„Sie blättert in ihren Romanen, liest sich fest, reißt sich wieder los, macht sich Notizen zu ihren Romanfiguren, nimmt eine Figur in die Liste auf, streicht sie wieder, überlegt es sich, nimmt sie doch auf, streicht eine andere, bis die Gästeliste für ihr Dinner 70 endlich fertig ist.“ (Zitat Seite 19)
Inhalt
Zu ihrem siebzigsten Geburtstag hat die Autorin eine Idee, ein neues literarisches Projekt, ein festliches Dinner in einem eleganten, schönen Rahmen. Als Gäste lädt sie Figuren aus ihren elf Romanen ein, sechsundzwanzig Figuren, die sie gerne sehen will, ohne Unterscheidung in Hauptfigur oder Nebenfigur. Nicht nach Roman, sondern bunt gemischt platziert sie ihre Romanfiguren an sechs Tische, geht im Laufe des langen Dinners von Tisch zu Tisch. Sie diskutiert mit ihren Figuren, erinnert sich gleichzeitig an die Zeit in ihrem Leben, als sie zu der jeweiligen Geschichte inspiriert wurde, die sie in ihren Romanen und durch ihre Romanfiguren erzählen wollte.
Thema und Genre
Die Autorin erklärt selbst, keine Autobiografie schreiben zu wollen, sondern Autofiktion, genau genommen eine Autorinnenfiktion. „Selbst wenn ich um Wahrheit bemüht über mein Leben schreiben würde, wäre es nur die Fiktion, die sich in meinem Erinnerungsprozess verfestigt hat.“ (Zitat Seite 134) Im Mittelpunkt ihrer Geschichten stehen die Menschen, ihre Gefühle, Liebe, Freundschaft, Verlust, in Verbindung mit zeitlos wichtigen Fragen aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Gesellschaftspolitik. Gleichzeitig geht es um das Schreiben selbst von der Idee bis zur fertigen Geschichte, um Erzählformen und Erzählperspektiven.
Erzählform und Sprache
Schon die Idee, prägende Ereignisse durch die Erinnerung der Autorin an die jeweils daraus entstandenen Romane und Figuren nochmals erlebbar zu machen, ist ungewöhnlich, originell und es macht Freude, diese Geschichte in Form eines Dinners mit vielen unterschiedlichen Tischgesprächen zu lesen. Gekonnt gibt Birgit Rabisch gerade so viel aus den elf Romanen preis, wie für die Gespräche mit den Figuren wichtig ist, um die Handlung auch für Menschen nachvollziehbar zu machen, welche keinen der zugrundeliegenden Romane gelesen haben. Die Erinnerungen der Autorin ergänzen diese Details und bieten so einen hervorragenden Einblick in die Tätigkeit von Schriftstellern, in das Schreiben, in die Entstehung und Ausformung von Romanfiguren. Natürlich sind die Figuren an die jeweilige Geschichte, Themen und Konflikte angepasst, die sie für uns spätere Leser erlebbar machen sollen, doch so wie hier in diesem besonderen Roman wirkt nichts konstruiert, man hat das Gefühl, die Figuren können und dürfen sich mit der Handlung entfalten, die auch nicht auf eine bestimmte Erzählperspektive festgelegt ist. Der Titel ist wohl eine Abwandlung der literaturtheoretischen These vom Tod des Autors und der Geburt des Lesers, im Sinne der Bedeutung, die ein Text erst durch die Gedanken des Lesers erhält. Der vorliegende Roman hat viele Facetten und Themen, ist für mich auch einer der unterhaltsamsten Rundgänge durch wichtige Grundlagen der Erzähltheorien, Fachwissen für literaturinteressierte Laien, knapp, interessant und lesbar präsentiert.
Fazit
Es macht Freude, dieses Buch zu lesen, selbst wenn man keinen der elf Romane von Birgit Rabisch kennt. Auf eine sichere Nebenwirkung sei jedoch hingewiesen: man wird ganz sicher Lust bekommen, den einen oder anderen Roman zu lesen, nachdem man die Figuren bei anregenden Tischgesprächen kennengelernt hat.
