Die Totgesagten – Camilla Läckberg

AutorCamilla Läckberg
VerlagList Taschenbuch
Datum10. März 2010
AusgabeTaschenbuch
Seiten416
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinKatrin Frey
ISBN-13978-3548609614

„Wenn ihr – ich nehme an, Molin wird dich unterstützen – einen Hinweis findet, das wirklich etwas nicht stimmt, macht weiter. Falls ihr allerdings nichts Berauschendes findet, verschwendet ihr keine weitere Zeit damit.“ (Zitat Seite 72)

Inhalt

Der Termin der Hochzeit von Erica Falck und Patrik Hedström rückt rasch näher, zum Glück wird Erica von ihrer Schwester Anna tatkräftig unterstützt, denn Patrik und sein Team sind intensiv mit den Ermittlungen zu zwei völlig unterschiedlichen Fällen beschäftigt. Da ist der tödliche Autounfall von Marit Kasperson, Inhaberin eines kleinen Ladens. Warum hatte die Frau, die keinen Tropfen Alkohol angerührt hat, einen extrem hohen Alkoholspiegel im Blut? Patrik erinnert sich an einen ähnlichen Fall, der inzwischen drei Jahre her ist, ein angeblicher Selbstmord eines Mannes, der nie Alkohol getrunken hat, jedoch stark alkoholisiert war. Genaue Untersuchungen zeigen Details, die eindeutig auf Mord hinweisen, dennoch gibt es offenbar keine Verbindung zwischen den beiden Fällen, außer einer Seite aus einem Märchenbuch.  Gerade wird in Tanum die beliebte Reality-Soap ‚Raus aus Tanum‘ gedreht und nach einem heftigen Streit unter den Teilnehmern wird die Leiche eines jungen Mädchens, eine Teilnehmerin, in einer Mülltonne gefunden. Die Ermittler vermuten, dass eine der teilnehmenden Personen diesen Mord begangen hat, doch wer?

Thema und Genre

In diesem schwedischen Kriminalroman geht es um Mordermittlungen, Kindheitserinnerungen, Familienbeziehungen, Traumata, Reality-Fernsehshows, aber auch das Alltagsleben in einer überschaubaren Gemeinde.

Erzählform und Sprache

Auch dieser Band 4 der Falck-Hedström-Serie spielt in der Gemeinde Tanum, in Fjällbacka und in Tanumshede, wo sich das Polizeikommissariat befindet. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, immer wieder unterbrochen von Abschnitten mit den Erinnerungen und Gedanken der unbekannten Tatperson. Sehr gut gelingt der Autorin der Wechsel zwischen den Schilderungen der brutalen Morde und dem Familienleben von Erica und Patrik mit den Hochzeitsvorbereitungen, sowie dem Leben in der Gemeinde mit den vielen unterschiedlichen Charakteren und Schicksalen. Lebhaft und anschaulich sind auch die Schilderungen des Umfeldes und der medienwirksamen Dreharbeiten von Reality-Soaps. Auch wenn man als Leser eigene Vermutungen anstellt, sobald sich durch die Informationen der Ermittlungsarbeit Puzzleteil um Puzzleteil zusammenfügt, sorgen überraschende Wendungen für eine durchgehend packende Geschichte, die glaubwürdig und nachvollziehbar ist.

Fazit

Auch dieser Teil der Serie um den sympathischen Ermittler Patrik Hedström und seine Frau, die Autorin Erica Falck, garantiert spannende Unterhaltung, deren Vielschichtigkeit für ein abwechslungsreiches Leseerlebnis sorgt.

The Light in the Ruins – Chris Bohjalian

AutorChris Bohjalian
VerlagVintage Contemporaries
Datum9. Juli 2013
AusgabeKindle Ausgabe
Seiten322
SpracheEnglish
ASINB00B3GMIBY

„She might even take two days and visit the Rosati villa in Monte Volta. Maybe she would learn something from its ghosts.” (Zitat Seite 86)

Inhalt

Das alte Landgut der adeligen Familie Rosati, die Villa Chimera, liegt versteckt zwischen Weinbergen etwas außerhalb des toskanischen Ortes Monte Volta und damit auch abseits des direkten Kriegsgeschehens im zweiten Weltkrieg. Bis im September 1943 die Nationalsozialisten weite Teile Italiens besetzen und erfahren, dass sich nahe der Villa eine antike etruskische Grabstätte befindet. Zunächst interessiert den deutschen Oberst Erhard Decker, immer auf der Suche nach Kunstschätzen für Berlin, vor allem das Grabgewölbe, doch rasch auch für die große Villa selbst.

1955 findet Cristina Rosati den toten Körper ihre Schwägerin Francesca Rosati, das Herz wurde aus der Brust geschnitten und wirkungsvoll in einem Aschenbecher vor dem Frisierspiegel präsentiert. Rasch zeigt sich, dass es jemand offenbar auf die noch lebenden Mitglieder der Familie Rosati abgesehen hat. 1943 kämpfte Serafina Bettini trotz ihrer Jugend aktiv auf der Seite der Partisanen. Heute ist sie die erste Frau in der Mordkommission von Florenz. Sie ist überzeugt, dass der Tathintergrund in der Vergangenheit zu suchen ist, obwohl sie und ihr Chef Paolo Ficino sich fragen, warum erst jetzt, nach elf Jahren.

Thema und Genre

In diesem Roman mit geschichtlichem Hintergrund geht es um Italien im zweiten Weltkrieg zwischen Nationalsozialisten, Angriffen der Alliierten und Widerstand, Familiengeheimnisse, Verlust, Liebe und Rache. Die Geschichte zeigt viele Facetten zwischen Kriminalroman, Familiengeschichte und Generationenroman.

Erzählform und Sprache

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen und auf zwei tatsächlichen Zeitebenen erzählt, die einander abwechseln und in sich chronologisch verlaufen. Die aktuellen Ereignisse schildern die Mordfälle, die Ermittlungsarbeit und Recherchen im Jahr 1955, ergänzt durch Erinnerungen. Das Geschehen in der Vergangenheit spielt während der Kriegsjahre 1943 und 1944. Wirklich spannend und interessant wird die Geschichte jedoch durch einen dritten Erzählstrang, den Gedankenströmen der Tatperson. Damit beginnt das Buch und die Schilderungen der Ermittlungen und Befragungen im Jahr 1955 werden wiederholt durch die Gedanken, Überlegungen und Planungen der nächsten Schritte dieser unbekannten Person ergänzt, wodurch wir aus einer anderen Perspektive auf das Geschehen blicken. Der Roman in englischer Sprache wurde nie übersetzt, doch die elegante, klare Erzählsprache, eindrucksvoll und lebhaft in den Schilderungen, ist sehr gut zu lesen.

Fazit

Ein packender Roman mit zeitlos gültigen Themen und Fragestellungen und einer Vielfalt an Charakteren, menschlichem Verhalten und Gefühlen. Spannende Unterhaltung und Lesevergnügen.

Anständige Leute – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum8. Juli 2024
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten400
SpracheDeutsch
ÜbersetzerPeter Kultzen
ISBN-13978-3293006218

„Die Wege der Literatur und des Lebens neigen dazu, sich auf alle möglichen und unmöglichen Arten zu kreuzen. Und die dabei entstehende Reibung fördert vielfach beunruhigende, manchmal auch augenöffnende Wahrheiten zutage.“ (Zitat Seite 127, 128)

Inhalt

Fast dreißig Jahre ist es nun schon her, dass Mario Conde „El Conde“ den Polizeidienst verlassen hat. In diesem Jahr 2016 stehen zwei einmalige Ereignisse unmittelbar bevor: der amerikanische Präsident Barack Obama besucht Kuba, ein Besuch, der mit großen Hoffnungen verbunden ist. Auch die Rolling Stones setzen ein Zeichen und geben ein kostenloses Open-Air-Konzert in Havanna. Die Stadt vibriert vor Vorfreude und Aufregung. Da wird Reynaldo Quevedo, in den 1970ern einer der meistgefürchteten Politiker und bis meistgehassten Männer, ermordet aufgefunden und Mario Condes ehemaliger Kollege bei der Polizei Manuel „Manolo“ Palacios, braucht seine Hilfe bei den Ermittlungen. Gerade in diesen Tagen müssen die Ermittlungen besonders diskret erfolgen und es werden schnelle Resultate verlangt. Mario Conde sagt zu, obwohl er gerade einen Abendjob angenommen hat und mit eigenen Recherchen beschäftigt ist, die ihn in die Jahre 1909 und 1910 in Havanna zurückführen, zu einem jungen Ermittler, zu Morden im Rotlichtmilieu und zu der schillernden, charismatischen Legende Alberto Yarini Ponce de León.

