„Das erste Rätsel jeder Reise ist nicht so sehr, wo sie enden wird, sondern wie du überhaupt an den Ausgangspunkt gekommen bist.“ (Zitat Seite 120)
Inhalt
Anthony Fennell, ist ein Schriftsteller aus Dublin, der als Journalist für Online-Magazine arbeitet. Er ist auf der Suche nach einer neuen Geschichte zu den Themen Verbindung und Reparatur, als ihm seine Redakteurin anbietet, eine Reportage über die Tiefseekabel auf dem Meeresgrund, Kabelbrüche und deren Reparaturen zu schreiben. Anfang Januar 2019, am Wochenende seines achtundvierzigsten Geburtstags, geht er in Kapstadt an Bord der Georges Lecointe, die erste Station der Reise ist ein gebrochenes Kabel vor der Küste der Republik Kongo. Nicht nur die extrem schwierigen Einsätze interessieren Fennell, sondern vor allem der Einsatzleiter John Conway, geheimnisvoll, entschlossen und gleichzeitig irgendwie orientierungslos.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um Brüche, lose Enden und Reparaturen der wichtigen Datenkabel auf dem Grund der Ozeane weltweit. Dieses Kernthema zieht sich metaphorisch auch durch das Leben der beiden Hauptfiguren Conway und Fennell. Im Leben beider Männer gibt es Brüche, fehlende Kommunikation, lose Fragmente und mühsame Versuche, die Enden wieder zusammenzufügen. Auch aktuelle Probleme wie Gesellschaftspolitik und die Zerstörung der Umwelt spielen eine Rolle.
Erzählform und Sprache
Der Verlauf der Handlung wird vom Ich-Erzähler Fennell nicht immer chronologisch geschildert, denn er schreibt die Geschichte erst nach allen Ereignissen fertig, rückblickend, auf Basis seiner Notizen, Erinnerungen und weiteren Recherchen auf. Daher greift er manchmal vor, erklärt Details, Hintergründe, und seine Gedanken aus der aktuellen Sicht und auf Grund dessen, was er inzwischen weiß. Auch wichtige Details aus seiner eigenen Vergangenheit bindet der Ich-Erzähler ein, so lernen wir seine persönlichen Hintergründe und Konflikte kennen. Die Spannung ergibt sich aus den einzelnen Charakteren, ihren Problematiken, Verhalten, Entscheidungen, und natürlich aus der Realität der Einsätze selbst. Interessante, wissenswerte Fakten ergänzen die Geschichte. Auch die Sprache begeistert, einerseits in den Schilderungen des Innen und Außen, andererseits durch die Gedanken über den Schreibprozess selbst, das Entstehen einer Geschichte, deren einzelne Teile beginnen, sich zusammenzufügen.
Fazit
Conway und Fennell sind eine interessante Mischung aus traditionellen Charakteren aus klassischen Abenteuerromanen, gleichzeitig aber ungeheuer verletzliche Männer, mit vielen losen Enden in ihren Leben, auf der Suche nach einer möglichen Heilung. „Alles wird geflickt, und wir alle bleiben gebrochen.“
Eine interessante, beeindruckende Leseerfahrung mit unvorhersehbare Twists, geschrieben in einer großartigen Sprache mit nachdenkenswerten Formulierungen. Einige lose Kabelstränge bleiben am Ende dieser Geschichte, doch das stört nicht, da bleibt Platz für eigene Überlegungen. „Zwischen Fakt und Fiktion gedeihen Erinnerung und Phantasie. In Erinnerung und Phantasie gedeiht unser Wunsch, zumindest eine Essenz der bestenfalls vertrackten Wahrheit zu gewinnen.“ (Zitat Seite 209)
„Das Haus war nicht nur ein Ort, wo ich schrieb, sondern ein Ort, wo ich mich in Gedanken vertiefen, mich in meinen eigenen Kopf einklinken, Klarheit daran erlangen konnte, was ich wollte und was in mir wohnte. (Zitat Pos. 2826)
Inhalt
Die norwegische Schriftstellerin und freiberufliche Journalistin ist einundvierzig Jahre alt, als sie ein kleines Haus in Roquebrun kauft, ein Dorf in Südfrankreich. Ein Rückzugsort von ihrer Familie in Oslo, um endlich wieder zu schreiben, denn die Veröffentlichung ihrer Romane liegt mehr als zehn Jahre zurück. Während sie zwischen Hoffnung und Verzweiflung versucht, das stark renovierungsbedürftige Haus mit ihren begrenzten finanziellen Mitteln bewohnbar und zu ihrem Eigenen zu machen, liest sie sich, ausgehend von ihrem Vorbild Virginia Woolf und deren Essay „Ein Zimmer für sich allein“ durch Biografien, Texte und Aufzeichnungen von Generationen von Schriftstellerinnen. Für sie alle waren Häuser als persönliche Rückzugsorte ebenfalls ein wichtiges Thema, sei es, um schreiben zu können, sei es umgekehrt, sie schrieben, um diese Häuser erhalten zu können. Sie selbst pendelt zwischen Oslo und Roquebrun, auf der Suche nicht nur nach Handwerkern, sondern auch nach ihren persönlichen Antworten. „Das Haus hatte mir geholfen, wieder eine Schriftstellerin zu werden, auf eine Weise, die ich noch nicht richtig verstanden hatte.“ (Zitat Pos. 2167)