Ich habe kein spezielles Bibliotheken-Programm auf meinem PC, diese Arbeit erledigt Goodreads.com für mich und liefert am Ende des Jahres auch die Statistik zu meinem Lesejahr.
Diese Zahlen teile ich gerne für alle Interessierten. Da ich das Jahr 2024 rückblickend generell als ein Jahr beschreiben würde, in dem das Leben mich gelebt hat und nicht umgekehrt, ließ mir der Alltag weniger Zeit, um zwischen Buchseiten abzutauchen. Es ist lange her, dass ich in einem Jahr weniger als einhundert Bücher gelesen habe, wobei dies wirklich nur statistisch zählt, da gibt es keinerlei Vorsatz, auch ich will ja nicht durch die Bücher rasen, nur um einer Zahl willen.
Daher mein Lesejahr 2024:
93 Bücher und insgesamt 28.069 Seite gelesen
Das kürzeste Buch war „Die Verwandlung“, eine Graphic Novel nach Franz Kafka, und das längste Buch, gleichzeitig eines meiner Lieblingsbücher 2024, war „Die Projektoren“ von Clemens Meyer mit 1.020 Seiten.
Für das Jahr 2025 habe ich mir, abgesehen von Neuerscheinungen, die mich so neugierig machen, dass ich einfach nicht widerstehen kann, oder neue Bücher von meinen Lieblingsautoren und Lieblingsautorinnen, die ich einfach lesen muss, wieder vorgenommen, einige moderne Klassiker zu lesen, auf jeden Fall Proust und Ulysses. Ich weiß, genau das habe ich zu Beginn 2024 auch geschrieben, es ist also ein neuer, alter guter Vorsatz. Schaun wir mal.
Generell möchte ich meinen SUB-Abbau, der ja 2024 tatsächlich schon begonnen hat, lesend weiter betreiben, aber, wie gesagt, ganz ohne Neues geht es nicht, damit meine ich auch Bücher, die schon vor längerer Zeit erschienen sind, aber erst jetzt auf meinem Wunschzettel landen. Es ist also durchaus möglich, dass ich in meinem Blog auch mal ein älteres Buch bespreche, das es vielleicht im Handel neu nicht mehr gibt, aber ich habe mit gebrauchten Exemplaren, Qualität sehr guter Zustand, bisher immer auch sehr gute Erfahrungen gemacht.
Damit wünsche ich allen einen guten Rutsch, besser gesagt Sprung, in das neue Lesejahr und zwischen die Buchseiten von vielen neuen, spannenden Geschichten.
„Richtig, er war Commissario der Polizia di Stato von Como, der ab und zu in der Bar seines Vaters die Espressomaschine bediente, und kein Barista. Es gab diese Tage, an denen er sich wünschte, es wäre anders, und heute schien ein solcher zu sein.“ (Zitat Seite 12)
Inhalt
Als Commissario Marco Pellegrini nach einer Auszeit von etwa vier Jahren wieder nach Brunate zurückgekehrt war, ein Ort über dem Comer See, wo seine Familie ein Albergo besitzt, hatte er sich auf eine ruhigere Zeit bei der Polizia di Stato gefreut. Auch an diesem Dienstagmorgen, es ist der 15. Mai, genießt der den wunderbaren Blick über den See bei einem perfekten caffè, natürlich selbst zubereitet, in der Bar della Funicolare, die ebenfalls der Familie gehört. Doch kaum betritt er etwas später die Questura, ist es mit der Ruhe vorbei. Ein Student wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden, im Bett erwürgt. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an unterschiedlichen Fingerabdrücken, die sich in dieser Wohnung finden, ist bald geklärt, die Wohnung wurde immer wieder über Airbnb an Touristen untervermietet. Doch das Vermögen, über das dieser Student verfügt, lässt sich damit nicht erklären und das Ermittlerteam steht zunächst vor eine Reihe von unterschiedlichen Vermutungen und vielen Fragen.