Thema und Genre

In diesem gesellschaftskritischen, literarischen Kriminalroman geht es um die politische und gesellschaftliche Situation Kubas im Jahr 2016 und mehr als einhundert Jahre zuvor. Themen sind Korruption, Machtmissbrauch, kulturelle Diktatur, die Armut der Bevölkerung, unerfüllte Lebensträume, aber auch Freundschaft, Liebe und Lebensfreude. Die wichtigste Frage aller Figuren damals und heute ist die persönliche Definition des Begriffes Anstand und was es bedeutet, ein anständiges Leben zu führen.

Charaktere

Die Lebenseinstellung von Mario Conde wurde mit den Erfahrungen der Jahre und durch die genaue Beobachtung des Alltagslebens in Kuba nicht optimistischer, im Gegenteil. Kritisch verfolgt er die Vorgänge in seinem Heimatland und er lässt sich von der Euphorie im Vorfeld der beiden Großereignisse nicht überzeugen. „Marío Conde, der eingefleischte Pessimist, verfügte womöglich über ein zu umfangreiches historisches Wissen und war, was manche Dinge anging, so oder so von unheilbarem Misstrauen erfüllt, jedenfalls hatte er das Gefühl, sein Land genieße gerade lediglich eine kurze Verschnaufpause, nach deren Ende sich die Härte wiedereinstellen würde.“ (Zitat Seite 229)

Erzählform und Sprache

Padura erzählt auch in diesem Roman zwei Geschichten, die einander abwechseln. Um die Zuordnung einfach zu gestalten, wählt er für die Abschnitte rund um El Condes Ermittlungen im Jahr 2016, die innerhalb von wenigen Tagen stattfinden, nur die fortlaufende Nummerierung als Überschrift. Die Kapitel mit den Geschehnissen in den Jahren 1909, 1910 tragen Überschriften. Den unterschiedlichen Inhalten folgend, wird der aktuelle Handlungsstrang in der dritten Person geschildert, mit Marío Conde im personalen Mittelpunkt. Die historischen Ereignisse dagegen werden als Aufzeichnungen in der ersten Person erzählt. Es ist Paduras besondere Art zu schreiben, die begeistert, mühelos wechselt er zwischen umgangssprachlichen Dialogen, literarischen Schilderungen und philosophischen Gedankenströmen. Havanna im Ausnahmezustand durch Obamas Besuch – für Padura eine Gelegenheit, dies kritisch zu betrachten und durch die Gedanken und Beobachtungen Condes die Realität in Kuba zu beschreiben.

Fazit

Zwei facettenreiche Geschichten, lose vernetzt, ergeben interessante Einblicke in das Leben in Havanna 1910 und mehr als einhundert Jahre später, im wichtigen Jahr 2016 mit den zwei besonderen Großereignissen. Eine spannende, interessante Mischung aus kritischem Gesellschaftsroman, politischem Roman, historischem Roman und Kriminalroman in einer Sprache, die das Lesen zum Erlebnis macht.

Das Kreuz des Nordens – Hendrik Falkenberg

AutorHendrik Falkenberg
VerlagEdition M
Datum8. Dezember 2015
AusgabeKindle
Seiten498 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB017BCMC2S

„Denk nicht nur an die offensichtlich Verdächtigen. Dann übersiehst du ganz schnell jemanden.“ (Zitat Seite 442)

Inhalt

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den spektakulären Mord durch Kreuzigung, dass auch eine Frauenleiche gefunden wurde, geht da im öffentlichen Interesse unter. In diesem zweiten Fall für den jungen Sportler und Kriminalpolizisten Hannes Niehaus finden sich rasch Verdächtige und Motive in zwei rivalisierenden Glaubensgemeinschaften. Doch irgend etwas passt für Hannes Niehaus nicht ins Gesamtbild dieses komplexen Falles.

Thema und Genre

In diesem zweiten Teil der Ostsee-Krimi-Serie mit dem Ermittler Hannes Niehaus geht es um religiöse Überzeugungen, Glaube und Fanatismus. Obwohl vom Verlag als Ostsee-Krimi eingestuft, gehört diese Serie für mich ins Genre Thriller.

Erzählform und Sprache

Die Geschichte wird in zwei parallelen Handlungssträngen geschildert. Wir folgen chronologisch den Ermittlungen, erfahren weitere Details und neue Spuren. Gleichzeitig lesen wir die Gedanken, welche die Taten begründen, natürlich ohne Hinweise, um wessen Gedankengänge und Überlegungen es sich handelt.

Fazit

Spannende Unterhaltung.

Die Zeit heilt keine Wunden – Hendrik Falkenberg

AutorHendrik Falkenberg
VerlagEdition M
Datum21. April 2015
AusgabeKindle e-book
Seiten508 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB00U9SQIT0

„Dann ist es wohl deine Aufgabe herauszufinden, wohin dieses Seil verschwunden ist. Willkommen in deinem ersten Fall.“ (Zitat Seite 44)

Inhalt

Als der Wunsch des jungen Kanusportlers und Polizisten Hannes Niehaus in Erfüllung geht und er zur Kriminalpolizeit wechseln kann, rechnet er nicht damit, sofort in einem äußerst komplexen Fall eingesetzt zu werden. Ein alter Mann findet am Strand eine Leiche, angeblich Tod durch Ertrinken, doch ein paar merkwürdige Details fallen der Rechtsmedizinerin auf. Gleichzeitig verschwindet eine junge Frau spurlos. Kriminalhauptkommissar Fritz Janssen, der neue Vorgesetzte von Hannes Niehaus, ist absolut nicht begeistert, drei Jahre vor der Pensionierung nochmals einen neuen Kollegen ausbilden zu müssen. Er ist ein eigenwilliger Einzelgänger und arbeitet am liebsten allein. Doch im Laufe der Ermittlungen zeigt sich, dass diese Zusammenarbeit auch eine besondere Chance ist, nicht nur für Hannes Niehaus.

Thema und Genre

In diesem Ostsee-Krimi, Band 1 der Serie um den Sportpolizisten Hannes Niehaus, geht es um eine Schuld in der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart nicht vergessen wurde.

Erzählform und Sprache

Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Handlungssträngen geschildert, welche gleichzeitig in der Gegenwart stattfinden. Die straffe Handlung erstreckt sich über wenige Tage, was das Tempo und damit auch die Spannung erhöht. Die Sprache entspricht dem Genre, nimmt sich aber auch Zeit für Erklärungen, Schilderungen und Details.

Fazit

Ein spannender Auftakt einer Serie, interessante Ermittlerfiguren und eine gut entwickelte Geschichte mit Raum für eigene Überlegungen und überraschende Wendungen.

Der Nebel von gestern – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum1. Februar 2010
AusgabeTaschenbuch
Seiten384
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293204843

„Die Bolerosängerinnen damals, das waren ganz besondere Frauen. Frauen mit Charakter, wie geschaffen für die Musik, die sie sangen.“ (Zitat Seite 88)

Inhalt

Mehr als dreizehn Jahre sind vergangen, seit Mario Conde die Kripo verlassen hat und nun als Antiquar tätig ist. Gerade in diesen Zeiten der Wirtschaftskrise werden kaum mehr neue Bücher veröffentlicht, Privatbibliotheken werden aus Not jedoch verkauft. El Conde spürt interessante Sammlungen auf, sein Geschäftspartner Yoyi „El Palomo“ bringt diese dann auf den Markt. In einem alten Haus, dessen ehemalige Eleganz noch spürbar ist, entdeckt El Conde eine umfangreiche Bibliothek mit wertvollen Erstausgaben. Die Geschwister Amalia und Dionisio Ferrero, die mit ihrer neunzigjährigen Mutter in dem Haus leben, brauchen das Geld, um nicht zu verhungern. In einem alten Kochbuch findet El Conde einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1960 über die junge, schöne und erfolgreiche Bolerosängerin Violeta del Rio und ihren überraschenden Rücktritt von der Bühne. Das Bild und die Stimme der Bolerosängerin ziehen El Conde beinahe magisch an und er beginnt nachzuforschen, was damals geschehen ist. Eines frühen Morgens jedoch steht plötzlich Manuel Palacios, inzwischen Capitán, vor El Condes Tür. Dionisio Ferrero ist in seinem Haus ermordet worden, El Conde und El Palomo stehen unter Mordverdacht.