Thema und Genre
In diesem Buch geht es neben den alltäglichen Problemen und Zweifeln bei der Instandsetzung eines alten Hauses vor allem um die Frage, wie es Schriftstellerinnen zu allen Zeiten und trotz aller gesellschaftlichen Probleme gelungen ist, sich einen eigenen Rückzugsort zum Schreiben zu schaffen. Der Bogen spannt sich vom Mittelalter bis in die heutige Zeit, von Christine de Pizan bis zu Chimanda Ngozi Adichie und Leila Slimani.
Erzählform und Sprache
Das Buch ist in acht große Kapitel gegliedert, wobei der jeweilige Text nur mehr in viele kurze Abschnitte unterteilt ist. Die Schilderung des Hauses in Roquebrun, die Erlebnisse während der Umbauzeit und der ersten Aufenthalte, Szenen aus dem Familienalltag in Oslo, eigene Gedankengänge und Überlegungen zum Schreiben, wechseln sich mit Abschnitten aus dem Leben der berühmten Schriftstellerinnen und ihrer Häuser ab. Dabei variiert die Erzählform natürlich ebenso, zwischen Ich-Erzählung und personaler Form. Zahlreiche Zitate und Textausschnitte aus dem Leben der jeweiligen Schriftstellerin gestalten dieses Buch abwechslungsreich. Am Buchende findet sich eine ausführliche Quellenangabe, dem jeweiligen Kapitel zugeordnet und auch in der entsprechenden Reihenfolge im Text. Diese Anordnung ist sehr übersichtlich und regt dazu an, das eine oder andere zitierte Werk selbst zu lesen.
Fazit
Ein ungewöhnliches Buch, vielseitig und mit vielen interessanten Informationen über das Leben von bekannten Schriftstellerinnen, lesenswert.
„Er sammelt die Schätze ein, versteckt sie und verschwindet. Dann übergibt er stückweise wichtige Forschung, Ergebnisse, Pläne oder eben Spezialisten – aber er selbst ist nie vor Ort und hat immer noch wesentliches Material in der Hinterhand.“ (Zitat Pos. 4119)
Inhalt
Commander Scully Hamilton, MI6, vermittelt in diesem Sommer 1926 dem begabten Rugby-Spieler, vor allem jedoch in Physik hochbegabten Simon Batley, Student an der Universität Bristol, ein Auslandsstipendium an der Uni Berlin. Neben der Verschwiegenheitsvereinbarung, die er für den britischen Geheimdienst unterschreiben musste, berichtet er auch über die Aktivitäten seines Studienfreundes Sascha, mit dramatischen Folgen. 1939 unterrichtet Simon, inzwischen Dr. Batley und nach England zurückgekehrt, Physik an einem englischen Gymnasium. Er hat sich vom Geheimdienst zurückgezogen und will seine Ruhe. Doch dann tritt Scully wieder in Simons Leben, mit dem Oslo-Report, in dem ein „Wohlgesinnter“ den Briten auf sieben Seiten von den aktuellen Forschungen und Waffen der Deutschen berichtet. Auf einer Liste von deutschen Wissenschaftlern in der Raketenforschung findet Simon den Namen seiner großen Liebe Hedi, Dr.rer.nat. Hedwig von Treyden, die er nach dem Desaster in Berlin ohne Abschied verlassen musste. „Scientific Intelligence“ heißt die neue Spezialabteilung des Geheimdienstes in London, und Simon ist von Anfang an dabei. Berichte über neue deutsche Forschungsprojekte, Waffen von enormer Reichweite und mit unvorstellbarer Zerstörungskraft, führen ihn schließlich zu dem Namen Hans Kammler, General der Waffen-SS und Chefplaner von geheimen, großräumigen, unterirdischen Forschungsstätten. Ein Wettlauf beginnt, denn auch die Amerikaner und die Russen sind an Kammlers Forschungserfolgen interessiert. Parallel zu seinen gefährlichen Einsätzen verliert Agent Batley jedoch nie sein persönliches Ziel aus den Augen, Hedi zu finden und endlich zu erfahren, was damals in Berlin wirklich geschehen ist.