Thema und Genre
Dieser Kriminalroman, der erste Band einer Serie, spielt am Comer See. Es geht um Verbrechen und Ermittlungen, Umwelt, Forschung, Investment, und viele Facetten von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Erzählform und Sprache
Die straffe Handlung spielt zwischen dem 15. und 18. Mai und durch diesen knappen Zeitraum wirkt die Arbeit der Ermittler realistisch und nachvollziehbar. Pellegrinis enges Team besteht aus zwei Personen: Vice Ispettore Fabio Cunego und der jungen, ehrgeizigen Ispettrice Claudia Spagnoli. Die Spannungen zwischen diesen beiden Mitarbeitern machen die Ermittlungsarbeit für den Commissario nicht einfacher, andererseits ergibt sich daraus für den Autor die Möglichkeit, die Tage in viele unterschiedliche Ereignisse an teilweise unterschiedlichen Orten zu splitten, die gleichzeitig stattfinden, was die Spannung erhöht. Die Handlung wird ergänzt durch persönliche Erlebnisse und Probleme der unterschiedlichen Figuren, so ergibt sich zum Beispiel aus den Erinnerungen und Gedanken des Commissario eine eigene Geschichte und nach und nach die Erklärung für seine Auszeit. Bildintensiv und eindrücklich schildert die Sprache auch das italienische Lebensgefühl und die Schönheit der Landschaft.
Fazit
„Gleich einer hellen Ameisenspur blinkten am gegenüberliegenden Ufer die Lichter von Cernobbio und den kleineren Nachbarorten. Der See strahlte erhabene Ruhe aus, samtschwarzen Frieden.“ (Zitat Seite 90) Schilderungen wie diese machen diesen vielseitigen Kriminalroman zu einem überzeugenden Lesevergnügen, am besten mit mehreren Espressi zu genießen.
„Ein Sonnenstrahl, die Sonne, die draußen auf den Schnee schien, der Schnee, der gleich von den Skiern zur Seite gedrückt werden würde, er musste die ganze Zeit daran denken.“ (Zitat Pos. 963)
Inhalt
Als Vadim verlässt er mit dem Zug Paris, als Vincent Dorselles trifft er in dem kleinen, abgelegenen Ort Vallorcine ein. Die klare, frische Luft der Natur zwischen den hohen, ihn tief beeindruckenden Bergspitzen der Aiguilles Rouges lässt das Asthma des zwölfjährigen Jungen rasch verschwinden. Als er ankommt, ist das Bergdorf durch hohe Schneemassen von der Außenwelt getrennt. In der zehnjährigen Moinelle findet er bald eine Freundin, die ihn mit dem Alltag des einfachen Lebens in und mit der Natur vertraut macht. Bald fühlt er sich in der ruhigen Freundlichkeit seiner Gastfamilie zu Hause, das Weiß des Winters wird langsam zum Grün des Frühlings und zum Gelb des Sommers. Dann kommt der Herbst und die Realität erreicht auch diese kleine, abgeschiedene Gemeinde.
Thema und Genre
Dieser Coming-of-Age Roman spielt während des Zweiten Weltkriegs in einem zwischen hohen Bergspitzen versteckten Dorf nahe der Schweizer Grenze. Themen sind Familie, Freundschaft, Flucht, Erinnerungen, Einsamkeit und Phantasie, Landleben und die Natur im Laufe der Jahreszeiten.
Erzählform und Sprache
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der zwölfjährige Vincent und die Menschen in diesem abgelegenen, von hohen Gipfeln umgebenen Bergdorf. Chronologisch führt uns die Autorin durch die Wochen und Monate, indem Vadim-Vincent als Ich-Erzähler uns seine Erlebnisse und Eindrücke schildert. Er lässt uns an seiner Gedankenwelt teilhaben, an seiner Phantasie, die alle Eindrücke und Gefühle in Farbe umsetzt. Als stiller Beobachter denkt er über die Menschen in dieser kleinen Dorfgemeinschaft nach, vor allem jedoch ist er tief beeindruckt von den bizarren, hohen Gipfeln, die das kleine Tal zwischen den bewaldeten Hängen umgeben und die mit den klaren Frühlingstagen immer sichtbarer werden. Auch wenn das eigentliche Thema, der Krieg und die Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten, im Hintergrund immer präsent ist, prägt es diese Geschichte nicht. Hier geht es tatsächlich um die Eindrücke eines zwölfjährigen Jungen aus der Großstadt Paris, der heimlich und mit einer neuen Identität in ein entlegenes Dorf in den Bergen gebracht wird, um in Sicherheit zu sein. Die schnörkellos-klare Ausdrucksform der Sprache ist angenehm zu lesen und passt zum Alter des Ich-Erzählers.
