Buchgeplauder 17

Wer erzählt?

Einer der bestverkäuflichen, aber auch kontrovers diskutierten literarischen Trends unserer Zeit sind die sogenannten autofiktiven Romane, Autoren, besonders jedoch Autorinnen, schreiben vorwiegend über ihr tatsächliches Leben und persönliche Befindlichkeiten. Der Auslöser für diesen Trend sind meiner Meinung nach die heute omnipräsenten Social Media, alles wird von allen mit allen geteilt und so wird jeder Autor, jede Autorin bei einem neuen Roman sofort gefragt, wie viel Wahres, Autobiografisches, denn in diesem Text stecke.

Dabei wird übersehen, dass Schriftsteller in ihren Romanen Geschichten erzählen, in die zwar natürlich eigene Beobachtungen, Erinnerungen und Erfahrungen fließen, die aber ebenso erfunden sind, wie die Figuren. Ich lese ein Buch mit besonderem Vergnügen, wenn mit den Erzählperspektiven gespielt wird, wenn ich mit neuen, ungewöhnlichen  Varianten überrascht werde.

Die Anregung, mir wieder einmal Zeit zu nehmen, über die Vielfalt des Erzählens nachzudenken, kam beim Lesen von

 „Tod der Autorin: Ein Leben in elf Romanen“ von Birgit Rabisch, ‎Verlag duotincta GbR, 16. Dezember 2024, ISBN-13: 978-3946086772

denn dieser originelle Roman ist für mich auch einer der unterhaltsamsten Rundgänge durch wichtige Grundlagen der Erzähltheorien, Wissen für literaturinteressierte Laien, knapp, interessant und angenehm lesbar präsentiert.

Kurz zum Inhalt: Zu ihrem siebzigsten Geburtstag hat die Autorin eine Idee, ein neues literarisches Projekt, ein festliches Dinner in einem eleganten, schönen Rahmen. Als Gäste lädt sie Figuren aus ihren elf Romanen ein, sechsundzwanzig Figuren, die sie gerne sehen will, ohne Unterscheidung in Hauptfigur oder Nebenfigur und mit einer bunt gemischten Sitzordnung. Im Laufe des langen Abends diskutiert mit ihren Figuren, erinnert sich gleichzeitig an die Zeit in ihrem Leben, als sie zu der jeweiligen Geschichte inspiriert wurde, die sie in ihren Romanen und durch ihre Romanfiguren erzählen wollte.

Nach dieser Lektüre machten sich meine Gedanken auf die Suche nach weiteren, besonderen Beispielen für Erzählformen und natürlich musste ich da an Christiane Töllner denken, die mit ihrer Familiengeschichte von Rügen in zwei Bänden tatsächlich persönliche Erlebnisse ihrer Familie mit historischen Tatsachen verbindet.

„Die Welt ist voller Sommer, Eine Familiengeschichte von Rügen“ von Christiane Töllner, EDITION POMMERN, 23. März 2020, ISBN-13: 978-3939680574

„Ein Haus und geteilte Leben: Teil zwei der Familiengeschichte von Rügen“ von Christiane Töllner, EDITION POMMERN, 10. August 2022, ISBN-13: 978-3939680710

Das Besondere an dieser Generationengeschichte der Familie Töllner, gleichzeitig auch eine Geschichte des Bädertourismus auf Rügen am Beispiel des Ortes Sellin, ist die Erzählstimme, denn hier erzählt das Haus und das ist brillant gelöst und lesenswert.

„Seit mehr als hundert Jahren bin ich mal Mittelpunkt dieser Geschichte, mal Zuschauer, mal ganz nah, dann abgeschnitten und weit entfernt. Ich habe während dieser Zeit Vieles erlebt, erfahren, gesehen und gelernt. Ich möchte sie jetzt gerne erzählen.“ (Zitat Seite 5, Teil I)

Im Jubiläumsjahr von Thomas Mann, 2025 wird der 150. Geburtstag des berühmten deutschen Schriftstellers gefeiert, denke ich bei besonderen Erzählformen auch an

„Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde“ von Thomas Mann, FISCHER Taschenbuch,  5. April 2012, ISBN-13: 978-3596904037

Wie schon aus dem Titel zu ersehen, schreibt hier ein fiktiver Ich-Erzähler die ebenfalls fiktive Romanbiografie eines Freundes.

