine Bewohner.

Charaktere

Paul Materna hat es nicht leicht, als Ermittler will er den Fall lösen, andererseits hat er ein schlechtes Gewissen, weil er kaum Zeit für seine Freundin Josi hat. Dazu kommt noch, dass er nicht sicher ist, wie die verschwundene Antonella ins Gesamtbild passt. Auch Josi macht sich Sorgen, ermittelt auf eigene Faust und hat dadurch auch einige Geheimnisse vor Paul und dem offiziellen Ermittlerteam.

Handlung und Schreibstil

Die intensiven Ermittlungen finden während einer Woche statt, dadurch folgen die Ereignisse rasch aufeinander, teilweise auch gleichzeitig, da ja Paul und Josi parallel möglichen Spuren folgen. Ergänzt wird die Handlung durch erklärende Rückblenden. Datumsangaben über jedem Kapitel machen die Geschichte stimmig und nachvollziehbar. Die letzten drei Kapitel spielen drei Wochen später und runden die Ereignisse ab.

Die Geschichte wird spannend, mit viel Herz und Humor erzählt und liest sich mit Vergnügen.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman mit Regionalbezug, der in der schönen Stadt Bad Ischl spielt, untrennbar mit Kaiser Franz Josef und Kaiserin Sisi verbunden. Auch wer noch nie in Bad Ischl war, kann sich die Stadt durch die lebendigen Beschreibungen sofort gut vorstellen. Ein sympathisches Ermittlerpaar, nämlich der Linzer Ermittler Paul Materna und die Berliner Wissenschaftsjournalistin Josi Konarek mit Dackel Poldi, garantieren unterhaltsame Lesestunden. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, wird dies nach der Lektüre aber vermutlich nachholen wollen.

Mutterherz: Die Amtsschimmelflüsterer IV – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 16. Oktober 2017
FormatTaschenbuch
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN978-3743962699

„Endlich. Sie gehören zu den Amtsschimmelflüsterern. Sie helfen mir doch, oder?“ (Zitat Seite 98)

Inhalt

Nele Schröder ist 15 Jahre alt, als sie verhaftet wird, mit der Mordwaffe in der Hand. Ihr Stiefvater ist tot, 20 Messerstiche, die Mutter schwer verletzt. 2017 folgt das Urteil, neun Jahre Jugendhaft. Da meldet sich die Staatsanwältin bei Katja Sollig. Es liegt eine Strafanzeige von Nele gegen das Gesundheitsamt und die Schulärztin vor. Die Tante des Mädchens, Anna Schröder, hat den Strafverteidiger Johannes Strate engagiert, um Revision gegen des Urteil einzulegen. Doch dafür muss es neue Erkenntnisse geben und die Frist läuft in sieben Tagen ab. Damit gibt es kein verlängertes Allerheiligen Wochenende für Katja und ihr Team. Wird die Zeit reichen, um die umfangreiche Vorgeschichte neu aufzurollen?

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieses regionalen Kriminalromans mit mit sozialem Schwerpunkt stehen diesmal das Jugendamt, Schule und Ärzte, die offensichtlichen Zeichen eines Problems in einer Familie nicht nachgehen, aus Angst, eine falsche Beschuldigung auszusprechen. 

Charaktere

Das Soko Sozial, das sind Katja Sollig, ihr Kollege und Schwager Frank Lieme und die ihnen zugeteilte Abteilungssekretärin Kathrin Kramer, ist ein eingeschworenes Team. Kathrin wühlt sich konzentriert durch Aktenberge und auch das kleinste Detail entgeht ihr nicht. Katja und Frank gehen auf der Suche nach der Wahrheit jeder Spur nach, obwohl Frank etwas gestresst ist, da er in wenigen Tagen Vater werden wird.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte spielt während weniger Tage zwischen Ende Oktober und Anfang November 2017. Die Vorgeschichte und vor allem die Ereignisse 2015 erfährt der Leser durch zwischen die aktuelle Handlung gestreute Rückblenden. Der kurze Zeitraum erhöht die Spannung und man hofft mit den „Amtsschimmelflüsterern“, dass sie auch diesen neuen Fall lösen können und dies innerhalb der für die Revision geltenden extrem kurzen Frist.

Das ernste, beklemmende Thema wird durch die Schilderungen der sympathischen Eigenheiten des Teams, ihrer Besprechungen bei Ingwer-Zitrone-Tee und Laugencroissants, aufgelockert.

Fazit

Ein besonders ernster Fall für das Team der Soko Sozial, da es um Kinder, Jugendliche, Familie geht. Man muss die anderen Fälle aus dem Kalletal nicht gelesen haben, wird es nach diesem Buch vermutlich aber tun, dafür sorgt schon das sympathische Ermittler-Team. Ein Regional-Krimi mit einer starken sozialen Komponente, engagiert, außergewöhnlich und spannend.

Luftnummer: Die Amtsschimmelflüsterer VI – Der Kalletalkrimi – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 31. Mai 2019
FormatGebundene Ausgabe
Seiten264
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3748290858

„Die Wand vor uns wird höher und höher und wir kommen nicht dagegen an. Berge von Steinen werden uns in den Weg gelegt.“ (Originalzitat Seite 152)

Inhalt

Eine Strafanzeige wegen Aktenvernichtung gegen einen Sachbearbeiter der Unfallkasse BGL, erstattet von einem Versicherten. Ein Unfall 1988, eine Unfallfolge, die erst 2014 während einer OP erkannt wird und die Unfallkasse, die ihre Akten immer pünktlich nach zehn Jahren vernichtet. Ein Fall für Katja Sollig und ihr Team von der Soko Sozial in Badenhausen. Katja und ihr Kollege Frank fahren zur BGL nach Bielefeld, um mit dem Sachbearbeiter persönlich zu sprechen …

Thema und Genre

Dieser Regio-Kriminalroman spielt im Kalletal und es geht wieder um einen Rechtsfall aus dem Sozialbereich. Diesmal handelt es sich um einen Unfall mit Spätfolgen, Versicherungsleistungen und Beamte, die sich als Dienstleister nicht dem Bürger, sondern der öffentlichen Institution verpflichtet fühlen, für die sie tätig sind.  

Charaktere

Katja, Frank und Kathrin, das sympathische Team der Soko Sozial, können sich aufeinander verlassen und sie lassen nicht locker, wenn Unregelmäßigkeiten in den Akten ihre Aufmerksamkeit erregen. Puzzleteil um Puzzleteil setzen sie zusammen, gestärkt durch Zitronen-Ingwer-Tee und Laugencroissants. Diesmal ist auch Kathrin aktiv im Einsatz.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte beginnt im heißen Sommer 2018 und schließt mit dem Jahresende ab. Die Ereignisse seit 1988 erfährt der Leser durch ebenfalls chronologische Rückblenden, die sich mit dem aktuellen Geschehen abwechseln. Der Kriminalfall ist interessant aufgebaut und überraschende Wendungen sorgen für spannendes Lesevergnügen bis zur letzten Seite. Die Sprache findet die perfekte Balance zwischen ernst, erzählend, und locker, mit einer guten Prise Humor.

Fazit

Ein Kriminalroman mit Regionalkolorit. Eine Serie, bei der vor allem die soziale Komponente der Fälle nachdenklich stimmt. Wenn auch Fiktion, sind es reale Erfahrungen, die jeden Bürger treffen könnten, dann leider ohne eine Soko Sozial als Unterstützung. Spannende Krimilektüre mit Tiefgang, wobei jeder Band der Serie in sich abgeschlossen ist.