Fazit
Es sind die einfühlsamen und eindrücklichen Beschreibungen der Menschen und die beeindruckenden, anschaulichen Stimmungsbilder der großartigen Natur dieser Bergwelt, die den besonderen Charme und Sog dieses Romans ausmachen.
„Buchstaben, Wörter, Sätze sind nicht nur optische Zeichen, sie haben auch eine akustische Dimension. Besonders in der Lyrik, wo schon das Wort an ein Musikinstrument erinnert, trägt der Klang zur Bedeutung bei, aber auch in der Prosa.“ (Zitat Seite 146, Kollektives Nachwort)
Thema und Inhalt
Dem am 27. Februar 2024 erschienenen Jahrbuch Nr. 1 folgt nun das Jahrbuch Nr. 2. des Dichter-Duos Vera Rosenbusch & Lutz Flörke. Manche Texte sind einzeln entstanden, andere kollektiv. Es sind unterschiedliche Texte, die sich aus alltäglichen Überlegungen, spontanen Einfällen und aktuellen Fragen unserer Zeit ergeben und die immer wieder mit ungewöhnlichen Formen des Erzählens spielen und auch das Schreiben selbst zum Thema machen.
Umsetzung
Die sechsundzwanzig Geschichten sind den Monaten eines Jahres zugeordnet, das im Oktober beginnt und im darauffolgenden September endet. Der erste Text ist ein Kollektivtext, in dem die beiden Jahrbücher sich direkt an die Leser wenden und darüber diskutieren, welches das bessere Buch ist, bis sie einen gemeinsamen Vorschlag finden. „Beide Bücher: Am besten Sie lesen uns selbst.“ (Zitat Seite 10) Mit diesem humorvollen Augenzwinkern beginnt eine abwechslungsreiche Reise durch Geschichten, die durch die Jahreszeiten führen, Alltagsereignisse, Erinnerungen, Begegnungen, Erlebnisse mit komischen, skurrilen und ernsten Momenten, und oft mit überraschenden Wendungen und Ergebnissen. Was alle Texte eint ist die Lust am Erzählen und das Spielen mit der Vielfalt der sprachlichen Ausdrucksformen. Das Buch schließt mit einem kollektiven Nachwort und Informationen über das Schaffen des Dichter-Duos.
Fazit
Ein literarischer Jahreskreis aus Texten von Oktober bis September, Geschichten die oft unvermutet den erwarteten Weg verlassen, die neugierig machen und die man mit großem Vergnügen, von ernst-nachdenklich bis belustigt schmunzelnd, liest.
„Auf der untersten Ebene der Station bewegte sich etwas und verschwand dann in den tieferen Regionen des Eisbergs jenseits der Reichweite des Sonars. Obwohl es nur einen Moment zu sehen gewesen war, gab es keinen Zweifel.“ (Zitat Seite 27, 28)
Inhalt
Am 6. Februar ist das USS Forschungs-U-Boot Polar Sentinel, Teil des Arktis-Projekts Driftstation Omega, in der Dunkelheit des arktischen Winters im nördlichen Eismeer unterwegs. Da taucht unter Wasser ein gigantischer Eisberg auf. Als plötzlich eine riesige Eisklippe abbricht, sehen sie im Eis ein russisches U-Boot, eindeutig aus der Zeit des 2. Weltkriegs, und eine unterirdische Eisstation. Ihre Entdeckung, welche die Biologen begeistert und Techniker tief erschüttert, zwingt beide Großmächte, Amerika und Russland, zum sofortigen Handeln unter Einsatz aller Mittel. Denn was das amerikanische Forschungsteam hier findet, hätte für immer unter den dicken Eismassen ruhen sollen.