Thema und Genre

Gibt es den epischen Kriminalroman schon als Genre, denn besser kan man diesen Roman nicht beschreiben. Es geht um Politik und die Wirtschaftskrise in Kuba, das blühende, lebhafte, schillernde Nachtleben Havannas in den Clubs der vorrevolutionären fünfziger Jahre, um Musik, Schicksale, Freundschaft, Liebe und natürlich um Literatur und alte, wertvolle Bücher.

Charaktere

Die einzelnen Protagonisten in beiden Handlungssträngen bieten eine bunte Vielfalt, sie alle sind realistisch und absolut glaubhaft charakterisiert. Seine Heimatstadt Havanna, in der Bandenkriminalität und Armut allgegenwärtig sind, wird Mario Conde immer fremder, ihm bleiben seine Erinnerungen, die ihn bei seinen Streifzügen durch die alten Viertel begleiten. „In dieser Nacht der Verirrungen sah er sich vor die Tatsache des allgemeinen Scheiterns gestellt, das er selbst verkörperte, er und seine brutale Entwurzelung inmitten einer im Nebel der Erinnerungen versunkenen und einer anderen, sich auflösenden Welt.“ (Zitat Seite 211, 212)

Erzählform und Sprache

Die aktuelle Handlung wird unterbrochen durch eine Reihe von Briefen, die jemand zwischen Oktober und März eines bestimmten Jahres in der Vergangenheit schreibt. Die Jahreszahl fehlt, lässt sich jedoch nachvollziehen, wer diese Briefe schreibt, lässt sich nur vermuten. Erst im Laufe der fortschreitenden Handlung und durch Condes Recherchen, Erinnerungen und Gespräche ergeben sich Hinweise und weitere Teile eines Puzzles der Ereignisse in den fünfziger Jahren. Gleichzeitig malt Leonardo Padura durch seine lebhaften Schilderungen ein eindrückliches und interessantes Bild Havannas in den fünfziger Jahren und in der Zeit der aktuellen Handlung, die ersten Jahre des einundzwanzigsten Jahrhunderts.  

Fazit

Eine bildintensive, epische Zeitreise durch das pulsierende Leben in Havanna, seine Kultur, Musik und Literatur und gleichzeitig eine packende Geschichte über Träume, Hoffnungen und menschliche Leidenschaften. 

Adiós Hemingway – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum22. April 2013
Ausgabemetro Taschenbuch
Seiten192
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13 978-3293206144

„Eigentlich hatte alles genauso angefangen, genau hier, mit dem Blick aufs Meer, unter diesen Kasuarien, inmitten genau dieser ewigen Gerüche, an jenem Tag im Jahre 1960, als er Ernest Hemingway begegnet war.“ (Zitat Seite 10)

Inhalt

Acht Jahre sind vergangen, seit Mario Conde die Kriminalpolizei verlassen hat. Er schreibt oder versucht es zumindest, und handelt mit alten Büchern. „An diesem Morgen jedoch hatte ihn sein ehemaliger Kollege Manuel Palacios angerufen und ihm die Geschichte der Leiche, die auf der Finca Vigía gefunden worden war, auf dem Silbertablett serviert.“ (Zitat Seite 17) Sturmschäden legten ein Skelett frei, ein Mann, ermordet vor vierzig Jahren auf Hemingways damaligem Wohnsitz und mit Kugeln aus legendären Waffen Hemingways. Hier sind El Condes Spürsinn und seine Verschwiegenheit gefragt und er sagt sofort zu, den Fall zu übernehmen. Nach einem Regenguss wird auch noch eine verrostete Blechmarke mit dem bekannten Wappen und drei Buchstaben gefunden, hat Hemingway …? Noch will El Conde das nicht glauben, aber er will unbedingt herausfinden, was damals geschehen ist.   

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman geht es um Kuba, Lebensfreude trotz Wirtschaftskrise, und Ernest Hemingway, dessen Geschichten und Mythos auf Kuba immer noch präsent sind.

Charaktere

Für El Conde sind die wichtigsten Dinge im Leben Freundschaft, Kaffee, Zigaretten, Rum, Frauen, Musik und die Literatur. Auch an seinen Traum, eines Tages als Schriftsteller in enem Holzhaus am Meer zu leben, hält er fest.

Erzählform und Sprache

Diesmal sind es zwei Geschichten, die in diesem Kriminalroman erzählt werden. Wir folgen Mario Conde chronologisch tagsüber durch seine intensiven Recherchen mit Teniente Manuel Palacios, und durch die intensiven Nächte mit seinen Freunden. Die zweite Geschichte führt uns zurück in die ersten Oktobertage des Jahres 1958, zu Ernest Hemingway und seine Finca La Vigía bei Havanna. So sind wir als Leser mit unserem Wissen El Condes Recherchen manchmal voraus, doch auch hier werden die Ereignisse in einem chronologischen Ablauf geschildert, daher bleibt die Handlung durchgehend spannend und lässt viel Raum für eigene Überlegungen. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, ist diese Geschichte mit den bekannten Fakten aus Hemingways Leben eng und gekonnt verwoben, eine perfekte Mischung, in der sich Padura durchaus auch kritisch mit dem berühmten Schriftsteller Hemingway auseinandersetzt.

Fazit

Ein spannender und interessanter literarischer Kriminalroman aus Kuba, in dessen Mittelpunkt der Ex-Polizist Mario Conde und der Schriftsteller Ernst Hemingway stehen.

„Das Meer der Illusionen – Leonardo Padura

UntertitelDas Havanna-Quartett: Herbst
AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum16. September 2006
Ausgabe(metro) Taschenbuch
Seiten288
SpracheDeutsch
ÜbersetzerHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203747

„Man hat uns in die Schule geschickt, in die wir gehen mussten, dann auf die Uni zu dem Studium, das wir absolvieren mussten, und später zu dem Arbeitsplatz, an dem wir arbeiten mussten, alles, ohne uns zu fragen. Und man kommandiert uns weiter rum, ohne uns auch nur ein verdammtes Mal in unserem verdammten Leben zu fragen, ob wir das auch wollen …“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

Ein angenehm warmer Herbstabend im Oktober 1989, doch Wirbelsturm Félix rast auf Kuba zu. Einige Tage vor seinem Geburtstag, nach zehn Jahren als Ermittler, ist für den Teniente Mario Conde die Zeit gekommen, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Doch sein neuer Chef, Coronel Alberto Molina, hat einen neuen, politisch brisanten Fall für ihn. El Conde, unterstützt von Sargento „Manolo“ Palacios,  muss rasch und sehr diskret ermitteln, nach Möglichkeit unter Einhaltung der Vorschriften. Einige Nächte zuvor war die Leiche eines Kubaners, inzwischen nordamerikanischer Staatsbürger, gefunden worden. Der Ermordete ist Miguel Forcade, ein ehemaliger Vizedirektor im Außenhandelsministerium, der sich 1978 in die USA abgesetzt hatte. Sofort stellt sich El Conde viele Fragen, der Fall interessiert ihn, warum hat man Forcade wieder ins Land gelassen, was unüblich ist. Wollte Forcade tatsächlich nur seinen schwer kranken Vater besuchen, oder hatte er auch noch andere Gründe, nach Kuba zurückzukehren. Forcade scheint eine reine Weste gehabt zu haben, doch der brutale Mord weist auf Rache als Motiv hin.