Algorithmus (Richard-Tackert-Reihe-Bd. 8) – Wolfgang Glagla

AutorWolfgang Glagla
Verlag epubli
Erscheinungsdatum 17. Juni 2019
FormatTaschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3748554028

„Ich befürchte nämlich, nein, ich bin mir sicher, dass uns dieser Fall noch reichlich Nerven kosten wird.“ (Zitat Seite 45)

Inhalt

In einem Wohnblock, ehemals sozialer Wohnbau und jetzt Sanierungsobjekt, wird ein Toter gefunden. Todesursache ist ein Schlag mit einem Baseballschläger, der am Tatort gefunden wird. Hauptkommissar Richard Tackert und sein Team von der Mordkommission Hannover ermitteln. Rasch fällt der Verdacht auf die WOMOVA, die mit dem Umbau beauftragte Immobilienfirma, die mit allen Mitteln versucht, die bisherigen Mieter aus dem Gebäude zu vertreiben. Doch ist der Fall wirklich so einfach zu lösen?

Thema und Genre

Dieser regionale Kriminalroman spielt in Hannover. Thema sind die Geschäfte der Investoren auf dem Immobiliensektor, ihre Vorgehensweisen und der mangelnde rechtliche Schutz der Mieter. Es geht auch um aktuelle Probleme wie Umwelt, Diskriminierung und Darknet.

Charaktere

Die Hauptperson in dieser Serie ist Richard Tackert, ein erfahrener Kriminalbeamter kurz vor der Pensionierung. Eigenwillig folgt er allen Spuren und lässt sich in seinen Ermittlungen nicht stoppen. Auch zu den wichtigen politischen Themen vertritt er seine Meinung. Er zeigt Haltung, nimmt an der CSD Parade teil, aber ihm fehlen ein paar Akzente, die seine solide Umgänglichkeit durchbrechen würden.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung ist vielschichtig, mit einigen Überraschungen, sodass man als Leser mit Interesse der Auflösung dieses Falles folgt. Der Autor baut einige brisante sozialkritische Themen in die Handlung ein. Die Sprache ist lebhaft, erzählt gekonnt und mit Humor.

Fazit

Ein regionaler Kriminalroman mit einem erfahrenen Ermittler, der auch in seiner Freizeit über den jeweils aktuellen Fall nachdenkt und die Augen offen hält. Obwohl es sich um Band 8 einer Serie handelt, kann man mit diesem Buch auch neu in die Ermittlungen der Kripo Hannover einsteigen. Lesenswert und unterhaltsam auch für Krimifreunde, die bisher keinen Bezug zu Hannover hatten.

Abfuhr – Marie von Stein

AutorMarie von Stein
Verlag tredition
Erscheinungsdatum 31. August 2018
FormatTaschenbuch
Seiten260
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3746968483

Die Amtsschimmelflüsterer V – Der Kalletalkrimi

„Und plötzlich steht man da, völlig mittellos und alles Gewohnte löst sich für einen auf.“ (Zitat Seite 149)

Inhalt

Frieda Heyermeyer ist alt. Ihr Haus steht vor der Zwangsräumung, veranlasst von der Bank, obwohl auf dem Konto auf genau dieser Bank genügend Geld liegt. Frieda setzt sich in ihren Lieblingssessel. So wird sie zwei Wochen später vom Gerichtsvollzieher gefunden, eindeutig Suizid. Doch ihr Abschiedsbrief und Ordner mit Schriftverkehr werfen Fragen auf und Katja Sollig, Kriminalhauptkommissarin Soko Sozial macht sich an die Arbeit. Was genau ist da passiert und warum?

Thema und Genre

Wie schon der Untertitel sagt, handelt es sich hier um einen Regio-sozialen Kriminalroman, eine interessante Mischung. Er spielt in einem fiktiven Ort im Kalletal. Die Soko Sozial ist eine spezielle Abteilung, die sich mit Rechtsfällen im sozialen Bereich beschäftigt. Dieses Buch handelt vom Alter, von der Verantwortung der Sozialämter, Ärzte, Banken und vom Erbrecht. Auch die Politik spielt eine Rolle.

Charaktere

Katja Sollig liebt Ingwer-Zitrone-Tee und Orangenkekse. Auch ein Croissant am Morgen lehnt sie nicht ab. Sie ist eine erfreulich geerdete Protagonistin mit Herz, die mit beiden Beinen im Leben steht, ihre eigene Meinung hat und das macht sie sehr sympathisch. Die Autorin nimmt sich Zeit für ihre Charaktere, jeder hat seine Eigenheiten und man merkt, dass sie aus der Realität gegriffen sind.

Handlung und Schreibstil

Dieser Kriminalroman zeigt wieder, dass eine Geschichte auch spannend sein kann, ohne dass brutale Morde darin vorkommen. Die Realität ist ernst genug und dieser Fall entwickelt sich leise, aber packend von der ersten bis zur letzten Seite. Der kurze Zeitrahmen zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 2018, mit erklärenden, ergänzenden Rückblicken ins Jahr 2017, strafft die Handlung. Dennoch nimmt sich die Autorin Zeit für Beschreibungen und schildert den Karneval im Kalletal so bunt und unterhaltsam, dass man dabei sein möchte.

Fazit

Dieser Kriminalroman mit Regionalbezug ist Teil einer Serie, in der es um besondere Rechtsfälle im Sozialbereich geht. Es ist jedoch jeder Band in sich abgeschlossen, man muss die Serie nicht in der Reihenfolge lesen. Gerade die soziale Komponente unterscheidet diese Bücher von den bekannten Regio-Krimis und macht sie so interessant. Eine Empfehlung für genussvolle Lesestunden – auch perfekt für Regio-Krimi-Skeptiker wie mich.

Phoenix: Alte Wölfe spielen nicht – Udo Schmidt

AutorUdo Schmidt
Verlag TWENTYSIX
Erscheinungsdatum 26. Februar 2019
FormatTaschenbuch
Seiten532
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3740753825

„Neue Menschen, eine alte Liebe, Verdächtigungen und ein Schnüffler, das war eine Menge für einen alten Mann.“ (Zitat Seite 166)

Inhalt

Über vierzig Jahre lang hat Thom Hansen das Familienunternehmen, ein Handelsunternehmen in Hamburg, sehr erfolgreich geleitet. Nun ist er siebzig Jahre alt und hat nicht ganz freiwillig das Unternehmen seinem Sohn Alfred übergeben. In einer Luxus-Seniorenresidenz in Sellin soll er seinen Lebensabend verbringen. Dem sieht er mit sehr gemischten Gefühlen entgegen, denn das klingt nach unendlicher Langeweile. Doch schon nach einem Tag wird ihm klar, dass dies absolut nicht der Fall ist.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman mit Rügen-Bezug geht es um Familie, die Eltern-Kind-Problematik, Geld, und neue Chancen.

Charaktere

Thom und sein persönlicher Fahrer und langjähriger Vertrauter Olaf sind sympathische Protagonisten, auch Thoms Sohn Alfred wächst rasch mit seinen neuen Aufgaben. Leider sind alle Charaktere sehr klar in das klassische Gut und Böse eingeteilt, es fehlen die menschlichen Graubereiche.Char

Handlung und Schreibstil

Die Idee ist spannend und interessant, die Umsetzung nicht. Besonders in der zweiten Hälfte der Geschichte unterbrechen sehr detailliert und über mehrere Seiten beschriebene Sexszenen zu oft den Handlungsablauf und knicken den Spannungsbogen, die Ereignisse sind bald vorhersehbar und plätschern dahin. Leider wurde offensichtlich auf ein professionelles Korrektorat verzichtet, daher gibt es Rechtschreibfehler wie falsche Großschreibung und es fehlen Satzteile. Auch die oft vergessenen Satzzeichen am Ende einer direkten Rede und falsche Zuordnungen des gerade Sprechenden stören das Lesevergnügen

Fazit

Das Buch wurde in einer Rügener Zeitung empfohlen und die Handlung klang interessant und unterhaltsam. Da ich auf Rügen lebe, machte mich auch der Rügen-Bezug neugierig. Ich fand keine Details über Sellin und Binz, die nicht auch in jedem Reisejournal zu lesen sind, aber es gelingt es dem Autor, das besondere Rügen-Feeling einzufangen. In einer 5* Bewertung bei einem internationalen Online-Buchhändler las ich heute „Crime and Sex“, das bringt es so ziemlich auf den Punkt, wobei ich „more Sex than Crime“ definieren würde. Dazu eine Prise Romance. Meine Erwartungen wurden leider enttäuscht.