Thema und Genre
In diesem Wissenschaftsthriller, der in der Arktis spielt, geht es um Forschung um jeden Preis, geheime Experimente, Fortschritt und Forschungsethik, Geheimdienste und Militäreinsätze.
Erzählform und Sprache
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog Anfang Februar und geht dann Anfang April chronologisch weiter. Die Kapitel sind in Abschnitte unterteilt, wobei die Ereignisse teilweise zeitgleich an verschiedenen Punkten stattfinden. Durch die Angabe von Ort, Datum und Uhrzeit bleibt die rasante Handlung übersichtlich und klar, eine perfekte Gliederung, welche die Spannung noch erhöht. Die einzelnen Personen werden am Beginn des Buches kurz vorgestellt, sowie Lagepläne der Forschungsstation. Am Buchende erläutert der Autor in Anmerkungen Details und Fakten zu den Kernthemen, welche die Grundlage für diese fiktive Geschichte bilden. Die Sprache passt zum Gene und erweitert die Handlung mit bildintensiven Schilderungen der Arktis, der Lebensbedingungen in der eisigen Kälte. Auch Erklärungen der wissenschaftlichen Hintergründe werden gekonnt in die Ereignisse eingebaut, ohne jedoch den Spannungsbogen zu unterbrechen.
Fazit
Ein interessanter, actionreicher Wissenschaftsthriller mit brisanten Themen, der packendes Lesevergnügen garantiert.
„Ein Wunschzettel voller Bücher“ von Aleksia Sidney (Hrsg.), OKTOPUS bei Kampa, 22. September 2022
„Die Totgesagten“ von Camilla Läckberg, List Taschenbuch, 10. März 2010
„Eins + eins = drei: Jahrbuch Nr. 2“ von Lutz Flörke & Vera Rosenbusch, BoD – Books on Demand, 15. September 2024
„Über allen Bergen“ von Valentine Goby, List Hardcover, 28. November 2024
Auf dem Kindle:
„Das Echo der Träume“ von María Dueñas, Blanvalet Taschenbuch Verlag, 18. Februar 2013
„Schneesturm und Mandelduft“ von Camilla Läckberg, Ullstein eBooks, 30. November 2012
Auch in meinem Lesemonat Dezember 2024 gab es wenig Lesezeit, dafür eine Woche Wien. Zwei Rezensionen fehlen noch und folgen in den nächsten Tagen, aber dieses Lesejahr geht heute, am 31. Dezember 2024, zu Ende.
„Nicht dass ein Buch jemals ein liebloses Geschenk sein könnte. Jedes Buch hat eine Seele, jedes hat einen Sinn, erklärt einen Sachverhalt oder erzählt eine Geschichte. Aber der Akt des Schenkens kann lieblos sein.“ (Zitat Seite 169, aus „Bücherseele“ von Diana Menschig)
Thema und Inhalt
Dieses Buch umfasst zwanzig Texte, von ebenso vielen modernen oder zeitlos aktuellen Autoren und Autorinnen, von Hans Fallada bis Carlos Ruiz Zafón. Was diese magischen, spannenden oder nachdenklichen Geschichten gemeinsam haben, sind drei Themen: Weihnachten, Bücher, und der Ort der Handlung ist immer auch eine Buchhandlung.
Umsetzung
Den Anfang macht ab Seite 9 Petra Hartlieb mit ihren „Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung, ein Gedicht von Joachim Ringelnatz „Über ein Buch hinweg …“ schließt diesen facettenreichen Textreigen. Das Buch endet mit einem Nachweis bzw. Quellenangabe zu allen Geschichten. Manche wurden extra für diese Anthologie geschrieben, andere stammen aus einem Roman, einer Erzählung, einer Sammlung, und schon finden sich neue Ideen für die eigene Bücher-Wunschliste.
Fazit
Weihnachtsgeschichten für alle, die das Lesen lieben, so lautet der Untertitel dieser Geschichtensammlung und besser kann man dieses Buch nicht beschreiben, ein Garant für wunderbare, entspannte Lesestunden.