Darum geht es: Dr. phil. Serenus Zeitblom ist sechzig Jahre alt, als er beginnt, die Lebensgeschichte seines langjährigen Freundes Adrian Leverkühn niederzuschreiben. Der innovative Komponist ist vor drei Jahren verstorben und hat seinem Freund Serenus alle  persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen hinterlassen. Auf Grund dieser Aufzeichnungen schildert nun der Ich-Erzähler Serenus Zeitblom die Kindheit, Jugend, gemeinsame Studienzeit, aber auch die weiteren Lebenswege, die unterschiedlich verlaufen, sich jedoch immer wieder kreuzen.

Real ist an diesem Roman der geschichtliche Hintergrund, diese Version des Faust-Stoffes umfasst die Jahre 1884 bis 1945 und setzt sich mit dem Nationalsozialismus in Deutschland auseinander und mit den Konflikten zwischen Künstlerleben und Politik.

Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig Schriftsteller ihre Figuren und die damit verbundenen Erzählperspektiven ausformen können, egal, ob nur eine, oder mehrere Figuren, oder ein Objekt die Geschichte erzählt, es ist die Erzählstimme, die wir beim Lesen in unseren Gedanken hören und die uns im besten Fall in ihren Bann und mitten in die Handlung zieht.

Mein Lesemonat Januar 2025

Zwischen Neuerscheinung, moderner Klassik und SUB-Abbau

Das Jahr beginnt abwechslungereich, zwischen dem zeitlos aktuellen, lesenswerten Erinnerungen des überzeugten Europäers Stefan Zweig, arktischer Spannung vom SUB und einem sehr unterhaltsamen, originellen Ausflug in die Welt der Erzähltheorien, eine Autorin lädt die Figuren aus ihren Romanen ein, mit ihr gemeinsam Geburtstag zu feiern.

Printausgaben:

„Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers“ von Stefan Zweig, FISCHER Taschenbuch, 1. April 1985

„Biblioteca criminale: Pellegrinis vierter Fall“ von Dino Minardi, Kampa Verlag, 23. März 2023

„Putzfrau bei den Beatles“ von Birgit Rabisch, Verlag duotincta GbR, 14. März 2018

„Tod der Autorin: Ein Leben in elf Romanen“ von Birgit Rabisch, ‎Verlag duotincta GbR, 16. Dezember 2024

„Ein Espresso für den Commissario: Pellegrinis erster Fall“ von Dino Minardi, Kampa Verlag, 13. Juni 2024

„Mission Arktis“ von James Rollins, Ullstein Taschenbuch Verlag, 13. Februar 2006

Auf dem Kindle:

Buchgeplauder 16

Mein Lesejahr 2024 in Zahlen

Ich habe kein spezielles Bibliotheken-Programm auf meinem PC, diese Arbeit erledigt Goodreads.com für mich und liefert am Ende des Jahres auch die Statistik zu meinem Lesejahr.

Diese Zahlen teile ich gerne für alle Interessierten. Da ich das Jahr 2024 rückblickend generell als ein Jahr beschreiben würde, in dem das Leben mich gelebt hat und nicht umgekehrt, ließ mir der Alltag weniger Zeit, um zwischen Buchseiten abzutauchen. Es ist lange her, dass ich in einem Jahr weniger als einhundert Bücher gelesen habe, wobei dies wirklich nur statistisch zählt, da gibt es keinerlei Vorsatz, auch ich will ja nicht durch die Bücher rasen, nur um einer Zahl willen.

93 Bücher und insgesamt 28.069 Seite gelesen

Das kürzeste Buch war „Die Verwandlung“, eine Graphic Novel nach Franz Kafka, und das längste Buch, gleichzeitig eines meiner Lieblingsbücher 2024, war „Die Projektoren“ von Clemens Meyer mit 1.020 Seiten.

Für das Jahr 2025 habe ich mir, abgesehen von Neuerscheinungen, die mich so neugierig machen, dass ich einfach nicht widerstehen kann, oder neue Bücher von meinen Lieblingsautoren und Lieblingsautorinnen, die ich einfach lesen muss, wieder vorgenommen, einige moderne Klassiker zu lesen, auf jeden Fall Proust und Ulysses. Ich weiß, genau das habe ich zu Beginn 2024 auch geschrieben, es ist also ein neuer, alter guter Vorsatz. Schaun wir mal.