Tod am Kreidefelsen, Ostseekrimi – Birger Brand

AutorBirger Brand
Verlag Independently published
Erscheinungsdatum 1. Dezember 2018
FormatKindle
Seiten238
SpracheDeutsch
ASINB07KYFJXLR

„Es wäre eine mögliche Lösung, aber so richtig befriedigt sie mich nicht.“ (Zitat Seite 211)

Inhalt

Der junge Benjamin Wegner wird tot am Fuße der Kreidefelsen gefunden. Es sieht nach einem Selbstmord aus, doch an seinen Handgelenken finden sich Spuren von Fesseln. Clausen, Jürgens und Julius, Beamte der Kripo Stralsund, durchsuchen das Haus des Toten und treffen dort auf einen Eindringling, der Clausen schwer verletzt. Der Angreifer, ein junger Pole, wird festgenommen und erhängt sich in der Zelle. Diese Vorkommnisse rufen das LKA Schwerin auf den Plan und Kriminalrätin Lydia Westphal kommt nach Sassnitz, um die internen Hintergründe aufzuklären. Dann geschieht ein weiterer Mord …

Thema und Genre

Thema dieses Kriminalromans sind das Geschäft mit Sexcams, Ausländerfeindlichkeit und  Transsexualität. Wie schon der Titel sagt, handelt es sich um einen Krimi mit Lokalkolorit. Ort der Handlung ist die Halbinsel Jasmund mit der Stadt Sassnitz, den Gemeinden Sagard und Lohme. Leider scheint der Autor keine Zeit gehabt zu haben, sich die Gegend, über die er schreibt, vorher persönlich anzusehen.

Charaktere

Die Kommissare Jürgens und Julius zeichnen sich durch Unfähigkeit und Frustration aus, sowie Unregelmäßigkeiten in der Dienstauffassung. Lydia Westphal ist eine kompetente Ermittlerin, fühlt sich aber von den männlichen Kollegen nicht respektiert. Der Autor lässt kein Klischee aus, weder die kochende Tante noch das ewige Ost-West-Thema. Tätowierte  Neonazis, die in Sassnitz für Ordnung sorgen wollen und ausländische Servierkräfte ergänzen das Bild.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung plätschert seicht dahin, wer auf einen Höhepunkt und Überraschungen hofft, hofft vergebens. Am Schluss dann eine reichlich dünne Auflösung des Falles, so gesehen kann ich die oben zitierte Aussage der Ermittlerin Lydia Westphal nur unterstreichen.

Natürlich spielt bei einem Krimi mit Ortsbezug oft der Unterhaltungswert eine größere Rolle, als die Spannung, es geht auch mal humorvoll zu. Hier fehlen leider auch diese Komponenten.

Die Sprache ist holprig und offensichtlich wurde auf ein Korrektorat verzichtet, daher finden sich im Text eine Reihe von Fehlern (zumindest in der Kindle Version).

Fazit

Ein Rügen-Krimi mit vielen Klischees und wenig Handlung. Ein paar Morde machen leider noch keinen Krimi. Es gehören auch überraschende Wendungen, glaubhafte Tatmotive und interessante Hintergründe dazu und das fehlt in dieser Geschichte.

Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum 21. Dezember 2018
FormatTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423217606

„Man fühlte sich wie ein kleines Kind, wenn man mit Magie in Berührung kam.“ (Zitat Seite 220)

Inhalt

Im Kampf gegen den mächtigen, dunklen Magier Olav Krähenbein war der Mops Bölthorn schwer verletzt worden, eine böse Magie droht sein Leben zu beenden. Eine Art magischer Countdown in Bölthorns Fell zeigt Lennart Malmkvist Krähenbeins Ultimatum: entweder Lennart wechselt die Seiten, oder der Mops stirbt in 19 Stunden, 54 Minuten. Das Orakel

spricht wie immer in Rätseln, um Bölthorn zu retten, muss Lennart einen Muschelmann und einen Kapitän finden. Sein bester Freund, der IT Spezialist Frederik will Lennart helfen und bald finden sie weitere, mächtige Helfer im Kampf gegen eine dunkle Gefahr, welche die ganze Welt bedroht. Doch die Zeit drängt …

Thema und Genre

Dieser Roman bietet alles: Spannung, Magie und Humor. Es geht nicht nur um die Rettung eines rundlichen, magischen Mopses, sondern auch um die Rettung der Welt, um Phantasie und Mut.

Charaktere

Bölthorn ist auch in diesem dritten und letzten Band dieser Serie eine der Hauptfiguren, steht jedoch nicht im Mittelpunkt des Geschehens, da er lebensgefährlich verletzt ist. Lennart Malmkvist hat sich Laufe dieser magischen, gefährliche Abenteuer, die im ersten Band mit dem Tod von Buri Bolmen begonnen hatten, vom zögernden Einzelgänger zu einem mutigen Kämpfer entwickelt, der keine Gefahr scheut, um seinen Mops Bölli zu retten. Auch der Kapitän erkennt „… dass Ihr das rechte Feuer in Euren Adern und den rechten Geist in Eurem Gemüt tragt.“ (Zitat Seite 97, 98). Mit den einzelnen Magiern kommen weitere, höchst unterhaltsame, eigenwillige Protagonisten in die Handlung.

Handlung und Schreibstil

Dieser magische Roman trägt nicht nur Fantasy-Elemente, sondern ist auch packend aufgebaut und der Spannungsbogen endet klassisch in einem großartigen Entscheidungskampf. Erzählt wird auch dieser dritte Teil der Geschichte in einer Fülle von phantasievollen Ideen, mit lebhaften Beschreibungen und witzigen Dialogen.

Fazit

Man könnte den dritten und letzten Band dieser Serie um den sprechenden, rundlichen Mops Bölthorn auch als Einzelgeschichte lesen, aber in diesem Fall würde man viel Spaß versäumen, denn die Ereignisse entwickeln sich kontinuierlich, beginnend mit Band eins. Gemeinsam bieten diese drei Bücher jugendlichen und erwachsenen Lesern eine magische, spannende Geschichte mit einem einzigartigen Mops und liebenswerten Charakteren, gewürzt mit einer tüchtigen Prise Humor.

Club der Romantiker: Das Rätsel um Laureen Mills – Frank P. Meyer

AutorFrank P. Meyer
Verlag CONTE-VERLAG
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2018
FormatBroschiert
Seiten400
SpracheDeutsch
ISBN-13978-39560215

„Niemand außer uns weiß, was damals geschah.“ (Zitat Seite 194)

Inhalt

In Oxford wird eine Tote entdeckt. Es ist eine ehemalige Bibliothekarin des UnivCollege, Laureen Mills, die vor mehr als 24 Jahren spurlos verschwunden war. Eigentlich sollte Inspector Osmer den Fall zu den Akten der ungelösten Fälle legen, da jedoch die Beerdigung mit einem Ehemaligentreffen zusammenfällt, beginnt er, sich umzusehen und Fragen zu stellen. Wissen die Mitglieder des elitären „Club der Romantiker“ mehr über diesen Fall, die im Jahr 1992 in Oxford studiert hatten und jetzt für dieses Treffen wieder nach Oxford gekommen sind?