Thema und Genre

Auch in diesem Kriminalroman, dem vierten und letzten Teil des Havanna Quartetts, geht es um das Leben in Kuba 1989, Kunst und Kultur, Politik, die Macht der Parteifunktionäre, Enteignung, Bereicherung, Korruption, aber auch um Familie, Freundschaft und die Sehnsucht nach Liebe.

Charaktere

El Conde, über sich selbst: „Er erinnerte sich daran, dass dieser Tag sein offiziell vorletzter als Polizist sein konnte und ganz gewiss sein letzter als Mann von fünfunddreißig Jahren war.“ (Zitat Seite 95)

Mayer Rangel über El Conde: „Du bist das Schlimmste, das mir in meiner Laufbahn passiert ist, aber der beste Ermittler, den ich je gehabt habe.“ (Zitat Seite 99)

Erzählform und Sprache

Die Wahl der Erzählform, der Teniente Mario Conde ist die personale Hauptfigur, ermöglicht es Leonardo Padura einerseits, zusätzliche Spannung in die Handlung mit den vielen offenen Fragen, Möglichkeiten und Vermutungen zu bringen, andererseits erleben wir die persönlichen Zweifel  von El Conde, die Wünsche und Hoffnungen der Jugend, die das Leben nicht erfüllt hat, Erinnerungen und verlorene Träume. Mit El Conde werfen wir jedoch auch einen Blick auf das echte Havanna, die kleinen Lokale, Gassen, Plätze und die Menschen, die sich auf einen gewaltigen Wirbelsturm vorbereiten. Durch die Ermittlungen, die Gespräche und Recherchen wird die aktuelle Handlung nach und nach zu einem Gesamtbild, das weit in die Vergangenheit zurückführt.

Fazit

Ein spannender, vielschichtiger Abschluss der Tetralogie, ein Eintauchen in ein Meer von Illusionen. Kuba und die alten, auch nach den Umbrüchen immer noch mächtigen Familien, und El Conde und sein Freundeskreis als die kubanische Generation der Mittdreißiger, die ihr Leben hinterfragt und neue Wege sucht. Ein literarischer, politischer Kriminalroman mit eindrücklichen Schilderungen der Gesellschaftsstruktur und der Lebensumstände in Kuba im Jahr 1989.  

Ein perfektes Leben – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum27. Juni 2005
AusgabeTaschenbuch
Seiten272
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203440

„Mario Conde nahm die geschlossene Akte in die Hand. Ihm schwante, dass sie eine Art Büchse der Pandora sein könnte, und er verspürte keinerlei Lust, die Dämonen der Vergangenheit aus ihr zu befreien.“ (Zitat Seite 22)

Inhalt

Noch sehr angeschlagen von der Silvesterfeier, freut sich Teniente Mario Conde über sein freies Wochenende, als sein Chef anruft und dieses beendet. Denn am Abend des 1. Januar hat die Ehefrau von Rafael Morín Rodríguez ihren Mann als vermisst gemeldet. Dieser Fall ist brisant und Conde muss sofort zu ermitteln beginnen, denn Rodríguez ist der einflussreiche Leiter der Import-Export-Abteilung im Industrieministerium. Da es sich bei Rafael Morín um genau jenen Schulkollegen handelt, der Tamara Valdemira geheiratet hat, die heimliche große Jugendliebe von Mario Conde, begleiten persönliche Erinnerungen den Teniente bei seinen aktuellen Recherchen. Das Leben und Verhalten von Rafael Morín Rodríguez waren immer perfekt, ein untadeliger Mann mit einer weißen Weste, wo sind die Schatten?

Thema und Genre

Der vorliegende Kriminalroman spielt in Kuba. Es ist der erste Band der Serie Havanna Quartett und es geht hier um wesentlich mehr, als das Verschwinden einer Person. Themen sind Politik, Gesellschaft, Jugenderinnerungen, sowie die Lebensträume einer jungen Generation und die Veränderungen im Laufe der Jahre.

Charaktere

Seit zwölf Jahren ist die Hauptfigur, Teniente Mario Conde, bei der Polizei und ebenso lang fragt er sich, warum. Gerade dieser aktuelle Fall führt El Conde weit in seine Vergangenheit zurück und kurz wünscht er sich, wieder sechzehn Jahre alt zu sein, einen anderen Weg für sein Leben auszuprobieren. „Eines Tages vielleicht würde er seine alten Illusionen wieder haben, würde in einem Haus in Cojímar wohnen, wie Hemingway, direkt an der Küste, in einem Holzhaus mit roten Dachziegeln und einem Zimmer zum Schreiben.“ (Zitat Seite 147)

Erzählform und Sprache

Die Handlung wird personal erzählt, die aktuellen Ermittlungen werden ergänzt durch Erinnerungen an Ereignisse im Jahr 1972 und Gedankenströme, sowie Beobachtungen und Schilderungen des Umfeldes und der Situation in Kuba. Zwischendurch wechselt die Erzählform sowohl bei Mario Conde, als auch bei seinem Mitarbeiter Manolo in die Ich-Form, was uns tief in die Gedanken der Figuren eintauchen lässt und die Geschichte auch sprachlich interessant und abwechslungsreich gestaltet.

Fazit

Ein vielschichtiger Kuba-Roman mit interessanten Themen und ebenso facettenreichen Figuren. Eine spannende Geschichte mit atmosphärischen Schilderungen Kubas, auch sprachlich überzeugend.

Labyrinth der Masken – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum22. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SpracheDeutsch
ÜbersetzungHans-Joachim Hartstein
ISBN-13978-3293203648

„Er fühlte sich hoffnungslos überfordert, ohne im Mindesten die Antwort auf eine der tausend Fragen zu wissen, die sich ihm stellten.“ (Zitat Seite 53)

Inhalt

In diesem dritten Band des Havanna-Quartetts ist es Sommer geworden, 1989, ein heißer, staubiger August. Nach der Prügelei mit Teniente Fabricio vor drei Monaten ist Mario Conde zum Erkennungsdienst strafversetzt worden, während nicht nur gegen ihn interne Ermittlungen laufen. Doch nun wird er gebraucht, denn dieser Mord an einem jungen Mann in einem roten Frauenkleid mitten im Stadtwald von Havanna ist besonders heikel, der tote Transvestit stammt aus einer sehr bekannten, angesehenen Familie. Die ersten Spuren führen die beiden Ermittler El Conde und Manuel Palacios zu dem international bekannten Dramatiker und Theaterregisseur Alberto Marqués Basterrechea. Während der Teniente die Vor- und Nachgeschichte des Mordes zu ergründen versucht, der ausgerechnet am 6. August, dem Fest der Verklärung Christi, der Transfiguration, stattgefunden hat, führen seine Gespräche mit Alberto Marqués dazu, dass El Condes Vorurteile schwinden.

Thema und Genre

In diesem Kuba-Roman geht es um Politik, Korruption, Gesellschaft, Vorurteile, Diskriminierung, Homosexualität. Im Mittelpunkt von Mario Condes Ermittlungen stehen diesmal ein alter, exzentrischer Künstler und natürlich wieder die Literatur.

Charaktere

„Mario Conde ist kein Polizist, sondern eine Metapher und sein Leben spielt sich im virtuellen Raum der Literatur ab.“ (Zitat Seite 6, Vorbemerkung des Autors) Doch es liegt an der genauen Beobachtungsgabe, der Phantasie und dem genialen Können des Autors, reale Menschen in seine fiktiven Charaktere einzubringen, Mario Conde und auch alle anderen Figuren seiner Romane, ungemein glaubwürdig und lebensnah wirken zu lassen, mit ihren Fehlern, Zweifeln, Träumen und Gefühlen.

Erzählform und Sprache

Auch dieser dritte Kriminalfall, den Mario Conde während des Jahres 1989 lösen muss, ist nur ein Teil der Geschichte, um die es in diesem Kuba-Roman geht. Das Thema Homosexualität, die damit verbundenen Vorurteile, die politischen Versuche einer Umerziehung, in Verbindung mit dem alltäglichen Leben in Havanna in dieser Zeit des Umbruchs, verdichten und erweitern die Handlung zu einem intensiven, weit gefächerten Gesamtbild. Mario Conde sagt von sich selbst, ein Mann der Erinnerungen zu sein und so erfahren wir durch seine Gedanken interessante Details darüber, wie sich Kuba, und vor allem die Stadt Havanna, verändert haben. „Ich verstehe das, natürlich verstehe ich das, denn diese Insel hat den historischen Auftrag, immer wieder neu zu beginnen, alle dreißig oder vierzig Jahre. Das Vergessen ist Balsam für alle offenen Wunden …“ (Zitat Seite 116). Die Sprache ist eine elegante, poetische Sprache der Literatur, verbunden mit der manchmal verstörend direkten Sprache einer Männerwelt.