Generell möchte ich meinen SUB-Abbau, der ja 2024 tatsächlich schon begonnen hat, lesend weiter betreiben, aber, wie gesagt, ganz ohne Neues geht es nicht, damit meine ich auch Bücher, die schon vor längerer Zeit erschienen sind, aber erst jetzt auf meinem Wunschzettel landen. Es ist also durchaus möglich, dass ich in meinem Blog auch mal ein älteres Buch bespreche, das es vielleicht im Handel neu nicht mehr gibt, aber ich habe mit gebrauchten Exemplaren, Qualität sehr guter Zustand, bisher immer auch sehr gute Erfahrungen gemacht.

Mein Lesemonat Dezember 2024

Dezember 2024 – SUB-Abbau

Printausgaben:

„Ein Wunschzettel voller Bücher“ von Aleksia Sidney (Hrsg.), OKTOPUS bei Kampa, 22. September 2022

„Die Totgesagten“ von Camilla Läckberg, List Taschenbuch, 10. März 2010

„Eins + eins = drei: Jahrbuch Nr. 2“ von Lutz Flörke & Vera Rosenbusch, BoD – Books on Demand, 15. September 2024

„Über allen Bergen“ von Valentine Goby, List Hardcover, 28. November 2024

Auf dem Kindle:

„Das Echo der Träume“ von María Dueñas, Blanvalet Taschenbuch Verlag, 18. Februar 2013

 „Schneesturm und Mandelduft“ von Camilla Läckberg, Ullstein eBooks, 30. November 2012

Auch in meinem Lesemonat Dezember 2024 gab es wenig Lesezeit, dafür eine Woche Wien. Zwei Rezensionen fehlen noch und folgen in den nächsten Tagen, aber dieses Lesejahr geht heute, am 31. Dezember 2024, zu Ende.

Mein Lesemonat November 2024

Mein Lesemonat November 2024 –

sehr viel Alltag und wenig Lesezeit

Printausgaben:

„Zandschower Klinken“ von Thomas Kunst, Suhrkamp Verlag, 15. Februar 2021

„Kafkas Sohn“ von Szilárd Borbély, Suhrkamp Verlag, 26. März 2017

„Mondlabyrinth“ von André Schinkel, ‎ Mitteldeutscher Verlag, 9. September 2024

„Erzählungen und Romane“ von Franz Kafka, Anaconda Verlag, 5. Oktober 2020

Auf dem Kindle:

“The Light in the Ruins” von Chris Bohjalian, Vintage Contemporaries, 9. Juli 2013

„Der Roman des Jahres 2005 – 2024“ von Deutscher Buchpreis, Börsenblatt MVB GmbH, 5. November 2024

„Über nichts schreiben, als was meine Augen sehen“ von Aurelia Wyleżyńska, Tagebuch aus dem besetzten Warschau 1939 – 1944, Ch. Links Verlag,  15. Oktober 2024

Mein Lesemonat Oktober 2024

Gebundene Ausgaben

Ein Lesemonat, der mich begeistert hat

Printausgaben:

„Der Rabe, der mich liebte“ von Abdelaziz Baraka Sakin, Verlag Klingenberg, 31. August  2024

„Villa Sternbald oder Die Unschärfe der Jahre“ von Monika Zeiner, dtv Verlagsgesellschaft, 12. September 2024

„Die Wirtinnen“  von Silvia Pistotnig,  Elster & Salis Verlag, 9. Mai 2023

„Eine Nebensache“ von Adania Shibli, Unionsverlag Taschenbücher, 29. Juli 2024

„Todesspur“ von Andreas Gruber, Goldmann Verlag, 16. Oktober 2024

„Schecks Bestsellerbibel: Schätze und Schund aus 20 Jahren“ von Denis Scheck, Illustrator: Torben Kuhlmann, Piper Verlag

„Ich spreche von Blau, nicht vom Meer“ von Hussein Bin Hamza, Edition CONVERSO,

25. Februar 2020

Auf dem Kindle:

„Daniel Kehlmann über Leo Perutz“ von Daniel Kehlmann, Herausgeber: Volker Weidermann, ‏ Verlag: Kiepenheuer&Witsch, 5. September 2024

„Reichskanzlerplatz“ von Nora Bossong, Suhrkamp Verlag, 12. August 2024

„Pi mal Daumen“ von Alina Bronsky, Kiepenheuer&Witsch, 15. August 2024

„Vierundsiebzig“ von Ronya Othmann, Rowohlt Buchverlag, 12. März 2024

Mein Lesemonat September 2024

Mein Lesemonat September 2024 beschäftigte sich mit für den deutschen oder österreichischen Buchpreis nominierten Titeln.