Thema und Genre

Dieser Roman ist eine Verbindung aus Kriminalroman und einer modernen Form eines Entwicklungsromans. Der deutsche Geologiestudent Peter Becker aus Primstal kann durch ein Stipendium ein Jahr an der berühmten Universität Oxford studieren. Es wird der Studentenalltag in den frühen 90ern geschildert mit Spannerparties als einem der Höhepunkte des elitären Studentenlebens. Die politischen und sozialen Aspekte, die Clubs und der Zusammenhalt trotz der sozialen Unterschiede spielen ebenfalls eine Rolle. Es geht auch um Schuld, Gewissen und den Einfluss auf das weitere Leben der betreffenden Personen.

Charaktere

Die unterschiedlichen Mitglieder des Club der Romantiker sind sehr gut geschildert und es findet sich eine Vielfalt an unterschiedlichen Charakteren, wie sie an jeder Universität zu finden sind, schrullige Professoren inklusive. Natürlich Engländer, aber auch Schotten und Waliser, die darauf Wert legen, nicht als Engländer bezeichnet zu werden, Russen und Peter Becker, der Sohn einer deutschen Bergarbeiterfamilie. Sie alle haben ihre Eigenheiten und Geheimnisse, das macht sie interessant.

Handlung und Schreibstil

Die Sprache ist eine angenehme Mischung zwischen locker, packend und beschreibend, man fühlt sich sofort ins Oxforder Studentenleben der frühen 90er Jahre versetzt. Mit humorvollem Augenzwinkern lässt der Autor den Hauptprotagonisten Peter seine Vergleiche zwischen dem ländlichen Bergbaudorf Primstal und dem elitären Oxford ziehen. Für die beiden Handlungsstränge Vergangenheit und heute auch unterschiedliche Erzählperspektiven (Ich, Peter, in der Vergangenheit und 3. Person Jetztzeit) zu verwenden, ist genial, denn so weiß man als Leser sofort, in welchem Handlungsstrang man gerade liest, ohne dass weitere Zeitangaben notwendig sind. Den dritten Handlungsstrang bilden die Ermittlungen von Inspector Osmer. Diese drei Erzählstränge wechseln einander ab und sind dicht verflochten. Dies gibt dem Roman die Spannung und das Lesen macht Freude.

Fazit

Ein Kriminalroman, eine amüsante Schilderung des Studentenlebens in Oxford mit sehr einprägsamen, authentischen Beschreibungen, in denen auch die englische Literatur der Romantik eine Rolle spielt. Drei unterschiedliche, aber immer wieder ineinander greifende Erzählstränge geben der Handlung die Spannung und machen das Lesen packend und unterhaltsam.

Hinterhalt – Øistein Borge

AuthorØistein Borge
Verlag Droemer TB
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2018
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3426306055

„Bull sah mit sehnsüchtigem Blick auf seine Ferientage, die gerade aus dem Fenster verschwanden und sich in blauen Dunst auflösten.“ (Zitat Seite 83)

Inhalt

Ein pensionierter Richter aus Norwegen, Hobbyhistoriker, bereist mit seiner Ehefrau Nordirland. Sie suchen die Stelle, wo im Spätsommer 1976 Marion O‘Neill von der IRA ermordet und vergraben worden war. Sie finden den Felsen und daneben liegt ein Toter. Dann sind auch sie tot. Bogart Bull macht mit seinem Vater ebenfalls Urlaub in Nordirland. Seit vier Jahren hat er seinen Großvater nicht mehr besucht. Doch auf Grund dieses Mordes an dem norwegischen Ehepaar wird er in die Ermittlungen eingebunden, als Unterstützung von Chief Inspector Miriam Dixon. Die Spuren führen zurück in die Zeit der irischen Freiheitskämpfe und plötzlich wird Bogart Bull auch mit Geheimnissen seiner eigenen Familie konfrontiert.

Thema und Genre

In diesem packenden Kriminalroman geht es um Nordirland, die Jahre der Gewalt und Anschläge in Verbindung mit der IRA, aber auch seitens der Engländer. Die Familie ist ebenfalls ein Thema, durch die innige Beziehung zwischen Bogart und seinem Großvater.

Charaktere

Bogart Bull ist in diesem zweiten Fall gezwungen, tief in die wechselhafte Geschichte Nordirlands einzutauchen und auch in die seiner Familie. Mit seinen präzisen Überlegungen und Ermittlungen fügt er Teil für Teil dieses eigenartigen Falles zusammen. Ein Puzzle, das er gemeinsam mit Miriam Dixon lösen muss, gegen eine Mauer des Schweigens und gegen gefährliche, skrupellose Gegner. 

Handlung und Schreibstil

Die straffe Handlung spielt auf zwei Ebenen, die aktuelle Zeit ist der Mai 2016, die zweite Zeitebene sind die Jahre 1976 und 1977, wo einander die IRA, UVF und auf der Seite Englands die RVC gegenüber standen. Zeitangaben über den jeweiligen Kapiteln strukturieren die Ereignisse, sodass sie für den Leser klar verständlich sind. Der Schreibstil ist dem Genre angepasst, der Autor findet jedoch auch Zeit für präzise Schilderungen der Situation in Nordirland, der Hintergründe und für eine lebendige Schilderung der Menschen.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman um den Europol-Ermittler Bogart Bull, mit einigen Überraschungen und einem interessanten Einblick in die wechselhafte Geschichte Nordirlands. Man muss den ersten Band dieser Serie nicht gelesen haben, man ist sofort in der Handlung gefangen, die packende Lesestunden garantiert.

Zeuge des Spiels – Daan Heerma van Voss und Thomas Heerma van Voss

AutorDaan Heerma van Voss
Thomas Heerma v. Voss
Verlag Schöffling & Co.
Erscheinungsdatum 7- August 2018
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3895612084

„Ohne Risiko kein Spiel, ohne Spiel keine Befriedigung.“ (Zitat Seite 117)

Inhalt

Nach dem unaufgeklärten Mord an seiner Mutter zieht Alexander Mulder nach New Orleans, wo er unter einem anderen Namen lebt. Er hat den Kontakt zu seinem Vater Aron abgebrochen, da auch sein Vater damals zu den Mordverdächtigen gehörte. Als Alexanders Freundin Nathalie Underwood ermordet wird, ist Alexander auf Grund seiner Vergangenheit, des falschen Namens, aber auch seiner Eifersucht der Hauptverdächtige. Für die Ermittlerin Hanna Vincennes kommen auch andere Personen als Täter in Frage, doch für die Medien und für Hannas Vorgesetzte ist der Fall geklärt. Aron Mulder fliegt in die USA, um seinem Sohn zu helfen und engagiert einen Privatdetektiv. Doch als sie erkennen, dass sie alle Figuren in einem perfekt konstruierten, bösen Spiel sind und Hanna endlich eine wichtige Frage zu einem Foto stellt, könnte es zu spät sein.

Thema und Genre

Bei diesem Buch handelt es sich um einen literarischen Kriminalroman mit der  klassischen Konstellation Opfer – Täter – Ermittler, wobei den Autoren die Personen wichtiger sind, als die Tat selbst. Themen sind Psychologie, die Macht der Medien, Vorurteile, die Verantwortung von Ermittlern, die Todesstrafe und die Mögichkeit eines perfekten Verbrechens.

Charaktere

Die Geschichte lebt durch die Vielschichtigkeit der Personen. Alexander, geprägt von seinem Verdacht, sein eigener Vater könnte seine Mutter ermordet haben, findet sich plötzlich selbst in der Rolle des Mordverdächtigen. Er beteuert seine Unschuld, doch seine Vorgeschichte macht ihn in den Augen der Öffentlichkeit zum Täter. Hanna ist als Ermittlerin noch immer geprägt von einem Fall, der drei Jahre zurück liegt. Sie bräuchte mehr Zeit für ihre Suche nach Beweisen, denn sie hat Zweifel, doch die Vorgesetzten machen Druck, sie wollen eine rasche Anklage. Aron, der seinem Sohn keinen Mord zutraut, erkennt dasselbe Muster der absoluten Hilflosigkeit, das er selbst vor Jahren erlebt hatte.