Thema und Genre
In diesem historischen Polit- und Wissenschaftsthriller geht es um die Atomforschung und die Entwicklung der Atombombe im zweiten Weltkrieg, um Spionage, Vertrauen und Verrat. Die Hauptfiguren sind fiktiv, jedoch im Rahmen der geschichtlichen Fakten mit tatsächlichen Ereignissen und realen Namen verbunden.
Erzählform und Sprache
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Wissenschaftler und Geheimagent Simon Batley,
überzeugt von der Notwendigkeit seiner Einsätze, aber nie skrupellos, was ihn menschlich und sympathisch macht. Die Ereignisse verlaufen chronologisch, Zeitsprünge werden durch Datumsangaben im Text und erklärt. Die Spannung steigt stetig, bis zu einem gleichbleibend hohen, jedoch immer rasanteren Spannungsbogen. Die Handlung wird durch wissenswerte Informationen und Fakten aus diesem wichtigen Kapitel von Wissenschaft und Forschung ergänzt, was diesem Roman eine brisante Aktualität verleiht. Die Sprache ergänzt die Ereignisse durch Beschreibungen der Charaktere, der Örtlichkeiten in den verschiedenen Ländern, ruht kurz in Stimmungsbildern der Natur, bindet auch bekannte Werke der Literatur in die Dialoge ein und rundet so das Lesevergnügen ab.
Fazit
Eine überaus interessante, packende Geschichte, ein rasanter Polit-, Wissenschafts-und Spionagethriller über die Atomforschung und die Entwicklung von Atomwaffen während des zweiten Weltkriegs.
„Ich war einfach unterwegs. Wer reiste, hatte nichts als seine Gegenwart, weil es nur diese eine Welt zum Anfassen und Anschauen gab und keine Kopie davon in irgendeinem digitalen Paralleluniversum.“ (Zitat Pos. 1657)
Inhalt
Volker Winterberg, einundzwanzig Jahre alt, hat im Frühjahr 1987 seinen Zivildienst beendet, seine Freundin Katja und Berlin verlassen und ist in seine Heimatstadt Bochum zurückgekehrt. Dort beginnt er sein Studium an der Universität für Literaturwissenschaften und Philosophie, macht ein Praktikum am Theater, doch ihm ist klar, dass er Schriftsteller werden will. Weniger klar ist ihm, wie und wo sein weiteres Leben stattfinden soll. Er sieht sich und seinen besten Freund, den Objektkünstler Leo, als verlorene Kinder Bochums und sich selbst generell als Verlorenen, verloren in seinem ereignislosten Leben. Daran ändert auch eine gemeinsame Reise mit seinem Freund Leo nach Venedig und dann weiter bis nach Ungarn wenig. Bis er zu einem Literaturtreffen in München eingeladen wird.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um die Suche nach dem Platz im eigenen Leben, um das Schreiben, um die Welt des Theaters und natürlich um Schriftsteller und die Literatur.
Erzählform und Sprache
Es ist der Student und angehende Schriftsteller Volker selbst, der von dieser Zeitspanne in seinem Leben erzählt. Daher überwiegen die Schilderungen seiner inneren Suche, seine Erinnerungen an den geliebten Großvater, der sein ganzes Leben als Bergmann gearbeitet hat und die vielen Geschichten, die dieser seinem Enkel erzählt hat. Als Ich-Erzähler teilt Volker mit uns seine Gedankenströme, in deren Mittelpunkt seine eigenen Schreibversuche, das Studium, die Literatur und die Schriftsteller stehen, die ihn beeindruckt haben. Lebhaft beschreibt Hilmar Klute das Leben Ende der Achtzigerjahre in Bochum, seine Hauptfigur umgeben von Theaterleuten und Literaturschaffenden, bekannte, reale Namen. Die Sprache fließt ruhig, unterbrochen durch skurril-schräge Szenen. Sprachlich großartige Episoden, wie Volkers Streifzug durch München, versöhnen mich mit manchen etwas langatmigen Gedankenkreiseln.