September 2024 – auch in diesem Jahr geprägt von der Neugierde auf nominierte Romane

Printausgaben:

„Die Herrin der Vögel“ von Bachtyar Ali, Unionsverlag, 19. August 2024

„Bücher sind Klamotten fürs Hirn“ Herausgegeben von ‎Ulrike Helmer, Ulrike Helmer Verlag, 14. Mai 2012

„Lauter“ von Stephan Roiss, Jung und Jung, 20. März 2024

„Beteigeuze“ von Barbara Zeman, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 15. August 2024

Auf dem Kindle:

Österreichischer Buchpreis 2024, Herausgeber: Hauptverbund des Österreichischen Buchhandels

„Dorf ohne Franz“ von Verena Dolovai, Septime Verlag, 12. Februar 2024

„Die Projektoren“ von Clemens Meyer, S. FISCHER, 28. August 2024

Mein Lesemonat August 2024

Mein Lesemonat August 2024 – eine Reise zwischen Buchseiten durch Kuba, die Arktis, Kurdistan, Israel und Rumänien.

August 2024 – Reisen durch Buchseiten

Printausgaben:

„Anständige Leute“ von Leonardo Padura, Unionsverlag, 8. Juli 2024

„Planet ohne Visum“ von Jean Malaquais, Edition Nautilus, 5. September 2022

„Lausanne“  von Sherzad Hassan, Verlag Klingenberg, 24. Juli 2023

„Beinahe Alaska“ von Arezu Weitholz, Goldmann Verlag, 18. April 2022

„Die Stadt der weißen Musiker“ von Bachtyar Ali, Unionsverlag, 28. Januar 2019

„Vaterländer“ von Sabin Tambrea, Gutkind Verlag, 29. August 2024

Auf dem Kindle:

„Fenster ohne Aussicht: Tagebuch aus Tel Aviv“ von Dror Mishani, Diogenes Verlag, 24. Juli 2024

„Wo der Wind wohnt“ von Samar Yazbek, Unionsverlag, 19. August 2024

„Das Wohlbefinden“ von Ulla Lenze, Klett-Cotta, 17. August 2024

Mein Lesemonat Juli 2024

Der Lesemonat Juli führte mich nochmals zurück nach Frankreich 1940, 1941, aber auch zu Franz Kafka. Garniert wurde dieser Lesemonat mit etwas Lyrik.

Vergangenheit, Literatur und Lyrik

Printausgaben:

„Übrig blieb ein moosgrüner Apfel“ von H. C. Artmann, Insel Verlag, 7. März 2021

„Du siehst mich nicht“ herausgegeben von Katarina Grgic, Frieling-Verlag Berlin, 21. Juni 2024

„Die ungeheure Welt in meinem Kopf“ von Hans Platzgumer, Elster & Salis Verlag GmbH, 29. April 2024

„Transit“ von Anna Seghers, Aufbau Taschenbuch, 25. April 2018

„Kafka: Um sein Leben schreiben“ von Rüdiger Safranski, Carl Hanser Verlag,  19. Februar 2024

„Auslieferung auf Verlangen: Die Rettung deutscher Emigranten in Marseille 1940/41“ von Varian Fry, FISCHER Taschenbuch, 1. August 2009

„Mein Weg über die Pyrenäen. Erinnerungen 1940/41“ von Lisa Fittko. dtv Verlagsgesellschaft,  1. Oktober 2004

Auf dem Kindle:

Im Juli nur Printausgaben.

Buchgeplauder 14

Noch mal Lyrik

Schon wieder das Thema Lyrik, diesmal aber nicht von bekannten Namen, sondern nennen wir es Alltagslyrik von Menschen, die Situationen und Erlebnisse in Worte fassen, um sie zu teilen, vor allem aber, um sie zu verarbeiten.