Fazit

Ein spannendes, interessantes, beeindruckendes Leseerlebnis, eingebettet in die Liebe zu Kuba und zur Literatur.  

Handel der Gefühle – Leonardo Padura

AutorLeonardo Padura
VerlagUnionsverlag
Datum28. Februar 2006
Ausgabemetro-Taschenbuch
Seiten256
SerieDas Havanna-Quartett: Frühling
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3293203525

 „Na prima, dachte er, wenn ichs mir recht überlege, äuft das doch so: Ich bring das Leben anderer Leute in Ordnung, krieg aber mein eigenes nicht in den Griff.“ (Zitat Seite 50)

Inhalt

Es ist Frühling 1989 in Havanna und einer der typischen Frühlingsstürme wirbelt den Staub durch die Straßen. Einen Tag nach dem Aschermittwoch wird Lissette Núñez Delgado in ihrer Wohnung tot aufgefunden, es war ein brutaler Mord. Die Gymnasiallehrerin für Chemie war nur vierundzwanzig Jahre alt geworden. Die ersten Spuren führen den Ermittler, Teniente Mario Conde, genau in jenes Gymnasium, in dem auch er vor Jahren seine Oberstufenzeit verbracht hatte. Der Fall ist heikel, denn neben Alkohol ist auch Marihuana im Spiel und bald wird El Condo und seinem Teampartner Sargento Manuel „Manolo“ Palacios klar, dass Spuren auf einen professionellen Drogenhandel hinweisen. Obwohl im Lauf der Ermittlungen langsam einige Fakten zusammenführen, passt für Conde irgend etwas einfach nicht, auch wenn er es zunächst nicht erfassen kann.

Thema und Genre

Die Serie um den Ermittler Mario Conde spielt in Havanna und es steht nicht der Kriminalfall im Mittelpunkt, sondern es geht um die politische Situation Kubas 1989, Korruption, Überwachung, Drogenhandel, Kleinkriminalität und das bunte Leben der unterschiedlichen Menschen in der Stadt Havanna, eine Stadt mit einer bewegten Vergangenheit und unendlich vielen Facetten. Es geht um Männerleben, Freundschaft, Liebe, Einsamkeit und um Literatur.

Charactere

Als Junge träumte der Teniente Mario Conde davon, Schriftsteller zu werden und dieser Traum ist geblieben, eines Tages wird er den Polizeidienst verlassen und wieder schreiben. Er gilt als verbissen, intelligent und zu effizient für den Polizeidienst. Persönlich ist er pessimistisch, melancholisch, hat Macho-Allüren und liebt guten Rum, wenn erhältlich, sehr guten, starken Kaffee, wenn verfügbar, und in stillen Stunden träumt er davon, endlich die Liebe fürs Leben zu finden.

Erzählform und Sprache

Die Recherchen und Ermittlungen sind in den Tagesablauf von Mario Conde eingebettet, er teilt mit uns seine Liebe zu Havanna, zum Meer, zu Kuba und seine Erinnerungen. Wir beobachten ihn in seinem winzigen Büro im dritten Stock, das er wegen der Aussicht liebt, und das er sich mit Sargento Manolo teilt. Mit dem dünnen Carlos verbindet ihn eine enge Freundschaft fürs Leben, andere Freunde besucht El Condo, wenn er Tipps für seine Ermittlungen braucht. Diese sehr spezielle Figur El Condo hätte beinahe dazu geführt, dass ich nach etwa achtzig Seiten die Lektüre abgebrochen und das Buch zurück ins Regal gestellt hätte. Auch an die Sprache, literarisch, philosophisch, bildintensiv in den Schilderungen, in den Dialogen und speziellen Szenen jedoch umgangssprachlich, hart bis ins Vulgäre, musste ich mich gewöhnen. Doch dann plötzlich war ich im Sog der Geschichte, der Themenvielfalt und auch der Figuren dieses Romans, El Condo, frisch in die attraktive Saxofonspielerin Karina verliebt, eingeschlossen.

Eine Bemerkung zur Reihenfolge der Bücher des Havanna-Quartetts: ich habe mit dem Frühling begonnen, ohne zuvor nachzulesen, doch diese Serie beginnt mit dem Winter und endet mit dem Herbst. Da es insgesamt um die Ereignisse nur eines Jahres geht und jeder Fall in sich abgeschlossen ist, sehe ich kein Problem in der geänderten Reihenfolge. Zur Zeit lese ich den Sommer, werde den Winter anschließen und zuletzt dann den Herbst lesen, da dieser doch einen gewissen Abschluss bildet.

Fazit

Ein intensiver Kuba-Roman mit vielen Facetten, offen, direkt, realistisch, auch sprachlich teilweise eine Herausforderung und gleichzeitig ein packendes Leseerlebnis.

Die Töchter der Kälte – Camilla Läckberg

AutorCamilla Läckberg
VerlagUllstein Taschenbuchverlag
Datum30. November 2015
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten481 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB00WWNQ0Y8

„Langsam spürte er, wie der Korb nachgab; hoffentlich war er nicht beschädigt. Er warf einen Blick an der Wand seines alten Kahns herunter, um zu sehen, in welchem Zustand der Korb nach oben kam.“ (Zitat Seite 6)

Inhalt

Maja, die kleine Tochter von Kommissar Patrik Hedström und Erica Falk, ist gerade zwei Monate alt und hat das Leben der beiden völlig verändert. Besonders Erica ist überfordert und deprimiert und sie ist froh, dass sie in Charlotte eine verlässliche Freundin gefunden hat, die sie versteht und unterstützt. Charlotte Klinga, ihr Mann Niclas ist Arzt in Fjällbacka, ist Mutter von zwei Kindern, der sieben Jahre alten Sara und dem acht Monate alten Alvin. Dann kommt jener Montag, an dem zusammen mit dem letzten Fangkorb, den der Hummerfischer Frans Bengtsson aus dem Wasser holt, auch der Körper eines toten Mädchens auftaucht. Es ist Sara, die Tochter von Charlotte und Niclas. Rasch kursieren Gerüchte über Verdächtige in Fjällbacka und es ist nicht einfach für Patrik, das Netz aus Rätseln in diesem Fall, der ihn auch emotional sehr stark belastet, zu entwirren.

Thema und Genre

In diesem dritten Falck-Hedström-Krimi geht es um den Mord an einem Kind, der in dem engen Dorfgefüge von Fjällbacka sofort alle Vorurteile den Mitmenschen gegenüber zum Vorschein bringt. Themen sind Nachbarschaftsstreit, Beziehungen, prägende Kindheitserlebnisse und verstörende Familiengeheimnisse, die weit zurück in die Vergangenheit reichen.

Erzählform und Sprache

Auch diesmal wird die Handlung von einer Parallelgeschichte bestimmt, die in den 1920er Jahren beginnt und das Schicksal von Menschen über Jahrzehnte bestimmt und prägt. Erst langsam lassen sich Personen und Zusammenhänge vermuten, obwohl wir mit diesem Wissen um die Vergangenheit den Ermittlern voraus sind. Die aktuellen Ereignisse werden einerseits geprägt von Ericas und Patricks Alltagsproblemen als junge Eltern, von der Frage, was der plötzliche Verlust eines Kindes für die Familie bedeutet, andererseits folgen wir einer spannenden Suche nach dem Täter, die wieder unvorhersehbare Wendungen bringt. Intensität erhält die Geschichte durch die psychologischen Momente und die Figurenvielfalt in dem nur scheinbar friedlichen Ort Fjällbacka.    

Fazit

Auch dieser dritte Band der Serie bringt interessante, facettenreiche, packende Lesestunden.