Handlung und Schreibstil

Die beiden Autoren erzählen die Geschichte in einem straffen Zeitrahmen von Anfang März bis Ende Juni. Es gibt zwei ineinander verschlungene Handlungsstränge, einerseits das zurückgezogene Leben des Vaters in den Niederlanden und andererseits Alexander in New Orleans, wobei mit der Ankunft des Vaters in New Orleans dieser Handlungsort zum Schwerpunkt wird. Was in der Vergangenheit geschehen ist, erfährt man im Laufe der Ereignisse durch Erinnerungen und Erzählungen der einzelnen Protagonisten. So lernt der Leser auch das Opfer besser kennen, bis sich alle Puzzleteile zu einem Gesamtbild fügen. Die Sprache ist präzise, kurze Sätze, der spannenden Handlung angepasst, mit knapp formulierten Beschreibungen.

Fazit

Ein sehr vielschichtiger Kriminalroman, wobei der Schwerpunkt nicht auf der Tat liegt. Es geht vielmehr um die betroffenen Personen, ihre Entscheidungen und die Motive dahinter, sowie die Folgen und Auswirkungen ihrer Handlungen. Was sich jedoch in die Gedanken brennt ist die Tatsache, dass Geschichten wie diese in der Realität möglich sind.

Das Revier der schrägen Vögel: Ein neuer Fall für Kommando Abstellgleis – Sophie Hénaff

AutorSophie Hénaff
Verlag carl’s books
Erscheinungsdatum 16. Oktober 2017
FormatBroschiert
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3570585726

„Ihre schrägen Vögel bringen ein bisschen Wind in die Sache.“ (Zitat Seite 62)

Inhalt

Nach dem Abschluss des ersten Falles wird diese spezielle Einheit unbequemer, sehr eigenwilliger Ermittler unter der Leitung von Anne Capestan wieder von allen Kollegen geschnitten. Da ruft ihr Mentor, Directeur Buron, sie zum Schauplatz eines neuen Mordes. Sie soll mit ihrer Abteilung parallel zum Team des BRI ermitteln. Als sie den Toten sieht, versteht sie den Grund dafür: es handelt sich um einen pensioniertem hohen Beamten des BRI und – es ist ihr Schwiegervater. Beinahe zeitgleich gab es in einem kleinen Ort in der Provence einen weiteren Mord. Das Team um Capistan, erweitert um ein neues Mitglied, das nicht ohne Grund den Spitznamen „D’Artagnan“ trägt, vermutet sofort einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Morden und ermittelt unbeirrbar weiter, als die BRI bereits einen Mordverdächtigen gefunden und verhaftet hat.

Thema und Genre

Bei diesem Kriminalroman handelt es sich um den zweiten Band einer Serie um eine Gruppe von Ermittlern, die man aus unterschiedlichen Gründen in ihren bisherigen Abteilungen nicht mehr haben wollte, die man aber auch nicht aus dem Polizeidienst entlassen konnte. Wieder geht es um einen Fall, der in der Vergangenheit stattgefunden hat, aber direkt in die Gegenwart führt.

Charaktere

Die Autorin stellt eine Gruppe von Außenseitern, die sie humorvoll und immer auch glaubhaft charakterisiert, in den Mittelpunkt ihrer Romanserie. Gerade diese einzelnen Protagonisten machen den Charme auch dieser Geschichte aus, die durch die Eigenheiten und Schicksale der einzelnen Personen Tiefe erhält.

Handlung und Schreibstil

Trotz der lustigen Szenen und die originellen Eigenheiten der Teammitglieder handelt es sich um eine spannende Geschichte mit bis zum Schluss überraschenden Wendungen. Etwas Besonderes ist das Kapitel 31, in dem es um den 24. Dezember 2012 geht. In Unterkapiteln mit der jeweils genauen Uhrzeit wird der Tagesablauf jedes einzelnen Mitgliedes des „Kommando Abstellgleis“ geschildert.

Fazit

Dieser zweite Fall für das eigenwillige Ermittlerteam bietet wieder spannende, sehr unterhaltsame Lesestunden. Die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe von schrägen Vögeln auf dem Abstellgleis werden auch im zweiten Band gut beschrieben, man muss nicht unbedingt auch den ersten Band gelesen haben.

Trümmerkind – Mechtild Borrmann

AutorMechtild Borrmann
Verlag Droemer Verlag
Erscheinungsdatum Dezember 2017
FormatTaschenbuch
Seiten304
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3-426-30492-1

„Weil du immer weiter in der Vergangenheit wühlst, bis du endlich alles ans Licht gezerrt hast.“ (Zitat Seite 183)

Inhalt

Auch wenn Anna Meerbaum keine Ansprüche betreffend Gut Anquist in der Uckermark stellen will, das bis zur Enteignung ihrem Großvater gehörte, ist sie neugierig, wo ihre Wurzeln liegen. Ihre Mutter weigert sich beharrlich, über die Vergangenheit zu reden. Anna ist Lehrerin und in den Herbstferien fährt sie in die Uckermark und beginnt nachzuforschen. Sie erfährt, dass der Architekt Joost Dietz im Auftrag einer Investorenfirma das alte Gutshaus sanieren und zu einem Hotel umbauen soll. Er zeigt ihr ein paar alte Fotos und ihr Leben scheint auf den Kopf gestellt – jetzt will sie die Wahrheit wissen …

Thema und Genre

Dieser Roman ist sowohl ein Kriminalroman, als auch eine Familiengeschichte mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Thema sind eine sehr problematische Mutter-Tochter Beziehung und die Wirren und Armut der frühen Nachkriegsjahre in Deutschland.  Es geht aber auch um die Tragik der Findelkinder, die oft nie mehr nachvollziehen konnten, wer die Eltern waren.

Charaktere

Clara Meerbaum ist Alkoholikerin und jener selbstsüchtige Muttertyp, der immer auf die „Opfer“ hinweist, die für das Kind gebracht wurden. Erst im Laufe ihrer Recherchen gelingt es Anna, ihre ständigen Schuldgefühle als Tochter abzustreifen und selbstbewusster zu werden. Ihre Hartnäckigkeit, mit der sie die Geschichte um Gut Anquist verfolgt, macht sie zu einer sympathischen Protagonistin.

Agnes Dietz steht für das schwere Leben der Trümmerfrauen in Kriegs- und Nachkriegszeiten, in denen es kaum Arbeit und kaum Lebensmittel gab. Sie muss alleine für das Überleben ihrer Kinder sorgen. Doch sie kämpft und behält die Hoffnung. Sie zögert keine Minute, den kleinen Jungen aufzunehmen, den ihr Sohn Hanno in den Trümmern eines Hauses findet.

Handlung und Schreibstil

Die Geschichte wird in drei parallelen Handlungssträngen erzählt, Hamburg 1947, Uckermark ab 1945 und Hamburg 1992, 1993 (Jetztzeit). Die Kapitel sind fortlaufend nummeriert und die Überschrift gibt immer den jeweiligen Handlungsort und Zeit an. Dies macht die gesamte Handlung für den Leser übersichtlich. Auch wenn man schon während des Lesens Zusammenhänge vermutet, bleibt die Geschichte bis zum Ende sehr spannend und interessant. Die Sprache ist gekonnt, angenehm und flüssig.

Fazit

Ein Kriminalroman mit zeitgeschichtlichem und gesellschaftlichem Hintergrund. Spannend zu lesen und kaum aus der Hand zu legen. Leser, die bereits Bücher von Mechtild Borrmann gelesen haben, werden auch von diesem Buch begeistert sein. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle Leser, die anspruchsvolle Kriminalromane suchen, deren Thema weit über einfache Mordtaten hinausgeht.