Wer meine neueste Rezension zum Lyrikband 222 Gedichte gelesen hat, vermutet vielleicht schon den Hintergrund. Vor einigen Monaten suchte ich auf der Seite des Frieling Verlages ein bestimmtes Buch des Verlagsgründers Ruprecht Frieling, aka Prinz Rupi. Zufällig stieß ich auf eine Ausschreibung zu einem Lyrik-Wettbewerb. Unerfüllte Liebe ist zwar kein gängiges Thema für mich, aber ich habe spontan mal in meinen „Werken“ aus mehr als fünfundzwanzig Jahren gekramt. Deshalb ist auch dieses farblich nicht wirklich passende, einfache Heft auf dem Foto, in solchen Heften schreibe ich spontan meine Gedanken nieder, bevor sie dann nochmals am PC getippt werden und meistens etwas überarbeitet, ein bisschen rumgefeilt. Gesagt, getan, ich habe eines meiner Gedichte eingeschickt und die Jury fand es wohl gut, denn es kam mit weiteren 221 Texten in dieses Buch und ist auf Seite 138 zu lesen. Eine gelungene Aktion dieses Verlages, der umfassende Dienstleistungen für sogenannte Selbstverleger anbietet, eine interessante Variation.

Beim Lesen dieser unterschiedlichen Texte, Aussagen und Herangehensweisen, Gefühle in Worte zu fassen, hat mich die spannende Vielfalt begeistert. Es sind Sprachspielereien und wer es noch nicht probiert hat, sollte es tun, einfach mal drauflosschreiben und gespannt sein, was sich daraus ergibt.

Mein Lesemonat Juni 2024

Zeitlos brisante Themen und dazwischen Spannung zur Entspannung

Lesemonat Juni 2024

Der Lesemonat Juni führte mich vor allem zurück in die Vergangenheit, an verschiedene Orte und zu unterschiedlichen, aber zeitlos wichtigen Themen und Künstlern

Printausgaben:

„Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller, FISCHER Taschenbuch, 17. Januar 2013

„Die Verwandlung“ von Franz Kafka, Graphic Novel, Szenarist: Eric Corbeyran, Illustrator: Horne, Knesebeck Verlag, 24. August 2010

Marseille 1940: Die große Flucht der Literatur“ von Uwe Wittstock, C.H.Beck, 28. Februar 2024

Auf dem Kindle:

„Die Zeit heilt keine Wunden“ von Hendrik Falkenberg, Edition M, 21. April 2015

„Das Kreuz des Nordens“ von Hendrik Falkenberg, Herausgeber: Edition M, 8. Dezember 2015

„Die Zeit der Zikaden“ von Moritz Heger, Diogenes Verlag, 26. Juni 2024

„Über Palästina“ von Hannah Arendt, Piper Verlag, Herausgeber und Nachwort: Thomas Meyer, 27. Juni 2024

Buchgeplauder 13

Diesmal wieder Lyrik

Es ist wieder mal Zeit für Lyrikgeplauder. Um die Gedichte von H. C. Artmann habe ich bereits vor sehr vielen Jahren einen großen Bogen gemacht, denn in Wien ging es natürlich vor allem um seine sprachspielenden Mundartgedichte und die sind – meine Meinung – extrem mühsam zu lesen.

Vor wenigen Tagen brachte der Suhrkamp Verlag als Freitagsgedicht ein Gedicht von H. C. Artmann aus einem bei Insel Verlag erschienen Gedichtband „Übrig blieb ein moosgrüner Apfel, und ich wurde in meiner bisherigen Unwissenheit überrascht. Der kleine, ansprechend gestaltete illustrierte Gedichtband kam nicht auf meine Wunschliste, sondern sofort in mein Regal – und ist bereits gelesen.

Ja, auch die wenigen Mundartgedichte in diesem Band, hier konnte ich feststellen, dass es hilft, sie öfter und vor allem laut und mit unterschiedlichen Betonungen zu lesen, dann folgt großteils die geistige Erleuchtung.

Eine Rezension folgt, aber jetzt schon eine Art Fazit: Wer die Worte „mit himbeer fingern schrieb der abend / seinen vers“ (Zitat Seite 34) so wie ich begeistert und immer wieder lesen kann und immer wieder neue Bilder dazu in den Gedanken hat, der wird von diesem eigenwilligen, sprachlich unendlich kreativen und neugierigen österreichischen Schriftsteller und Lyriker so wie ich überrascht und inspiriert werden

Buchgeplauder 12

2024 – Caspar David Friedrich

„Denn der Himmel glüht wie Feuer, das Wasser steht majestätisch still, die Erde schweigt und die Luft flüstert uns ein Geheimnis zu. Friedrich lässt hier aus dem Tosen der vier Elemente plötzlich den Zauber der Stille entstehen.“ (Zitat aus „Zauber der Stille: Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ von Florian Illies, Seite 38)