Die Eisprinzessin schläft – Camilla Läckberg

AutorCamilla Läckberg
VerlagUllstein Taschenbuchverlag
Datum6. Februar 2015
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten401 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ÜbersetzungGisela Kosubek
ASINB00PLXQ1T0

„Schweigen lässt sich niemals zurücknehmen.“ (Zitat Seite 377)

Inhalt

Erica Falck ist Journalistin und Schriftstellerin und schreibt Biografien von schwedischen Autorinnen. Gerade ist Selma Lagerlöf ihr Thema, doch ihr fehlt die Motivation. Da ihre Eltern kürzlich verstorben sind, muss sie das Elternhaus in Fjällbacka räumen, denn ihre Schwester Anna will dieses rasch verkaufen. Da erfährt sie, dass ihre langjährige Jugendfreundin Alexandra Wijkner, eine erfolgreiche Galeristin in Göteborg, sich in ihrem Wochenendhaus in Fjällbacka das Leben genommen hat. Erica als Freundin soll den Nachruf schreiben und entdeckt hier gleichzeitig den Stoff für ein eigenes Buch, denn rasch ist klar, dass es kein Selbstmord war, auch wenn es so aussehen sollte. Während Ericas Schulfreund Patrick Hedström als Polizist die offiziellen Ermittlungen leitet, beginnt Erica ebenfalls zu recherchieren.

Thema und Genre

Die Falck-Hedström-Serie umfasst inzwischen elf Bände, dieses ist der erste Band der schwedischen Krimiserie, die in dem Ort Fjällbacka spielt. In diesem Kriminalfall, der weit in die Vergangenheit zurückführt, geht es um gesellschaftliche und persönliche Beziehungen, um prägende Kindheitserinnerungen, unterschiedliche Familiengefüge und Familiengeheimnisse.

Erzählform und Sprache

Die Autorin baut die Geschichte in unterschiedlichen Zeitebenen auf, wobei ein Handlungsstrang, der in der Vergangenheit liegt, abwechselnd mit den aktuellen Geschehnissen geschildert wird. So erfährt man noch vor dem Ermittlerteam eine Hintergrundgeschichte, ohne jedoch zu wissen, wie das mit dem Fall zusammenhängt. Diese Erzählform baut rasch Spannung auf, welche in Verbindung mit den vielen unterschiedlichen und sehr präzise entwickelten Figuren, Themen und Konflikten eine vielschichtige Geschichte ergibt. Die Sprache nimmt sich auch Zeit für Beschreibungen und ist sehr angenehm zu lesen.

Fazit

Der spannende, facettenreiche Beginn einer schwedischen Krimiserie, ein packender Kriminalfall mit vielen menschlichen Aspekten. Lesevergnügen, das Lust darauf macht, die Serie weiterzulesen.

Glut – Sven Petter Naess

AutorSven Petter Naess
VerlagAufbau Taschenbuch
Datum15. Januar 2024
AusgabeTaschenbuch
Seiten463
SpracheDeutsch
ÜbersetzerAndreas Brunstermann
ISBN-13978-3746640358

„Gleichwohl konnte er nichts gegen den sich bildenden Kloß in seinem Hals ausrichten, als er zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten die grüne Stahlbrücke wiedersah. Er wusste, dass auf der anderen Seite noch alte Gespenster warteten.“ (Zitat Seite 20)

Inhalt

Am Palmsonntag, 25. März, geht in der Polizeistation Elvestad die Meldung ein, dass bei der Brücke über den Fluss Glomma ein verlassenes Fahrzeug stehe. Per Lyngstad und seine Kollegin Dina Martinsen finden nicht nur den Wagen, sondern auch die Leiche eines Mannes. Dieser Mordfall führt dazu, dass Kommissar Harinder Singh von der Kripo Oslo nach einundzwanzig Jahren in die Stadt seiner Kindheit und Jugend zurückkehrt, wo für ihn jede gute Erinnerung mit mindestens einer schlechten verbunden ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin Rachel Hauge wird er bald mit einem weiteren Mordfall konfrontiert. Ist es möglich, dass die aktuellen Ereignisse irgendwie mit dem noch immer unaufgeklärten, spurlosen Verschwinden der jungen Carina Johnson im Sommer vor zwanzig Monaten zusammen hängen? Es ist ein dicht gesponnenes Netz aus Lügen und Schweigen, in dem Harinder und Rachel ermitteln müssen, verstärkt wird diese Aufgabe durch Harinders Erinnerungen, die sich durch die Ermittlungsarbeit ziehen.

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman des Genre Nordic Noir geht es um Verbrechen, Ermittlungsarbeit, ungeklärte Fälle in der Vergangenheit, Rache, Erinnerungen, und eine einflussreiche Familie im Gefüge einer kleinen Stadt, wo die Menschen ihre eigenen Geheimnisse haben.

Erzählform und Sprache

Dieser erste Band der Serie „Team Oslo ermittelt“ spielt in Elvestad, einer kleinen Stadt in Norwegen, nahe der schwedischen Grenze. Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog, eine Situation, die nicht ganz zwei Jahre zurückliegt. Daran schließt die aktuelle Handlung an, die am Palmsonntag beginnt und während der Karwoche stattfindet. Dazwischen führen weitere kurze Episoden zurück zu den Ereignissen, die vor zwanzig Monaten stattgefunden haben, ergänzt durch Harinders Erinnerungen, Ereignisse im September 1996 betreffend. Erst mit dem Fortschreiten der straffen, packenden Handlung erschließen sich überraschende Zusammenhänge. Die Sprache entspricht dem Genre Kriminalroman, nimmt sich Zeit für die Charakterisierung jeder einzelnen Figur, und unterstützt die perfekte Mischung aus Spannung und Schilderungen des Umfeldes.

Fazit

Eine realistische, spannende, sehr gut durchdachte und kombinierte Geschichte, glaubwürdig, überraschend, facettenreich. Der Beginn einer Serie, deren zwei Folgebände ich schon vorab notiert habe.

Tag der Wahrheit – Hendrik Falkenberg

AutorHendrik Falkenberg
Verlag Edition M
Erscheinungsdatum 1. September 2020
FormatKindle-Ausgabe
Seiten397 (Print)
SpracheDeutsch
ASINB085G6TGRR

„Die Fragestellung des Meetings war klar: Was hatten Lauras und Stevens Funde zu bedeuten und – war es überhaupt ein Fall fürs BKA?“ (Zitat Seite 47)

Darum geht es

An diesem frühen Morgen Ende Februar erlegt Florian Beck eine Hirschkuh, ohne Rücksicht auf die bestehende Schonzeit. Doch auch für ihn ist dies sein letzter Morgen Als er später gefunden wird, liegt er tot über der erlegten Hirschkuh. Sein Herz fehlt und wird kurz darauf von der BKA-Ermittlerin Laura Westermann gefunden, mit einer Notiz „Gruß ans BKA“. Dies ist eine von einer Reihe von Botschaften einer Gruppe von Klimaaktivisten, die inzwischen Mitglieder des obersten Managements von namhaften Unternehmen der Automobilindustrie in ihre Gewalt gebracht haben. Sie stellen Forderungen und ein Ultimatum, Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit für das BKA-Team Steven Haberland und Laura Westermann.

Themen dieses Kriminalromans, Band 1 der Westermann-Haberland-Serie, sind Umweltschutz, Klimawandel, die Hintergründe des Dieselskandals.

Meine Meinung

Eine spannende Geschichte mit aktuellen Themen, rasant erzählt, wenn auch nicht immer glaubwürdig. Stoff für unterhaltsame Lesestunden.

