Und dann noch die Liebe – Alexander Oetker
Autor | Alexander Oetker |
Verlag | HOFFMANN UND CAMPE VERLAG |
Erscheinungsdatum | 5. August 2020 |
Format | Gebundene Ausgabe |
Seiten | 224 |
Sprache | Deutsch |
ISBN-13 | 978-3455009286 |
„Ich habe dieses Gefühl, dieses verdammte Gefühl der Einsamkeit, als hätte ich das Wichtigste meines Lebens verloren, ohne dass ich es mir hätte richtig nahekommen lassen.“ (Zitat Pos. 1828)
Inhalt
François ist Deutsch-Franzose und Journalist aus Überzeugung. Er lebt in Berlin und Paris und arbeitet als Freelancer für zwei Nachrichtensender. Sofort zum Aufbruch bereit, ist er in ganz Europa zu Hause, immer möglichst nahe am aktuellen Geschehen. 2015 ist es Brüssel und die griechische Finanzkrise. Zuerst sieht er sie auf Tinder, dann bei einer Pressekonferenz, Agápi ist Griechin und sie gehört zum Presseteam des griechischen Finanzministers. Ihre Wege trennen sich wieder, bis zum Ministertreffen in Paris. Es geht um das neue Hilfspaket für Griechenland. Liveschaltung in die Morgensendung, sein Redaktionsleiter drängt, der Sender braucht Einschaltquoten, François zögert kurz, er kennt brisante neue Fakten und er berichtet. Die Informationen gehen sofort um die Welt – nur, sie waren streng vertraulich.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um Investigativjournalismus, den Wettstreit der Medien um immer neue Fakten, um das besondere Schicksalsjahr 2015 für die Europäische Union. Ein Kernthema sind flüchtende Menschen, damals und zeitlos aktuell siebzig Jahre später. Wichtige Punkte sind auch Familie, Vertrauen und die Suche nach der Liebe.
Charaktere
François ist überzeugter Europäer, unabhängig, gewandt, kritisch und als Reporter unermüdlich im Einsatz. Nur für die langen Gespräche mit seiner Großmutter Ilse in Schönwalde nimmt er sich Zeit und eines Tages erzählt sie ihm eine Episode aus ihrem Leben, aus dem Jahr 1945.
Handlung und Schreibstil
Die kurze Einleitung beginnt im Heute, dann gliedert sich die Handlung in zwei Erzählstränge, François erzählt seiner Großmutter die Ereignisse 2015 und 2016, von seinen Reportagen, die ihn durch ganz Europa geführt haben und von Agápi. Abwechselnd dazu schildert seine Großmutter Ilse ihre Flucht vor den Russen im April und Mai 1945, wobei dieser Teil des Romans nicht fiktiv ist. Beide Erzählstränge sind in der Ich-Form geschrieben, dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Rückblenden, Erinnerungen und eigene Gedanken einzuflechten. Sprachlich gelingt dem Autor das perfekte Gleichgewicht aus journalistischer Schnörkellosigkeit und Empathie. Die griechische Lebensfreude wird ebenso in Gedanken lebendig, wie die Weltstadt Paris und die Ereignisse dieser besonderen Jahre 2015 und 1945. Die Schilderungen der Flüchtlingsschicksale und der Menschen, die helfen, sind realistisch und achtsam.
Fazit
Man sollte sich durch das trivial-romantische Buchcover nicht abschrecken lassen. Dies ist ein intensives, beeindruckendes und ehrliches Buch, mit einer Vielzahl an aktuellen Themen, das zu Lesen ein positiv-nachdenkliches Vergnügen ist. Definitiv kein Roman, den man zur Seite legt und bald wieder vergessen hat.