Fazit
Diese Geschichte ist ein moderner Entwicklungsroman, eine Suche nach Selbstverwirklichung als Schriftsteller, verknüpft mit der Sehnsucht, aus dem eigenen Leben zu reisen und irgendwo anzukommen.
„Letztendlich war ich die Zeugin meines eigenen Lebens. Dass es einem enteignet werden könnte, hätte ich mir bis jetzt nicht vorstellen können.“ (Zitat Pos. 1311)
Inhalt
Eva Patarak arbeitet in dem Kräuterladen, als die Frau mit der roten Mütze zum ersten Mal in diesen Laden kommt. Noch weiß sie nicht, dass sie eine Figur in dem Roman ist, den Silke Aschauer, die Frau mit der roten Mütze, Studienrätin für Latein, schreibt. Silke Aschauer, über deren Unterricht sich ausgerechnet die Eltern ihrer Lieblingsschülerin bei der Direktorin beschweren, weil sie im Unterricht Texte von Tacitus übersetzen lässt, Texte über Kriege, Gewalt und mächtige Herrscherfamilien, sowie das Frauanbild im antiken Rom. Dabei geht es Silke um die besonderen Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen, etwas, das ihr selbst von ihrem Körper verwehrt wird. Auch Eva beschwert sich, zuerst bei Silke selbst, dann bei der Justizministerin, denn Eva will auf keinen Fall als Figur in Silkes Roman beschrieben werden. Auch die Justizministerin soll in Silke Aschauers Roman vorkommen, doch in diesem Fall fragt Silke zuvor höflich an.
Thema und Genre
Themen dieses Romans sind die Definitionen von Frau und Mutter, Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen, Gesellschaftspolitik und das Frauenbild in der Gesellschaft von der Antike bis heute, wobei die Grenzen immer fließend verlaufen. Gleichzeitig geht es um die Vielfalt der Erzählformen in der Literatur.
Erzählform und Sprache
Im ersten Abschnitt schildert Eva Patarak ihr Leben, ihr Verhältnis zu ihrem Sohn Philipp und ihre Arbeit in einem Kräuterladen in Essen. Im zweiten Abschnitt spielt der Kräuterladen nochmals eine Rolle, doch aus einer anderen Sicht, denn nun erzählt Silke Aschauer aus ihrem Leben als klassische Philologin, von ihrer Liebe zur lateinischen Sprache, aber auch von ihren aktuellen Problemen, die konstant in ihren Gedanken kreisen und die ihr Frausein betreffen. „Ich könnte auch sagen: Von der dritten Person bin ich in die erste Person gerutscht, getaumelt.“ (Zitat Pos. 1347). Parallel dazu wird anhand von Tacitus-Texten Rom unter der Herrschaft von Nero und seiner Mutter Agrippina geschildert und Roms Eroberungszüge gegen die Germanen. Im personalen Mittelpunkt des dritten Abschnitts steht die Justizministerin, ihr politischer Werdegang, ihre Ideen zum Urheberrecht, ihr Familienleben, auch sie hat Kinder, eine Tochter und einen kleinen Sohn. Plötzlich treffen sie zusammen, Eva, ihr Sohn Philipp, die Ministerin und ihr kleiner Sohn. Es ist unglaublich spannend, wie Ursula Krechel mit den unterschiedlichen Erzählformen spielt, ihre Figuren verschiebt, das Kernthema Mütter und Söhne in vielen Facetten darstellt. Auch die berühmte Marienstatue, die Goldene Madonna im Dom zu Essen, führt zu umfassende Betrachtungen, zu weiteren Gedankenströmen, wie sie sich durch den gesamten Roman ziehen, um die vielen unterschiedlichen Aspekte einzubinden. Die Entstehung dieses Romans selbst ist ein Thema, geschrieben zwischen 1. April 2022 und 29. Februar 2024.