Hildur – Die Spur im Fjord – Satu Rämö

AutorSatu Rämö
Verlag Heyne Verlag
Erscheinungsdatum 1. Oktober 2023
FormatKindle
Seiten369 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ÜbersetzerinGabriele Schrey-Vasara
ASINB0C172319C

„Der rote Rucksack mit den Ponys darauf war das Letzte, war von den Mädchen zu sehen war. Dann verschwanden sie.“ (Zitat Seite 16)

Inhalt

Hildur Rúnarsdóttir hat Geschichte studiert, wollte aber keine akademische Laufbahn einschlagen. Zu sehr ist sie von ihrer Vergangenheit geprägt und immer noch auf der Suche nach Antworten, denn ihre beiden jüngeren Schwestern sind vor beinahe fünfundzwanzig Jahren eines Nachmittags spurlos verschwunden. Seit nunmehr zehn Jahren ist Hildur zurück in ihrer alten Heimat Ísafjörður und leitet als Kriminalbeamtin die Abteilung für vermisste Kinder im Verwaltungsbezirk Westfjorde. Als im November 2019 eine Lawine ein Gebiet mit Sommerhäusern unter sich begräbt, werden auch Hildur, ihr neuer Kollege Jakob Johanson, ein finnischer Polizist, und ihre Chefin Beta zu Hilfe gerufen, denn angeblich war eines der Häuser bewohnt. Es gibt tatsächlich einen Toten, doch dieser ist eindeutig ermordet worden. Damit beginnt eine Serie von Morden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts gemeinsam haben, doch Hildur ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt.

Darum geht es

Dieser Kriminalroman, Band eins der Hildur-Reihe, spielt in Island. Im Mittelpunkt stehen unterschiedliche Ereignisse, die teilweise in der Vergangenheit stattgefunden haben, und rätselhafte Mordfälle in der Gegenwart. Weitere Themen sind Verlust, Familie, Beziehungen und das Leben in einem abgelegenen, wilden Teil Islands im grauen Wintermonat November.

Meine Meinung

Hildur liebt das Surfen im unbeständigen, stürmischen Meer, um den Kopf freizubekommen, Jakob dagegen strickt Pullover in den komplizierten isländischen Mustern. Dieses interessante, sympathische Ermittlerteam in Kombination mit einer spannenden Handlung, einer glaubhaften Geschichte mit Tiefgang, und lebhaften Schilderungen der beeindruckenden Natur und Landschaft Islands garantieren ein facettenreiches Lesevergnügen.

Rachefrühling – Andreas Gruber

AutorAndreas Gruber
VerlagGoldmann Verlag
Datum13. September 2023
AusgabeTaschenbuch
Seiten608
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3442491087

„Dann sähe ich Sie wieder einmal in Aktion – außerdem denke ich, dass das mindestens genauso spannend ist, wie wenn Sie mir die Ringstraße, den Zentralfriedhof und den Stephansdom zeigen.“ (Zitat Seite 44)

Inhalt

Walter Pulaski ist zum ersten Mal in Wien und Evelyn Meyers freut sich darauf, ihm die Stadt zu zeigen. Daher lehnt die erfolgreiche Anwältin sofort ab, als ein internationaler Geschäftsmann sie beauftragen will, den bekannten True Crime-Podcaster Martin Kilian zu vertreten, der des Mordes an der Wiener Chirurgin Aleyna Al-Raschid verdächtigt wird. Doch Pulaski und Evelyns Mitarbeiter Florian überzeugen sie, das Mandat anzunehmen, denn die Tat und die damit verbundenen Nachforschungen, auch wenn er diese als Urlauber inkognito anstellen muss, interessieren Pulaski wesentlich mehr, als die Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt Wien. Je länger sie nach Zusammenhängen suchen und den Spuren und möglichen Motiven folgen, desto größer werden ihre Zweifel, denn manche Details fügen sich allzu offensichtlich.

Thema und Genre

Dieser Thriller ist Band 4 der Jahreszeiten-Serie um den Dresdner Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Themen sind Recherchen, Mordanklage, polizeiliche Ermittlungsarbeit und die damit verbunden spannenden Rätsel. Wie der Titel schon andeutet, geht es auch um Rache. Ort der Handlung ist diesmal Wien.

Charactere

Mit Evelyn Meyers, Florian Zock und Walter Pulaski treffen wir ein sympathisches, hartnäckiges Ermittlerteam wieder, das wir bereits aus den Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter kennen, oder aber, wenn man die Serie erst mit diesem Band Frühling zu lesen beginnt, mit Vergnügen kennenlernen wird. Was alle Figuren in diesem Thriller auszeichnet, ist die Nachvollziehbarkeit ihres Verhaltens, ihre Glaubwürdigkeit und ihr Facettenreichtum.

Erzählform und Sprache

Zu einem Thriller gehört eine rasante, packende Handlung, die hier schon durch den knappen Zeitrahmen von neun Tagen im Mai vorgegeben ist. Innerhalb dieser Zeit wechselt der chronologische Ablauf, geht mal einige Tage zurück, dann wieder vorwärts, was die Spannung erhöht, langsam immer mehr Details einfließen lässt und auch das eigene Miträtseln interessant macht. Durch genaue Datumsangaben als Überschrift der Kapitel ergibt sich die einfache Zuordnung innerhalb des Geschehens. Überraschende Wendungen mit völlig neuen Aspekten erhöhen die kriminalistische Unterhaltung beim Lesen, ohne konstruiert oder unglaubwürdig zu wirken. Das Verbrechen selbst mit den komplexen, rätselhaften Hintergründen verzichtet auf seitenlange, bluttriefende Schilderungen, was ich persönlich sehr schätze. Es ist ein sehr gekonnt und clever aufgebauter Plot mit vielen vernetzten Zusammenhängen, sie sich jedoch erst langsam ergeben und die Ermittler und auch uns Leser manchmal zu falschen Schlüssen verleiten. Die Sprache passt zum Genre und ergänzt mit humorvoll-charmanten Dialogen und Szenen. 

Fazit

Eine spannende, vielschichtige Geschichte, gekonnt aufgebaut und sehr gut recherchiert, dazu interessante Themen – ein Lesevergnügen, das unterhält und Freude macht.

Die Erfindung des Lächelns – Tom Hillenbrand

AutorTom Hillenbrand
VerlagKiepenheuer&Witsch
Datum7. September 2023
AusgabeGebundene Ausgabe
Seiten512
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003284

„Wenn es nicht auf die Farben, die Materialien ankommt, dann wäre nur die Legende wichtig, die durch das Bald geschaffen wird, nicht, ob das Bild selbst weiter existiert.“ (Zitat Pos. 6440)

Inhalt

Der Maler Louis Béroud arbeitet an einem Bild „Mona Lisa im Louvre“. Als er am 22. August 1911 in jenen Salon des Pariser Musée du Louvre kommt, wo Leonardo Da Vincis Mona Lisa, „La Gioconda“, mit vielen weiteren Gemälden ausgestellt ist, ist der Platz an der Wand leer. Das Bild ist verschwunden. Durch diesen dreisten Diebstahl wird „La Joconde“, wie sie in Frankreich genannt wird, wirklich berühmt. Trotz intensiver Suche bleibt das Gemälde verschwunden und irgendwann ruhen die Ermittlungen, denn die brutalen Überfälle der  Bonot-Bande, eine Gruppe von Anarchisten, halten Paris und die Polizei in Atem. Nur einer gibt nicht auf und sucht weiter nach dem verschwundenen Bild: Commissaire Juhel Lenoir.

Thema und Genre

Dieser historische Kriminalroman spielt in der Weltstadt Paris während der Belle Époque, jener berühmten Zeitspanne zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Menschen genießen das rege gesellschaftliche Leben auf den Boulevards, in den Salons, Cafés und Cabarets, in den Ateliers und Galerien der aufstrebenden Künstler und Künstlerinnen entwickeln sich neue, moderne Kunstrichtungen.

Charactere

Wer könnte ein Gemälde stehlen, das unverkäuflich ist, und aus welchem Grund. Bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit geraten in Verdacht, so auch der Dichter Guillaume Apollinaire, der Maler Pablo Picasso und die exzentrische Tänzerin Isadora Duncan.