„Der Duft von Mandeln. Von etwas, das es hier nicht geben durfte.“ (Zitat Pos. 229-240)
Inhalt
Kommissar Martin Molin, der junge Kollege von Patrik Hedström, wird von seiner neuen Freundin Lisette von Liljecrona eingeladen, sie auf die Weihnachtsfeier ihrer Familie zu begleiten. Lisettes Großvater, der Milliardär Ruben von Liljecrona, hatte alle auf die kleine, abgelegene Insel Valö eingeladen und sie alle lassen die Launen des despotischen Familienoberhauptes über sich ergehen, auf einen möglichst großen Teil des Erbes hoffend. Doch der alte Patriarch hat andere Pläne, er teilt den geschockten Familienmitgliedern mit, er werde sein Erbe an wohltätige Organisationen spenden. Kurz darauf bricht er während des Essens tot zusammen, ermordet. Gleichzeitig ist die Insel durch einen Schneesturm von der Umwelt abgeschnitten und Kommissar Molin muss alleine ermitteln, denn die Tat kann nur von einer der anwesenden Personen begangen worden sein.
Thema und Genre
Diese weihnachtliche Geschichte ist ein typischer Whodunit-Kriminalroman. Die Tat, ein Kreis von möglichen Tatpersonen, ein Ermittler. Es geht um mehrere Generationen einer Familie, Zwistigkeiten, und um ein großes Erbe.
Erzählform und Sprache
Auch die Erzählform ist klassisch, eine chronologisch fortlaufende Handlung, Details über die einzelnen Personen ergeben sich aus den Gesprächen. Starker Schnellfall, Kälte und Eis verstärken die Stimmung von winterlicher Abgeschiedenheit.
„Die Normalität war nur das, was mein eigener Wille, mein Engagement, mein Wort als normal akzeptierten, und von daher war sie auch immer bei mir. Sie an einem anderen Ort suchen oder sie aus dem Gestern zurückgewinnen zu wollen, hatte keinen Sinn.“ (Zitat Seite 581, 582)
Inhalt
Sira Quiroga Martín, geboren am 25. Juni 1911 in Madrid, beginnt mit zwölf Jahren eine Lehre in dem Modeatelier, in dem auch ihre Mutter arbeitet. Sie ist eine junge Frau, die ihre Hochzeit plant, als eine Schreibmaschine alles verändert. „Eine Schreibmaschine stellte mein Leben auf den Kopf. Es war eine Hispano-Olivetti und von ihr trennte mich über Wochen eine Schaufensterscheibe.“ (Zitat Seite 9) Denn in diesem Geschäft trifft sie auf Ramiro Arribas und verliebt sich leidenschaftlich. Ende März 1936 verlassen die beiden Madrid, um mit dem Geld, das Sira von ihrem Vater erhalten hat, in Marokko ein neues Leben aufzubauen. Als Ramiro mit ihrem Geld und wertvollem Familienschmuck spurlos verschwindet und sie mit hohen Schulden sitzen lässt, besinnt sie sich ihres Berufs und ihrer Begabung und eröffnet einen Schneidersalon, in dem sich bald die Damen der Gesellschaft einfinden, Deutsche, Spanierinnen und Engländerinnen. Als man an sie herantritt, nach Madrid zurückzukehren und dort neben einem eleganten Atelier, das für sie eingerichtet wird, auch besondere, allerdings sehr gefährliche Aufgaben zu übernehmen, sagt sie zögernd zu und damit nimmt ihr Leben nochmals eine unvorhersehbare Wende.
Thema und Genre
Dieser Roman mit historischem Hintergrund gibt interessante Einblicke in Gesellschaft und Politik in Marokko, während Europa bereits am Rande des zweiten Weltkriegs steht. Vor allem jedoch geht es um die politische Lage Spaniens zur Zeit der Bürgerkriege, Francos Weg an die Macht und die Zeit des Franco-Regimes. Es geht um die Haltung Spaniens gegenüber den deutschen Nationalsozialisten, um die Interessen Englands und den Widerstand. Gleichzeitig geht es um Frauenfreundschaft und Zusammenhalt.