Der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich am 5. September 2024 lässt sich nicht nur mit Ausstellungsbesuchen, sondern auch mit Literatur feiern. Hier meine persönliche Auswahl zu diesem wichtigen Vertreter der deutschen Romantik. Florian Illies hat ein besonderes Buch über Caspar David Friedrich geschrieben, das ich gerade mit Begeisterung gelesen habe. Er erzählt die Geschichte Caspar David Friedrichs, indem er dem Spuren seiner Bilder folgt, von der Entstehung bis heute. Er spürt auch den Weg der nicht mehr vorhandenen Bilder auf, ergründet die Ursachen ihres Verschwindens. So ergibt sich ein breit gefächerter, poetischer und beeindruckender Spaziergang durch die Zeit.

Der junge Romantiker Friedrich schätzt Johann Wolfgang von Goethe sehr, diesem sind jedoch dessen Bilder zu düster. Lea Singer beschreibt in ihrem Roman „Anatomie der Wolken“ die Begegnung dieser beiden Künstler.

Ein interessanter und vielleicht weniger bekannter Bildband zu Caspar David Friedrich ist „Die Malerinseln – von Friedrich bis Feininger“ von Reinhard Piechocki, erschienen bei Rügendruck und eine facettenreiche Schatzkiste der Malerei von hier. Ungewöhnlich und spannend ist der Bildband „Natürlich romantisch“ von Birte Frenssen (Text) und Thomas Grundner (Fotos), erschienen im Hinstorff Verlag, denn für dieses Buch hat Thomas Grundner die Motive, Perspektiven und vergessenen Orte der Romantiker besucht, fotografiert und stellt diese nun den zeitlosen Gemälden und Ansichten gegenüber.

Rüdiger Safranski erzählt in „Romantik – Eine deutsche Affäre“, erschienen bei Fischer Taschenbuch, interessant und anschaulich die Geschichte der Romantik.

2024 – Franz Kafka

Das neueste Buch von Rüdiger Safranski ist am 19. Februar 2024 erschienen und es trägt den Titel „Kafka: Um sein Leben schreiben“, denn vor genau einhundert Jahren, am 3. Juni 1924, ist dieser berühmte Schriftsteller verstorben. Auch dieses zweite Jubiläumsdatum 2024 lädt zu einem Blick in die Regale und in die Buchhandlungen ein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit Kafka geht, ich hatte nach der Pflichtlektüre in der Schule, bei mir war es „Das Schloss“, Kafka viele Jahrzehnte lang sozusagen abgehakt. Doch dann kamen die Berichte über die Verfilmung von „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller, FISCHER Taschenbuch. In diesem Roman geht es um Franz Kafka und seine letzte große Liebe Dora Diamant. Zuvor hatte ich schon der auch optisch ansprechenden Ausgabe von Franz Kafkas Erzählungen „Forschungen eines Hundes“ und „Der Bau“, erschienen im Input-Verlag, nicht widerstehen können. Gerade habe ich „Die Verwandlung“ als Graphic Novel gelesen, erschienen im Knesebeck Verlag, welche nahe am Originaltext die ursprüngliche Stimmung der Geschichte perfekt einfängt, was durch Hornes Illustrationen beeindruckend umgesetzt und vertieft wird. Ich taste mich also auf Umwegen wieder an Kafka heran, auch mit Kafkas Reisetagebüchern, erschienen als Fischer Taschenbuch. Im Fischer Verlag sind auch Kafkas gesamte Tagebücher, soweit erhalten, in drei Bänden erschienen. Wer nun Lust bekommen hat, sich wirklich in Franz Kafkas Werke zu vertiefen, findet neben Einzelbänden auch Gesamtausgaben, zum Beispiel in elektronischer Form um enige Euro. Obwohl ich Papierform bevorzuge, sind solche extrem günstige e-Gesamtausgaben perfekt geeignet, um zu entscheiden, ob man mehr von einem Schriftsteller lesen will, was ich bei Franz Kafka inzwischen mit Ja beantwortet habe. Es gibt zwei Gesamtausgaben seiner Erzählungen und Romane, erschienen im Anaconda Verlag. Ich hatte in einer Buchhandlung beide Varianten in der Hand, die optisch ansprechende, gebundene Ausgabe und eine Dünndruckausgabe im Taschenbuchformat. Zu meiner Überraschung gefällt mir vom Schriftbild her die Dünndruckausgabe wesentlich besser, als die in Leinenstruktur gebundene Schmuckausgabe. Was wieder zeigt, in Besuch in der Buchhandlung lohnt sich.

