Abschiedsfarben – Bernhard Schlink

AutorBernhard Schlink
Verlag Diogenes
Erscheinungsdatum 22. Juli 2020
FormatGebundene Ausgabe
Seiten240
SpracheDeutsch
ISBN-13978-3257071375

„So oft wird aus etwas Richtigem etwas Falsches. Warum soll nicht ebenso aus etwas Falschem etwas Richtiges werden können?“ (Zitat aus „Geliebte Tochter“, Seite 150)

Inhalt und Thema

Dieser Erzählband ist eine Sammlung von Geschichten, in denen es um das Abschiednehmen geht. Jeder Abschied hat eine Vorgeschichte, eine kurze Episode, oder auch ein ganzes Leben. Damit verbunden sind immer Erinnerungen, intensive Gefühle und auch Entscheidungen, die getroffen werden und dem Leben eine neue Wendung geben, in der Erinnerung dann bestätigt oder bedauert werden. Genau davon handeln diese Erzählungen, die sich dem Thema aus immer neuen, völlig unterschiedlichen Blickwinkeln nähern, vielfältig wie eine Farbpalette

Handlung und Schreibstil

So unterschiedlich wie die Problematik, ist auch die Erzählform. Es gibt Ich-Erzähler, Hauptfiguren, die der Autor nur „er“ oder „sie“ nennt, von anderen erfahren wir den Namen durch die Dialoge.

In der ersten Geschichte geht es um ein Gespräch, das ein Mann schon längst mit seinem Freund hätte führen wollen, doch es schien nie der passende Zeitpunkt zu sein. Nun ist der Freund gestorben.

In der zweiten Geschichte findet ein nächtlicher Mord statt, der auf der Straße gegenüber dem Haus des Ich-Erzählers stattfindet, doch dieser hat geschlafen und nichts bemerkt.

Die dritte Geschichte handelt von einem überraschenden Wiedersehen. Das Mädchen war seine Jugendliebe, mit ihrem Bruder war er damals eng befreundet, doch dann hatte er sich für ein Amerikajahr für Schüler entschieden.

In der vierten Geschichte bittet ein schwer kranker Mann seine erste Ehefrau, die er vor neunzehn Jahren verlassen hatte, um ein Treffen und ein letztes Gespräch.

Ein Mann und eine Frau lernen sich in der fünften Geschichte bei einem Yoga-Treffen kennen und drei Wochen später haben beide ihre bisherigen Ehepartner verlassen und beginnen ihr gemeinsames Leben, zu dem auch die fünfjährige Tochter der Frau gehört.

Die sechste Geschichte handelt von besonderen Sommerferien eines elfjährigen Jungen mit seiner Mutter auf einer Nordseeinsel. Vier Wochen, in denen er beginnt, sich für Mädchen zu interessieren.

Die siebente Geschichte ist die persönlichste in dieser Sammlung. Es geht um den plötzlichen Tod des älteren Bruders eines Schriftstellers und die damit verbundenen Erinnerungen, vor denen er nicht in die Welt seiner Geschichten fliehen kann.

In der achten Geschichte begibt sich ein Mann kurz nach seinem siebzigsten Geburtstag auf die Suche nach einer Frau, mit der er vor vielen Jahren die glücklichsten Stunden seines Lebens verbracht hatte.

Die neunte Geschichte erzählt vom Jahrestag einer Beziehung eines Mannes, er ist einundsiebzig Jahre alt, zu einer wesentlich jüngeren Frau. Er ist glücklich, macht sich aber Gedanken über die Zukunft.

Der Autor entwickelt seine Geschichten langsam, leise, in einer poetischen Sprache, klar schnörkellos und gerade dies macht sie so packend und eindrücklich.

Fazit

Geschichten, wie sie das Leben schreibt, Entscheidungen, für die es, einmal getroffen,  keinen Weg zurück gibt, denn das mögliche andere Leben kann niemals mehr gelebt werden. In der Erzählung Altersflecken bringt es eine Protagonistin auf den Punkt: „Gemeinheiten, Peinlichkeiten, Fehler? – Altersflecken“ (Seite 219).

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