… und am Dornbusch fällt ein Schuss – Burkhard Wetekam

AutorBurkhard Wetekam
Verlag Hinstorff Verlag
Erscheinungsdatum 1. Februar 2018
FormatTaschenbuch
Seiten351
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3356021783

„Tom fragte sich, ob Sylke Bartel hinter einem dieser Fenster sitzen und über den Fall Flosbach nachdenken würde.“ (Zitat Seite 156)

Inhalt

Jeder der den umstrittenen Klimaforscher Volker Flosbach kennt weiß, dass dieser jedes Jahr an seinem Geburtstag zu nächtlicher Stunde alleine auf den Leuchtturm am Hiddenseer Dornbusch steigt. So verlässt er auch in diesem Jahr irgendwann seine Geburtstagsfeier, doch diesmal kommt er nicht zurück. Er wurde ermordet. Hauptkommissarin Sylke Bartel soll die Ermittlungen auf Hiddensee leiten, während die Tochter des Ermordeten den Privatermittler Tom Brauer beauftragt, den Mörder ihres Vaters zu finden. Keine einfache Aufgabe, da sich Volker Flosbach mit seinen Vorträgen und Büchern über das rasche Ansteigen der Meeresspiegel und die Auswirkungen auf die Küstenorte nicht gerade beliebt gemacht hat. Da war auch noch dieses einschneidende Ereignis in der Vergangenheit …

Thema und Genre

Wie schon aus dem Titel ersichtlich, handelt es sich um einen Kriminalroman, der an der Ostsee, überwiegend auf der Insel Hiddensee, spielt. Schwerpunkt sind die für dieses Genre typischen Fragen nach dem Täter und dem Motiv. Thema ist die Klimaforschung, wobei es auch um die Vermarktung von Extremszenarien geht. Natürlich wird auch die Insel Hiddensee beschrieben und die Eigenheiten der Inselbewohner.

Charaktere

Die Protagonistin Sylke Bartel steht unter Erfolgsdruck, da sie diesmal als Leiterin der Ermittlungen auch die volle Verantwortung trägt. Dies scheint sie teilweise zu überfordern, was sie mit einem ziemlich unfreundlichen, arroganten Auftreten wettzumachen versucht, eine Kombination, die sie nicht sympathisch macht – nicht für die Personen, die sie vernehmen muss, aber auch nicht für mich als Leser.

Tom Brauer mit seinen teilweise ungewöhnlichen Methoden, manchmal sehr spontan handelnd, und seine Freundin Clara, die ihn unterstützt, sind dagegen interessante, unterhaltsame Charaktere.

Eine eigene Spezies sind die Bewohner der Insel Hiddensee, auch wenn sie etwas zu stereotyp angelegt sind.

Handlung und Schreibstil

Die Handlung  bewegt sich zwischen Spannung, zwischenmenschlichen Beziehungen und Beschreibungen der Insel Hiddensee, dazu kommen einige überraschende Wendungen. Insgesamt ergibt dies das typische Setting für eine unterhaltsame Urlaubslektüre, wozu auch der durchaus humorvolle Schreibstil beiträgt, gefällig und flüssig zu lesen.

Fazit

Ein Kriminalroman für den Urlaub, vorzugsweise an der Ostsee, für ein entspannte Lesestunden im Strandkorb. Gestört haben mich die stereotyp-„lustigen“ Bewohner Hiddensees und die Beschreibungen, die leider nicht über das übliche Reiseführer-Wissen hinausgehen. Eine leichte Urlaubslektüre für alle, die gerne Kriminalromane mit Ortsbezug lesen.

Innere Sicherheit – Christa Bernuth

AutorChrista Bernuth
Verlag Piper Taschenbuch
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2009
FormatTaschenbuch
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3492263375

„Nicht wir haben das System im Griff, das System hat uns im Griff.“ (Zitat Seite 74)

Inhalt

An einem kalten Sonntag im November wird eine tote Frau, getötet durch einen Schuss in den Hinterkopf, an Rügens Küste angeschwemmt. ABV Martin Beck, Volkspolizist, beginnt zu ermitteln und klärt die Identität der Toten: Johanna Schön, loyal, hilfsbereit – und es war nicht die DDR Küstenbrigade, die geschossen hat. Da erhält Beck die Weisung von oben, die Ermittlungen unverzüglich einzustellen. Doch es gibt zu viele Ungereimtheiten und Martin Beck recherchiert heimlich weiter, obwohl er sich in eine Gefahr begibt, deren Dimensionen er nicht abschätzen kann. Kann er überhaupt noch jemandem vertrauen?  

Thema und Genre

Die Geschichte spielt in der DDR, auf der Insel Rügen und in Berlin. Thematik sind die unterschiedlichen Akteure und Auswirkungen des Kalten Krieges, aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen Staatsformen:  westliche Demokratie gegen DDR, Machtgefüge und die Haltung einzelner Protagonisten auf beiden Seiten. Es ist jedoch kein reines Hinterfragen des Systems DDR, sondern es geht vor allem darum, wie die Menschen damit umgehen.

Charaktere

Der Hauptprotagonist Martin Beck sieht den Sinn der DDR auf Ideale begründet, Ideale, welche gerade die jungen Menschen mittragen. Man ist bereit, Opfer zu bringen für das, was noch im Aufbau ist, auf manche Annehmlichkeiten zu verzichten. Auch er teilt diese Ideale, kann jedoch die Augen nicht vor den Entwicklungen verschließen, kritisch nimmt er wahr, was um ihn vorgeht, was vor allem in den Menschen vorgeht. Schon vor Jahren ist seine Mutter in den Westen geflohen, während er und sein Bruder in der DDR geblieben sind. Dadurch hat Martin Beck kaum Chancen auf Beförderungen. Dies kann er nachvollziehen, doch die Dinge, die er im Laufe seiner heimlichen Recherchen herausfindet, führen dazu, dass er umzudenken muss. Ein sympathischer Hauptcharakter, um den man sich als Leser Sorgen macht.

Handlung und Schreibstil

Die Autorin verpackt die zeitgeschichtlichen Themen in einen aufregenden Politik- und Spionagethriller in dem kaum etwas so ist, wie es scheint. Immer wieder neue Wendungen halten die Spannung aufrecht und doch sind alle Entwicklungen realistisch. Dennoch nimmt sich die Autorin auch Zeit für Beschreibungen der Örtlichkeiten, der Natur und der einzelnen Personen. Der Schreibstil und die flüssige Sprache erzeugen ein positives Leseerlebnis.

Fazit

Ein spannender Politthriller, den man nicht aus der Hand legen will, bis die letzte Seite gelesen ist. Hier wird leise gemordet, um der Ziele willen, nicht aus gewaltbereiter Brutalität. Ein Buch für Fans von Spionagethrillern mit zeitgeschichtlichem Hintergrund und für alle, die mehr über die Insel Rügen zu DDR Zeiten erfahren wollen, verpackt in eine packende Geschichte. Wer leichte Regionalkrimis sucht, wird von dieser dichten, intensiven Geschichte eventuell enttäuscht sein.

Knickerbocker4immer: Alte Geister ruhen unsanft – Thomas Brezina

AutorThomas Brezina
Verlag Verlag Ecowin
Erscheinungsdatum 9. November 2017
FormatHardcover
Seiten416
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3711001610

„Aus der verschworenen Bande wurden Fremde und Erwachsene, die ihren Weg gingen. Allein. Bis zu jenem Brief.“ (Zitat Klappentext)

Inhalt

Alex, Lilo, Poppi und Dominik sind zurück. Bekannt als „Kickerbocker-Bande“, haben sie in ihrer Kindheit zahlreiche Fälle gelöst und Täter entlarvt, die die Polizei ohne ihre Hilfe nicht so rasch gefunden hätte. Aus Kindern wurden Teenager und auf Grund eines ungelösten Missverständnisses kam es zum Streit. Plötzlich erhalten sie eine Einladung zu einem Treffen, der sie auch folgen, aber bald stellen sie fest, dass sie unter völlig falschen Voraussetzungen in eine Villa auf eine ansonsten einsame Insel gelockt wurden.