Zwei unterschiedliche Jahrhunderte und Künstler, verbunden durch ein breites Angebot an Lesestoff.

Mein Lesemonat Mai 2024

Der Mai 2024 – abwechslungsreich wie das Wetter

In diesem Mai 2024 hatte ich immer ein „echtes“ Buch in der Hand, Papier mit Print und es war ein sehr spannender, aber auch fordernder Lesemonat.

Printausgaben:

„Rayuela. Himmel und Hölle“ von Julio Cortázar, Suhrkamp Verlag, 16. August 2010

„Adiós Hemingway“ von Leonardo Padura, Unionsverlag-metro, 22. April 2013

„Der Nebel von gestern“ von Leonardo Padura, Unionsverlag metro, 1. Februar 2010

„Eins + eins = drei“ von Lutz Flörke & Vera Rosenbusch, BoD – Books on Demand, 27. Februar 2024

„Zauber der Stille: Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ von Florian Illies, S. FISCHER Verlag, 25. Oktober 2023

„Mein kleiner Orangenbaum“ von José Mauro de Vasconcelos, Verlag Urachhaus, 1. September 2021

„Hölle und Paradies: Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur“ von Bettina Baltschev, Berenberg Verlag GmbH, 9. Februar 2024

„Lass die Sonne scheinen“ von José M de Vasconcelos, Urachhaus, 11. Februar 2020

„Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft“ von Volker Weidermann, btb Verlag, 10. August 2015

Mein Lesemonat April 2024

Lesemonat April 2024

Zwischen Fachbuch, Kuba, modernen Klassikern und meiner Lieblingsautorin

Printausgaben:

„Ein falsches Wort“ von Vigdis Hjorth, S. FISCHER, 13. März 2024

„Der Wendepunkt: Ein Lebensbericht“ von Klaus Mann, Nachwort von Fredric Kroll, Rowohlt Taschenbuch, Neuausgabe 16. April 2019

„Ein perfektes Leben“ von Leonardo Padura, Unionsverlag, 27. Juni 2005

„Der Wind kennt meinen Namen“ von Isabel Allende, Suhrkamp Verlag, 15. April 2024

„Tanger Transit: Ein Fluchtversuch“ von Claus G. H. Mayer,  tredition, 5. Juli 2023

„Das Meer der Illusionen“ von Leonardo Padura, Das Havanna-Quartett: Herbst, Unionsverlag, 18. September 2006

Auf dem Kindle:

„Der Sommer, in dem alles begann“ von Claire Léost, Kiepenheuer&Witsch, 11. April 2024

„Die Zeit im Sommerlicht“ von Ann-Helén Laestadius, HOFFMANN UND CAMPE VERLAG, 4. April 2024

„Der entmündigte Leser“ Für die Freiheit der Literatur. Eine Streitschrift von Melanie Möller,  Galiani-Berlin, 11. April 2024

„Eine Frau“ von Sibilla Aleramo, Eisele Verlag, 25. April 2024

Buchgeplauder 11

Es wird Zeit …

Buchgeplauder 11

„Dritte Möglichkeit: aus dem Leser einen Komplizen machen, einen Weggenossen. Und einen Zeit-Genossen, da ja die Lektüre die Zeit des Lesers tilgt und in die des Autors überführt. So könnte der Leser Mitbeteiligter und Mitbetroffener der Erfahrung werden, die der Romanautor durchgemacht hat, im gleichen Augenblick und in der gleichen Weise.“ (Zitat Seite 456-457, 79. Kapitel, Rayuela von Julio Cortázar)

Geht es nicht jedem Leser, jeder Leserin so, dass es in den Regalen Bücher gibt, die man „schon lange“ lesen wollte, aber doch aus einer Art Respekt einen imaginären Bogen darum macht – und zu einem anderen, noch ungelesenen, Buch greift.

Bei mir sind dies immer noch Ulysses – James Joyce, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Marcel Proust (allerdings besitze ich vorerst nur die ersten drei Bände, die ich erst lesen möchte, bevor ich über weitere Bände nachdenke) und Der Zauberberg – Thomas Mann.