Fazit
Dieser Roman in seiner Themenvielfalt ist definitiv keine einfache Lektüre, aber beeindruckend und interessant, einerseits durch die Auswahl besonderer Mutter-Sohn-Konstellationen von der Antike bis heute, andererseits durch die vielen sprachlichen Facetten und Wendungen des Erzählens, die überraschen und begeistern. „Sie hatte uns stehen gelassen in der Landschaft, stehen gelassen im Erzählen, im Erzähltwerden. Erzählt, nicht auserzählt und nicht abgeholt.“ (Zitat Pos. 2116). Dieser Roman verlangt Zeit, es ist eine intensive, spannende Lesezeit, die sich lohnt.
„Wenn das gewährleistet ist, dann ist es eigentlich wie überall: Tisch, Sessel, Lampe, Bücherreihe, Thomas Mann. Zuhause ist, wo er schreiben kann.“ (Zitat Pos. 44)
Inhalt
Schon mehrmals hatten Thomas und Katia Mann die USA besucht, wo Thomas Mann als prominenter Schriftsteller geschätzt wird. 1938 fällt dann die endgültige Entscheidung und am 21. Februar 1938 treffen sie in New York ein. Im Februar 1942 beziehen sie das nach ihren Wünschen gebaute Haus in Los Angeles, eine Villa mit Blick auf den Ozean, umgeben von einem großzügigen Anwesen im noblen Stadtteil Pacific Palisades, Sehnsuchtsort für vieler Künstler im Exil. Dort arbeitet Thomas Mann an seinem Roman Doktor Faustus, engagiert sich politisch in Texten, Vorträgen und verfasst Radioansprachen, die über die BBC auch in Deutschland ausgestrahlt werden. Die deutschsprachigen Exilanten sind eine bunte Gruppe mit einem lebhaften Gesellschaftsleben. Was sie eint, ist die Kunst, was sie verbindet, trotz unterschiedlicher Meinungen, ist der sorgenvolle Blick auf die Vorgänge in der alten Heimat, die Haltung Amerikas und die Frage, wie die Zukunft Deutschlands aussehen könnte.
Thema und Genre
„Thomas Mann in Kalifornien“ lautet der Untertitel dieses biografischen Romans und darum geht es, um das Leben der Familie Mann und anderer bekannter deutschsprachiger Künstler im kalifornischen Exil. Themen sind Literatur und Musik, Philosophie, Verlust der Heimat, internationale Politik und natürlich der Krieg.
Erzählform und Sprache
Martin Mittelmeier schildert die Jahre der Familie Mann in Amerika chronologisch von 1938 bis zum Jahr 1952, als die Stimmung in Amerika kippt und die Manns von einem Aufenthalt in der Schweiz nicht mehr nach Amerika zurückkehren. Basierend auf intensive Recherche, Tagebuchberichte, Erinnerungen und das schriftstellerische Werk von Thomas Mann, geht der Inhalt doch weit über eine Biografie hinaus und überzeugt durch eine Vielfalt an Themen, Eindrücken, Schilderungen und eine leichte, angenehm zu lesende Erzählsprache.
Fazit
Ein interessantes, facettenreiches Lesevergnügen, nicht nur im Thomas Mann Jubiläumsjahr 2025.
„Hier gab es eine Geschichte, die es zu entdecken galt. Alle ihre Bücher hatten so angefangen. Mit einem menschlichen Schicksal und ihrer Lust, der Geschichte dahinter auf den Grund zu gehen.“ (Zitat Seite 83)
Inhalt
Erica Falck und Patrik Hedström sind zu einem festlichen Event eingeladen. Henning Bauer, einer der angesehensten Schriftsteller Schwedens und seine Frau Elisabeth, eine erfolgreiche Verlegerin, feiern ihren fünfzigsten Hochzeitstag im Kreise der Familie und Freunde. Nur Rolf Stenklo, der berühmte Fotograf, sagt ab, da er in der nahegelegenen Galerie seine Ausstellung vorbereitet, die in zwei Tagen stattfinden wird. Seine Frau Vivian jedoch geht auf die Feier und erwähnt gegenüber Erica einen bis heute ungeklärten Mordfall, der 1980 in Stockholm stattgefunden hat. Lola und ihre kleine Tochter hatten damals ebenfalls zu dem engen Freundeskreis um Henning und Rolf gehört. Erica weiß sofort, dass sie den Stoff für ihren nächsten Roman gefunden hat. Als Rolf Stenklo am nächsten Morgen tot in der Galerie aufgefunden wird, ahnt Kommissar Patrik Hedström zunächst nicht, dass Ericas Recherchen sie direkt in die Gegenwart und mitten in seinen aktuellen Fall führen werden, eine Mordserie und ein Durcheinander von möglichen Zusammenhängen, die Patrik und sein Team an ihre Grenzen bringen.