Erzählform und Sprache

Die Handlung wird chronologisch geschildert, jedoch  in einer weiten, lebhaften Vielfalt an unterschiedlichen Geschichten mit ebenfalls unterschiedlichen Personenkreisen. Manche der Ereignisse überschneiden einander irgendwann im Lauf der Handlung, aber vor allem gibt uns diese Erzählart ein abwechslungsreiches, authentisches Bild der berühmten Weltstadt Paris, des pulsierenden Lebens in dem gesellschaftlichen und künstlerischen Zentrum dieser Epoche. Gleichzeitig lesen wir einen Kriminalroman mit unterschiedlichen Kriminalfällen und der detektivischen Ermittlungsarbeit am Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht der legendäre Diebstahl der Mona Lisa, wobei der Autor die bekannten, von ihm sehr ausführlich recherchierten, Fakten gekonnt mit Fiktion mischt, denn auch heute noch sind einige Fragen über mögliche Zusammenhänge offen. Dieser Roman spielt mit spannenden, unterhaltsamen Möglichkeiten und Varianten der Geschichte. „Manchmal wollen die Menschen ein klein wenig angeflunkert werden. Daran ist nichts Schlimmes, wenn es seiner guten Sache dient.“ (Zitat Pos. 6887)

Fazit

Ein lebhaftes, buntes, historisches Zeitbild und eine abwechslungsreiche Kriminalgeschichte, in der wir in Paris berühmte Persönlichkeiten der Belle Époque treffen.

See you soon – Kristin Lukas

AutorKristin Lukas
VerlagTWENTYSIX
Datum22. Juni 2023
AusgabeKindle-Ausgabe
Seiten286 (Print-Ausgabe)
SpracheDeutsch
ASINB0C8ZBX6LC

„Julia Wiese ist vergiftet worden und wir müssen uns fragen, warum hat der Mörder diese Substanz verwendet und wie ist er daran gekommen.“ (Zitat Pos. 243)

Inhalt

Zoe (eigentlich Mandy, aber diesen Namen hasst sie) Meister ist Tutorin für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und schreibt an ihrer Doktorarbeit. Julia Wiese, die junge Frau, die tot aufgefunden wurde, vergiftet, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften im 7. Semester. Julia gehörte zur Gucci-Clique um Viktor Stoltenbrink, vier in der virtuellen Welt sehr aktive und erfolgreiche Studierende. Die verschiedenen Spuren führen vom Universitätsinstitut in den angesagten Club KG 13 und zurück. Christine Sudhoff, ermittelnde Kommissarin der Kripo Berlin, erkennt rasch, dass Zoe mehr weiß, als sie zugibt, doch was verheimlicht sie und warum?

Thema und Genre

In diesem Kriminalroman stehen die vielen neuen Trends der Kommunikation und sozialen Interaktionen im Mittelpunkt, die sich durch die Möglichkeiten der Social Media ergeben haben, der Wunsch nach Erfolg und Anerkennung nicht nur in der echten, sondern auch in der virtuellen Welt. Doch auch reale zwischenmenschliche Beziehungen sind ein Thema.

Charactere

Zoe (Mandy) Meister und die Kommissarin Christine Sudhoff sind einander nicht nur optisch ähnlich, doch es fehlt das gegenseitige Vertrauen und sie ermitteln engagiert, aber getrennt.

Erzählform und Sprache

Die Handlung umfasst einen knappen Zeitrahmen und schildert die Ereignisse chronologisch. In dieser Geschichte geht es nicht um blutige Mordszenen, sondern um die Hintergründe, die zu solchen Taten führen können. Zusätzliche Spannung ergibt sich aus  der in allen Schritten geschilderten Ermittlungsarbeit, der mühsamen Suche nach den Zusammenhängen. Hier ermitteln Menschen, und keine allwissenden Superhelden. Die Sprache ist modern, in den Dialogen der Studierenden manchmal flapsig und dem Social-Media-Zeitgeist angepasst. Die Fachgespräche am Institut für Soziologie ergänzen die Handlung  mit interessanten Informationen und Erklärungen zu den globalen Phänomenen im Zusammenhang mit der Präsenz in den Sozialen Netzwerken.

Fazit

Eine spannende, unterhaltsame und interessante Geschichte mit Charakteren, wie sie auch in der Realität überall zu finden sind, und ein ebenso realistischer Ausflug in die moderne Welt der Follower, Klicks und Likes.

Falsche Freunde: Commissario Morello ermittelt in Venedig – Wolfgang Schorlau, Claudio Caiolo

AutorWolfgang Schorlau
AutorClaudio Caiolo
Verlag KiWi-Paperback
Erscheinungsdatum 4. Mai 2023
FormatBroschiert
Seiten352
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3462003031

„Hören Sie, Commissario, die Vereinbarung mit dem Innenministerium besagt, dass Sie nach Sizilien versetzt werden, sobald Sie Salinis Mörder gefasst haben.  Wenn Sie Ihre Arbeit hier erledigt haben, können Sie am nächsten Tag wieder zurück zu Ihrer Mafia.“ (Zitat Seite 42)

Inhalt

Venedig im Nebel ist nicht romantisch und mystisch, sondern einfach nur nass und kalt, denkt Commissario Antonio Morello und vermisst sein geliebtes Sizilien. „In Sizilien ist die Sonne wärmer, das Licht des Himmels klarer und von einem unerreichten seidenweichen Blau, der Geschmack des Salzes im Meer ist würziger als der der Lagunenbrühe.“ (Zitat Seite 147) Doch viel Zeit für diese Gedanken bleibt dem Commissario nicht, denn an diesem nassen, kalten Tag im Oktober 2022 wird in Venedig der Buchhalter Paolo Salini gefunden, tot auf einer Parkbank sitzend. Damit beginnen für den Commissario und sein Team Ermittlungen, die diesmal besonders brisant sind. Rasch führen die ersten Verdachtsmomente und Spuren den Commissario zu sehr vermögenden und seit Jahrhunderten einflussreichen Venezianer Familien und zu ihren Plänen, aus Venedig eine glitzernde, glamouröse Luxusdestination für Superreiche zu machen. Ebenso rasch versuchen seine Vorgesetzten, seine Ermittlungen in diesem Umfeld zu unterbinden, doch andererseits hat er das Versprechen, dass er zurück nach Sizilien versetzt wird, sobald er Salinis Mörder gefunden hat.  

Thema und Genre

In diesem neuen Fall für Commissario Morello, den Sizilianer in Venedig, Band drei der Serie, geht es um Immobilien, Investments, Bestechung, Politik und die (teilweise leider schon realen) Pläne, ganz Venedig als Luxusdestination für sehr vermögende Menschen zu vermarkten.

Charaktere

Auch diesmal lässt sich Morello in seinen Ermittlungen nicht stoppen, den Freien Hund legt man nicht an die Leine, auch wenn sein Team wieder mal in eine andere Richtung zieht. Doch persönlich ist er nach wie vor durch den Verlust seiner Frau blockiert. Er vermisst Sizilien nicht nur als Heimat, sondern er will zurück, weil er endlich weiter nach dem Mafia-Boss suchen will, der seine Frau auf dem Gewissen hat.

Handlung und Schreibstil

Handlung und Schreibstil

Der Zeitraum der Ermittlungen umfasst acht Tage im Oktober, von Montag bis Montag, die letzten Ereignisse finden noch einige Tage danach statt. Dieser straffe Zeitrahmen sorgt für zusätzliche Spannung in dieser interessanten Geschichte, die zunächst eine Reihe von Rätseln für das Ermittlungsteam bereithält. Eine Szene zu Beginn des Buches zeigt uns Lesenden einige Details, wir wissen etwas mehr, als der Commissario, jedoch bleiben auch für uns mögliche Zusammenhänge viele Seiten hindurch reine Spekulationen mit Varianten von Möglichkeiten. Die Handlung nimmt sich aber auch Zeit für persönliche Momente und Konflikte der einzelnen Hauptfiguren und mit dem Commissario genießen wir die  bunt geschilderte Vielfalt des alltäglichen Lebens in der auch bei Regen und Kälte magischen Stadt Venedig, eine Magie, die auch längst auf den Commissario gewirkt hat.

Die Gliederung der Handlung ist klar strukturiert. Die Überschrift trägt Tag und Zeitangabe, die einzelnen Abschnitte tragen dann den jeweiligen Ort der Handlung.

Fazit

Ein sizilianischer Commissario, unangepasst, eigensinnig, der zwar immer noch seine Heimat Sizilien vermisst, jedoch längst schon dem Zauber Venedigs erlegen ist und nun gegen alle Widerstände und Gefahren bereit ist, Venedig vor den bizarren Plänen von Immobilienfirmen und Investoren zu retten – ein realistischer Plot, eine stimmige Geschichte, packendes Lesevergnügen.

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