Rasch müssen sie erkennen, dass sie sich in tödlicher Gefahr befinden, doch wer steckt dahinter, wem können sie noch trauen? Ein neues Rätsel muss gelöst werden und sie stellen sich dieser Aufgabe …

Charaktere

Der Autor schafft es, die Kinder realistisch und nicht irgendwie verklärt erwachsen werden zu lassen, nicht alle haben den Lebensweg eingeschlagen, der irgendwie zu erwarten gewesen wäre, auch das ist das Leben. Dominik und Poppi haben tatsächlich ihren Traumberuf gewählt, doch auch bei Dominik gibt es eine Menge Schatten, Ecken und Kanten, was dieses Buch definitiv in den Bereich „Krimi für Erwachsene“ bringt.

Handlung und Schreibstil

Der Erzählstrang findet auf mehreren Ebenen statt, der Leser kennt die Zusammenhänge, die vier Hauptprotagonisten dagegen noch nicht und das macht die Lektüre spannend und „Nächte füllend“. Schön ist, wie die ehemaligen Freunde langsam das gegenseitige Misstrauen und Vorurteile auflösen, die alten Eigenheiten in den nun erwachsenen Menschen wieder finden und einander auch als Erwachsene akzeptieren lernen und das alte Vertrauen wieder aufbauen. Auch alte Gefühle sind wieder da – aber mehr sei nicht verraten.

Fazit

Ein flüssig geschriebenes, spannendes Buch für alle, die mit der Knickerbocker-Bande aufgewachsen sind, zu begeisterten Lesern wurden und inzwischen erwachsen sind. Ein Buch aber auch für alle Eltern, die, wie ich, zu nächtlicher Stunde heimlich die Knickerbocker-Romane ihrer Kids auch gelesen haben –ok dann auch „mit Erlaubnis“ und so konnte man zum Beispiel bei der Besichtigung von Graz gemeinsam den Wegen der Knickerbockers rund um den Schlossberg und Uhrturm folgen.

Insgesamt empfehle ich die spannenden Bücher der Originalserie allen Kindern ab der 3. Volksschulklasse und die Eltern finden bei diesem ersten Buch für Erwachsene einen guten Einstieg in die Welt der Knickerbocker-Bande.

Der Tod zwischen den Inseln: Ein Fall für Lasse Larsson. Usedom-Krimi – George Tenner

AutorGeorge Tenner
Verlag Schardt, M
Erscheinungsdatum 20. Juli 2016
FormatTaschenbuch
Seiten285
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3898418942

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ (Originalzitat)

Inhalt

Der Motorsegler Mercurius, gechartert von der Kiliwhite Ltd., verschwindet spurlos auf der Ostsee und auch die vier Männer, die sich auf dem Schiff befanden. Was hat es mit dem Kutter Cinereo Lupus auf sich, der sich mehrmals in der Nähe des verschwundenen Motorseglers aufzuhalten schien. Nicht nur Kommissar Lasse Larsson und das suchen nach den Hintergründen und möglichen Zusammenhängen, auch der schwedische Geheimdienst SÄPO scheint irgendwie in diese Sache verwickelt …

Thema und Genre

Dieser Fall um den Ermittler Lasse Larsson führt in die Welt der Geheimdienste, die Handlung spielt zwischen aktuellen Vorfällen und Ereignissen in der Vergangenheit, teilweise auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt.

Fazit

Ich würde dieses neue Buch aus der Reihe der Usedom Krimis eher dem Genre Spionageroman zuordnen. Spannend geschrieben, aber mit einer Fülle von Informationen zu politisch brisanten und aktuellen Themen, liest sich die Geschichte zwar sehr spannend, aber wer Thriller-Qualitäten erwartet, wird enttäuscht sein. Zumindest die Kindle-Ausgabe sollte nochmals Korrekturgelesen werden.

Ein informatives Buch für Fans von sachlichen Spionageromanen im Graubereich der Geheimdienste, mit einem sympathischen Ermittler.

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen – Lars Simon

AutorLars Simon
Verlag dtv
Erscheinungsdatum 10. November 2017
FormatTaschenbuch
Seiten320
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3423217040

„ Hast du vorhin eigentlich … gezaubert?“ „Ich musste. Sonst wäre ich jetzt tot“, antwortete Lennart. „Und ihr wahrscheinlich auch.“ (Zitat Buchrückseite)

Inhalt

Der Anwalt Cornelius Isaksson hat im Nachlass von Buri Bolmen eine Liste mit Namen gefunden und diese an Lennart Malmkvist geschickt, als mögliche Unterstützung im Kampf gegen den mächtigen Magier Krähenbein. Ein Name kommt Lennart bekannt vor, Dr. Henrietta Hellström, Gattin von Prof. Dr. Titus Hellström, Direktor des Naturhistorischen Museums Göteborg. Da erfahren sie, dass sie verschwunden ist und vermutlich in der Gewalt von Hendrik Nilsson, der aus dem Gefängnis entkommen ist. Teilweise unterstützt von der misstrauischen Kommissarin Maja Tysja, von einem magischen Orakel und versehen mit neuen Zaubersprüchen macht sich Lennart zusammen mit Mops Bölthorn auf die Suche nach Henrietta Hellström. Gleichzeitig versucht er zu ergründen, wer regelmäßig die Küche und auch den Verstand von Professor Titus Hellström verwüstet und warum. Und wie geht es mit der Suche nach den Dunklen Pergamenten weiter?

Thema, Genre und Schreibstil

Der Roman beginnt mit einer kurzen Rückblende auf ein zwanzig Jahre zurückliegendes Ereignis. Verfasst ist die Geschichte in der neutralen Erzählform, wobei sich die Handlung spannend bis zu einem fulminanten Showdown entwickelt, um dann mit einem wirklich fiesen Cliffhanger zu enden, der meiner Meinung nach too much und absolut entbehrlich ist. Sehr gelungen dagegen sind die Schilderungen des winterlichen Göteborg in den Abendstunden.

Obwohl in der Geschichte viel gezaubert wird und uns allerlei magische und mystische Wesen begegnen, ist dieser Roman nicht nur dem Genre Fantasy zuzuordnen, denn er spielt in einer realen Welt, wo ein Kriminalfall aufgeklärt werden muss. Die magische Welt ist jedoch teilweise mit der Realität verwoben und bildet so die Einheit dieses Abenteuers von Lennart Malmkvist – ein sehr unterhaltsames Gesamtpaket mit witzigen, sehr kreativen Wortspielereien.

Wir treffen viele Protagonisten aus dem ersten Teil der Geschichte wieder, Maria hilft auch diesmal mit ihren hervorragenden italienischen Kochküsten und die Kommissarin Maja Tysja versucht auch weiterhin, hinter Lennarts Geheimnis zu kommen, denn dass es eines gibt, dessen ist sie sich sicher. Bölli, der schon im ersten Band auf seinen kurzen Beinchen in die Herzen wohl aller Leser getippelt ist, begleitet Lennart auch weiterhin und hilft sprechend, wo er kann. Lennart selbst hat den sonderbaren Mops inzwischen wirklich ins Herz geschlossen und wächst insgesamt mit seinen schwierigen Aufgaben. Natürlich muss er auch Rückschläge hinnehmen, denn auch wenn seine Zauberkräfte stärker werden, so braucht alles Zeit, Zeit die er manchmal nicht hat und da muss er schon mal improvisieren.