Thema und Genre
In diesem schwedischen Kriminalroman geht es um Schriftsteller, Künstlerkreise, Beziehungen, Konflikte und alte Familiengeheimnisse, die plötzlich aus der Vergangenheit in die Gegenwart führen.
Erzählform und Sprache
Die aktuelle Handlung findet in einem knappen Zeitrahmen statt, was für zusätzliche Spannung sorgt. Die zweite, abwechselnd erzählte Handlung spielt im Jahr 1980 in der Stockholmer Künstlerszene und auch hier geht es um einen kurzen Zeitraum. Camilla Läckberg nimmt sich Zeit, wichtige gesellschaftspolitische und zwischenmenschliche Themen in die Geschichte einzubinden und sie einerseits in die Ermittlungen einzufügen, oder als Ereignisse innerhalb des privaten Umfelds der einzelnen Ermittler. Alle Figuren sind sehr interessant und ihr Verhalten und Handlungen entsprechen ihrem Charakterbild. Die Sprache ist angenehm zu lesen.
Fazit
Dieser elfte und vorerst letzte Band der Falck-Hedström-Serie überzeugt durch eine packende, facettenreiche Handlung und vielseitige Figuren.
„Stift und Papier hatte sie immer griffbereit. Gedanken und Ideen, die ihr in den Sinn kamen, schrieb sie rasch auf, und sie führte ständig Listen der Dinge, die getan werden mussten, damit sie mit dem buch vorankam.“ (Zitat Seite 86)
Inhalt
Die kleine Stella Strand wurde nur vier Jahre alt. Die Freundinnen Helen und Marie, dreizehn Jahre alt, hatten auf sie aufgepasst und den Mord gestanden, dann jedoch das Geständnis widerrufen. Dies ist nun dreißig Jahre her und die Schriftstellerin Erica Falck ist mitten in ihren eigenen Recherchen zu diesem Fall, denn sie schreibt an einem Buch über Stella. Helen lebt weiterhin in Fjällbacka, Marie ist heute ein Hollywoodstar und kommt für einen Filmdreh zurück. Als die vierjährige Linnea „Nea“ verschwindet, ist der Ort sofort in Aufregung, der Fall Stella ist immer noch in den Erinnerungen der Menschen präsent und das Verschwinden der kleinen Nea wird sofort mit Maries Auftauchen in Verbindung gebracht. Oder finden sich die Täter im nahe gelegenen Flüchtlingsheim? Kann es sein, dass ein alter Fluch aus dem Jahr 1672 mächtig genug ist, um bis in die heutige Zeit zu reichen? Das Team um Patrik Hedström muss vielen Spuren folgen und alle sind eine Mischung aus Fakten, Gerüchten, Vertuschung und Unwahrheiten.
Thema und Genre
In diesem zehnten Band der Serie geht es um Gewalt an Frauen, zeitlos und in vielen Facetten. Familienkonflikte, prägende Erfahrungen und seelische Belastungen, sowie Vorurteile gegenüber Flüchtlingen sind weitere Kernthemen. Die Summe davon führt zu katastrophalen Folgen.
Erzählform und Sprache
Dieser Kriminalroman umfasst drei unterschiedliche Handlungen, die in sich chronologisch geschildert werden, wobei sich die Recherchen zum aktuellen Fall Linnea sich rasch mit dem alten Fall Stella verknüpfen, wobei auch Ericas eigene Recherchen eine wichtige Rolle spielen. Die dritte Geschichte hat sich in den Jahren 1671 und 1672 zugetragen und erzählt die Geschichte von Elin Jonsdotter aus Fjällbacka. Die sehr realistisch und detailliert geschilderten Ereignisse bilden diesmal einen starken Kontrast zum fröhlich-lebhaften Familienleben rund um Erica und Patrik.
Fazit
Ein weiterer Kriminalroman dieser Serie aus Fjällbacka, der diesmal einige sehr drastische Szenen schildert. Man versteht Camilla Läckbergs Anliegen, viele brisante, aber unterschiedliche Themen einzubringen, doch dies geht auf Kosten der Glaubhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit.
