Ginsterburg – Arno Frank

Autor | Arno Frank |
Verlag | Klett-Cotta Verlag |
Datum | 15. Februar 2025 |
Ausgabe | Gebundene Ausgabe |
Seiten | 432 |
Sprache | Deutsch |
ISBN-13 | 978-3608966480 |
„Im Spätsommer 1940 wartete Ginsterburg im hügeligen Herzen des Reiches geduldig auf das Ende eines Krieges, der anderswo wütete, in den fernen Peripherien des Kontinents.“ (Zitat Seite 257, 258)
Inhalt
In Ginsterburg, einer deutschen Provinzstadt, scheint das Leben auch unter der neuen nationalsozialistischen Ordnung weiterzufließen, Familienbande werden gefestigt oder getrennt, und auch die Liebe bewegt die Menschen wie zu allen Zeiten. Während der Blumenhändler Otto Gürckel, nun auch Bürgermeister und Kreisleiter, seine beiden langjährigen Freunde, den Redakteur Eugen von Wieland und den Unternehmer Clemens Jungheinrich weiterhin von „der Sache“ zu überzeugen versucht, und sei es nur durch neue Profitmöglichkeiten und Aufstiegschancen, beginnt für die Buchhändlerin Merle eine Zeit erhöhter Vorsicht. Doch sie kann und will nicht verhindern, dass ihr Sohn Lothar der HJ beitritt, denn nur so kann er seinen Traum vom Fliegen umsetzen. Durch seine außerordentliche Begabung ist er nach erfolgreicher Ausbildung 1940 bereits aktiv im Einsatz. 1935 hatte er es beim Angeln nicht über sich gebracht, den Fisch zu töten, doch diese zehn Jahre zwischen 1935 und 1945 verändern nicht nur ihn.
Thema und Genre
Dieser Roman verfolgt den Weg eines kleinen Personenkreises in der beschaulichen deutschen Stadt Ginsterburg, symbolisch für ganz Deutschland. Es geht um persönliche Schicksale, Familienkonflikte, Freundschaft, Liebe, vor allem jedoch um das Leben und die Einstellung der Menschen im Nationalsozialismus zwischen innerem Widerstand, Anpassung und Überzeugung.
Erzählform und Sprache
Die Geschichte von Ginsterburg und seinen Bewohnern wird chronologisch geschildert, in übergeordneten Kapiteln werden die Jahre 1935, 1940, 1945 beleuchtet, ergänzt durch Rückblicke in Gesprächen und Gedanken. Parallel dazu lesen wir die Geschichte von Alfred „Alfie“ Wellbeck aus Wales, dessen Flugzeug getroffen wurde und der langsam im Fallschirm auf Ginsterburg herabschwebt, während er über sein bisheriges Leben nachdenkt. Weiter kurze Texte beleuchten die Entwicklung der deutschen Luftwaffe. Es ist die besondere Erzählsprache von Arno Frank, die sofort beeindruckt, poetisch in den Schilderungen, mit gekonnt eingesetzten und dosierten Metaphern, und genau bis in die feinsten Nuancen bei der Charakterisierung der einzelnen Figuren.
Fazit
Ein Roman, der einfach sprachlos macht, leise und doch so ungemein intensiv erzählt Frank die Geschichte von Ginsterburg und seiner Einwohner, eine Stadt wie viele andere, mit Menschen wie viele andere in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Wir lernen eine Gruppe von Hauptfiguren sehr gut kennen, folgen ihrem Verhalten, ihren Konflikten, Wünschen und Träumen. Sympathisch oder unsympathisch, das macht schließlich keinen Unterschied. Ein Roman mit vielen Facetten und Themen, der bewegt und überzeugt.