Erzählform und Sprache
Es ist Sira selbst, die rückblickend ihre Geschichte erzählt und auch die Lebensumstände in dieser ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt, die gesellschaftliche Schere zwischen Armut und Reichtum. Im Mittelpunkt steht neben ihren persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen die Rolle, die sie während dieser gefährlichen Jahre des politischen Franco-Regimes in Madrid spielt, über Intrigen, Vertrauensbrüche und wie sie selbst sogar ungewöhnliche Situationen spontan meistert. Durch Sira lernen wir ihre Kundinnen kennen und die Faszination besonderer Stoffe und exquisiter Entwürfe. Die Sprache schildert packend und macht diese Geschichte zu einem Page-Turner.
Fazit
Die spannende Geschichte einer Frau in einer geschichtlich brisanten Zeit.
„Wenn ihr – ich nehme an, Molin wird dich unterstützen – einen Hinweis findet, das wirklich etwas nicht stimmt, macht weiter. Falls ihr allerdings nichts Berauschendes findet, verschwendet ihr keine weitere Zeit damit.“ (Zitat Seite 72)
Inhalt
Der Termin der Hochzeit von Erica Falck und Patrik Hedström rückt rasch näher, zum Glück wird Erica von ihrer Schwester Anna tatkräftig unterstützt, denn Patrik und sein Team sind intensiv mit den Ermittlungen zu zwei völlig unterschiedlichen Fällen beschäftigt. Da ist der tödliche Autounfall von Marit Kasperson, Inhaberin eines kleinen Ladens. Warum hatte die Frau, die keinen Tropfen Alkohol angerührt hat, einen extrem hohen Alkoholspiegel im Blut? Patrik erinnert sich an einen ähnlichen Fall, der inzwischen drei Jahre her ist, ein angeblicher Selbstmord eines Mannes, der nie Alkohol getrunken hat, jedoch stark alkoholisiert war. Genaue Untersuchungen zeigen Details, die eindeutig auf Mord hinweisen, dennoch gibt es offenbar keine Verbindung zwischen den beiden Fällen, außer einer Seite aus einem Märchenbuch. Gerade wird in Tanum die beliebte Reality-Soap ‚Raus aus Tanum‘ gedreht und nach einem heftigen Streit unter den Teilnehmern wird die Leiche eines jungen Mädchens, eine Teilnehmerin, in einer Mülltonne gefunden. Die Ermittler vermuten, dass eine der teilnehmenden Personen diesen Mord begangen hat, doch wer?
Thema und Genre
In diesem schwedischen Kriminalroman geht es um Mordermittlungen, Kindheitserinnerungen, Familienbeziehungen, Traumata, Reality-Fernsehshows, aber auch das Alltagsleben in einer überschaubaren Gemeinde.
Erzählform und Sprache
Auch dieser Band 4 der Falck-Hedström-Serie spielt in der Gemeinde Tanum, in Fjällbacka und in Tanumshede, wo sich das Polizeikommissariat befindet. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, immer wieder unterbrochen von Abschnitten mit den Erinnerungen und Gedanken der unbekannten Tatperson. Sehr gut gelingt der Autorin der Wechsel zwischen den Schilderungen der brutalen Morde und dem Familienleben von Erica und Patrik mit den Hochzeitsvorbereitungen, sowie dem Leben in der Gemeinde mit den vielen unterschiedlichen Charakteren und Schicksalen. Lebhaft und anschaulich sind auch die Schilderungen des Umfeldes und der medienwirksamen Dreharbeiten von Reality-Soaps. Auch wenn man als Leser eigene Vermutungen anstellt, sobald sich durch die Informationen der Ermittlungsarbeit Puzzleteil um Puzzleteil zusammenfügt, sorgen überraschende Wendungen für eine durchgehend packende Geschichte, die glaubwürdig und nachvollziehbar ist.
Fazit
Auch dieser Teil der Serie um den sympathischen Ermittler Patrik Hedström und seine Frau, die Autorin Erica Falck, garantiert spannende Unterhaltung, deren Vielschichtigkeit für ein abwechslungsreiches Leseerlebnis sorgt.
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