„Ein Buch ist wie eine Insel. Ich gehe auf ihr spazieren, stelle meine Tasche ab, treffe die Einwohner und höre ihnen beim Reden zu.“ (Zitat Pos. 1641)
Inhalt
Merlin Zannino ist seit drei Jahren Witwer. Mit seiner vierzehnjährigen Tochter Coline und dem Kater Newton lebt er seit drei Monaten in einer neuen Wohnung in Rouen. Kater Newton erkundet die neue Umgebung und es gefällt ihm in der benachbarten Wohnung der geschiedenen Fleur eindeutig besser, als in Merlins Wohnung. So bringen der Kater Newton und ein Roman der Schriftstellerin Prune Baud die beiden zusammen. Prune schildert in ihrem Buch die Île de Groix so lebhaft und beeindruckend, dass Merlin Fleur mit einer Reise auf diese bretonische Insel überrascht. Natürlich wird die Hochzeit der beiden auf der Île de Groix stattfinden und auch die Schriftstellerin ist eingeladen. Prune will absagen, denn sie hat die Insel vor achtzehn Jahren für immer verlassen, zu schmerzlich sind die Erinnerungen. Doch dann entscheidet sie sich, an der Hochzeit teilzunehmen. „Die Antwort ist unterwegs. Sie kann im Augenblick noch nicht ahnen, dass sie gerade ihr Leben verändert hat.“ (Zitat Pos. 376)
Thema und Genre
In diesem Roman geht es nicht um Patchwork-Familien, sondern sogar um Patchwork-Generationen in teilweise eigenwilligen Zusammenstellungen. Es geht um Beziehungen, Eltern und Kinder, Familienkonflikte, Verlust und Trauer, aber auch um Lebensfreude und Neubeginn. Wichtige Themen sind die Liebe und die romantische bretonische Insel.
Erzählform und Sprache
Lorraine Fouchet lässt abwechselnd Merlin und Fleur in der Ich-Form die Geschichte selbst erzählen, beide stellen sich zu Beginn der Handlung durch kurze Schilderungen ihres bisherigen Lebens und prägender Ereignisse vor. Im Gegensatz dazu steht Prune im personalen Mittelpunkt der dritten Geschichte, die in parallelen und zeitgleichen Abschnitten mit der Handlung verknüpft wird. Diese Erzählvarianten, in Verbindung mit bildintensiven Schilderungen der Île de Groix und ihrer beeindruckenden Natur, ergeben die Leichtigkeit der Handlung. Interessante Familienstrukturen der geladenen Gäste, nachvollziehbare Charaktere, teilweise sehr speziell und skurril und dennoch auf ihre Art liebenswert, sorgen mit ihren ernsten Konflikten, Problemen und Themen dafür, dass die Geschichte niemals oberflächlich wird.
Fazit
Dieser Roman garantiert unterhaltsames Lesevergnügen mit Charme und Tiefgang bis zur letzten Seite.
Für so wenig Monat waren es erstaunlich viele Lesestunden …
und ich habe jede einzelne Minute davon genossen.
Mein Lesemonat 2025
Printausgaben:
„Möglichkeit der Liebe“ von Birgit Rabisch, FISCHER Taschenbuch, 15. Juni 2015
„Die Kolonie“ von Audrey Magee, Nagel & Kimche, 28. Januar 2025
„Die vier Liebeszeiten“ von Birgit Rabisch, Verlag duotincta GbR, 28. September 2018
„Das narrative Gehirn: Was unsere Neuronen erzählen“ von Fritz Breithaupt, Suhrkamp Verlag, 19. Juni 2022
„Ginsterburg“ von Arno Frank, Klett-Cotta Verlag, 15. Februar 2025
„Meerjungfrau“ von Camilla Läckberg, List Taschenbuch, 5. Oktober 2012
Auf dem Kindle:
„Im Schnee“ von Tommie Goerz, Piper Verlag, 10. Januar 2025
„Wackelkontakt“ von Wolf Haas, Carl Hanser Verlag, 9. Januar 2025
„Von hier aus weiter“ von Susann Pásztor, Kiepenheuer & Witsch GmbH, 13. Februar 2025
„Der Leuchtturmwärter“ von Camilla Läckberg, Ullstein Taschenbuch, 11. November 2013
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Akzeptieren
Cookies
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.