Fazit

Auch wenn man die Serie um Lennart Malmkvist erst mit diesem zweiten Band zu lesen beginnt, gibt es genügend Hinweise auf die wichtigen Themen des ersten Bandes, sodass es kein Problem ist, der Handlung zu folgen. Allerdings ist der erste Band auch deshalb so lesenswert, weil sehr humorvoll beschrieben ist, wie sich das Verhältnis Lennarts zu dem gegen seinen Willen geerbten, etwas gewöhnungsbedürftigen Mops langsam aufbaut. Spannend zu lesen ist auch, wie sich Lennart selbst entwickelt. Meine Empfehlung ist daher, mit Band eins zu beginnen und dann dieses neue Abenteuer zu lesen.

Durst (Ein Harry-Hole-Krimi, Band 11) – Jo Nesbø

AutorJo Nesbø
Verlag Ullstein Hardcover
Erscheinungsdatum 15. September 2017
FormatGebundene Ausgabe
Seiten624
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3550081729

„Der vielleicht beste, vielleicht schlechteste, aber auf jeden Fall berüchtigtste Mordermittler der Osloer Polizei“ (Zitat)

Inhalt

Harry Hole, ist nicht mehr aktiv, sondern führt ein ruhiges Leben mit seiner Frau Rakel. Er hält Vorlesungen an der Polizeihochschule Oslo.

Da geschieht ein Mord: eine Frau wird ermordet und kurz darauf eine zweite. Eine erste Spur führt zur mobilen-Dating-App Tinder; über diese App nimmt der Mörder mit seinen Opfern Kontakt auf. Die bewusste Inszenierung deutet auf einen Serienmörder hin, aus Sicht des Psychologen Hallstein Smith handelt es sich um eine Form von Vampirismus.

Mikael Bellmann, Polizeipräsident und früherer Chef von Harry Hole setzt diesen unter Druck, die Suche nach dem Täter aufzunehmen. Harry Hole soll eine eigene kleine Gruppe zusammenstellen, welche parallel zum großen Ermittlerteam der Osloer Polizei tätig ist. Hole lehnt zuerst ab, doch immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Gesuchte genau jener einzige Serientäter sein könnte, der nie gefasst werden konnte „der Mörder will spielen“. Harry Hole is back und stellt sein Team zusammen: er selbst, Bjorn Holm, Anders Wyller, und Hallstein Smith, Psychologe. Die Zeit drängt, der Mörder kann jederzeit sein nächstes Opfer suchen.

Handlung, Genre und Schreibstil

Jo Nesbø bleibt seinem Stil des literarischen Kriminalromans treu. Die Sprache ist erzählend und die Handlungsschauplätze sind präzise beschrieben, seine Figuren gut durchdacht. Der Handlungszeitraum ist knapp gefasst, die Kapitel sind nicht nur in Tage, sondern sogar in Tageszeiten geordnet, was die Spannung erhöht und die Handlung vorantreibt. Der Autor nimmt sich Zeit für Ruhemomente, steigert dann wieder die Spannung und setzt überraschende Wendungen ein; wir Leser müssen unsere eigenen Vermutungen deshalb mehrmals überdenken.

Viele der Charaktere sind den Lesern aus früheren Harry Hole Fällen bekannt und vertraut, doch sie sind so genau beschrieben, dass man die früheren Bücher dieser Serie nicht unbedingt gelesen haben muss. Neu ist der junge Ermittler Anders Wyller, dessen großes Vorbild Harry Hole ist. Harry Hole selbst scheint teilweise etwas zur inneren Ruhe gekommen zu sein, doch der Schein trügt – er bleibt er selbst.

„Durst“ ist ein Musterbeispiel für eine Erzählung, welche alle Prinzipien des Storytelling  kennt, perfekt einsetzt, gelungen umsetzt, die einzelnen Figuren bewusst auf ihre Plätze stellt – und hier liegt für mich das Problem – es ist alles so perfekt, dass die einzelnen Charaktere mich nicht wirklich berühren, auch sind mehrere Details nicht ganz logisch, müssen aber so sein, damit der Plot weitergehen kann.

Fazit

Ein spannender, auch sprachlich sehr gut gelungener Kriminalroman, lesenswert nicht nur für Harry Hole Fans, sondern für alle Freunde skandinavischer Kriminalliteratur.

Kreuzschnitt (Ein Fall für Bogart Bull, Band 1) – Øistein Borge

AutorØistein Borge
Verlag Droemer TB
Erscheinungsdatum 1. September 2017
FormatTaschenbuch
Seiten336
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3426306048

„Es dauert weniger als zwei Sekunden, um alles zu verändern.“

Inhalt

Innerhalb von zwei Sekunden verliert Bogart Bull, Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei, durch einen tödlichen Verkehrsunfall seine Frau und seine Tochter. Die folgenden sechs Monate vergehen mit Alkohol, Entzug und Rückkehr an seinen Schreibtisch. Nach sechs Monaten und zwanzig Tagen macht ihm seine Vorgesetzte den Vorschlag, in Zukunft als norwegischer Ermittler international für Europol tätig zu sein. Ein Vorschlag ohne wirkliche Alternativen. Bull sagt zu und ist im nächsten Augenblick schon auf dem Weg nach Sainte-Maxime, einem Küstenort in Frankreich. Ein erfolgreicher norwegischer Unternehmer und Kunstsammler war in seiner Villa ermordet worden. In den Rücken des Ermordeten ist ein Kreuz geschnitten.

Alles scheint auf einen Ritualmord hinzudeuten, wofür auch spricht, dass der Mörder aus der Villa nur einen einzigen Gegenstand mitgenommen hat – ein bisher unbekanntes Gemälde von Edvard Munch, das das Gesicht eines Dämons zeigt. Doch bald ergeben die ersten Erkenntnisse ein völlig anderes Bild, denn die Spuren führen in die Vergangenheit, genau gesagt ins Frühjahr 1943, wo im kleinen Ort Eymoutiers ein grausames Verbrechen stattgefunden hat.

Unterstützt durch Hauptkommissar Jean Moulin von der Kriminalpolizei in Marseille beginnt Bull mit den Ermittlungen und gemeinsam fügen sie Teil und Teil der Geschichte zusammen.

Handlung und Schreibstil

Mit der Figur des Europol-Ermittlers Bogart Bull ist Oisten Borge eine stimmige Figur gelungen, man kann als Leser Bulls Persönlichkeit und Gedankengänge gut nachvollziehen. Bull zeigt eine sehr gute Kombinationsgabe, Spürsinn, aber der Autor erlaubt ihm auch, Fehler zu machen, lässt seine Gedankengänge Umwege machen, wodurch er glaubwürdig bleibt. Zwischen Bull und seinem Partner in diesem Fall, dem ebenfalls sehr erfahrenen und kompetenten Hauptkommissar Jean Moulin, stimmt die Chemie, sie sind ein Team. 

Das Buchcover nimmt angedeutet Bezug auf den Vorfall in der Vergangenheit, wobei mir der norwegische Originaltitel „Den syvende demonen“ besser gefällt und zutreffender scheint, als „Kreuzschnitt“.

Die Handlung auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, 1943 und 2014, mit einer zusätzlichen kurzen Episode im Jahr 1906, ist sehr gut und übersichtlich durch entsprechende Kapitel mit Zeitangaben gegliedert. Dies erlaubt dem Leser, gedanklich allen Erklärungen und Hinweisen zu folgen, ohne dass die Handlungsbögen unterbrochen werden.  Dadurch bleibt die Spannung dieses beeindruckenden Kriminalromans von der ersten bis zur letzten Seite erhalten. Das Erstlingswerk des norwegischen Regisseurs und Texters überzeugt auch sprachlich und lässt gespannt auf die nächsten Einsätze von Bogart Bull warten.

Fazit

Ein spannender Kriminalroman, wie ihn nur Skandinavier schreiben können. Eine Geschichte, die den Leser in die Vergangenheit und in der Zeit der aktuellen Handlung durch mehrere Länder Europas führt. Ein Buch für Freunde der skandinavischen Kriminalliteratur, in diesem Fall mit zwei zusätzlichen Pluspunkten: mehrere Schauplätze und mehrere Zeitebenen.

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