Wie ich auf dieses Thema gekommen bin, nun, ich lese gerade Rayuela – Julius Cortázar und bin überzeugt, nach diesem Leseabenteuer endgültig bereit für die oben genannten Werke zu sein. Rayuela, ein Roman, den man in 56 fortlaufenden Kapiteln lesen kann und der dann bei Seite 406 endet – oder aber man liest das Buch, benannt nach dem Kinder-Hüpfspiel Himmel und Hölle, in der vom Autor vorgegebenen Reihenfolge und mit ergänzenden Kapiteln. Dann beginnt man bei Kapitel 73, gefolgt von 1 und 2, springt dann auf 116 und zurück auf 3 und so geht es fort über insgesamt 636 Seiten. Diese zusätzlichen Kapitel ergänzen mit vertiefenden Gedanken, Überlegungen, Bewusstseinsströmen, aber auch Ausflügen in die Literatur, natürlich nicht willkürlich, sondern immer im Zusammenhang mit den ursprünglichen Kapiteln und auch immer wieder in die Reihenfolge 1 – 56 zurückkehrend. Die praktische Umsetzung ist einfach, am oberen Rand von jeder einzelnen Seite sieht man (in meiner TB-Ausgabe) gegenüber der Seitenzahl die Nummer des Kapitels und am Ende eines Kapitels steht die Nummer des Kapitels, welches als nächstes gelesen werden soll. Deshalb kann man auf meinem Foto vielleicht die beiden Lesezeichen erkennen, eines beim jeweiligen Ausgangskapitel, das zweite nach dem Buchende Kapitel 56 und somit am Beginn aller zusätzlichen Kapitel – meine Idee, mir das durch das Buch Springen, in dem Fall Blättern, zu vereinfachen.

Es ist ein literarisches, sehr ungewöhnliches Kapitel-Springen, ein Labyrinth, das auch sprachlich und inhaltlich eine Herausforderung ist. Keine Lektüre „für zwischendurch“, wenn man sich entscheidet, dem Wegweiser des Autors durch das ganze Buch zu folgen, aber es lohnt sich, so viel kann ich schon jetzt, etwa in der Buchhälfte, sagen.

Mein Lesemonat März 2024

Diesmal eindeutig Schwerpunkt Papier

März 2024 – vielfältig wie ein buntes Tulpenfeld

Printausgaben:

„Labyrinth der Masken“ von Leonardo Padura, Unionsverlag, 22. Februar 2006

„Handel der Gefühle“ von Leonardo Padura, Unionsverlag, 28. Februar 2006

„Nachtfrauen“ von Maja Haderlap, Suhrkamp Verlag, 11. September 2023

„Treffpunkt im Unendlichen“ von Klaus Mann, Nachwort von Fredric Kroll, Rowohlt Taschenbuch, Neuausgabe Dezember 2020

 „Schwachstellen“ von Yishai Sarid, Kein & Aber Verlag, 15. September 2023

„Der Bücherprinz“ von Prinz Rupi, DeWinter Waldorf Glass, 20. Oktober 2023

„Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“ von Dana Grigorcea, Penguin Verlag, 28. Februar 2024

Auf dem Kindle:

„Die Töchter der Kälte“ von Camilla Läckberg, Ullstein Taschenbuchverlag, 30. November 2015

„Die Eisprinzessin schläft“ von Camilla Läckberg, Ullstein Taschenbuchverlag, 6. Februar 2015

Mein Lesemonat Februar 2024

… zwischen Literatur, Unterhaltung und Spannung

Eine bunte, vielfältige Palette

Printausgaben:

„Kantika“ von Elizabeth Graver, mareverlag, 20. Februar 2024

„Torero, ich hab Angst“ von Pedro Lemebel, Suhrkamp Verlag, 29. Oktober 2023

„Glut“ von Sven Petter Naess, Aufbau Taschenbuch, 15. Januar 2024

„Die Ballade des letzten Gastes“ von Peter Handke, Suhrkamp Verlag, 29. Oktober 2023

Auf dem Kindle:

„Die eigentümliche Vorliebe für das Meer“ von Gregor Hens, Aufbau Digital, 15. August 2023

„Léon und Louise“ von Alex Capus, Hanser, Carl GmbH + Co., 7. Februar 2011

„Das Lächeln der Königin“ von Stefanie Gerhold,  Galiani-Berlin, 8. Februar 2024

„Hotel Amerika“  von Maria Leitner, mehrbuch Verlag, 10. November 2021

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